Montag, 5. Januar 2015

Crowdfunding: Ein Zwischenstandsbericht.... und „Oh Gott. Ich habe ein Monster gepledget!“

Das lotfp-GRW und das NSFW-Buch.
Meine Crowdfunding-Ausbeute + entsprechender Regeln
obendrauf, wenn man so will.
Okay, eigentlich sollte dieser Beitrag erst deutlich später kommen mit ein wenig mehr nähe zu den anfallenden Rezensionen. (Und dafür heute zwar durchaus etwas mit Rollenspielbezug, aber einem anderen Fokus.)
Das ich mich im letzten Jahr habe dazu hinreißen lassen an einem Kraut-Pfann-Ding teilzunehmen ist ja nicht neues mehr, sondern hinlängst bekannt. Das Buch (NSFW) ist hier mittlerweile sicher und behütet angekommen und wartet unbelesen der Dinge die da kommen mögen. (Aufgrund des Portos habe ich mich auch noch dazu hinreißen lassen auch noch das Grundregelwerk von Lamentation of the Flameprincess mir zuzulegen. (Was zwar ein Pluspunkt aufgrund der Hardcoverbindung in DinA5 ist, aber aufgrund des Inhaltes nicht so viel neues generiert. Lotfp ist ja letzten Endes – genau wie LabLord - „nur“ ein Retro-Clone des UR-D&D. Technisch fehlt mir also von den Regeln her im Moment eigentlich nur ein nicht satirisch aufbereitetes Grundregelwerk nach AD&D-Regeln. Da es sich als eher schwierig erweist an die erste Auflage von AD&D 1 heranzukommen, werde ich wohl da doch irgendwann mal den Weg über Osric bemühen müssen, da die Übersetzung der entsprechenden LabLord-Erweiterung auf sich warten lässt.)

Der erste Eindruck ist soweit gut. Das Büchlein ist zwar sehr dünn. (Was bei 64 Seiten nicht anders zu erwarten war.) Besticht aber dadurch, dass es in Vollfarbe gehalten wurde. (Etwas, dass man derart kleinen Projekten eigentlich nicht erwarten kann.) Und: Gerade wenn man dann das Grundregelwerk daneben legt, dass tatsächlich beinahe vollständig in Schwarz weiß gehalten ist – von ein paar „Farbtafeln“ in der Mitte des Bandes mal abgesehen – wohl auch eher auf die möglichkeiten des Crowdfundigs zurückzuführen ist.

Ich bin also in gewisser Weise hell auf begeistert. Die Möglichkeiten, wenn auch hier fast schon experimentell Seltsam gewählt in Form der „Pay what you want“-Option zeigen eigentlich sehr gut, dass gerade Märkte, die eher durch ihre bescheidene Größe schwierig einzuschätzen sind, doch ein paar gewisse Möglichkeiten offenlegen. (Ich bin kein Marktforscher. Aber wenn ich über solche Wege mitbestimmen kann, dass ein wenig mehr Grusel und Horror in die Rollenspiellandschaft zurückkommt, dann sei es drum: Etwas besseres kann mir nicht passieren.)
Wer allerdings denkt, dass alles reibungslos und glatt gelaufen sei, der irrt. Als die Indiegogo-Kampagne „gelaufen“ war las ich ein wenig in den Kommentaren und musste zwei Dinge feststellen: Raggie gilt wohl nicht unbedingt als zuverlässig. (Offenbar hat er eine lotfp-Geschichte sogar vollständig in den Sand gesetzt.) Das so etwas passieren kann, war mir allerdings von Anfang an klar. Ich hatte mir in dem Moment nur gedacht: „Okay... warten wir es ab.“
Und dann kam zwischendrin noch die Meldung, dass die Druckerei Querelen gemacht habe und ein großteil der Lieferung absolut unbrauchbar angekommen sei. Tja. Soweit so unschön. Aber dennoch hat kurz vor Jahresende dann alles einen glücklichen verlauf genommen.

Aber: Ich schreibe einen solchen „Zwischenstandsbericht“ sicherlich nicht einfach nur so, weil ich gerade lustig bin und hier rumjammern möchte. Wer meinen Vlogtaculums-Beitrag zum Dezember gesehen hat, weiß das ich auch noch bei der deutschen Numenera-Kampagne eingestiegen bin. (Das soll es dann aber auch erstmal bleiben. Ich habe noch eine vierpfotige Ausgabe demnächst zu tätigen.) Als ich meinen Obulus in den Topf geschmissen habe war der Gedanke meinerseits eigentlich nur, dass ich auf diesem Weg vermutlich ein interessantes Setting für die Sammlung bekomme. Eventuell auch ein One-Shot-System für ein oder zwei Hangouts, in dem sich die Fantasy im Gewand der Science Fiction aufzulösen beginnt. (Im Idealfall als ein wenig „Grim and Dark“. Mehr war da aber eigentlich nicht. Das einzig unverschämte an der Sache war, dass man geradezu zur Teilnahme genötigt wurde, weil es hieß: Entweder den geilen Scheiß eines Hardcover-Buches jetzt... oder eine gammelige, nutzlose Box, die man nur in den Aktenvernichter stopfen kann, später.) Dann schossen mit einem mal die Stretchgoals nach und nach hoch. (So das man fast Angst bekommen konnte) und Plötzlich drehte ich den Vlogtaculumsbeitrag und fragte mich, ob ich wirklich etwas mit den eSeL-Schirm anfangen könnte. (Okay, eine weitere Spielleiter-Hilfe sollte noch dazu kommen was durchaus etwas lohnenswertes an sich hatte.)

