Montag, 27. Juli 2015

Überlegungen über Engel fürs Rollenspiel


Nothing's left here but the sun
The human race is on the run
The ancient gods should have told
The earth has never felt this old

Countdown has begun
Apocalypse has got a son

The 69 Eyes „Angels“

Okay. Noch einmal ein Artikel zum Karneval der Rollenspielblogs im Monat Juli. Da es ja immerhin um Engel und Dämonen geht, dachte ich mir, ich sollte es mir nicht nehmen lassen einen ähnlichen Ansatz über die andere Seite einmal zu verfassen. Jetzt tue mich dennoch gerade ungemein schwerer daran, etwas zu dem entsprechenden Thema zu sagen. Aber warum?
Gehen wir mal, ähnlich wie bei den Dämonen, erstmal meinen persönlichen Medienkonsum in dem Bereich am besten durch: Zum einen gibt es dort natürlich das Rollenspiel Engel von Feder & Schwert, dass jetzt beim Uhrwerkverlag mittlerweile gelandet ist. Und natürlich diesen fürchterlichen Film mit Meg Ryan und Nicolas Cage, Stadt der Engel. Und natürlich gibt es noch die Folge All Souls aus der Fernsehserie Akte X, in der es um die Nachkommen von Engeln und sterblichen Frauen, den sogenannten Nephilim geht.
Unabhängig davon: Natürlich ist mir die Bibel ein Begriff. In der tummeln sich natürlich unzählige Engel. (Und ja: Ich habe auch Babylon 5 gesehen und kenne das Geheimnis hinter der Rüstung.)

Das Bild, was sich daraus ergibt, ist natürlich ziemlich Problematisch, weil es kaum vernünftige, zusammenführbare Aspekte mit sich bringt. Wenn man aber dann noch den zentralen Twist im Setting von Engel mit hineinnimmt stellt sich mir aber eine Frage am Ende: Sind Engel eventuell die Qunari unter den übernatürlichen Wesenheiten?
Klar: Engel als Sendboten des Herren dienen einem guten Zweck, aber wenn man sich mal in der Vorlage der Engel ihr handeln ansieht, gehen sie sehr Radikal vor. Sodom und Gomorra werden ausgelöscht und einer einzigen Person wird nur ein Minimum an Zeit überlassen, um die Städte zu verlassen. Natürlich ist diese Geschichte ein Gleichnis, in der es um Moralfragen und die Strafe des Verstoßes gegen eben jene Moral geht. Jedoch stellt sich halt die Frage: Sind Engel, die ja letzten Endes die entsprechenden Aktionen leisten, wirklich so überzeugt, das richtige zu tun? (Letzten Endes spielt ja gerade das Rollenspiel Engel selbst mit eben diesen Fragestellungen im Idealfall.)

Von daher müsste Engeln, wenn man ihnen in irgendeiner Weise menschennahe Eigenschaften zuschreiben will, grundsätzlich eines immer gemein sein: Absolute Gewissheit immer das richtige zu tun. Der „Engelsfall“ ist also letzten Endes demnach als Verlust dieser Gewissheit zu verstehen.
Demnach wären die Nephilim nur dann möglich, wenn man die gefallenen Engel in zwei Gruppierungen einteilt: Solche, die Luzifer in die Hölle gefolgt sind und solche, die sich aus dem ganzen Krieg zwischen Himmel und Hölle anschließend herausgehalten haben.

Wenn ich jetzt nicht dazu übergehen will, großartig zu spoilern, was den zentralen Settingtwist für Engel als Rollenspiel angeht, indem man ja immerhin Engel als Charaktere spielt, stellt sich mir am Ende eine Frage: Bislang arbeitet man ja im Spielvorgehen eher über die militärisch Organisierte Struktur und betont gerade auf diesem Weg die entsprechende Organisation der Engel mit ihren kindlichen und sterblichen Hüllen, die den Herrn der Fliegen auf der Welt der Menschen bekämpfen sollen. Das ist zwar leicht zugänglich für uns, weil jeder eine irgendwie geratene Meinung über das Militär hat. Aber macht diese Vorgehensweise wirklich Sinn? Also dass die Streiter des Herrn „nur“ Soldaten auf einem anderen Schlachtfeld als es normalerweise der Fall wäre, sind.

Wäre es nicht eher viel Alienhafter, wenn man es irgendwie im Rollenspiel umgesetzt bekäme, dass jeder Zweck jegliche Mittel heiligt, weil einzig und allein die Gewissheit der eigenen Aufgabe genüge tun zu müssen und diese zu meistern, das entsprechende Spielerlebnis schon drastisch verändert?

Ich habe zu wenig Engel gespielt (und unter bislang auch nur einem einzigen SL), als das ich abschätzen könnte, wie die Welt tatsächlich dort draußen von den Spielern angegangen wird. Mir ist nur der große Tanz um das schweigen des zentralen Geheimnisses bekannt und ich frage mich so langsam, ob nicht gerade dieses Vorgehen um den Twist in der Spielwelt sich sogar noch besser angehen ließe, wenn die Spieler ein anderes Gefühl in dieser Hinsicht entwickeln würden.

Leider ist mir außer dem indischen Dharma-Konzept, welches von Krshna innerhalb der Bhagavad Gita lang und breit erleutert wird, nichts realweltliches Bekannt, dass einen ähnlichen Anspruch auf Gewissheit fordern würde. (Oder bieten könnte.)

Insofern glaube ich, dass es langfristig gesehen durchaus Sinn machen würde, dass wir uns Gedanken über unsere bisherige Darstellung von Engeln einmal machen würden. Zumindest insofern sie für das Rollenspiel eine relevanz haben können.

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