Montag, 6. Juni 2016

Rezension: Doctor Who: The War Doctor Volume 01: Only The Monstrous

Cover: Only the Monsterous
The War Doctor 01
Verlag: Big Finish
At the heart of the battle, where the blood of the innocents flow, and only the monstrous survive…“

Als mit der 2013er Episode „The Name of the Doctor“ die Zeitlinie des Doctors betreten wurde, der Storyark rund um Clara Oswald als „Impossible Girl“ aufgelöst wurde, bekam man mit nur wenigen Sekunden einen Ausblick auf eine neue Person mit. Jemandem, vor dem der Doktor sich am meisten fürchtete. Oder auch, um ein paar Zitate aus der Folge herauszuschmeißen „All I did, was in the Name of Peace and Sanity.“ - „Yeah. I know. But it was not in the Name of the Doctor.“

Ich rede selbstverständlich von der von John Hurt so wunderbar dargestellten, bis dahin unbekannten wirklichen neunten Regeneration. Dem War-Doctor. Bis auf diesen kurzen Auftritt hatte John Hurt ja nur noch seine Zeit während seines eigentlichen großen Auftritts gehabt, während Doctor Who als Serie das fünfzigjährige Bestehen feierte. Der Punkt bei der Sache war nur: Diese spezielle Inkarnation des Doktors stellte das große Trauma da, vor dem die drei Nachfolgenden Regenerationen, dargestellt von Christopher Eccleston, David Tennand und dem kongenialen Matt Smith, immer davongelaufen waren. Die Frage war also: Was genau hatte diesen Doktor, der das große Versprechen gebrochen hatte und dadurch das Recht verloren hatte, der Doktor zu sein, dazu getrieben an jenem letzten Tag des großen Zeitkriegs Meilenweit durch die Wüste Gallifreys zu laufen und dabei im vermeidlich einsamen Selbstgespräch sowohl den Timelords als auch den Daleks zu erklären, dass beide Seiten gleichermaßen für diesen letzten Akt der Verzweifelung verantwortlich waren? [Oder wie es das Interface des Moments in der „Bad Wolf“-Erscheinung so wunderbar karikiert hatte „No More... no more... no more!“ (jeweils entsprechend unterschiedlich sarkastisch betont.)]

Antworten darauf bietet jetzt natürlich nicht das Muttermedium Fernsehen selbst. Aber Doctor Who ist nicht umsonst ein dermaßen Jahrelanger Kult geworden: Es gibt noch andere Wege eine Geschichte zu erzählen. Und deswegen greife ich heute die von BigFinisch herausgebrachte Hörspielreihe rund um den WarDoctor auf. „Only the Monstrous“ ist die erste Box von drei Angekündigten Geschichten im Pappschuber, welche Hurt noch einmal die Chance gibt, in die von ihm dargestellte Rolle zu schlüpfen. (Jeder Pappschuber enthält drei CDs mit der eigentlichen Geschichte und eine zusätzliche CD mit „Making off“-Material... zumindest habe ich das so verstanden. Falls ich mich irren sollte werden wir das spätestens in der zweiten Box vermutlich sehen.)

Doch worum geht es eigentlich? Mitten während des Zeitkriegs (die genaue Position ist bei einer Serie, die sich um Zeitreisen dreht letzten Endes ja leider nicht unbedingt feststellbar) stehen zwei Brüder im Geiste bei einer Selbstmordmission, für die sie sich freiwillig gemeldet hatten, bereit, um eine Waffe abzufeuern, welche eine angreifende Dalek-Flotte ausradieren soll. Nur unwesendlich später erfährt die große Koordinatorin des Krieges, Cardinal Ollistra, die Nachricht vom Ableben des Doctors. Etwa Zeitgleich findet auf dem friedliebenden Planeten Keska ein Schwerverwundeter Doktor, der sich weigert, bei diesem Namen angesprochen zu werden, eine vorrübergehende Möglichkeit, friedvoll zu leben. Wenn auch nur für Kurze Zeit, denn schon Bald finden die Timelords ihn erneut und zwingen ihn nach Gallifrey zurückzukehren und seinen Platz ind en Reihen der Streitkräfte der Timelords wieder auszufüllen. Das Monster versucht den Strategiker Seratrix hinter der Schlachtlinie der Daleks hervorzuholen und stolpert dabei nur über die Umstände, dass die Zeit nicht unbedingt alle Wunden heilt, aber auch, dass der Krieg sehr viel Leid mit sich bringt.

