Sonntag, 10. November 2013

Rezension: Hack/Slash: Der erste Schnitt

Cover: Hack/Slash Der erste Schnitt
CrossCult
Ein paar Leute wissen ja, das neben dem Science Fiction das Genre des Horrors meine große Leidenschaft ist. Das ging sogar so weit, dass ich einmal in einem Philosophie-Didaktik-Seminar eine Sitzung vollständig aus dem Konzept gerissen habe, weil ich „Funny Games“ und einige mehr oder weniger feststehende „Identifiaktions-Theorien“ aus der Sicht der Slasher-Filme vollständig auseinandergenommen habe. (Ich weiß nicht, wie die Referenten ihre bis dahin „feststehenden“ Theorien umdenken mussten, aber immerhin für die entsprechenden zwei Stunden mussten sie sich in eine gänzlich „finsterere“ Welt hineindenken, als es bis dahin der Fall war.)

Nun, zum Inhalt dieser Rezension: „Hack/Slash: Der erste Schnitt“ ist die beim CrossCult-Verlag erschiene deutsche Übersetzung des ersten Sammelbandes der von Tim Seeley 2004 entworfenen und bei Devils Due Publishing erschienen Serie rund um Cassandra „Cassie“ Hack, welche zusammen mit ihrem leicht deformierten, ständig Masken tragenden Partner Vlad durch die USA reist und dort Monster niederstreckt, welche in der Serie als Slasher bezeichnet werden.

Die Serie selbst wurde vor ein paar Jahren noch humoristisch damit beworben, dass sie das sei, was Herauskäme, wenn John Carpenter Buffy erfunden hätte.
Cassie Hack ist nämlich das überlebende Opfer eines Übergriffs eines Slashers, ihrer eigenen Mutter, die als „Lunch Lady“ lange vor Beginn der Serie die Mitschüler ihrer Tochter umbrachten, welche ihre Tochter – Cassie – übel mitgespielt hatten.
In diesem Sinne ist Hack/Slash also eine satirische Reminiszenz an die Slasher-Filme der 80er Jahre. (Einige Leute würden hier vermutlich lieber den Begriff „Teenie-Slasher“ lesen, aber ich halte nicht so viel von dieser verängung des Opferprofils der entsprechenden Monster dieser Filme, weil dort wesentlich mehr im Laufe der Jahre passiert ist, als „nur“ Teenager.)

