Mein etwa zwei Jahre altes Medion-Tablet, zwei iDevices und ein paar alte Ausgaben des Envoyer... es ist wirklich wunderbar, was mir gerade so einfällt, wenn ich über das aktuelle November-Thema des Karneval der Rollenspielblogs nachdenke. Nämlich erstaunlich wenig. Aber woran liegt das jetzt so genau?
Schauen wir uns erstmal den üblichen verdächtigen an, was die Nachschlagewerke der digitalen Naiven anbelangt. Ein Fanzine ist also ein Kofferwort aus Fan und Magazin... und ferner steht da, dass die entsprechenden Macher der Szene meistens hochengagiert sind und die entsprechenden Produkte zum Selbstkostenpreis veröffentlichen. (Und natürlich steht da noch einiges zum Thema Drucktechniken und pipapo... hilft mir gerade alles nur bedingt weiter.) Aber das ist es auch nicht, was für mich so ein seltsames Bild auf das Ganze Thema bringt. Der Punkt ist, dass ich dem Thema irgendwie mit einem schrägen Seitenblick gegenüber stehe. Doch dafür muss ich ein wenig way-back gehen. Im Grunde fängt der ganze Konflikt mit der Fanzine-Idee nämlich irgendwo in der Zeit an, die meinen Einstieg in die Rollenspielwelt ausmachte: Das war irgendwann Ende der 90er/Anfang des Millenium-Bugs. Das Internet war noch Jung und lief über langsame 56k-Modems (zumindest bei mir zu Hause... meine Eltern hatten da noch ihre Startschwierigkeiten mit der Kosten/Nutzen-Thematik digitaler Telefonanschlüsse) und Drosi, sowie Freie Rollenspiele waren noch verdammt gute Anlaufquellen, um überhaupt irgendwas über das Thema des Hobbys herauszufinden. (Wir hatten damals ja nüschts.)
Der Punkt bei der Sache ist: Es gab damals diesen ersten kreativen Austausch über das Hobby und seine Möglichkeiten nur in einer kleinen, verschworenen Gruppe, die auch noch ihr eigenes System erstmal nur hatte. Und Kontakt darüber hinaus gab es eigentlich nicht. (Der Punkt war aber damals schon irgendwie klar: Informationen zum Hobby findest du nur über das Netz.)
Und jetzt machen wir einen sehr großen Zeitsprung, der uns irgendwo inmitten der berüchtigten Blutschwerter-Wars führt. Ich bin mir Heute nicht mehr ganz sicher, welche Fanzines mir damals schon wirlich über den Weg gelaufen waren: Der Ruf, das heute vermutlich nur noch den wenigsten etwas sagt, war damals wegen des sehr großen gestallterischen Aufwandes, welchen der Macher in sein Projekt steckte, äußerst positiv gelobt worden. Ich meine mich aber grob daran erinnern zu können, dass ich die Anduin ebenfalls kennen gelernt hatte.
Aber, und das ist das zentrale dabei: Der Ruf wurde mir über die oben verlinkte Podcast-Folge unterbreitet. Und gerade Podcasts waren zu diesem Zeitpunkt "der heiße Scheiß“.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hofschrat nebst seinem Gefolge eine Idee angestubst, die vielleicht etwas hätte werden können (oder auch geworden ist), die Möglichkeiten der noch jungen PoD-Anbieter - namentlich Lulu - zu nutzen, um das Printformat wieder zu beleben. Ganz gezielt mit reinen Spielmaterialbeiträgen. (Potentiell also durchaus etwas, das anscheinend gerade bei den Karnevalsumzügen auch immer wieder gerne gesehen wird.)
Das Problem war nur: Die Gruppierung, aus deren Ecke die Idee kam, war im Vorfeld eigentlich nur als ein Haufen intoleranter, selbstgefälliger Narzisten auf dem Egotripp aufgefallen, die jeden angingen, der von ihrer doch sehr speziellen Position abwich. (Und die Provokation meistens so weit ausführte, dass jede Vernunft irgendwann aussetzte und zurückgebissen wurde.) Die Lage war zu diesem Zeitpunkt also überaus vergiftet. (Ganz ehrlich: Wir alle haben uns zu dieser Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich habe selbst noch einige Jahre gebraucht, ehe ich mit Hilfe diverser Theorien aus dem Kunstdiskurs meine derzeit etwas abgeklehrtere Haltung entwickeln konnte. Von daher war ich damals noch mitten in den Grubenkämpfen dieser Pitbull-Mentalität beteiligt.)
