Donnerstag, 29. Dezember 2016

EingeNerdet in den 90ern. [Karneval der Rollenspielblogs]


Das Jahr neigt sich seinem Ende zu (und wir werden 2016 nicht vermissen, denke ich). Trotzdem haue ich jetzt noch ein paar mal in die Tasten, um Dinge zu erledigen, die sich irgendwie angesammelt haben. Der Karneval der Rollenspielblogs hat ja das Thema „alte Säcke“ in diesem Monat und während ich jetzt natürlich bereits meine Erfahrung mit noch älteren Säcken als mir in meinem „Hauptartikel“ diesen Monat bereits zum besten gegeben habe, bin ich jetzt dann (wenn ich ganz ehrlich bin) auch schon ziemlich lange in der Szene aktiv und kann mich nicht mehr ruhigen Gewissens als „Jungspund“ bezeichnend. (Durchgeknallt und Spaß dabei würde es wohl eher treffen.) Jetzt hatte während der Themenfindungsphase bei den Rollenspielblogs Niniane im Forum geäußert, dass sie sich sehr dafür interessieren würde, wie die Geschichte von anderen aussähe, die etwas länger im Hobby sind, als sie. (Und ob es da überhaupt größere Unterschiede gibt.)

Jetzt muss man ein paar Dinge bei mir hinzufügen, bevor es ans eingemachte geht. Zum einen bin ich als Lehrerkind vermutlich ohnehin eine dieser seltsamen Geschichten von jemanden, der materiell etwas besser versorgt war, als eine wie auch immer geartet Mehrheit vielleicht war. Zum anderen bin ich, was meinen Eintritt ins Hobby angeht, ohnehin auf dem letzten Sprung der 90er Jahre reingerutscht. (Wenn ich das jetzt Richtig rekonstruiert bekommen habe, waren meine ersten Runden im Winter 1999 gewesen.)
Technisch bin ich aber schon immer irgendwie das gewesen, was man heutzutage unter dem Oberbegriff „Nerd“ oder „Geek“ führt: Ein wenig sonderlich und mit einer hohen Faszination für popkulturelle Phänomene versehen. (Ich las halt schon Comics, bevor das Cool war.) … und natürlich kämpfte ich seit jeher ein wenig mit meinen Fähigkeiten im sozialen Miteinander. (Wir kennen das ja: Leute die nicht ganz der vermuteten Norm entsprechen, werden eher als Wunderlich angesehen. Und ich hatte vermutlich noch Glück, weil ich halbwegs mit den Leuten in meiner Klasse klar kam – also keine Bully-Geschichten hier.) Von daher ist mein weg ins Rollenspiel eher die Geschichte eines sehr kurvige Pfades, wo ich ein paar mal auch abgebogen bin.

Und ich weiß noch nicht mal, wo ich anfangen soll: Entweder in den sehr frühen 80ern, als ich meine erste He-Man-Actionfigur erworben habe (von der ich nicht mal mehr weiß, was das damals war… bereut habe ich allerdings irgendwann, dass ich einige Jahre später den original Busssaw Hordak wieder auf dem Flohmarkt verkauft habe, aber das ist eine andere Geschichte) oder Ende der 80er, als ich von meiner Mutter im moerser Horten (jetzt wisst ihr in welcher Ruhrgebietsstadt ich groß geworden bin) ein Comicheft aus der Reihe „Die Spinne ist Spider-Man“ von Condor Interpart gekauft bekommen habe, in der Captain Britain seinen Einstand ins Marvel-Universum feierte. (Und das mich dieses Ereignis bis Heute nicht mehr losgelassen hat kann man an dem sehr hohen Anteil an Comic-Rezensionen hier auf dem Blog durchaus sehen.)

