Wie die meisten wohl im letzten Jahr mitbekommen haben, gab es hier in NRW eine gewaltige Verschiebung was die Planung potentieller Messebesuche in der ersten Hälfte des Jahres anbelangt. Namentlich dachte sich die Kölnmesse, dass es doch ganz gut sei, einfach mal die etablierte Marke RPC zu nehmen und gegen einen anderen Fokus auszutauschen. (Mit anderen Worten: Die Messebtreiber haben die Dollarzeichen in den Augen gehabt und wollten ein Stück vom Comic-Con-Kuchen für sich abhaben.) Das war am Anfang schockierend, dann mit einem holen Gefühl in der Magengegend eventuell noch akzeptierbar, allerdings kamen dann auch einige Details so im Nachhinein obendrauf, die nicht unbedingt jedem schmeckten. (Infernal_Teddy, der seine ganz eigene Beziehung zur RPC auf einer symbolischen Ebene hatte, hat darüber ja auch schon geranted.) Jetzt muss Veränderung ja nicht per se negativ sein. Nur ist halt eben der Einschnitt gerade bei der CCXP so speziell, dass man in der entsprechenden Position ist, immer jemanden vorschieben zu wollen, um auf dessen Einschätzung des Ganzen dann seine eigene Meinung aufzubauen. Nur dreimal dürft ihr raten, was in meinem Fall dabei dann die Problematik war: Ich bin, so gesehen, der kleinste gemeinsame Nenner in meinem direkten Bekanntenkreis, was die potentielle Zielgruppe der CCXP anbelangt. (Und damit ist die Meinung, auf der ich meine Meinung dann aufstützen kann… ja ihr habts erfasst: Dummerweise meine eigene.)
Insofern hatte ich
mir nach einigem Zögern tatsächlich doch noch ein Ticket für den
Donnerstag der CCXP besorgt. Also, gerade den Auftakt der ganzen
Geschichte. Mit also möglichst niedrigen Erwartungen und keiner so
richtigen Ahnung, was ich jetzt eigentlich überhaupt für mich
erwarten würde bin ich demnach nach Köln aufgebrochen. (Der Punkt
ist: Immer wenn man irgendwas über Comic-Cons hier in Deutschland
hört, kommt da irgendeine seltsame Vorstellung von „Glamour“-Welt
auf. Und abgesehen von meinem kurzen Eindruck auf der einen
Comicbörse
hier in der Gegend im Juli letzten Jahres kann ich auch nicht all
zu viel sagen, was ich jetzt eigentlich erwartet hätte.)
Den Donnerstag zu
nehmen war gut und schlecht zugleich: Gut, weil an diesem Tag mit
wenig andrang zu rechnen war. Schlecht, weil einige der
interessanteren Entwicklung an Programm überhaupt erst an anderen
Tagen stattfanden. (Und wohl auch bis zum letzten Abend noch einmal
durchgetauscht wurden, wenn man Beispielsweise den letzten Malstream
der Orkenspalter vor der CCXP heranzieht, wo Niko Mendrek irgendwann
im Chatverlauf reinpostete, dass er gerade noch in der Kommunikation
mit den Veranstaltern war. Anscheinend wollte man irgendeine Show der
Orkenspalter zu einem anderen Zeitpunkt ansetzen.)
Was war also für
mich effektiv neu? Die ganze Veranstaltung hatte sowas wie mehrere
Schleusen: Die erste prüfte das Gepäck auf problematische
Gegenstände, vor der zweiten konnte man sich armbänder abholen, für
die man seinen Pass vorzeigen musste, um einen entsprechenden
Altersnachweis ans Handgelenkt gepappt zu bekommen. (Abgesehen von
der Kino-Leinwand machte das hier aber noch keinen wirklichen Sinn.
