Montag, 29. Oktober 2018

Spiel 2018: Wenn man abwechselnd mal nicht nur den Kaufrausch erlebt.


Das die Spiel in Essen jedes Jahr für mich einer der großen Termine ist, auf die ich auf jeden Fall hinpilgere, dürfte ja jetzt über die letzten Jahre so mehr oder weniger eindeutig klar geworden sein.
Und wie ich auch schon mehrmals schon angedeutet habe war die Spiel bislang immer nur ein reiner „Kaufrausch“ für mich gewesen. Ein tragendes Element davon war dabei wohl meistens der Umstand gewesen, dass ich eh immer Samstags über die Messe geschlendert bin. Ein anderer Umstand wohl auch, dass die meisten Gesichter auf der Spiel in Essen für mich in die Kategorie „eher unbekannt“ gehörten. Aufgrund eines kurzfristigen Terminchaos, das sehr viel mit den entsprechenden Terminen des Movie Parks und familieninternen Umständen zu tun hatte, war ich dann am Ende gezwungen einmal von diesem gewohnten Trott abzuweichen und anstelle des Samstags den Donnerstag als meinen Tag erkoren zu halten.

Da jetzt bereits letztes Jahr Infernal Teddy hier in die Gegend wieder gezogen ist (und wir beide unsere jeweilige Urlaubswoche anscheinend so gelegt hatten, dass wir ungestört die Spiel anlaufen konnten), ergab es sich aber auch noch, dass wir uns zumindest für ein gemeinsames über die Messe bummeln verabredeten. Und auch wenn ich eigentlich 10 Uhr als Aufschlagzeitraum für Essen geplant hatte, gab es ein paar Verzögerungen an dem entsprechenden Morgen: Zum einen etwas privates, dass ich hier nicht all zu groß breit treten möchte. Der ander Grund war der Umstand das in Mülheim an der Ruhr derzeit eine Brücke abgerissen wird und ich deswegen in der nicht ganz so gut einschätzbaren Hölle des Schienenersatzverkehrs festhing. Jedenfalls war es dann so in etwas 10:30 Uhr, als ich endlich am Messegeländer angekommen war und dürfte nochmal bis circa 11:30 Uhr gedauert haben, bis ich dann endlich in den Messehallen drin war. (Infernal Teddy hatte an dem Tag eine andere Anreisemöglichkeit gehabt und war deswegen bereits deutlich früher vor Ort gewesen.) Und da ich ihn eh nicht sofort ans Handy bekam konnte ich zumindest zu meinen persönlichen Guilty Pleasure Einkäufen über gehen, die mir anscheinend außerdem einen gewissen Ruf in ein paar Bereichen des Internets eingebracht haben, wie ich später erfahren hatte. Fakt ist jedenfalls: Diese Spiel war nicht nur der reine Einkaufsbummel gewesen. (Was natürlich nicht heißt, dass ich nicht einiges an Geld auf den Kopf gehauen habe.)

Das ich Abends vorher erfahren hatte, dass aus dem Nerdvana-Forum sowohl Sir Padras als auch Dirty little Dice anwesend sein würden, hatte ich noch am gleichen Abend zumindest mit Padras Nummern ausgetauscht. (Der aber später als ich erst in Essen sein wollte. Und da ich aus einem der Facebookstreams zumindest wusste, dass Andreas Melhorn, den ich aus meiner Unknown Armies Zeit her kenne, am System Matters Stand sein wollte, war das auch noch einer der Anlaufpunkte gewesen.) Aber bis auf die Tatsache, dass ich Infernal Teddy zuerst tatsächlich vollständig übersehen habe, konnte ich tatsächlich eigentlich diesen Punkt zuerst gar nicht abhaken. (Amel wollte nämlich auch erst zwei Stunden später vor Ort sein.)

Das führte dazu, dass ich zuerst auf Teddy traf, danach am System Matters Stand dabei zusehen konnte, wie Daniel und Hilfskraft verzweifelt versuchten ein Regal aufzubauen, das anscheinend am Vortag hatte warten müssen, nachdem das fast schon sprichwörtliche Pech dieses Kleinstverlages mit der Post dafür gesorgt hatte, dass 150 Pakete „Im Schatten des Dämonenfürsten“ persönlich zur nächsten Post gebracht werden mussten und dort (so die entsprechende Anekdote) auch noch beinahe nicht angenommen worden wären. Zufälligerweise standen aber auch Tom und Janine von DorpTV in dem Augenblick am selben Stand. Und da Teddy sich persönlich bei den Beiden für die Jahrelange gute Arbeit einmal bedanken wollte, kam es zu einem kleinen Austausch über die Szene und die einzelnen Tage der Spiel. (Offenbar ist der Freitag der ruhigsten und besucherärmste Tag… seltsamerweise.) Und natürlich war auch die RPC, deren potentielle Zukunft und eine Pressemitteilung von Adre Kuschel, die die Tage auf Facebook veröffentlicht wurde, Thema. (Und diese Pressemitteilung ging wenigstens an Neue Abenteuer raus, so das Teddy sich das ganze auch in seinem Mail-Postfach durchlesen durfte und mit entsprechend amüsiertem Unterton eine eigene Interpretation des Ganzen zum besten gab.)

Was dann folgte war ein entsprechendes Irren durch die einzelnen Gänge und Hallen, mal auf der Suche nach Dingen, die eine Bekannte von Teddy suchte. Mal einfach nur um Leute zu finden oder einfach Dinge zu betrachten. (Ich muss hierbei hinzufügen: Ja, Teddy und ich wollen eigentlich in 40K wieder einsteigen. Was mich allerdings in meiner übertriebenen Angewohnheit Informaionen zu sammeln nicht davon abgehalten hat ein vermutlich gutes, mittelmäßiges Wissensniveau über den derzeitigen Stand der aktuellen Szene, was die produzierenden Macher angeht, anzuhäufen. Zumindest konnte ich auf diesem Weg sowohl den Stand von „Brother Vinnie“ einen polnischem Miniaturenkneter, der besonders für seine Figuren bekannt ist, die nackte, weibliche Formen repräsentieren, identifizieren, aber auch einiges mehr einfach so mit gesteigertem Interesse betrachten, das Infernal Teddy zu dem Zeitpunkt wohl noch halbwegs unbekannt gewesen sein dürfte. (Hierbei muss man hinzufügen, dass die RocketBeans-Show „Diced“, die ja aus dem Magabotato-Kosmos entsprungen ist, echt gut ist, um sich erstmal zu informieren.)