Irgendwann in der Nacht von Samstag auf Sonntag ist dann das passiert, was ich wirklich nicht erwartet hatte: Das vorletzte Stretchgoal in Form des Cypher-Decks wurde geknackt. Und wenn man sich den Zeitrahmen zwischen eSeL-Schirm und Cypher-Deck so ansieht ist es gar nicht mal so unwahrscheinlich, dass die Kampagne beendet wird und ich irgendwann im Juli (oder wie lange das Ganze auch dauern mag) auch noch das Creature-Deck in Händen hallten kann. (Mir schwirrt jetzt schon der Kopf bei dem Gedanken... und ich bekomme ein leichtes Unwohlsein in der Bauchgegend nicht beseitigt, während ich das Gefühl der Habsucht zu unterdrücken suche.)

Anyway, was heißt das jetzt für uns hier?:

Erstens: Orkenspalter hat wiedererwarten eine sehr weit verbreitete Fanbase. (Was wiederrum bedeutet, dass Mhaire Stritter Unkenrufen zum Trotz eine der populärsten RPG-Persönlichkeiten in Deutschland überhaupt sein dürfte. Ich frage mich, ob eine solche Aktion auch gelungen wäre, wenn Michael „Scorpio“ Mingers, das alte Gesicht von Dorp-TV, so etwas gemacht hätte.) Immerhin hat gerade Mhaire mit ihren Let's Play-Videos ein wenig zur bekanntheit des Systems hier in Deutschland beigetragen. (Das der Uhrwerk-Verlag selbst eine Menge Selbstironie – neben ihrer Vorliebe für seltsame Setting-Ideen – an dem Tag legt, weiß man ja seit dem Video des Kickstarters für die englische Übersetzung des Ubiquity-Space 1889.)

Zweitens: Wir müssen davon ausgehen, dass die Rollenspiellandschaft hier in Deutschland eher „westfälisch“ Geprägt ist. (Sprich: Schweigen heißt Zustimmung.) Das heißt, dass wir im digitalen Zeitalter durchaus sehr viele Rezipienten haben. (Mein Blog hat Gestern etwa 106 Zugriffe gehabt. Wie viele davon jetzt was waren – Also ob Bots, Fehlversuche über Googel oder wirklich interessierte Leser – sei mal dahingestellt. Das davon aber keine Person einen Kommentar unter das von mir geschriebene verfasst hat ist entweder einer „weitermachen“ oder aber „Was schreibt der Kerl für einen Mist.“... und das ist irgendwo dann doch leicht frustrierend. (Einer der Gründe, warum man „den Orakelmenschen“, wie mich purpltntcl einmal genannt hat, immer in erster Reihe unter den Kommentatoren der von mir rezipierten Medien vorfinden kann. Egal ob jetzt Hangout-Streams oder Podcasts... teilweise geht das soweit, dass zumindest meine Youtube-Kommentare schon Leute zum ansehen von Streams bewegt haben, nur weil ich in ihrer Google+-Timeline existiere.)

Drittens: Wir haben anscheinend einen Markt für seltsame Ideen. (Und für optisch gut aufbereitetes Material.) Nur sind das nicht unbedingt immer die Frontschweine unter den Kommentatoren. (Vielleicht ist auch das jeweilige Interessensfeld zu klein, um direkt bemerkt zu werden.) Und einige Leute haben es vermutlich tatsächlich satt immer nur den Einheitsbrei vorgesetzt zu bekommen. (Das heißt zwar nicht das Ende von DSA, könnte aber dazu führen, dass eventuell Dinge wie Opus Anima oder Degenesis wieder ein ernst zu nehmendes Thema irgendwann werden dürften.) Falls sich also Start Next langfristig als deutsche Alternative zu Kickstarter durchsetzen wird, was Rollenspiele betrifft (und die Chancen stehen zumindest insofern gut, weil Start Next einen Fehler, den Kickstarter macht, nicht begeht: Sie lassen jenseits der Kreditkarte auch andere Zahlungsmöglichkeiten zu. Ich denke mal, dass meine Abneigung gegen Kredite aller Art – und das Wort „Kredit“ steht ja nicht umsonst in „Kreditkarte“ - durchaus weiter verbreitet ist. Und gerade mit der immer noch andauernden Rezession der Weltwirtschaftskrise (und der damit verbundenen Offenlegung der häufig verdrängten Wirtschaftslüge) könnten die Kreditkarten – falls sich das Konzept des gesunden Menschenverstandes doch noch weiter verbreitet – endlich mal einen weiteren, drastischeren, zurecht schwereren Stand bekommen. (Immerhin war gerade das leben auf Pump, das in den Staaten so weite Verbreitung gefunden hat, einer der zentralsten Faktoren des derzeitigen Problems.)

Im großen und ganzen Dürfte es also spannend werden, der derzeitigen Entwicklung zuzusehen. Denn das sie gerade unsere kleine Szene hier in Deutschland eventuell aufrütteln könnte, scheint derzeit die wahrscheinlich zentralste Wahrheit zu sein. (Zumindest, solange es um das Potential geht.)

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