Hierbei muss man dann wohl ersteinmal den Begriff der „Slasher“ an sich nocheinmal genauer betrachten und die Unterschiede zu der Comicserie noch einmal aufzeigen.
Geht man Seeleys Präsentation nach, so sind Slasher nämlich einfahc nur untote Monster, welche mit einem klaren, auf Rache basierenden Motiv und bestimmten, gewallttragenden Methoden als jeweils einmalige Erscheinungsbilder auftreten.
Hier beginnt eigentlich das Problem für sich betrachtet: Seeleys Interpretation ist zu einfach. Geht man dem Filmgenre an sich nach, so sind Slasher in der Tat kaltblütige Mörder. Aber geht man die kompletten Ausläufer der Ikonographie der einzelnen Slashermovies aus, so handelt es sich eher um eine gewalltbereite Form von Außenseitern, welche getrieben von ihren jeweiligen Hintergründen dem Wahnsinn verfallen sich von jeglicher individueller Wiedererkennung getrennt haben und jetzt mit penetrierenden Werkzeugen Vergeltung suchen. Zumeist als letzte Verteidiger einer eher konservativen Wertevorstellung.
Der Punkt mit der Maske ist dabei natürlich von besonderer Bedeutung: Während der Killer natürlich jeweils als Individuum verstanden wird, stellt die Maske zeitgleich auch eine Möglichkeit dafür da, dass ein entsprechender Täter eine Rolle darstellt, aber selbst nicht unbedingt zugleich hinter der Maske ein Individuum sein muss. Dieser Umstand ist auf die „Freitag der 13“-Serie zurückzuführen, in der Jason seine Mutter ersetzte und zwischenzeitlich von anderen Opfern seiner Taten „vertreten“ werden sollte. (Carpenter hat diesen Punkt in den 90ern noch einmal aufgegriffen, indem er innerhalb der Scream-Reihe aus dem Täter eine Art Franchise machte, so das immer zwei Täter die von Edward Munch entliehne Maske trugen.) Ich erwähne Freitag der 13 auch deshalb, weil die Geschichte rund um Crystal Lake vermutlich auch eine der Inspirationsquellen sein dürfte, weswegen Seeley für seine Interpretation der Slasher auf die Erklärung von Untoten zurückgreift. (Jason gillt, wenn man seine komplette Geschichte innerhalb der einzelnen Filme rund um diese Figur ansieht, als Annähernd unsterblich, da mehrmals umgebracht und wiedergekehrt. Ein anderer „Untoter“ ist die von Brandnarben verrissene Visage von Freddy Krüger aus der „Nightmare on Elmstreet“-Reihe.)
Womit wir jetzt zum bereits angesprochenem Aspekt des „Teenie“-Begriffs kommen. Auf insgesamt 160 Seiten enthält dieser Band vier Einzelgeschichten, welche dem ursprünglichen Konzept von Hack/Slash entsprechen, lediglich aus Oneshots ohne einen breiteren, zusammenhängenden Metaplot zu erscheinen. Das Teenie-Hafte in diesen Geschichten liegt darin, dass Cassie sich verstärkt immer wieder mit dem Leben amerikanischer Teenager auseinaderstzen muss, was deren popkulturellen Einflüsse betrifft und den daraus resultierenden Folgen natürlich.
Eingeschläfert“ handelt über dem plötzlichen Auftauchen von einigen Untoten Haustieren, welche einer geheimnisvollen Gestallt folgen, welche scheinbar Sinnlos alles auf ihrem Weg niederstreckt.
Gestorbene Mädchen“ handelt von einem Massaker im Rahmen der Springbreaks. Immer wieder werden dabei gezielt weibliche Personen Niedergestreckt, die in übersexualisierten Situationen sich „gehen“ lassen. Cassie selbst stellt sich dabei ihrem eigenen Ich, dass sie aufgrund ihres Lebenswandels immer wieder verdrängt.
Das Comic-Messen-Massaker“ handelt schließlich über das plötzliche Ableben einer Crew junger, kreativer Comic-Zeichner, die eine alte Comicserie in neuem Gesicht aufleben lassen wollen.
Schlitzen durch den Schnee“ ist weniger ein Comic als mehr kurzer, lustiger „Cartoon“. Hierbei geht es um Cassies und Vlads umgang mit dem Weihnachtsmann, wenn dieser sich um die „bösen“ Kinder kümmert. Nicht sonderlich ausfühlich, aber dennoch lesenswert.
Das Format ist für CrossCult typisch ein DinA5 großer Hardcover, wobei der Vollfarbige Druck der ursprünglich im US-Comciformat erschienen Hefte erhalten geblieben ist.
Als Kritikpunkt könnte man den Zeichenstil betrachten, der sich irgendwo zwischen dem realistischen US-Stil und dem vom anime inspiriertem Zeichenstil in seiner Flächigkeit bewegt. Mir gefällt beides, jedoch könnten dabei einige Personen sich davon abgestoßen fühlen.

Fazit

Das Thema der Slasher-Movies ist immer eine kleine, problematische Geschichte für sich. Nicht jeder mag sie, aber fast jeder hat sie irgendwann einmal gesehen. In diesem Zusammenhang wünschten sich natürlich einige immer wieder einmal einen Moment in dem eben die Helden solcher Geschichten (die Slasher als mittlerweile popkulturelles Phänomen) selbst wieder zu den simplen Monstern werden, die man ohne bedenken niederstrecken könnte. Für solche Fans des Genres (und diejenigen, den Buffy noch zu unblutig und bunt war) sind die Hack/Slash-Comcis gemacht. Man erlebt hier ein blutig-düsterfröliche Anheufung von stumpfen Rachemomenten, die endlich einmal die Gegenrache im Ganzen durchleben müssen. Wer darüber hinaus nicht zu sehr von den Zeichnugen abgeschreckt ist und eine eher finstre, aber dennoch attraktive Antiheldin, die sich kaum noch von ihren Opfern unterscheidet bei der Arbeit erleben möchte ist hier genau Richtig. Cassies Abentuer sind in gewisser Weise jetzt schon ein Kult für sich, auch wenn die angekündigte Verfilmung noch auf sich warten lässt.

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