Es kann sein, dass auf lange Sicht auch noch spezielle
Altersbeschränkte Bereiche sich entwickeln könnten, aber vorerst
war davon hier nichts zu sehen.) Lustig war allerdings auch das ich,
obwohl ich nicht damit gerechnet hatte, pünktlich zum Einlass in
Köln aufzuschlagen, direkt beim Eintreten von einem gewalltigen
Spalier aus Cosplayern „bgrüßt“ wurde, die ein sichtlich
ergrauter Skar wohl „herbeigescheucht“ hatte. (Skar von den
Blutschwertern hatte ich jetzt schon seid ein paar Jahren nicht mehr
gesehen und dieser Alterungsprozess sorgte dann auch dafür, dass ich
ihn gar nicht richtig erkannt hatte.) Aber auf der anderen Seite:
Umsehen und Flurfunk ablauschen macht ja auch meistens Sinn. (Die
Bestätigung für Skar holte ich mir dann von Hoffi ein. Und mehr
werde ich über die Geschichte jetzt auch nicht erzählen, das ist
jetzt schon Peinlich genug.)
Von daher: Wenn man
nicht so genau weiß, was man eigentlich sucht, macht es Sinn
eventuell auf ein paar Anlaufpunkte, von deren Existenz man weiß,
sich zu fokussieren: Wie ich einen Tag zuvor erst herausgefunden
hatte, war die Dorp mit einem Stand vertreten. Und Tom, der als
einzelner den Donnerstag überstehen musste, war anscheinend auch
ganz glücklich über ein wenig Abwechslung mit jemandem, dem man
nicht die Dorp erklären musste.
Was ich aus diesem
Gespräch erstmal über den Aufbau der CCXP herausgefunden habe: Es
gab anscheinend für den Bereich Pen & Paper eine Einrichtung
Namens „Indie Booth“, die kostenlos vier Stände für ausgewählte
Projekte zur verfügung stellte. (Und über eben diese Einrichtung
hatte auch die Dorp ihren Stand bekommen.) Dieser Potentielle
Nachfolger der „Projekt Fandoms“ der RPC währe an sich ja gar
nicht mal so schlecht gewesen, wenn da nicht über das Interview
der Orkenspalter mit Ralph Sidek* ein paar Details über die
„Kuration“ der Standvergabe herauszufinden war: So wie sich die
Ausführungen von Ralph Siedek anhören, wurde gar nicht so sehr
darauf geachtet, „Fanprojekte“ aus der Szene mit einzubeziehen,
sondern eher kommerziellen Kleinstverlagen eine wie auch immer
geartete Fläche möglichst Günstig anzubieten. Dementsprechend war
abgesehen von der Dorp anscheinend kein einziges „Fanprojekt“ am
Start, sondern schwerpunktmäßig eher solche Individuen wie Truant
Spiele oder der Verlag „Nackter Stahl“. (Respektive: Von Siedek
erwähnt wird im Besonderen für die Tabletop-Szene das Spiel „Dust
1947“, das von der polnischen Firma Warfactory vertrieben wird.)
(Hatte ich schonmal erwähnt, dass das ganze irgendwas mit
Dollarzeichen in den Augen der Kölnmesse-Betreiber zu tun haben
muss?) Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass Siedek hier
versucht hat, besondere Perlen aus den finanziell eh schon sehr
umkämpften Bereichen heranzulocken, um auf eben diese sehr
interessanten Produkte aufmerksam zu machen, falls man überhaupt
noch eine wie auch immer geartete Minderheit der ursprünglichen
RPC-Zielgruppe heranlocken möchte. Andererseits ist da halt dieses
Geschmäckle dabei, dass eben eigentlich kommerziell orientierte
Einrichtungen anstelle von Fanprojekten für die Zusammenarbeit
herangezogen wurden. (Wobei potentiell Fanprojekte wahrscheinlich
auch noch mit dem „vier Tage“-Problem zu kämpfen gehabt hätten.
Ich meine: Tom von der Dorp wahr ja auch die ganze Zeit jetzt an
seinen Stand gebunden gewesen, ohne die geringste Möglichkeit an
diesem Tag irgendwas anderes leisten zu können.)