Aber diese Spiel war, wie gesagt, in erster Linie ungewöhnlicherweise stark Socialising fokussiert. Neben Padras, der seinen Sohn im Schlepptau hatte und Dirty little Dice, sowie Amel , die ja ohnehin alle auf meiner Liste standen, begegnete ich somit auch am Uhrwerkstand Friederike Bold, die ja zumindest über meine „schlechte Angewohnheit“ alle möglichen von mir konsumierten Medien auch zu Kommentieren in ihrer Funktion als eine der drei Stimmen des Fatecasts mit meinem Pseudonym „Orakel“ mittlerweile ein wenig vertrauter ist. (Im übrigen muss ich hierbei noch erwähnen, dass Teddy dabei auch noch auf eine sehr wichtige Paralele der Fate-Produkte der Uhrwerk Verlages hinweisen musste, die diese mit der Partei „Die Partei“ gemeinsam haben… ihr dürft raten, welche das ist.)
Und kaum dreht man sich um, um von dannen zu schleichen rennt man auch noch in Chosen und Plastiklöffel rein. (Ich glaube ich muss mich zwar immer noch anstrengen, um auf jedem Meter ein bekanntes Gesicht zu treffen, aber so langsam muss ich mir wohl doch ein paar Gedanken zum Thema „Vernetzung innerhalb der Szene“ und meine eigene Rolle dabei machen.) Da Teddy sich im Anschluß noch mit ein paar Freunden am Südeingang im dortigen Restaurant treffen wollte verbrachten wir noch etwa eine Dreiviertelstunde dort gemeinsam, wobei ich mehr zuhörte und die anderen Reden ließ. (Das war halt letzten Endes ein Austausch und schwelgen von alten Freunden in Erinnerungen und gegenseitigem auf den neuesten Stand bringen. Und ich war „nur“ das Anhängsel, dass maximal die lose Verbindung Livejournal aufzuweisen hatte.)

Danach brachen eigentlich auch schon fast alle mehr oder weniger auf. Und auch Teddy und Ich entschlossen uns, dass ich nur noch eben die letzten paar Einkäufe auf meiner eigenen Liste erledigen wollte. Das führte zu einer schnellen Stippvisite bei Q-Workshop vorbei, wo ich den alten DonKamillo mal wieder begegnet bin. (Und mir direkt die Würfelpacks an Vampire- und Changeling-Würfeln gesichert hatte, bei denen es unklar war, ob diese nach den Kickstartern nochmal in den regulären handel übergehen würden.) Ich verkniff mir einen direkten Ansturm auf Chessex (die ich dann auch dieses Jahr gänzlich ausließ, weil mein Geldbeutel am Ende ein eindeutiges „Nein!“ sagte) und es ging nochmal kurz ein paar Weitere Stände von Tabletop-Herstellern anlaufen.

Schade war nur, dass ich weder Thomas Michalski noch Steff Tannert am Ulisses-Stand antreffen konnte, die wohl beide aus unterschiedlichen Gründen ausgefallen waren, wie Michael Mingers uns berichten konnte.

Und somit entschlossen Teddy und ich am Ende meines Geldes dann, das es wohl oder übel an der Zeit währe ins Horn zu stoßen und aufzubrechen. Mit einem Haufen neuem Zeugs verabschiedete ich mich also am essener Hauptbahnhof von meinem Freund, lief nocheinmal Padras in die Arme, der unbedingt wissen wollte, was das für eine große Kiste sei, die ich in einer Tasche bei mir mitführte und konnte dann doch irgendwann nach ein wenig rumirren den richtigen SEV-Bus in Richtung Duisburg besteigen.

In diesem Sinne bleibt mir also nur noch das entsprechende Bild ala „Loooooooot!“ hier übrig zu präsentieren. (Zugegeben: Der Schatten des Dämonenfürsten ist geschummelt, allerdings kam das Päckchen am selben Tag an, wie ich auf der Spiel war, dementsprechend verbuche ich es einfach mal darunter.)



Montag, 22. Oktober 2018

1W6 Schuhe nach Musik [Karneval der Rollenspielblogs]



Ahm… huch. Da war ja noch was. Und zwar hatte ich jetzt fast schon wieder den Karneval der Rollenspielblogs vergessen. Und die gute Clawdeen hat da auch gleich das unglaublich faszinierende Thema…. Schuhe? Sag mal: Willst du mich verarschen?

Ich habe zwar irgendwo an den äußersten Rändern meiner Filterbubble, so gerade noch aus dem Hintergrundrauschen der belanglosen Details denen man keine Beachtung mehr schenken muss herausragend mitbekommen, dass da draußen so etwas ähnliches wie ein Sneaker-Trend mit einem Mal existiert: Aber das ist doch nun wirklich kein Grund den Quatsch jetzt für einen Karneval aufzugreifen. Okay, was wissen wir über Schuhe: Ihre Funktion ist es eine isolierende Schicht zwischen den eigenen Füßen und dem zumeist von Glasscherben gesäumten Untergrund zu schaffen, damit die eigenen Füße keinen Schaden bekommen. Aufgrund der Tatsache, dass eben die Oberfläche, über die Sohlen streifen eben diese abnutzen… abnutzen? Abnutzen…. Abnutzen….