Der Punkt bei dieser Sache ist nur: Alle diese Dinge, die mich aus den 80ern in die 90er begleiteten, setzten eine Sache nicht voraus: Andere Menschen zur sozialen Interaktion. (Ich will jetzt nicht sagen, dass ich da nicht irgendwas zu tun hatte. Technisch war ich wohl damals der Prototyp des heutigen, unter Dauerstress stehenden Teanagers… nur halt ohne Sekretärin für die Terminverwaltung. Nur dieses Zusammensitzen um ein Spiel zu spielen war halt nicht so das Thema gewesen.) Das wurde Notwendig, als meine Klasse auf Klassenfahrt mit einer anderen Klasse fuhr… das dürfte so während der 8ten gewesen sein. Einige Jungs in der Paralelklasse spielten ein komisches Kartenspiel mit interessanten Illustrationen auf den Karten. Ja, ich rede von Magic: The Gathering. Auf diesem Weg versank dann einiges an Geld in diese Karten. (Allerdings hatte ich das Problem, dass Personen mit denen ich spielen konnte, am anderen Ende der Stadt wohnten… meine weiterführende Schule gehörte zu den drei Innenstadt-Gymnasien in Moers, weil der Ruf der in Frage kommenden Schule in meiner „direkten Nachbarschaft“ für meine Eltern einfach zu katastrophal war. Und meine Mutter zu dem Zeitpunkt noch sehr skeptisch der Institution der Gesamtschule gegenüber stand.)
Von daher war es nicht weiter verwunderlich, dass ich etwa ein Jahr später, nachdme ich über den Games Workshop im Oberhausener Centro gestolpert war, mit Begeisterung dieses Hobby ergriff. (Ich hatte zwar nicht immer die Zeit und Möglichkeit, um nach Oberhausen zu fahren, aber während der Schulferien und eventuell auch manchmal auftretenden freien Tage kam es dort zu Aktionen, wo man wusste, das man dort jemanden zu spielen antraf.)

Und jetzt wird es kompliziert, weil wir uns endgültig dem Hobby Rollenspiel nähern: Ich wusste damals, dass das Hobby existierte (auch wenn ich zu dem Zeitpunkt nur irgendwie mal einen Blick in ein Buch für ein Fantasy-Rollenspiel werfen konnte, dass während einer kurzen Pause in der Klasse rumging und die Person, die es durchblätterte zufällig neben mir saß.) Über eine Projektwoche an der Schule hatte ich ein paar Leute aus niedrigeren Klassen kennengelernt, mit denen ich ab und zu während der großen Pausen mich unterhielt. Und dann wurde an der Spakasse ein „StartUp“-Spiel veranstaltet, bei dem wir teilnahmen. (Ohne irgendwelchen Erfolg, wohlgemerkt, was dieses Spiel betraf.)
Auf der Eröffnungsveranstaltung allerdings stellte sich eine Gruppe vor, die einen Rollenspielverlag mit eigenem System gründen wollten… und dieses System lag tatsächlich an dem Abend auf dem Tisch. (Ein Cyberpunk-Heartbreaker mit Namen „Hell on Earth 3015“.) Das lustige bei der Sache war nur: Diese Jungs betreuten für eine evangelische Kirche einen regelmäßigen Treff Namens „Fantasy Workshop“, den sie gegründet hatten. Und ausgerechnet dort wurden wöchentlich all die Spiele gezockt, für die ich schon vorher eine gewisse Affinität gezeigt hatte. (Okay... „Necromunda“ kontne ich auch dort nicht spielen, aber irgendwas ist ja immer.) Dieser Fantasy Workshop war zwar auch am anderen Ende der Stadt, aber wenigstens von mir aus gesehen nicht „Jenseits von Schwafheim“, und dadurch deutlich besser zu erreichen, wenn man es aufs Fahrrad ankommen lies. Und dadurch ergab es sich dann auch, dass wir in regelmäßigen Abständen, immer Freitags einen weiteren festen Termin hatte, an dem ich andere, seltsame Gestalten traf die ähnlich drauf waren wie ich.
Und über diesen Kontakt ergab es sich dann auch, dass ich ein paar Runden von besagtem Heartbreaker spielen konnte. (Aus heutiger Sicht ein paar Hoffnungslos überzogene Situationen, bei denen die erste Geschichte in einem TPK endete und die zweite niemals beendet wurde.)
Aber auf diese Weise hatte ich dann Blut geleckt.
Was folgte sollte dann ein langsames vorantasten an die gesammte Thematik Rollenspiel über dieses omniöse Internet, dass so viel Geld kostete, wenn man es nuzte, sein. Ich stolperte über die damals schon aktiven Seiten wie die Drosi und „Freie-Rollenspiel.de“ (Die ja auch nur an die Drosi angehefte ist.) Ich tobte mich in ein paar Foren-Spgs aus. (Schwerpunktmäßig im Comicforum.)

Und irgendwann zog ich nach Münster, um zu studieren. (And the Rest is history.)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen