Mittwoch, 8. Januar 2014

Rezension: Doctor Who. Der Tag des Doktors (DVD)

50 Jahre Doktor Who. Das Jubiläum


1963 erschien auf den Bildschirmen der britischen BBC die erste Folge einer Serie, die sich um einen schlechtgelauten, alten Mann mit einer blauen Policebox auf einem Schrottplatz drehte. Was so betrachtet erst einmal als absurder Handlungsrahmen klingt, stellt sich 50 Jahre später als immer noch funktionierender Kult heraus, welcher der vermutlich größte Exportschlager der britischen Beiträge zu unserer heutigen Popkultur ist. Was ich mir hier gerade ansehe ist das Special zu 50 Jahren Doctor Who, welches im November 2013 als „The Day of the Doctor“ sowohl im britischen Fernsehen ausgestrahlt wurde, als auch (wie hierzulande) als Kinofassung auf einigen ausgewählten Leinwänden erstrahlte.
Was also ist „Der Tag des Doktors“? Hierfür muss ich wohl noch einmal zum Start meines persönlichen Einstieges ins Doctor Who-Universum beginnen: Der zentrale Verbindungsfaden zwischen der alten Serie und dem Neustart 2005 war der s.g. Timewar. Die alte Serie endete mit dem achten Doktor in einem Fernsehfilm mit diesem Thema und der Rolle des Doktors während dieses Ereignisses. Die neue Serie mit Christopher Eccleston spielte in der Zeit nach diesem Ereignis und zwei besonderen Eigenheiten: Gallifrey und die komplette Rasse der Timelords war zusammen mit dem schlimmsten Widersacher des Doktors, den Daleks, aus der Zeit herausgerissen worden und somit faktisch ausgelöscht. Was man im Verlauf der darauf folgenden zwei ausstehenden Inkarnationen bis Heute noch herausgefunden haben, war der Doktor nicht nur der Überlebende dieses Krieges, der seinem Volk dabei zusah, wie es unterging, sondern auch der zentrale Mann war, der „den roten Knopf“ gedrückt hatte, welcher den Untergang überhaupt erst einleitete. Der Tag des Doktors beschäftigt sich jetzt mit der Frage nach dem „Wie?“, die bis heute nicht beantwortet wurde. Dafür wurde in der letzten regulären Folge der siebten Staffel „The Name of the Doctor“ eine neue Inkarnation des Doktors eingeführt, welche vom Schauspieler John Hurt dargestellt wird und nur als der „Wardoctor“ bezeichnet wurde. Zusätzlich gab es noch eine kurze Internetepisode „The night of the Doctor“, welche den exakten Hintergrund dieses Mannes, der laut dem elften Doktor das Recht auf den Namen des Doktors verwirkt habe, ein wenig aufgedeckt. (Diese Miniepisode, die sich aber auch leicht im Internet finden lässt, ist glücklicherweise im Bonus-Material enthalten. Also keine Panik schieben, wenn man sich fragt, wie John Hurt zwischen Paul McGann und Christopher Eccleston passt. Das wird alles hier aufgeklärt.)

„Der Tag des Doktors“ beginnt im Grunde mit drei unterschiedlichen Erzählsträngen, die zusammengeführt werden:
Der erste Erzählstrang ist ein erneutes Aufeinandertreffen zwischen dem elften Doktor (Matt Smith) mit seiner aktuellen Companion Clara Oswald (gespielt von Jenna-Louise Coleman), welche nach den Ergeignissen in „The Name of the Doctor“ einen neuen Job als Lehrerin ergriffen hat. Doch kaum sind die Beiden in der Tardis schleppt ein Hubschrauber von UNIT sie direkt nach London, wo sie auf Geheiß von Königin Elisabeth I im der Gegenwart ein besonderes Bild betrachten sollen.