Okay, ich bemerke gerade das meine Gedanken die Struktur eines Sprungs in der Platte haben. Aber warum nutzen wir das nicht einfach mal entsprechend aus. Also getreu dem Nancy Sinatra-Klassiker „These boots are made for Walkin‘“ stelle ich jetzt einfach mal die Playlist meines iPods auf Zufalls-Abspielung und versuche einfach mal herauszufinden, ob die Ergebnisse bei mir in irgendeiner Weise „Klick“ machen, was einen möglichen Schuh angeht.

1.) Die Stiefel des Kuriers der Königin

Ich bin Kurier der Königin Ich bin der Kurier!
Was immer sie benötigt Bring ich ihr, bring ich ihr!
Ich bin Kurier der Königin Und wenns das Letzte ist was ich tu'
Ich ebne ihr den Weg - Hier und jetzt und immerzu

Schandmaul: Der Kurier

Kuriere sind Menschen deren wichtigste Aufgabe es ist Nachrichten auf möglichst schnelle Weise zu überbringen und die Wünsche eben dieser Herren zu erfüllen. Zeit ist dabei ein unglaublich wichtiger Faktor in dieser Gleichung. Gleichermaßen Diskretion und Treue. Die Stiefel des Kuriers sind ein magisches Artefakt, das beides gleichermaßen erfolgt. Die roten Stiefel, welche mit goldenen Runen bestickt wurden, schmiegen sich wie eine zweite Haut an die Füße desjenigen, der sie anlegt. Sie verschmelzen geradezu mit der Haut des Trägers und können nicht wieder abgelegt werden, ehe der Träger verstirbt. Dafür ermöglichen sie aber zwei Dinge: Der Träger ist durch die Stiefel Eidgebunden an eine zweite Person, welcher er fortan als Kurier dient. Seine Geschwindigkeit, mit der er Nachrichten überbringen kann ist unglaublich, weil er mit einer Geschwindigkeit durch das Land eilen kann, die fast schon an fliegen gleicht. Der Faktor, der diesen Stiefeln ebenfalls zu teil wird ist die Treue an den Eidherren. Man sagt den Stiefeln nach, dass besagte Königin einst eine weise Magierin war, die ihre persönlichen Interessen außerhalb des Bewusstseins ihres Gatten verfolgen musste und dafür auf die Treue und Verschwiegenheit einer anderen Person angewiesen war: Eben ihres Kuriers. Da sie hier einer fremden Person ihren finstersten Geheimnisse anvertraute musst sie zeitgleich sicher gehen, dass diese Macht niemals Missbraucht würde. Die Stiefel setzen also auf dem moralischen Bewusstsein des Kurieres wie ein magischer Parasit auf, der seine Eigenschaft der Geschwindigkeit in dem Moment als Sicherung ausnutzt, wo der Kurier sich dazu entschließt, seine Herrin zu hintergehen.
Es heißt, dass so mache treue Seele in Bewusstsein einen Verrat zu begehen, um eigentlich die eigene Eidherrin auf einem anderen Weg zu bewahren ein blutiges Ende an so mancher Hauswand fand, weil die Stiefel ihren Zauber dadurch nutzten, den stehten Schritt des Trägers in Höchstgeschwindigkeit gegen eben diese Wand zu lenken.

2.) Die Stiefel des Opfers

Seit Du als Wind in jedes off'ne Fenster wehst
Seit du als Baum in jedem Wald der Erde stehst
Seit du als Fluss in jedes stille Wasser fließt
Und Dich als Regen über jedem Land ergießt
Seit Du Dich als das Lächeln hinter meinem Spiegel zeigst
Mit mir in Träumen weit hinauf über die Wolken steigst
Seit mir das Leben diesen einen Anblick bot:
Seitdem verlor ich alles: Auch die Angst vor meinem Tod

Samsas Traum: Heiliges Herz

Die Stiefel des Opfers sind eigentlich keine wirklichen Schuhe in der Hinsicht: Es handelt sich hierbei um ein heiligen Zeremoniengegenstand, der aus ein paar Lumpen besteht, die um die Füße einer Person gewickelt werden, die einen heiligen Eid geleistet hat. Meistens handelt es sich bei der jeweiligen Person um einen Ordensmenschen, der Sühne für ein Vergehen sucht und im Gegenzug sein Leben anbietet. Die entsprechende Person wird dabei im Rahmen einer speziellen Messe mit dem Schicksal einer anderen Person verwoben, so das die Lumpen, welche fortan sein einziges Schuhwerk sind und das er geschworen hat nie wieder abzulegen eine Art permanente Dimensionspforte sind. Das Opfer und der durch das Opfer beschenkte sind auf diese Weise durch göttlichen Segen – so sagt man – auf immer miteinander verbunden und nehmen einander jeweils an der äußersten Peripherie ihrer jeweiligen Wahrnehmung wahr. Wie eine verhuschte Bewegung in den Augenwinkeln, die, wenn man genau hinsieht, eigentlich gar nicht da ist.
Das Besondere an den Stiefeln des Opfers kommt aber erst in dem Moment zum Einsatz, wo dem Beschenkten ein ansonsten tödliches Ereignis einholt: Beide Personen wechseln instantan den Ort und das Opfer ereilt das tödliche Schicksal seines Gegenparts. Es heißt das viele Könige auf dem Schlachtfeld auf diese Weise einem Meuchelmörder entgangen sein sollen.

3.) Die Schuhe des Doktors

I saw his blue spaceship materialize. He looked out and said to me "Run for your life!"
I don't know why I never thought to ask him for his name. But I really don't think he'd have told me the truth anyway. But that's ok.
It's completely terrifying, but it's so, so exciting. He said I was brilliant and I could change the world. So many places I've been; there's so much more to see. We've got galaxies and planets and moons.
And an awful lot of running to do.

Chameleon Circuit: An awful lot of running

Die Schuhe des Doktors sind oberflächlich betrachtet nichts weiter als ein paar stinknormale Chucks, die leicht angekokelt zu sein scheinen. Dummerweise bringen sie jeden Chromatonscanner dazu durchzuschmelzen, was beweißt, dass diese Schuhe in der Energie des Time-Vortex gebadet haben müssen. Eigentlich bewirken sie nichts besonderes. Nur jeder Träger berichtet, dass er sich Deja-vu-Artig von einer Situation in die nächste bewegen würde, in der er sich gezwungen sähe um sein Leben zu rennen.