Wie ich bereits schrieb handelt es sich hierbei um drei CDs, die zusammen eine große Geschichte erzählen, welche aber wiederrum aus einzelnen Episoden besteht. Im Grunde genommen wird eine Welt Präsentiert, die bislang von jeglichen Konflikten unberührt war, um zu erklären, wie der Doktor jetzt zu ticken scheint. Der Punkt ist nämlich, dass aufgrund des Momentes, in dem er seinen Namen ableht, er zwar weiterhin hilfe Stellungen anbietet, aber den finalen Schritt zwischen Vernichtung und friedvoller Sicherheit nicht mehr selbst unternimmt. Er ist zu sehr in dem Krieg (und den taktischen Verschwörungen und Intrigen von Cardinal Ollistra) verwickelt, als das er noch von einem ruhigen Gewissen für sich selbst sprechen kann. Ansonsten möchte man Fast sagen: Eigentlich wäre dieses Geschichte ein Kammerspiel, mit ihren wenigen, wenn auch sehr starken Protagonisten, die sich zu verschiedenen Zeitpunkten in der Zeit der Timewars treffen, aus den Augen verlieren und erneut begegenen und eigentlich weiß man bis zum Schluß nicht so ganz, wer jetzt eigentlich den Verstand in dieser ganzen Situation verlohren hat. (Von den Daleks mal abgesehen. Die sind die ganze Zeit über genocidal Megalomaniacs wie eh und je.)

Der Punkt bei der Sache ist: In diesem Auftackt der Geschichten rund um den War Doctor wird eine Geschichte erzählt, in der es weniger um die Frage geht, wer die Guten und wer die Bösen sind. Es geht hierbei viel mehr darum, dass jede Handlung eines Individuums unter bestimmten Gesichtspunkten instrumentalisiert werden kann, wenn man rechtzeitig die richtigen Informationen zur Fehlinformation irgendeiner der in diesem Krieg verwickelten Parteien überliefern kann.
Und aus dieser Tatsache folgt eigentlich der Punkt, dass der Doktor, der immer eine eigene Position für sich selbst darstellt, einem Entschluß treu bleibt und seine eigenen Handlungen aus dieser spezifischen Perspektive sehr geradeheraus durchführt.

Ein besonderer Zusatz dabei ist die neue Figur der „Cardinal Ollistra“, welche von Jacqueline Pearce gesprochen wird. Diese Figur stellt in ihrer Halsstarrigkeit einen wunderbaren Gegenpart zu John Hurts War Doctor liefert, weil sie natürlich die taktische, operative Seite der Gallifreyschen Armee darstellt und mit beinahe jedem Wort als eine herablassende Person herüberkommt, die lediglich Bauern auf einem Schachbrett hin und her schiebt. Sie ist die Person, welche in allen Punkten die Oberhand behält und in diesem Fall auf Lange Sicht vermutlich in der kurzen Serie sehr genau den moralischen Verfall der Time Lords widerspiegeln wird.

Untermalt wird das alles noch mit einer Neuinterpretation des Doctor Who Themes, welches sehr schön in das Bild der Kriegssituation hineinpasst und den Zuhörer entsprechend auf diese neuen Abenteuer einstimmt.

Fazit

Only the Monstrous ist eine unglaublich dichte und atmosphärisch bedrückende Erzählung mit sehr vielen interessanten Figuren. Man weiß hierbei nie so genau, welche Seite welche Person eigentlich vertritt und bekommt dabei ständig dieses unglaublich unangenehme Gefühl eines Kloßes im Hals, während sich mehr und mehr offen legt, wie viele unterschiedliche Interessengruppen hierbei eigentlich im Spiel sind, dass es fast schon herzerwärmend währe, dass wenigstens die Daleks sich als das erweisen, was man tatsächlich von ihnen auch erwartet. Als Auftakt für eine Serie, in der es Thematisch vermutlich um den Fall von Gallifreys Timelords auf der moralischen Ebene geht, ist Only the Monstrous ein wunderbares Stück Hörspielkunst, dass sich eine Menge sehr guter Sprecher aus dem englischen Raum sichern konnte. (Insoferns ist das hier natürlich nichts für „hier spricht man deutsch“-Aktivisten.) Wer aber vor dieser kleinen Sprachhürde nicht zurückschreckt erhält mit dieser Box über 3 Stunden gute Unterhaltung auf die Ohren. (Plus ein wenig MakingOff Material zusätzlich. Ob man das jetzt Mag, muss man für sich selbst entscheiden.)

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