Ein anderer Umstand
wahr wohl die lokale kölner Presse. Anscheinend wusste zumindest
irgendein Radiosender selbst nicht so genau, was man mit der CCXP
anfangen sollte und thematisierte das ganze wohl entsprechend
irritiert, das man anscheinend auf der Comicmesse unter anderem den
Umstand thematisieren würde, das Batman seinen 80sten Geburtstag
dieses Jahr feierst. (Man fragt sich in solchen Momenten, wo die
lokalen Journalisten ihre freihe Zeit verbringen. Im Internet
sicherlich nicht.) Das an diesem Punkt allerdings was dran sein muss,
kann ich insofern bestätigen, weil ich selbst nur wenig später von
einer Dame für einen Kommentar fürs Radio gebeten wurde, „was ich
denn an der Comic Con so toll fände, und was mein Grund währe
hierherzukommen“. Ihr fast schon hysterisches Gelächter darauf,
dass ich das gerade selbst hier noch herausfinden wollte, sprach dann
schon Bände, was man hierhergeschickt hatte.
Apropos Ulisses: Was
mich besonders erstaunt hat ist die Größe des Standes, den Ulisses
aufgefahren hatte. Der wahr groß genug, dass neben dem Ulisses
eigenem Verlagsprogramm auch noch ein Eskaperoom von „Live Escape
Landsberg Mühlbauer & Lorenz GbR“, ein Zusatzmaterialstand von
Yvis Nerd and Geek World und eine kleine Bühne für
Streaming-Sessions, die Rund um die Uhr liefen, aufgebaut waren. Zum
Vergleich: Die eigentlichen Riesen der Brettspielszene – Asmodee
und Pegasus Spiele – hatten lediglich einen winzigen Tisch von
vielleicht zwei Metern als Standfläche aufgestellt. Die Frage die
sich hierbei stellt ist also: Wer war hier deutlich übermotivierter?
Oder hatten hier eventuell die Messebetreiber am Ende alles getan, um
den Platz voll zu bekommen?
Denn auch wenn
vieles an der Sache dem neuen Fokus geschuldet nicht ganz so rund
lief: Die moderne Sovial-Media-Blase wahr irgendwie vorhanden: Ich
weiß nicht wie viele möglicherweise „Influencer“ mit
Stabilisations-Selfiestäben durch die hallen liefen und dabei über
irgendwas sprachen. (Stellenweise waren es vermutlich Handy-Streams,
die da liefen, bei einigen anderen Aufbauten mit Systemkameras, die
ja innerhalb der Youtube-Szene durchaus aufgrund ihrer Kompaktheit in
Kombination mit Wechselobjektiven eine hohe Beliebtheit zu genießen
scheinen, waren wohl eher aufnahmen für die spätere
Konserven-Veröffentlichung.) Auch wenn man auf der anderen Seite auf
der „Artist-Gallery“-Seite wohl sagen muss, dass hier vermutlich
nicht mehr unbedingt das Beste von Allem vertreten wahr. (Aber das
wahr dank der anderen Comic-Con in Stuttgard auch nicht anders zu
erwarten gewesen.)
Ach ja: Und ich habe
natürlich mal wieder einen kleinen Stalking-Ansatz fahren müssen.
(Ich hatte aufgrund von Twitter gewusst, dass Tommy Krappweis auf der
CCXP sein würde und deswegen mein Exemplar von „Mara und der
Feuerbringer“ eingepackt.) Eher zufällig sah ich mein Ziel halt
eben mit Bernhard Hennen gerade eine Runde über die Messe ziehen, wo
die beiden natürlich mit allerlei Leuten Gespräche führten. Und
weil ich eben nicht irgendwo reinplatzen wollte, wo die beiden sich
entsprechend „amüsierten“ spielte ich eben vorrübergehend
Satellit in einem erweitertem Orbit. Oh. Und natürlich darf man hier
nicht auch noch Steff vom Youtubekanal
Steffs Kleynkrämerey nicht unerwähnt lassen. Dessen unglaublich
herzliche Begrüßung hatte mich extrem überrascht, nachdem ich ihm
die abgewandelte Form meines Pseudonyms genannt habe, mit dem ich auf
Youtube in der Kommentarspalte unterwegs bin. (Letzten Endes ist er
ja einer von zwei Gründen, die mich wieder ins Tabletop gebracht
haben.)