4.) Die Schuhe nach Hause?

Jojo was a man who thought he was a loner, but he knew it wouldn't last.
Jojo left his home in Tucson, Arizona, for some California grass.
Get back, get back, get back to where you once belonged.
Get back, get back, get back to where you once belonged.
Get back Jojo, go home

The Beatles: Get Back

Die Tatsache, dass die Schuhe nach Hause immer wieder mit einem fragenden Unterton versehen werden, liegt daran, dass keiner so wirklich den Sinn hinter diesem besonderen Paar versteht. Es handelt sich um ein paar alte, leicht abgetragene, aber immer noch gemütliche Mokassins. Sobald man die Hacken dreimal zusammenschlägt steht man mit einem mal mitten in Münster auf der Steinfurterstraße und muss zusehen, dass man vom herannahenden Verkehr nicht überfahren wird. (Sofern man nicht direkt vor einem herannahenden Auto auftaucht. Dann ist der nächste Wagen, den man mit Glück noch von innen sieht, ein Krankenwagen.)

5.) Die Stilettos in die Hölle

Ich reib den Staub aus meinen Augen, blicke auf:
Für dieses Ziel nahm ich den allerlängsten Weg in Kauf
Um mich herum verbrennt die Welt
Das Stück Papier halte ich noch fest umklammert
Allein deshalb bin ich hier

Ich weiß noch immer nicht was tief in mir geschah
Als ich wegen Dir mein ganzes Leben vor mir ausgebreitet sah
Die Zukunft lag bereits in den Momenten vor mir brach
Bevor ich zum ersten Male zu Dir sprach: Was hast Du mir angetan?

Gehe hinein in das Schneckenhaus in diesen Mauern haust der Tod
Er wartet schon so lang auf Dich, auf Dein Kommen
Die Spirale, die sich abwärts dreht hat Dich ergriffen und ihr Sog zieht Dich hinunter in den Wahnsinn

Samsas Traum: a.ura und das Schnecken.Haus

Ein paar ungemütlich aussehende Stilettos, die offenbar schon mal bessere Tage erlebt haben und danach einfach achtlos an den Wegesrand geworfen wurde. Wer sie anzieht und die Strecke weiter stolpert bemerkt, dass sich die Welt für die eigene Wahrnehmung immer mehr zu verändern scheint. Zuerst verlieren die Konturen ihre Schärfe, danach scheint man in eine Rauchwand hineinzustolpern und wenn sich die Welt wieder aufklart steht man mit einem mal in einer Landschaft, die anscheinend gerade von einer Feuerbrunst heimgesucht wird. Direkt vor einem Gebäude, dessen absurdes Bauweise einen tatsächlich an die spiralenartige Form eines Schneckenhauses erinnert. Und während man langsam realisiert, dass man sich hier an einem Ort befindet, der zumindest den eigenen Klischee-Vorstellungen des Begriffes „Hölle“ relativ Nahe kommt, drängt sich eine Frage auf: Wie zum Geier kommt man wieder zurück?

6.) Schlappen

This place never cares to see who goes or who remains
I wait and watch the boats set sail, I linger and listen to the far off trains
This land of mine drifts off alone, far out to sea
With no direction, no intention, nothing left to offer me
And I can't stay!

It stand alone - back on the world and through it all it still seems to curl
Itself around the people, binding tighter than a rope gives nothing away for something, each day without hope
It's no home for the luxury of love!

Anne Clark: Now

Die Schlappen sind eigentlich zwei felzene Hausschuhe. Nur einmal angezogen hat man irgendwie das Bedürfnis raus auf die Straße zu gehen. Und dann an das Ende der Straße. Und immer weiter.
Und kaum das man sich unter Menschen bewegt weiß man auch nicht mehr so wirklich was eigentlich los ist. Denn irgendwie beachtet einen keiner, obwohl man so dämlcih war in Hausschuhe durch die Stadt zu laufen. Und warum knallt einem der Idiot da direkt forne die Eingangstür zum Kaufhaus vor der Nase zu? Der hat doch gesehen, dass man ebenfall ncoh rein wollte. Und spätestens in dem Moment, wo man ein Pärchen dabei beobachtet, wie sie es miteinander unverschämterweise im öffentlichen Raum treiben bemerkt man, dass man eigentlich gar nicht da ist. Zumindest für keine andere Person. Ein Massenmensch, der im wahrsten Sinne des Wortes für alle anderen unsichtbar geworden ist.

Montag, 15. Oktober 2018

Rezension: Hiroki Endo: Eden (Band 04)

Cover: Hiroki Endo
Eden Band 04
Verlag: EMA:adult
Der vierte Band von Eden bleibt weiterhin auf dem Schlachtfeld der erzählten Gegenwart. Nur das diesmal ein Rückblick auf Kenji im Fokus steht. Wir erfahren, dass dieser in einer Art paramilitärischen Gang Namens „Artisan“ (wobei das eher ein Meta-Begriff ist, als ein wirklicher „Gangname“) aufgewachsen ist und gegen den Willen seines großen Bruders zum Krieger deren Sache wurde. Die Geschichte, die heir erzählt wird ist weiterhin im Zusammenhang dieser fragwürdigen, grauen Moral gehalten, die sämtliche Mitglieder der Gruppe Rund um den Oberst irgendwie verbidnet. Und wir erfahren, dass Kenji scheinbar inmitten des ersten Schlachtfeldes zwischen den im letzten Band eingeführten Aionen und Nomad das erste Blut vergossen hat.

Insofern wird hier nach und nach aufgezeigt, dass anscheinend jede Person in dieser Welt zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eher unter den Bedingungen einer bröckelden Fassade der Zivilisation erwachsen werden musste um kurz darauf sich in eine Richtung zu überleben, die nicht zwingend das ist, was man als positiv für die psychische Gesundheit betrachten kann. (Um es mit Nietzsche auszudrücken: Kenji hat die Grenze überschritten, die den Menschen, der gegen Monster kämpft, vom Monster unterscheidet.)

Dadurch das der Band aber auch mit einigen Helikoptern endet, die Nomad-Truppen in diesen Strang der Erzählung bringen (und einen Bekannten von Eliahs Vater) muss man wohl davon ausgehen, dass wir im nächsten Band dann den Eitnrit in die Zivilisation und danach einige weitere absurde Momente erleben werden, die diese Serie so stark macht.

Wenn wir allerdings am Ende alles hochhalten, so sieht man auch hier, dass der spezielle Twist in diesem Setting, das Closure-Virus einiges definiert, auch wenn die Krnakheit an sich wohl deutlich geringere Ausmaße im ganzen hatte, als wirklich apocalyptische Ausmaße vorzuweisen. (Insgesamt kommt hier das Gegenstück zur Rollstuhlszene dann auch zum Tragen, die wesentlich stärker im Gedächtnis bei mir geblieben ist, als es der Anfang eigentlich getan hatte.

Fazit


Alles in allem ist das hier ein weiteres „Originstory“-Band. Wir erfahren etwas mehr über eine der ganzen Figuren, die wir bis hierhin kennen gelernt haben. Nur das dieses Kennenlernen am Ende nur Dinge erklärt, aber kein Verständnis für die jeweiligen Handlungsweisen der jeweiligen Personen mit sich bringt. Die Tatsache, dass diese Welt einfach nur Kaputt ist und deswegen anscheinend nur kaputte Personen hervorbringt, zeigt das diese Serie wirklich mit dem Thema der Menschlichkeit herumexperimentiert. Das mögen jeweils alles nur Gedankenkonstrukte sein, aber das bedeutet auch, dass hier durchaus einiges an Erfahrungen mit Menschen mitspielt. (Zumindest wenn man die entsprechenden Personen für Glaubwürdig in ihrem jeweiligen Rahmen hält. Auch wenn bei einigen Personen ungewöhnliche Fähigkeiten zum tragen kommen, die sie irgendwie schon wieder fast unglaubwürdig machen. Andererseits: Irgendwoher müssen die Wuxia-Vorbilder in ihrer Bildästhetik dann auch wieder kommen.)

Dienstag, 9. Oktober 2018

Maltagebuch: Wenn man wieder in etwas einsteigt.


Der Teddy hat ja die Bombe drüben bei den neuen Abenteuern bereits platzen lassen. Nachdem ich so um ca. das Jahr 2000 rum dem Tabletop-Hobby den Rücken gekehrt hatte, weil ich weder Zeit noch Spieler zu dem damaligen Zeitpunkt noch so wirklich fand, haben ein paar Tropfen den Stein doch so langsam ausgehöhlt und ich sitze derzeit hier und habe mal wieder aus irgendeiner Perspektive zu viel Geld ausgegeben. Schuld sind dabei vor allen Dingen die Orkenspalter, die ihren Kumpel Steff vor die Kamera gezehrt haben und mir mit der Steff Stoff Show irgendwie wieder die Lust aufs Malen bereitet haben. (Insgesamt steckte bei mir wohl noch eine menge Sehnsucht drin. Irgendwann in der zweiten Hälfte der frühen 2000er hatte ich nämlich auch schon mal aus einer blöden Idee heraus einige Minis von Reaper Miniatures nochmal gekauft. (Man könnte ja einfach nur so, für die Vitrine ein wenig malen. Ähm ja. Daraus geworden ist nichts.) Jedenfalls gehören die Streams die Steff, seid er sich mit seinem Regieeichhörnchen selbstständig auf einen eigenen Kanal austobt, mittlerweile auch schon seid einer ganzen Weile zu meinem gelegentlichen Abendprogramm. (Und wer den Chat der Streams verfolgt weiß, dass mein Ausweichpseudonym „OrakelofDeath“ nicht gerade leise in der Beteiligung ist.) Das gleiche gillt zwar auch für die Meditativen Malstreams von Mhaire, die jetzt die Steff Stoff Show irgendwie ersetzen müssen, da diese ja ausgewandert ist, aber irgendwie hänge ich doch mehr beim Original rum. Man muss dabei allerdings eine Sache gleich hinzufügen: Meine bisherige Karriere mit Minis-Schubsen war immer schon GW-Geprägt, von daher kenne ich auch gar keine anderen Tabletop-Spiele bislang. (Gut: Hier steht irgendwo ein Hordes-Grundregelwerk im Regal rum, aber das hatte ich damals auf einer Tombola gewonnen und fand keinen, der es haben wollte. Egal ob jetzt geschenkt oder getauscht.) Von daher dürfte es eigentlich nicht verwunderlich sein, dass ich bei entsprechenden Überlegungen eigentlich immer nur mit der Frage im Kopf rumspielte: Welche 40K-Armee sollte es denn sein? Und hierbei muss ich dann jetzt gestehen, dass meine abstruse Gehirnchemie meinen Mädels-Tick, den ich auch schon im Rollenspiel austobe, hier ebenfalls zu einem Ziel gebracht hat: Ich möchte eigentlich eine Armee des Adeptus Sororitas erstellen. (Und ihr dürft mir jetzt ruhig sexistische Grundtendenzen vorwerfen, weil ich auf Boob-Armor abfahre. Scheinbar feiert sich die komplette Szene ja im Moment selbst dafür, weil sie jede Form der Darstellung weiblicher Formen gleich unreflektiert mit dem Schlagwort „Sexismus“ brandmarken will.)

