Montag, 27. August 2018

Rezension: Clamp: X (Band 04)

Cover: Clamp X/1999 (Band 04)
Verlag: Carlsen Comics
Hatte ich in der Rezension von Band 3 noch gesagt, das mir so langsam aber Sicher die Exposition fehlt, kommt so etwas in der Art jetzt endlich zum tragen. Während Fuma von den Erinnerungen an Alpträumen geplagt ist und Kotori schwört, dass sie jetzt eine eigene Stärke entwickeln muss, kommt es bei Kamui zu einer Schicksalsschweren Begegnung.
Sorata fordert Arashi nach einem Essen dazu auf, dass diese Ihn und Kamui zu Prinzessin Hinoto führen soll. Und in bester Ben Kenobi-Manier erklärt diese ihm den Hintergrund der Ereignisse bis heirhin… „from a certain point of view“. Nur müssen wir hier nicht bis zum Abschluss einer Film-Trilogie warten, bis es zur Auflösung kommt.
Der Hintergrund ist der: Tokyo ist eine besondere Ortschaft voller Schutzkreise, welche die Erde beschützen. Sollte also diese Stadt fallen, ist das Schicksal der Welt besiegelt. Und der Kampf wird zwischen zwei Fraktionen stattfinden. (Die zu allem Überfluß auch noch jeweils die magische Zahl der Sieben repräsentieren.) Die Erddrachen, auch als „die sieben Boten“ bekannt, wollen die Erde vernichten. Die Himmelsdrachen, in diesem Kontext auch als „die sieben Siegel“ genannt, stellen die Gegenseite dar, die alles erhalten möchten. (Was genau jetzt die jeweils intrinsischen Motive gerade bei den Erddrachen sind, wird aus dieser Perspektive natürlich nicht erklärt. Es wird nur so dargestellt, dass die Himmelsdrachen gerade auf der Seite der Menschheit stehen, weil zumindest ein Mitglied dieser Gruppierung bis hierhin von dem Schutz von Unschuldigen gesprochen hat.)
Kamui stellt in dieser ganzen Kosmologie eine ganz besondere Rolle dar. Hinoto eröffnet ihm, dass sein Name soviel wie „der die Macht Gottes vertritt“ bedeutet. (Nur um dann im Anschluß von Kanoe noch in soweit berichtig tzu werden, dass der Name auch „der die Macht Gottes jagdt“ bedeuten kann. Die ganze Eröffnung findet in einer Vision statt, die Hinoto mit Kamui teilt. Und wie man zumindest bis hierhin weiß ist Kanoe zumindest in der Lage in die „Träume“ ihrer Schwester einzudringen.)
Kamui erfährt durch diese Konfrontation, dass er eine Wahl hat, ob er die Erd- oder die Himmelsdrachen anführen will. Und das alles in der üblichen, überbordendenden Symbolik, die die Visionen von Hinoto bis hierhin schon immer dargestellt haben.
Was man dann am Ende erfährt ist, dass jetzt alle Personen in Tokyo angekommen seien, die etwas mit dem Weltuntergang zu tun hätten.

Was soll man zu diesem Band jetzt sagen? Zuerst einmal: Das Artwork weiß bis hierhin auch weiterhin zu überzeugen. Es bleibt zwar irgendwie unglaublich prätentiös und Kitischig, aber das ist man ja bereits insgesamt gewöhnt.
Der Fakt, dass man dabei aber auch endlich mal erfährt wo man eigentlich dran ist bei der ganzen Geschichte kommt glücklicherweise auch nicht zu spät – auch wenn die ersten drei Bände die nerfliche Anspannung, was das Thema anbelangt, fast schon überstrapaziert haben. Ich frage mich im Moment wirklich, wie das die Personen erlebt haben, die die Serie mit verfolgt haben, als sie hierzulande ursprünglich veröffentlicht wurde.
Der Punkt bei dieser ganzen Angelegenheit, der für die Geschichte noch Spannungen hervorbringt ist die Geschichte mit der „Wahl“, die Kamui hat. Bis hierhin weiß keiner von uns, was diese Wahl eigentlich bedeutet, denn wie wir im dritten Band erfahren haben, existiert so etwas wie ein zweites Schwert und ein Spiegel zu Kamui, ein „Zwilling“, wie es im dritten Band hieß. Das alles ist zwar in dieser Hinsicht sehr Visionenhaft verzerrt, allerdings weist einiges darauf hin, dass diese Visionen und die komplette Kosmologie hinter X äußerst plakativ Aufgebaut und präsentiert wird. So wie es zwei „Drachenarten“ in den Visionen gibt, die jeweils eine der bestimmenden Seiten repräsentieren, die um den Weltuntergang kämpfen, scheint es demnach auch zwei tatsächliche Figuren zu geben, die Kamui repräsentieren, so das es sich in dieser Geschichte vermutlich nicht länger um einen Namen, sondern um einen Titel handelt. Eine Funktion. Und dementsprechend existieren auch tatsächlich zwei heilige Schwerter.
Wenn wir jetzt also all diese Faktoren zusammenrechnen bliebe aus der Perspektive eines Erstlesers folgende Frage offen: Wer ist die zweite Figur, die den Titel des Kamuis innehat. (Angesichts der Tatsache, dass der namentliche Kamui die Wahl treffen kann, muss der andere Kamui also demgegenüber die andere Position vom Schicksal aus betrachtet einnehmen.)
Also bleibt jetzt einfach die Frage offen: Wer ist dieser andere Kamui? Wie entsteht ein heiliges Schwert? (Da diese Waffe ja anscheinend auch ein Gegenstück haben muss?) Und vor allen Dingen: Was genau ist für Kanoe so interessant an Fuma? (Von dem wir ja bereits festegstellt haben, dass er ebenfalls irgendwelche besonderen Fähigkeiten haben muss.)

Fazit

Diesen Band hier wirklich zu beurteilen ist schwierig. Klar, er ist in dem typischen, überbordendem Kitsch gehalten, der die ersten drei Bände bereits auszeichnete. Der Punkt bie der Sache ist nur, dass er eigentlich viel zu spät alles eröffnet. (Die bereits zum dritten Band gewünschte Exposition findet hier endlich statt.) Ich verstehe, warum man sich diesen alles erklärenden Moment ausgerechnet bis hierhin aufgespart hat. Diese Szene ist an sich so deutlich Eindrucksfoller gehalten, wenn alles durch die Visionen von Hinoto entsprechend erklärt wird. (Und auch beide Positionen durch das entsprechende Eingreifen von Kanoe offenbart werden.) Als Leser wird man Quasi wie Kamui an die ganze Sache herangeführt. Das Problem ist nur: Wie hat es diese Serie geschafft bis hierhin zu überleben. (Und noch dazu den entsprechenden Kultstatus zu erlangen, den sie zumindest um 2002 herum hatte, als ich zum ersten mal über sie gestolpert bin.)

Aktuell bin ich eher gewillt diesem Band deswegen Pluspunkte zu geben, weil er nach dieser leicht enerfierenden Unwissenheit zumindest ein wenig Licht ins dunkle bringt. Für sich allein betrachtet ist er allerdings auch nur so ein „Zwischending“ das existiert, um zu etwas anderem hinzuleiten. (Bei anderen Serien hätte ich jetzt gesagt: Zur Action hinleiten soll. Allerdings hatte „X“ wohl ursprünglich ein weibliches Zielpublikum gehabt, dementsprechend weiß ich hier noch nicht, was die jeweilige Erwartungshaltung beim anderen Geschlecht wäre.)

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