Freitag, 30. Oktober 2015

White Wolf wurde verkauft.

Da falle ich einmal für drei Tage aus, um mir ein wenig Eskapismus abseits des Rollenspiels zu gönnen und schwups fängt Gehenna an. Also, was gibts zu sagen?
Am Donnerstag, dem 29. Oktober brachte der schwedische - soweit wie ich die Seite hinter der Firma verstehe - Spielepublisher Paradox Interaktiv, aus deren Portfolio mir allerhöchstens noch der Titel Pillars of Eternity etwas sagt, die Pressemitteilung heraus, dass sie von CCP die Marke White Wolf und damit verbunden sämtliche zu White Wolf noch gehörigen Marken erworben haben.

Für sich betrachtet ist das erstmal nicht unbedingt etwas schlimmes. CCP hatte ja schon vor längerer Zeit bekannt gegeben, dass sämtliche Arbeiten am Vampire the Masquerade MMO eingestellt worden seien, an dem sie zu dem entsprechendem Zeitpunkt schon mehrere Jahre gewerkelt hatten, ohne das es dabei jemals zu mehr als einer groben Konzeptphase gekommen sei... mehrmals. (Laut einigen Quellen, an die ich mich noch verschwommen erinnere, sei das Entwicklerteam hinter dem MMO mehrmals ausgetauscht worden, da die entsprechenden Entwickler woanders "dringender" gebraucht worden seinen und gegen Ende wären gerade mal ein paar feste Grafikabläufe für Diablerie-Manöver wirklich fertig gewesen, oder irgendwie so etwas. Jedenfalls hatte CCP die eventuell mal ursprünglich vorhandene Vision - sofern sie mehr als nur "möglichst viel Asche damit verdiehnen" einmal gewesen wäre - ganz gehörig ind en Sand gesetzt. Eve Online schien wohl den Machern irgendwie wichtiger gewesen zu sein.

Doch das wahr für uns klassische Rollenspieler erst einmal ziemlich egal. Die Printmedien waren eh schon seid einiger Zeit von Onyx Path Publishing in Form einer Lizenz übernommen worden, wenn sie nicht vollständig erworben worden sind, wie es Beispielsweise bei Scion der Fall war.
Einzig die für Deutschland eh irrelevanten Mindseye-Theater-Regeln waren an einen anderen Lizenznehmer - By Night Studios - gegangen. Und so ging es jetzt halt halbwegs weiter... irgendwie.

Das Problem wird erst in dem Moment interessant, wenn man sich die Facebook-Reaktionen ansieht: Andre Wiesler - seines Zeichens Chefredakteur hinter der deutschen Ausgabe der V20 - hatte mit mehr oder minder vielen Worten zum Ausdruck gebracht, dass er als deutscher Unterlizenz-Nehmer ziemlich überrascht gewesen ist, dass diese Neuigkeit rauskam. Sollte Onyx Path etwas von der ganzen Sache gewusst haben, haben sie scheinbar vorerst dicht gehalten.

Im Netz wird jetzt natürlich fleißig spekuliert, was diese Neuigkeiten letzten Endes dann gerade für den Pen&Paper-Sektor zu bedeuten haben, da Paradox Interaktiv in ihrer Pressemitteilung auch angekündigt hatten, dass sie sämtliche Lizenzgeschichten vorerst einmal neu prüfen wollen würden.

Wenn wir uns mal eben kurz folgende Präsentation von Rich Thomas aus dem Jahre 2012 in Erinnerung rufen, kann man zumindest folgendes Sagen:

Scion und das s.g. Trinity Universe mit den dazugehörigen Titeln sind von der ganzen Sache absolut unberührt. Hier wird Onyx Path seine Pläne durchziehen können (oder müssen), die sie eh schon hatten. Das liegt einfach daran, dass Onyx Path hier nicht nur einfach eine Lizenz erworben hatte, sondern gleich die ganzen Marken.

Schwierig hingegen sieht es um die Titel der nWoD, der oWoD, sowie Exalted aus. Zum einen währe das noch unter CCP-Agenda begonne Projekt, den Back-Kathalog mit den alten Titeln aus White Wolf Zeiten vollständig via PoD-Technik im Angebot von DrivethruRPG wieder zugänglich zu machen. Onyx Path hinkt jetzt schon seid einiger Zeit der ganzen Geschichte mehr oder weniger aktiv hinterher, so dass nicht klar ist, ob diese Verzögerungen mit Absicht geschehen, oder tatsächlich nur aufgrund eines zu überfüllten Zeitplanes verschoben wurden. (Auch wenn ich der Ansicht bin, dass GRWs dabei eine deutlich höhere Priorität im Ganzen hätten haben sollen, als es bis jetzt passiert ist.)

Und genau da beginnt das Problem, weil jetzt bereits im Internet spekuliert wird: Das Paradox Interaktif angekündigt haben, dass sie die derzeitigen Lizenzen da draußen neu beurteilen wollen, zeigt auf, dass Onyx Path, ähnlich wie By Night Studio, um ihre derzeitigen Verträge durchaus zu bangen haben könnten.

Bisher ist aber auch nur bekannt, das Paradox Interaktiv an der The Grand Masquerade zusammen mit by Night Studios teilnehmen wird. Das heißt, dass By Night eventuell eine etwas leichtere Verhandlungsbasis haben könnte, als es Onyx Path hätte.

Aber: Onyx Path Publishing halten sich weitestgehend zurück, was Äußerungen zu den übrigen Lizenzen angeht, die sie derzeit betreuen. Und genau das ist der Knackpunkt: Aktuell befindet sich alles noch in der Schwebe.

Das könnte heißen, dass sämtliche Rollenspielliznezen demnächst an einen anderen Lizenznehmer übergehen. Das kann aber auch heißen, dass alles beim alten bleibt.

Problematisch wird es nur in dem Moment, wo Onyx Path Publishing aufgrund eine Lizenzverlustes bestimmte Produkte nicht mehr herausbringen kann, die bereits Gecrowsourced wurden. Aber da muss man abwarten.

Klar ist aber nur eines: Die Pen&Paper-Linie wird wahrscheinlich nicht von Paradox Interaktiv selbst weitergeführt. Deren Steckpferd sind die Computerspiele (und um die wird sich wohl auch das neue "White Wolf"-Team unter dem neuen Dach wohl auch in erster Linie selbstständig kümmern, wenn man die entsprechende Pressemitteilung liest.) Aber alles andere ist vom derzeitigen Standpunkt aus betrachtet nur reine Spekulation.

Ich selbst werde den derzeitigen Hick-Hack erstmal abwarten. Wünschenswert wäre es aber, wenn Paradox Interaktiv mit der neuen Marke in ihrem Haus eventuell es schaffen könnte ein Portierungprojekt für Vampire: Bloodlines auf mehrere, aktuelle Platformen anzustoßen. Zwar ist der ursprüngliche Entwickler von damals längst tot, aber da das Spiel bis heute lebt und seine Fanbasis hat, wäre es schön eine eventuell mit allen Patches versehe Version auf meiner Linux-Kiste zum laufen zu kriegen, die nicht gleich nach dem Intro-Film abstürzt. (Soviel zu Wine-Experimenten.)

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