Anyway: Am Ende war es eine Äußerung von Infernal Teddy auf Twitter gewesen, die zu einem Austausch zwischen uns Beiden geführt hatte. Und der zu dem Ergebnis, dass ich jetzt gerade die Death Guard-Minis zu hassen anfange. Es gibt nämlich akut in diesem Zusammenhang zwei Gründe, warum ich nicht direkt mit den Töchtern des Imperators einsteige: Fürs nächste Jahr sind neue Bausätze auf Plastikbasis angekündigt. Sprich: Offizielle Miniaturen bestehen aktuell nur aus Restbeständen, die in den 90ern für die damals auslaufende, zweite Edition gestaltet worden sind.
Und für den zweiten Grund habe ich hier zwei Bilder vorbereitet:


Was ihr hier seht ist zum einen meine allererste Miniatur überhaupt, ein Captain der Spacemarines mit E-Faust,Den ich etwa um 1993/1994 bemalt haben muss. Und direkt daneben steht eine Miniatur, die ich aus den 3D-Druckern der Firma Hero Forge habe für mich anfertigen lassen. (Was ihr seht ist der jetzt bemalte Marker für Drusilla, meinen Charakter aus der D&D-Kampagne.) Der Grund warum ich diesen historischen Bezug aus meiner allerersten Mini überhaupt zu der ersten Mini nach ca. 18 Jahren herstelle sollte klar sein: Ich will hier eine Antwort auf die Frage gleich mit abliefern wie viel ich mich eventuell seitdem weiter entwickelt habe und wo ich jetzt Verbesserungsbedarf sehe. (Die Antworten darauf lauten: Nicht sonderlich und eigentlich überall.) Denn auch wenn die Steff Stoff Show bei mir erstmal eine Sehnsucht wieder geweckt hat: Den Handwerklichen Teil hatte ich damals nur in seiner Funktion erahnen können. (Und Steff ist Technisch leider noch nicht weit genug ausgebaut, als dass man seine Streams als wirklich nützliche Tutorial-Ansätze bezeichnen könnte.) Aber Youtube währe nicht Youtube, wenn da nicht noch ein paar andere Anlaufstellen wie Beispielsweise die Rocket Beans Sendung „Diced“ existieren würden. Und Denis bringt zumindest einiges an nützlichen Tutorials auf den Bildschirm. Mein derzeitiges Ziel ist also weitestgehend klar: Abseits davon, dass ich derzeit einiges an Geld in Farben und Werkzeugen verpulvere hat die Death Guard den simplen Grund, dass ich mir mit Hilfe von Chaos Marines über Kurz oder Lang möglichst Systematisch die Maltechniken aneignen will. (Und selbst die Chaosmarines sind da immer noch die dankbareren Opfer für, da sie auch mal wirklich beschissen aussehen können dürfen.) Dementsprechend war einer meiner ersten Schritte natürlich eine Sondierung meiner alten Farben, mit ein paar Erkenntnissen: Citadel hatte anscheinend in den frühen 90ern noch die besten Farbtöpfchen. Während nämlich meine allerersten Farben mit den Oktaeder Plop-Verschlüssen immer noch brauchbar aussehen, kann ich die gesamte Ansammlung an Farben mit Schraubverschlüssen schlicht und ergreifend wegwerfen, weil sie ausgetrocknet sind. Ergo hieß es für mich in diesem Sinne auch erstmal aufstocken. Sowohl „normale“ Farben, als auch gewissen Farben für das Projekt Death Guard. Und da hat sich aus der Erfahrung und ein wenig Youtube-Recherche für mich folgendes Bild ergeben: Meine Hauptmarke wird wohl in Zukunft die Firma Valjecho sein. Ein paar Töne habe ich allerdings auch von Army-Painter erworben, weil ich gerade die entsprechenden Farben von Valjecho nicht bekam. (Kein Problem, ist ja Alles irgendwie vergleichbar.)
Falls aber trotz alledem irgendjemand ein gutes Tutorial zum malen von Haut (speziell im Gesicht) weiß: Bitte her damit!

In diesem Sinne haben meine Freunde auf Facebook natürlich bereits ein paar erste Bilder davon beobachten dürfen, wie die gesamte Geschichte anfing, was Zusammenbau und Grundierung betrifft. (Und meinen langsam wachsenden Hass auf die Feinteiligkeit der Minis, bei denen ständig Dinge abzubrechen drohten/drohen oder sogar bereits abgebrochen sind.)

Und ich habe einen Zufallsfund gemacht, den ich außerhalb jeglicher Planung sofort für mich haben musste.

Unabhängig davon: Natürlich bleiben die Sororitas mein Ziel. Allerdings heißt das ja nicht, dass ich nicht schon mal einen Blick auf die Möglichkeiten dieser Armee werfen kann. (Okay, zugegeben. Das ist jetzt alles ein wenig gefuscht, weil Raging Heroes eigentlich ein alternativer Hersteller ist. Aber auf diese Weise kann ich mir dann schon mal ein paar Gedanken über mögliche Farbschemata machen. Wenn auch nur im Kleinen. Und auch Wargames Exclusive bieten eine kleine Auswahl an, die ich mir noch ansehen muss. Zumal beide Hersteller auch mögliche Minis anbieten, die nach Adeptus Mechanicus und Co. aussehen. Somit habe ich im Hinterkopf immer noch die Frage, ob es nicht Möglich wäre eine kleine „All Female“-Armee auszuheben, die einfach auf einen Trupp der Inquisition als Alliierte zurückgreift.) Allerdings ist das halt noch die eigentliche Zukunftsmusik.
Ach ja. Der kümmerliche Ist-Zustand des derzeitigen Bemalstatus sollte hier wohl auch erstmal noch gezeigt werden:

