Donnerstag, 22. März 2012

Rezension: Stephen King - Colorado Kid (Kindle Edition)

Cover: Stephen King
Colorado Kid
Verlag: Heyne
In den letzten Jahren ist es ja mehr oder weniger arg still geworden um den einstigen “King of Horror”. Um genau zu sein stellt man sich seit dem Erscheinen von „Der Turm“ irgendwie die Frage, ob er überhaupt noch irgendetwas veröffentlicht hat. (Jaja, mir ist klar, dass da jeweils jährlich etwas geschehen ist, aber irgendwie sind sie trotzdem allesamt an mir vorbeigegangen.)

Colorado Kid war dann tatsächlich die erste Novelle (in der deutschen Printausgabe hat das Büchlein gerade mal 174 Seiten – Ich selbst habe hier die Kindle-Edition vorliegen, aber das spielt dabei eher eine geringe Rolle) die nach dem Ende des Dunklen Turm-Zyklus veröffentlicht wurde. (Allerdings bewegt sich King hier offensichtlich nicht unbedingt im Bereich des urbaneren Horrors, sondern hat eher einen Krimi geschrieben.)

Worum geht es also? Stephanie McCann, eine junge Journalistin, die ein Praktikum bei der Zeitung „The Islander“ in Maine, wird von den beiden betagten Redakteure Dave Bowie und Vince Teague in deren großes Geheimnis eingeführt. Dabei geht es um „die große Story“, die keine Story ist, wie es in der Geschichte heißt. Irgendwann in den 1980ern wurde auf der Insel die Leiche eines Toten entdeckt, die man nicht zuordnen konnte. Erst ein Jahr später findet ein Gerichtsmediziner heraus, dass der Mann aus Colorado stammt. Der Haken an der Geschichte ist nur, dass Colorado Kid eigentlich gar nicht von Colorado nach Maine hätte kommen können. Zumindest nicht in der Zeit, die er zur Verfügung gehabt hätte.



Soweit, so schlecht. Ein typischer King ist das hier definitiv nicht. Kein Horror, keinerlei (offensichtlichen) phantastischen Elemente. Stattdessen liest man die ganze Zeit von einem großen Rätsel und einem Haufen Sackgassen. Das Thema dieser Geschichte ist in gewisser Weise die Faszination am Rätsel an sich, wenn man es so sehen will. Denn jede einzelne, mögliche Lösung bringt nur neue Fragen auf. Fragen, aber keinerlei Antworten. Und dadurch bleibt eine in der Geschichte formulierte Erkenntnis nur übrig, dass „eine Story“ zwar ein Rätsel enthält, aber zumindest auch einen Erklärungsansatz mit anbieten können muss.

Was kann man über diese Geschichte sagen? Es handelt sich in gewisser Weise um einen Krimi. (Ich denke man kann in gewisser Weise das ganze irgendwo entfernt als leichte Weiterentwicklung und Verharmlosung der „harboiled detektiv novellen“ bezeichnen, auch wenn dieser Vergleich nur eingeschränkt zutrifft.) Jedoch war das dann auch schon alles, was man wirklich zu dem gesamten Buch sagen kann. Es weder besonders spannend, noch besonders langweilig geschrieben. Insgesamt dümpelt die gesamte Handlung so langsam vor sich hin, ohne das es dabei irgendeinen besonderen Umbruch geben würde. Insofern ist das Ganze eventuell für diejenigen Interessant, die sich selbst beim Lesen hinsetzen wollen um mit den Handelnden zu grübeln, was es für Möglichkeiten an Erklärungen gibt. Das sorgt letzten Endes zwar nicht dafür, dass man diese spezielle Geschichte unbedingt empfehlen kann, allerdings wirft es die Frage auf, ob Kings neuere Storys in einem ähnlichen Stil verfasst sind, oder ob es sich hierbei nur um ein einfaches, literarisches Experiment handelt.

Von daher ist das Buch ein Problem für sich. Auf jeden Fall ist es interessant einen Blick hineinzuwerfen. Zu empfehlen ist dieser spezielle King allerdings dann leiderb doch nicht. Dafür hinterließ er zumindest bei mir zu sehr das Gefühl die Zeit mit etwas weniger lohnenswertem verbracht zu haben.