Der nächste Erzählstrang beschäftigt sich mit dem Wardoktor, der am letzten Tag von Gallifrey eine verbotene Waffe Namens „The Moment“ aus der Waffenkammer der Timelords entwendet und diese aktiviert, um seine schlimmste Tat zu vollbringen. Dummerweise erscheint ihm daraufhin die Waffe, welche ein Bewußtsein hat als Rose Tyler während ihrer Phase als Bad Wolf (gespielt von Billie Piper) und stellt ihm die ziemlich wichtige Frage, wie viele Kinder zum Zeitpunkt der Auslöschung des Planeten auf Gallifrey leben. Und sie zeigt ihm auf, dass er jetzt eine einmalige Chance hätte, seinen Entschluss zu überdenken, indem sie ein Wurmloch öffnet, dass den Wardoctor mit dem elften Doktor verbindet.

Indem sich das Zeitloch ausgerechnet zu Zeiten von Königen Elisabeth I öffnet, die gerade einen Heiratsantrag der zehnten Doktors (David Tennant) angenommen hat, der eigentlich einen Zygon mit dieser Frage in die Falle locken wollte und danach feststellen muss, das er eigentlich das Pferd gejagt hatte.

Auf diese Weise kommt es durch eine seltsame Querverstrebung in dem Wurmloch, das unterschiedliche Zeiten miteinander verbindet zum Aufeinadertreffen der letzten beiden Doktoren und ihres großen Alptraumes aus der Vergangenheit, den sie nur als Fehler betrachtet hatten. Im ständigen Versuche mit der Frage beschäftigt, was man hätte anders machen können. Und vor allen Dingen: Wie?

Was den Zuschauer dieser DVD erwartet ist an Hauptfilm erst einmal eine typische „Newwhovian“-Storyline, mit all ihren kleinen Verrücktheiten, welche zumindest das erwartungsgemäße Feuerwerk aufrecht erhält, das man spätestens seid Smith und seinem manischen Doktor gewohnt ist. Die beiden zusätzlichen Charaktere von John Hurt und David Tennant sind durchaus überzeugend dargestellt, speziell dann wenn Smith und Tennand in ihrem jeweiligen Doktorenrolle Ähnlichkeiten zueinander finden und unterschiede zu Hurts Doktor. Hurt hingegen brilliert als Zyniker, der immer wieder mit seiner sarkastischen Sicht ein wenig den eventuellen Schmusekurs der beiden anderen Sprengt. (Was meiner Meinung nach gerade bei Tennands Doktor extrem notwendig war. Ich kann nicht genau den Finger drauf halten, aber von allen mir bekannten Doktoren war er der Schwächste von der Darstellung her. Dementsprechend war ich auch schon zu den Vorankündigungen ein wenig Skeptisch, als herauskam, dass der zehnte Doktor für das „50 Jahre Doctor Who“-Special zugesagt hatte.) Billie Piper hingegen bringt noch einmal einen interessanten Aspekt in ihre Rolle hinein. Das der Bad Wolf noch einmal mit allen seinen Optionen eine solche Bedeutung erringen würde war irgendwie unerwartet, auch wenn ich mir Persönlich mehr Interaktion mit dem anderen beiden Doktoren gewünscht hätte. (In ihrer Rolle als Geisterpräsens in Hurts Kopf war sie nur der weise Berater, den niemand anderes sah. Vergleichbar mit „River Song“ in der Folge „The Name of the Doctor“.)

Eine Sache, die aber zur Tradition gehört muss ich hier vermutlich erwähnen: Dies hier ist als „Aniversary“-Folge ein besonderes Ereignis, in dem andere Regeln gelten, als es normalerweise der Fall ist. Der Doktor agiert normalerweise von allen seinen anderen Inkarnationen getrennt. In diesen speziellen Ereignissen, welche die Jubiläumsfolgen darstellen, kommt es aber immer zu einem großen aufeinandertreffen sämtlicher Doktoren. Und so haben auch hier alle Doktoren zumindest einen Auftritt in Form von Archivaufnahmen in Kombination mit dem ersten Auftritt von Peter Capaldi, der hier nur als Gesicht mit Augenbereichnahaufnahme auftritt und in der noch ausstehenden – pardon: Zeitparadoxon. Wenn ich diese Rezension schreibe ist „The time of the doctor“ bereits ausgestrahlt worden – Folge des 2013er Weihnachtsspecials zum zwölften Doktor regenerieren wird.