Allerdings: Der Part
der ganzen Geschichte, der der „Mittelaltermarkt“ wahr, war im
Vergleich zu den vorherigen Jahren ein Witz. Es waren zwar weiterhin
die Falkner da, um wenigstens eine Konstante in der ganzen
Veranstaltung noch zu erwähnen, aber ansonsten? Ich bin mir nicht
ganz sicher, ob die Stände nicht mit einer Hand ausreichend
abzählbar waren, aber im Vergleich zu den Vorjahren war das
erschreckend ausbaubedürftig. Gerade der Mittelaltermarkt brummte
doch normalerweise und jetzt konnte man eher Bilder in den sozialen
Netzwerken posten, auf die dann fragen kamen, ob der Ausblick auf den
Mittelaltermarkt von dem Gebäude im Hintergrund verdeckt wurde.
Insgesamt doch sehr ernüchternd.
Andererseits muss
ich sagen: Ich weiß nicht ob die RPC in den vergangenen Jahren
jenseits der Literaturinsel irgendwelche Vortragsveranstalltungen
anzubieten hatte. (Wenn, dann waren sie nie so ganz auf meinem Schirm
gewesen.) Dieses Jahr hatte ich absichtlich mir vorgenommen dieses
Angebot wahrzunehmen: Auf dem entsprechend ausgedruckten Plan gab es
zwei von drei Veranstaltungen auf der Ultra Stage, die mich durchaus
lockten, was das Thema anbelangte. Vor Ort erfuhr ich dann, dass das
Panel zur Science Fiction in Deutschland vertagt worden war und somit
nur noch ein Vortrag über Perückenmachen im Cosplay auf Englisch
und das Star Trek Let‘s Play auf der Bühne von den Orkenspaltern
stattfinden würde. Ratet mal, was ich gemacht habe?
Zusammenfassend
lässt sich also nur sagen: Die DNS der RPC ist in der CCXP dermaßen
verwässert, dass man die ganze Veranstaltung auch ebensogut als
nicht vorhanden betrachten kann. Es ist zwar durchaus interessant zu
sehen, was hier neu auf die Beine zu stellen versucht wird, zumal
einiges an Geld wohl gerade in die Dekoration geflossen ist, aber so
im großen und ganzen war Köln in diesem Jahr nicht wirklich für
mich so sonderlich interessant. Das was ich erlebt habe, war zwar
definitiv sehenswert, aber ob sich der Preis dafür wirklich in der
Form rechtferigt ist mir immer noch unklar. (Im übrigen versagte
auch noch die Kommunikation um eine Besonderheit anscheinend völlig:
In Kooperation mit dem Kölner Stadtanzeiger wollte man eigentlich
Studenten am Donnerstag und Freitag kostenlos auf die Messe locken:
So ganz hatte das nicht funktioniert, weil zumindest am Donnerst
niemand bescheid wusste, dass das ging.
Ich muss mir fürs
nächste Jahr nochmal sehr gut überlegen, ob ich die CCXP nochmal
ansteuern werde. Allerdings habe ich genau deswegen aktuell auch vor,
dieses Jahr noch wenigstens die Feencon in Bonn und die nicht mehr
Eulencon in Wesel zu besuchen, um wenigstens die alterntiven
einschätzen zu lernen. (Und ich muss mir wohl über kurz oder lang
eine etablierte Comic-Medien-Con ansehen. Ich weiß zumindest aus
Gesprächen mit den anderen Mitspielern meiner Shadowrun-Runde, dass
die „Dokumi“, eine Manga-Con, wohl ähnlich teuer wie die RPC
ausfallen soll. Eventuell findet sich auf diesem Weg ja irgendwas
neues, über das man berichten kann.)
*Man kann mich ganz
am Anfang des Videos, beim Interview mit Ulisses im hinteren Teil des
Bildes am Stand von Yvis Nerd and Geek World sehen.
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