Montag, 23. April 2018

Rezension: Mohiro Kitoh: Ein Flüstern für Shiina (Naru Taru Band 02)

Cover: Mohiro Kitoh
Naru Taru Band 02
Verlag: EMA: adult
Der erste Band von Naru Taru war noch relativ „Bund“ und Leichtherzig, was kann uns der zweite Band denn so bieten? Die Geschichte bleibt weiterhin auf Shiina fokussiert, zumindest in weiten Teilen. Jedoch: Während der erste Band nur Andeutungen gemacht hatte, werden im zweiten Band mit einem mal deutlich mehr finstere Töne angeschlagen: Es beginnt alles mit einem Jungen, der Akira bedrängt und ihr gegenüber Andeutungen macht, dass er ein Utopia erzeugen will, das durch die Vernichtung großer Teile der Menschheit entsteht. Nur um Kurz darauf bei einer kämpferischen Handlung gegen Shiina von einem von Hoshimaru geworfenem Stahlträger aufgespießt zu werden.
Was danach folgt sind weitere Gruppen die Eingeführt werden: Zum einen ist da ein Trio von scheinbar älteren Jugendlichen, die in einem direkten Kontakt zu dem oben erwähntem Jungen stehen und allesamt denselben (Alp-)Traum eines Terrorregimes pflegen.
Dann gibt es das Büro zur „Entwicklung militärischer Ballone“, welche zumindest so etwas wie eine grobe Ahnung über die Existenz von „Drachen“ haben und daher auf allen Ebenen zu versuchen scheinen, was es mit diesen Wesen auf sich hat. (Man muss Annehmen, dass es bei diesem Büro in erster Linie um die Entwicklung von Abwehrmaßnamen geht.
Und zeitgleich kommt es dabei immer mehr zu Verknüpfungen und Begegenungen der einzelnen Gruppen Miteinander und mit Shiinas alltäglichem Leben. Jedoch ohne das diese in irgendeiner Weise etwas voneinander ahnen.
Und irgendwann gegen Ende des Bandes kommt es zu einer Tragödie.

So wie die Geschichte in diesem Band aufgebaut ist, ist es klar, dass die „Drachenkinder“, wie Hoshimaru von den „bösen Kids“ bezeichnet wird, einen immer wichtigeren Part in dieser Serie spielen werden. (Letzten Endes scheint alles nur darauf aus zu sein, dass „Drachen“ der zentrale Dreh- und Angelpunkt ist, der vermutlich die wichtigste Bedrohung für die Menschheit am Ende ausmachen wird.) Aber: So wie dieser Band hier präsentiert wird geht es erst einmal um ganz alltägliche Probleme: Schulnoten, Überlebensängste, Mobbing und Selbstmordgedanken. (Welche wohl gerade Akira ausmachen.) Und natürlich die großen Allmachtphantasien einiger Bullys, die zu viel Macht in die Hände bekommen haben. (Und natürlich die Welt der Erwachsenen und ihrer Erwartungen gegen die Welt der Kinder und ihrer Träume, wenn auch nur am Rande.)

Wie ich aber auch schon zum ersten Band festgestellt habe: Naru Taru macht einen unglaublichen Spagat. Zum einen ist da erstmal diese sehr helle, durch die meisten Charakterdesighns fast schon Kindgerecht wirkende Basisgeschichte, die man eher mit einem deutlich jüngeren Ziepublikum in Verbindung bringen will. Und auf der anderen Seite tauchen dann immer wieder diese Unglaublich düsteren Elemente auf, die genau in die andere Richtung gehen. Während der erste Band noch sehr stark mit dieser Finsternis geizte, wir dhier mit einem Mal an der Schraube für Mord und Totschlag gedreht. Zum einen werden die eventuellen Graustufen erstellt (sprich: Mit dem Büro und dessen angedeuteten Methoden wird eine Gruppe aufgezeigt, die Zwar von den Handlungsmaximen her richtige Ansätze vorweist, aber vermutlich nur die besten Ziele aus ihrer Perspektive im Sinn hat.) Und mit den anderen Jugendlichen, die anscheinend auch über s.g. „Drachenkinder“ verfügen taucht mit einem Mal eine Terror-Organisation auf, die einfach nur Chaos und Zerstörung streuen wollen. Deren Ziel scheint der reinste Genozid zu sein.
Was dann am Ende genau die Bedeutung dieser einzelnen Storyfäden sein wird (und wie man diese jeweiligen Gruppierung in der Interaktion untereinander dann zu deuten hat) müssen wir noch sehen. Fest steht halt nur, dass gerade Shiina mit ihrer Art zu leben und Hoshimaru mit seiner unglaublich schweigsamen Art erst noch irgendwie zusammenfinden müssen. Denn so wie die Geschichten bisher aufgebaut sind, scheint zwischen den Beiden noch ein ziemlich zentraler Funke zu fehlen. (Und wenn man bedenkt, das die Reihe zumindest 12 Ausgaben erreicht hatte, kann die ganze Geschichte sich nicht nur darum drehen, dass Shiina am Ende „nur“ ihren Bezugspunkt zu ihrem kleinen Monster findet.)
Das gibt der Geschichte zwar eine gewisse Vorhersehbarkeit auf einer Ebene, aber eventuell auch Potential, um wirklich noch zu überraschen. (Wobei das Abzuwarten bleibt.)

Fazit


Im Grunde genommen lässt sich der Manga gerade Zeit. Es werden zuerst die einzelnen Elemente eingeführt, die dieses Setting bestimmen werden, indem alle nach und nach über Shiina stolpern, oder zumindest eine direkte Verbindung zu ihr aufweisen. Das ist allerdings immer noch nicht der zentrale Punkt bei der Sache: Wesentlich zentraler ist der Umstand, dass mit bestimmten Handlungen von Hoshimaru (und anderen Wesen im weiteren Verlauf der Geschichte) eine gewisse Unberechenbarkeit angedeutet wird. Die „Drachenkinder“ haben Fähigkeiten, die sie in direkter Beziehung zu Wesen bringen, die unglaublich gefährlich sind. Und angesichts der tatsache, dass auch alle anderen Elemente in der Geschichte geradezu ungewöhnlich Finster auf der Ebene der psychologischen Darstellung sind, wird diese Geschichte ungewöhnlich interessant. Es bleibt abzuwarten, was hier noch im weiteren Verlauf wirklich zustande kommt, aber die Serie schafft es zumindest bereits seid zwei Bänden keinerlei gröbere Schnitzer zu produzieren. (Und auch wenn ich dieses unglaublich überdrehte Element, dass ich in anderen, hier auf dem Blog schon vorgestellten Serien, durchaus zu schätzen weiß, ist es eine unglaublich interessante, geradezu erfrischende Neuerung, mal wieder einen Titel in der Hand zu halten, der deutlich ernster seine Materie präsentiert.)

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