Und man darf sich auch noch auf eine wirklich wunderbare Szene mit Tom Baker, dem vierten Doctor freuen, die mich beim ansehen fast ein wenig sentimental hat werden lassen, dass ich tatsächlich nur die neuen Doktoren ohne Ausnahme kenne.

Zum Bonusmaterial: Ich gebe ja zu, dass ich normalerweise wenig Wert auf dasBonusmaterial einer DVD gebe. Hier aber war ich dann doch nach ansehen des Hauptfilmes neugierig geworden und habe mich ein wenig durchgeklickt.
Es erwarten einen zwei Miniepisoden, zum einen die bereits Erwähnte „The night of the Doctor“, aber auch der letzte Tag von Gallifrey, welcher die Archivaufzeichnungen eines armen Timelord-Soldaten wiedergibt, welcher den Sturm der Daleks auf die Hauptstadt der Heimat der Timelords zeigt.
Darüber hinaus ist ein übliches „Behind the Scenes“ dargestellt. Ich mag diese Form von Pseudodokus ehrlich gesagt nicht, da sie letzten Endes nur ein weiteres „Dieser Film ist so toll“-Werbeständchen trällern, aber herzlich wenig echte Informationen über irgendwas liefern. Leider zu erwarten, aber das trifft auch hier mal wieder zu.
„Doctor Who explained“ ist zwar auch nur ein etwas längerer Werbefilm letzten Endes, aber einer, der ein wenig ehrlicher an die Sache herangehen kann, weil hier nicht eine bestimmte, konkrete Episode gepuscht werden muss. Stattdessen versucht dieser ebenfalls relativ kurze Film das Phänomen Doctor Who zu beleuchten und sagt ein wenig darüber aus, warum die Serie ein dermaßen einmaliges Konzept war, dass sich bis Heute quasi zum Dauerbrenner im britischen Fernsehen entwickelt hat und nur die Welt erobert. Insofern ist es für Neulinge, die eventuell noch gar nicht so viel mit Doctor Who anfangen können und nur das Special mit dieser DVD sich zugelegt haben einen Blick wert.
Und natürlich, aber unvermeidlich die Trailer des Ganzen. (Ihre Abwesenheit würde zwar niemanden stören, aber auf diesem Weg ist es dann doch schön, sie dabei zu haben.)

Insgesamt ist der Hauptfilm 75 Minuten lang und die DVD bietet noch einmal ca. 70 weitere Minuten an Bonusmaterial.

Fazit

Das Doctor Who ein zurecht ein Publikumsmagnet ist brauche ich wohl kaum nocheinmal großartig zu erwähnen, oder? Hier findest sich jedenfalls der ganze Wahnsinn wieder, der seit 2005 aus der Serie so einen Erfolg gemacht hat. Und das in einem deutlichen Feuerwerk an verrückten Ideen und Zeitparadoxien. So wie man es sich letzten Endes wünscht: Am Ende wird der Eingriff selbst in die Zeit zum großen Abenteuer, dass der Doktor einmal als gewaltige Wunde seines gesamten Wirkens bezeichnet hat. (Jaja, ich weiß: Ich zitiere damit wieder einmal Smith, aber letzten Endes ist der mein Lieblingsdoktor bislang.)
Und auch das Wiedersehen mit Billie Piper war für mich persönlich eine absolut Freude.
Insgesamt betrachtet kann man „Der Tag des Doktors“ einfach nur jedem ans Herz legen. Auch Unwhovians (sollte es da draußen tatsächlich welche geben – falls ja: Bildungslücke! ;) ) können hiermit sicherlich ohne großes Vorwissen auf ihre Kosten kommen. Fans hingegen werden die ganzen Anspielungen vermutlich mit Freunde aufsaugen. Ältere dabei ohnehin mehr verstehen als neue. Aber letzten Endes spielt das keine Rolle.
Das Ganze ist einfach nur ein stimmiges Abschluss, den man als besonderen Höhepunkt und besonderen Abschied für Matt Smith betrachten kann, der ja leider nur noch eine Folge hiernach in dieser Rolle spielen kann, um das Zepter an Capaldi weiter zu geben.

In diesem Sinne: Whohooo!

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