Wenn ich mir allerdings diesen Punkt ansehe, komme ich zu einem sehr zentralen Schluß was das formulieren einer vermutlich diskutablen These angeht: Fanzines sind ein narzistisches Medium!
Aber, und so ehrlich muss ich dabei dann auch sein: Podcasts sind ein narzistisches Medium. Blogs sind ein narzistisches Medium. Youtube ist ein narzistisches Medium. (Und auf Zweien von diesen Medien treibe ich mich ja immerhin selbst auch rum.)
Letzten Endes ist das Fanzine also das Forum der Selbstdarsteller unter den aktiven, hochvokalen Mitglieder der Fan-Communitie, das aus der prädigitalen Ära noch stammt. Und damit haben wir dann auch schon so ein wenig das Problem der Fanzines heute umrissen: Eigentlich "braucht" "man" sie heutzutage nicht mehr. Es gibt mit Google die bessere Anlaufstelle, mit sehr leicht zu bediehnenden Blog-Anbietern die perfekten Plattformen für jeden Selbstdarsteller, und mit den anderen Medien-Konzepten auch noch Möglichkeiten sich in Bild und Ton noch besser zu präsentieren. Das heißt mit den entsprechenden Werkzeugen habe ich von zu Hause aus betrachtet keinen Grund mehr mir den entsprechenden Ansatz der Selbstbeweiräucherung anderer anzutun. (Zumal mein Platz für Printprodukte begrenzt ist und ich wirklich nicht den ganzen unausgegoren Mist von anderen dann zusätzlich darunter packen will/muss/brauche.) Von zu Hause aus. Und hier beginnt dann der Punkt zum Umdenken von meiner Seite her.
Jetzt muss ich nämlich ein wenig auf einer anderen Basis das Ganze betrachten: Nämlich aus der Perspektive desjenigen, der zur Mobilität gezwungen ist und auf diesem Weg eigentlich jede Woche immer ein paar Stunden in Bus & Bahn verbringt. Natürlich höre ich dabei sehr häufig Musik auf meinem iPod... oder Podcasts. Aber ich habe auch in der Regel mein Tablet und meinen ebook-Reader dabei. Der Punkt bei der Sache ist einfach, dass mir nur eine begrenzte Bandbreite an Daten auf dem Smartphone zur Verfügung steht und ich diese dann doch meistens für wichtigere Dinge brauche. (Ganz zu schweigen, dass uns an wenigen, strategisch wichtigen Bahnhöfen Hotspots gerade mal eine Surfzeit von einer halben Stunde am Tag zur verfügung stellen.) Und auf diesem Weg beginnt die Funktion des Fanzines als ezine sich plötzlich zu verdrehen: Klar bietet mir mein Blog die Sicherheit, dass nur meine Artikel von den Leuten gelesen werden, die auf den Blog kommen. Aber woher kriege ich dieses Publikum? Grundsätzlich ist es für die Meisten von uns Aktiven eigentlich immer noch deutlich interessanter, den eigenen Namen irgendwo in einem Printprodukt zu lesen, aber wenn das Fanzine als Printprodukt nicht mehr in die heutige Zeit passt, kann es immer noch eine andere Funktion erfüllen: Als Sammelbecken, in dem durch von mir veröffentlichte Artikel letzten Endes auf mein Hauptwerk, meinen Blog, aufmerksam machen könnten.
Ich weiß nicht ob ich die Leute für mich begeistern kann, aber ich kann sie anteasern, indem ich mit meinen Gedankengängen, die in einem "Sammelforum" von Gedanken veröffentlicht werden, auf mich aufmerksam mache. (Irgendwo ist immer ein Impressum - hoffe ich mal - oder es gibt einen Schaukasten zum Autor des Artikels - das würde ich zumindest von einem Fanzine heutzutage erwarten - mit dem ich auf meine anderen Projekte im Netz aufmerksam machen kann.) Das schafft Aufmerksamkeit und wäre eine kluge Taktik, den eigenen Narzismus in sinnvolle Bahnen zu lenken. Und ein halbwegs brauchbar gelayoutetes PDF-Dokument lässt sich sowohl auf dem Tablet lesen, als auch vom Verbraucher zu einem späteren Zeitpunkt den eigenen Bedürfnissen entsprechend ausdrucken - so das gewünscht wäre.)
Von daher haben Fanzines aus einer rein narzistischen Sicht heutzutage immer noch ihre Berechtigung, jedoch in einer anderen Funktion und in einem anderen Format, als sie Ursprünglich mal erfunden worden sind.
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