Und was soll das Ganze hier jetzt eigentlich insgesamt? Da ich hier ja eigentlich einen Rollenspielblog vom Grundgedanken her betreibe ist dieser Ansatz mit dem Tabletop-Minis als zusätzliche Rubrik nur eine Ergänzung, um mich gelegentlich über ein anderes Hobby auf die eine oder andere Weise auszukotzen. Da wir allerdings im Hobby auch immer wieder mal mit Miniaturen als Markern für irgendwelche Kämpfe hantieren (auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass mich dieser Aspekt mancher Systeme eher langweilt) kann es durchaus interessant sein, denke ich, wenn ich hier gelegentlich über das bemalen ein wenig fachsimple. (Außerdem habe ich vor kurzem auch noch eine Box mit unbemalten Minis aus den 90ern und die paar Neukäufe aus der anderen Versuchsphase wieder gefunden. Von daher ergibt sich hier durchaus ein Bild, auf dem man in mehreren Richtungen auch für das Rollenspielhobby dabei aufbauen kann, indem mal entweder über Farbwahl philosophiert, oder einfach mal in der Miniszene ein paar Einblicke gibt.) Fakt ist nur: Das Maltagebuck soll nicht zu den Montagsartikeln kommen. Die bleiben mit ihren Schwerpunkten so wie sie sind unangetastet, sondern wir haben hier jetzt eine unregelmäßig an einem anderen Tag erscheinende Reihe, die ein eigenes Thema abbekommt. Und eventuell kombiniert sich der ganze Klumpatsch auch gegenseitig mit den Artikeln von Teddy. Schaun wer mal.


Montag, 8. Oktober 2018

Rezension: Hiroki Endo: Eden (Band 03)

Cover: Hiroki Endo
Eden Band 03
Verlag: EMA:adult
Um es kurz zu sagen: Dieser Band war der Grund, warum eine Freundin von mir zu Studienzeiten die Serie Eden abgebrochen hat, weil es spätestens hier wirklich unappetitlich wird. Technisch geht es in der Geschichte dieses Bandes um zwei Funktionen: Zum einen wird eine Schlacht gegen einen unglaublich überlegenen Gegener vorbereitet, zum anderen werden mit Wycliff und Katia zwei Charaktere im Sinne ihrer menschlichen Hintergründe ein wenig näher beleuchtet.
Wobei das noch nicht mal der zentrale Punkt bei der Sache ist: Im großen und ganzen wird Propatria hier endgültig als Gruppierung präsentiert, die mit Kanonen auf spatzen schießt. (Und die so ziemlich jeden nur erdenklichen Vorteil – sei er aus ethischer Perspektive heraus noch so verwerflich – tatsächlich nutzt, um im militarischen Konflikt einen Vorteil zu erlangen. Das heißt nicht nur, dass man tatsächlich Propatria-Soldaten als Schlächter vorstellt, die einfach auf alles schießen, was sich bewegt und letzten Endes als Leitmotiv simple Rachefantasien dabei befriedigen, die übergeordnete Organisation ist auch noch abgestumpft genug, um die vorhandene, cybernetische Technologie bis zum äußersten zu treiben und biologische Waffen auf Basis menschlicher Körper zu erschaffen.
Dieser Hauptstrang diehnt aber – wie bereits erwähnt – dazu, Wycliff und Katia noch einmal mit ausgewählten Szenen aus ihrer Vergangenheit zu präsentieren, um aufzuzeigen, dass beide Momenten erlebt haben, die sie im hier und jetzt der Geschichte nachhaltig geprägt haben, und die letzten Endes Faktoren des Bedauerns sind. (In gewisser Weise geht es dabei um Sühne.)
Klar ist, was man hier entsprechend hinweisen muss: Es wird bei diesen Rückblicken eine Art vorshadowing betrieben, um „den großen Knall“ am Ende anzudeuten, der damit aufzeigt, dass hier zwei Figuren eine bestimmte Wirkung aufeinander haben werden.
Und, um es kurz vorwegzunehmen: Die lakonische Feststellung am Ende ist wohl dann nur noch, dass manchmal nur der Gnadenschuss übrig bleibt, um einer Person noch zu helfen.

Ich glaube ich habe in den vorangegangenen beiden Rezensionen zu dieser Serie bereits häufiger erwähnt, dass diese Serie sehr stark über den Aspekt der Gewallt getragen wird. Dabei geht es weniger um die Verherrlichung dieses Zustandes, sondern leider um die gelegentlichen unausweichlichen Momente, in denen diese das tragende Element ist. Dieser Band hier unterstützt nur noch einmal alles bis in die letzte Konsequenz und zeigt auf, dass die entsprechenden Akteure innerhalb der Geschichte keinen einzelnen Grund haben, durch den sie sich drücken können. Sei es Alter, Hautfarbe oder Geschlecht: Am Ende bleibt eigentlich nur die Auswahl ob man Opfer oder Täter ist. (Und in allerletzter Konsequenz: Ob man überlebt.)

Das ist Stellenweise sehr anstrengend zu lesen. (Und wie ich auch schon am Anfang angedeutet habe sagt das auch nicht jedem zu.) Trotz alledem bleibt diese Serie in ihrer Erzählung überaus Lesenswert.

Fazit


Sollte man mit einer sehr explizieten Darstellung von schwerwiegender Verstümmelung durch Landminen nicht zurecht kommen sollte man die Finger von diesem Band lassen. Ansonsten führt auch der dritte Band mit letzter Konsequenz weiterhin in die Serie ein, ohne dabei in irgendeiner Weise auch nur am Rande darauf hinzuweisen, ob und wie eine eventuelle Zivilisation aussehen mag. Fokussiert sind wir bis hierhin weiterhin auf „Randgebiete“, Orte also, an denen die schlimmsten Handlungen überhaupt geschehen. (Oder zumindest das, was man sich entsprechend einredet, dass es besonders Schlimm sei.) Das kann auf lange Sicht betrachtet zu zwei Dingen führen: 1.) Entweder haben wir hier ein Kriegsdrama, dass ausschließlich auf die Momente fokussiert ist, an denen jegliche Moral schläft, oder 2.) es geht hier darauf vorbereitet, dass man sich auf eine zivilisierte Fassade vorbereitet, die aber im Kern nicht fiel besser ist, als das, was auf einem „richtigen“ Schlachfeld passiert. Was von beidem dann aber genau hier zutrifft, bleibt abzuwarten.

Montag, 1. Oktober 2018

Rezension: Hiroki Endo: Eden (Band 02)

Cover: Eden - Band 02
Verlag: Feest Manga
Nachdem wir im letzten Band so ziemlich den größten Teil der derzeitigen Gruppenformation eingeführt vorgestellt bekommen haben, wobei Eliah und Cherubim vermutlich sowas ähnliches wie einen „Fokus“ der Geschichte bilden, wird jetzt ein wenig mehr auf Eliahs Hintergrund eingegangen. (Das in Kombination mit ein bisschen mehr südamerikanischem Setting.)

Den Auftakt dieses Bandes stellt ein Angriff der militärischen Gruppe, die Eliah als Begleitung sich aufgezwungen hat, auf ein Lager der „Guerrilla“ da. Man erfährt hierbei wenig darüber, was diese Guerilla eigentlich sind. Es sieht so aus, als handele es sich um eine Mischung aus Paramilitärs und Drogenschmugglern. Während der Vorbereitungen, bei denen Sophia, die cybernetisch veränderte Hackerin der Gruppe in Cherubin herumpfuscht, werden den Guerilla einige Frauen/Mädchen herbeigeführt, die dazu genötigt werden, den Guerilla zur Verfügung zu stehen.
Bei dem anschließenden Überfall, der dieses kleine Detail ausnutzt, werden zwei der Frauen verschont: Helena, die anscheinend ihr Leben lang schon als Prostituierte tätigt ist und Katia, eine Nachfahrin der Inka, die einfach so aus ihrem Dorf verschleppt wurde, um „soziale Dienste“ an einer nicht näher beschriebenen Front zu tätigen.
Aus dieser Situation in ihrer Gesamtheit erfährt man allerdings noch eine ganze Menge mehr an Setting-Informationen: ProPatria waren anscheinend in den letzten Jahren nicht ganz untätig, seid sie in der Vorgeschichte von Eden das erste Mal erwähnt wurden: ProPatria scheint zu so etwas wie einer rassistischen Tyrannei sich aufgeschwungen zu haben, die ethnische Säuberungen und andere Kriegsverbrechen durchgeführt hatte. (Wobei das nicht allein für ProPatria an sich zu gelten scheint.) Außerdem hat Eliahs Vater – Enoa – sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert: Der Mann hat sich zu Süd-Amerikas führendem Drogenbaron aufgeschwungen.

Aus diesen Umständen wachsen eine ganze Menge Spannungen, in denen es daum geht, das Eliah nicht „einfach so“ sterben will… und das Helena als erfahrene Hure sowohl Katia als seelischen Trost Stabilität bildet, aber auch immer wieder Eliah bis aufs äußerste trietzt, obwohl sie ganz genau weiß, dass es am Ende Eliahs seltsame „Doppelmoral“ war, die sie am Leben in dieser Situation hält. (Und das Ganze wird wieder einmal von dem bis hierhin ständigem Thema des kriegerischem Konfliktes unterstrichen. Auch wenn dabei immer wieder neue Details aufgezeigt werden, die noch lange nicht geklärt sind.)

Insgesamt bemerkt man allerdings immer wieder, dass der Fokus bei deiser Serie gerade eben nicht auf mglichst vielen Explosionen liegt. Sondern um es kurz zu sagen: Es geht um „Gelaber“. (Was nichts daran ändert, dass die meisten Szenen innerhalb dieser Manga-Reihe unglaublich viele blutige Szenen zeigen. (Und zwa rnicht unbedingt auf der appetitlich ptäsentierten, kinderfreundlichen Ebene. Wobei wir hier im zweiten Band natürlich noch harmlos voranschreiten.)
Vier mehr geht es in Eden gerade eben nicht darum einfach nur einen Killcounter zu erzeugen, sondern es geht um die menschliche Bereitschaft für das eigene Überleben „alles“ zu tun. Hier wird sehr viel auf eine ganze Menge fragwürdige Ereignisse eingegangen und dabei auch noch erzählt, was die jeweiligen Personen dahinter tatsächlich anzutreiben scheint. Sei es jetzt nur ein spezifisches Ereignis, dass zwei Menschen miteinander Teilen, die Familie dabei verloren haben, oder eben dieser sehr spezielle Part, der besagt, dass man weiterhin ein Teil dieser Welt sein will, wie Eliah an einer Stelle seine eigenen Gedanken sehr blumig Formuliert.

Technisch bemerkt man dabei allerdings immer eines: Es geht die meiste Zeit darum, dass man aus irgendeinem Grund eine gewisse Beritschaft an den Tag legt, Dinge zu tun, die man in einem zivilisiertem Zustand eigentlich mit Abscheu bedenkt. Doch wie heißt es so schön „homo homini lupus est“. Letzten Endes zielt dieser Manga an dieser Stelle einfach nur auf die alte Erkenntnis, dass Krieg das Ende aller Wertsysteme sei, ab.

Fazit

Diese Manga-Serie ist keine leichte Kost. Es geht hierbei nicht darum gewallt als ein Unterhaltungsmedium darzustellen, sondern sie bringt im inneren Aufbau der gesamten Geschichte
einen wichtigen Aspekt zum Vorschein. Hierbei geht es nicht darum, dass man sich nach dem lesen „gut“ fühlen soll. (Und aus diesem Grund greift man auch nicht zu Eden, meiner Meinung nach.)
Der Punkt bei der Sache ist zwar, dass einiges von der ganzen Geschichte eher über den Aspekt läuft, dass es hier um Fragen geht, die man normalerweise nicht stellt. Und die Antworten, auf die Endo in seiner Erzählung kommt, sind zwar irgendwo auch wieder Plakativ, zeigen aber auch, dass der Mann vermutlich manchen Menschen in ihrer wiedersprüchlichen haltung sehr genau aufs Maul geschaut hat. (Nicht umsonst schreibt Endo immer am Ende eines der Bände seine kleine Kolumne „Gedanken eines Mangaka“, in der es entweder ums menschliche Miteinander oder um seinen eigenen Werdegang geht.

Bleiben wir also einfach mal gespannt, wie sich die gesamte Geschichte weiter entwickeln wird.