Montag, 31. Juli 2017

Review: Valerian. Die Stadt der tausend Planten

Man nehme Luc Besson, eine uralte franko-belgische Comic-Serie und danach einen ganzen Haufen CGI als Blendwerk. Und schwups: Man könnte beinahe meinen, dass das ganze ein guter Film sein könnte. (Und trotzdem nicht mehr daneben liegen.)
Also, was haben wir da eigentlich vor uns? Alles beginnt damit das mit einem ganzen Haufen Szenen (und Untermalung von David Bowies „Life on Mars“) die menschliche Raumfahrt in Kombination mit dem Basenbau im All zu sehen ist. (Und unzählige Male wird die ständige Frage, wie man sich jetzt eigentlich begrüßt, wenn man es mit Extra-Terrestrischen Kulturen zu tun hat, erneut aufgestellt und bringt „neue“ Erkenntnisse dabei herum.)
Die nächste Szene zeigt dann eine paradisische Welt, auf der ein haufen geradezu ätherischer Wesen ihr normales Leben auf dem Planeten Mül (der aus irgendeinem Grund „Mu‘El“ ausgesprochen wird) leben… bis die Apokalypse in Form von herabstürzender Raumschiffe über sie hereinbricht. Eigentlich schaffen es alle überlebenden, sich irgendwie in einem der Wracks in Sicherheit zu bringen. Bis auf ein Wesen, dass mit einer absurden Geste Energie ins Universum abschießt, die dann ausgerechnet auf Valerian trifft, der an einem Strand liegt und wie aus einem Alptraum erwacht.
Und das ist nur der Auftakt, der die gesamte Geschichte rund um Valerian und Laureline (dargestellt von Cara Delevigne, die man bis dahin eigentlich nur aus Suicide Squad kannte) erst ins Rollen bringt. Kurz zusammengefasst kann man sagen: Es geht um die (nicht wirklich glaubwürdige Beziehung) zwischen Valerian und Laureline, ein spezielles Tier mit der Fähigkeit einmal verfütterte Gegenstände beinahe Unendlich zu replizieren, und eine Verschwörung, die die Anfangs erwähnte „Raumbasis Alpha“ in den Untergang zu schicken droht.
Länger ausgebreitet (und vermutlich nur für Rollenspieler verständlich): Mit seinen ständigen, aggressiven Flirtversuchen versucht der eher dämlich wirkende Valerian bei seiner Partnerin zu Punkten, während die beiden einen McGuffin durch die komplette Geschichte schleifen, der Dreh- und Angelpunkt für fast die komplette Handlung ist. Dabei werden die ätherischen Aliens bei einem Überfall mit auf den Verteidigungsrat gezeigt, wobei das erste logische Problem auftritt: Man weiß wer sie sind (Perls), man weiß aber auch nicht wer sie sind… respektive: Was sie wollen, wo sie herkommen, etc. (Im Grunde genommen bewegt sich dieser gesammte Subplot rund um die Perls um eine angedeutete wissende Unwissenheit, bei der man sich ernsthaft fragt, ob hier nicht jemand im Vorfeld nochmal korrigierend durchs Drehbuch drüber gelesen hatte… oder ob hier einfach nur jemand beim Finalen schneiden auf dem Cutter-Tisch ein paar Szenen im betrunkenem Zustand hat unter den Tisch fallen lassen, wo eigentlich wichtige Exposition hätte betrieben werden müssen.)
Und dann ist dort diese Verschwörung rund um die „tote Zone“, die scheinbar die Raumstation gerade zu verschlingen droht. Angeblich seien mehrere Teams losgschickt worden, um das Gebiet zu erkunden, aber niemand kehrte zurück. (Trotzdem hatte bis dahin keiner Evakuierungsmaßnahmen scheinbar für Notwendig gehalten.) Und wenn man ganz ehrlich ist: So wirklich Sympathisch ist einem auch keiner der spielenden Charaktere, allerdings hat man den Anthagonisten des Films schon ziemlich schnell identifiziert, auch wenn man nicht unbedingt sofort weiß, was der jetzt so Bösewichtiges eigentlich getan hat. (Das heißt: Eventuell doch. Zumindest sobald man ein paar mehr Details über die Mül-Story spätestens erfahren hat.)

Also insgesamt zusammengefasst: Die Story für sich allein betrachtet ist Mist.

Dummerweise hat Luc Besson sich allerneuster CGI-Technik bedient und damit einen unglaublich pompösen Grafik-Blender erschaffen, der einem aus dem Staunen nicht mehr herausbringt. (Und das macht die Sache so unglaublich schade: Denn rein für die gewalltige Bildwelt, die Besson da im Computer generieren ließ lohnt sich das Ticket fürs Kino schon. Man muss nur Oropax mitnehmen, um den ganzen Rest auszublenden.)

Im übrigen ist mir, während ich meine eigenen Gedanken zu dem Film noch am Ordnen war eine andere Kritik noch aufgefallen, die sich eher an der widersprüchlichen Entfernungseigenschaft aufhing. Und das war in diesem Fall noch nicht mal großartig Problematisch: Denn in den beiden Geschichten, in denen es um Entfernung ging, wurden unterschiedliche Konzepte diskutiert. (Um genau zu sein: Auftrag erledigt, aber zu spät am Rendezvous-Punkt vs. Kann Gerechtigkeit wirklich warten? Und sind Behörden des Rechts dafür wirklich die richtigen Ansprechpartner?)

Wie gesagt: Die Story versucht sich an der Beziehung zwischen Valerian und Laureline aufzuhängen und erhängt sich daran.

Fazit


„Hätte man doch mehr Geld in ein überzeugenderes Drehbuch gesteckt.“, ist so ziemlich das schlimmste Klischee, was Action-Filme seid den 90ern anhaftet: Leider bewahrheitet es sich hier nur allzu gut. Insofern ist es schade, dass die – mWn – zweite Filmumsetzung eines Comics aus der frankobelgischen Ecke (der erste dürfte wohl Immortal gewesen sein) so dermaßen ins Wasser gefallen ist. Die künstlichen Bilder sind wirklich wunderbar. Nur bei der Geschichte geht man aus dem Kino und denkt sich nur noch „What the Fuck?“

Montag, 24. Juli 2017

Rezension: Akihisa Ikeda: Rosario + Vampire Season II Band 09

Cover: Akihisa Ikeda
Rosario + Vampire
Season II Band 09
Verlag: Tokyopop
Nachdem im achten Band Mokas Origin Story formuliert wurde, wird in Band 9 jetzt der Plot neu aufgerollt. Es kommt, wie es so typisch ist, zum großen Kampf. Wenn auch eher zwischen dem Unbesiegbarem des Ostens und Akua, der allerdings in einem gewalltigme Patt endet, an dessem Ende sich Moka mit einer gewaltigen Migräne „gesegnet“ in die Gewallt ihrer Halbschwester übergibt. Es folgt ein Abgang mit dem Luftschiff.
Der Rest der Clique Rund um Tsukune will natürlich Moka wieder befreien und bekommt wiederwarten eine kleine Hilfestellung von einem alten Bekannten, der ebenfalls einen Fairy Tale hintergrund hat, allerdings einem anderen Zweig angehört als Akua. Jetzt ist dummerweise im letzten Band auch offenbart worden, dass Tsukune eigentlich nur Gefühle für Moka hegt, dass einige wenige Individuen in des Harems nicht ganz so gut aufgreifen. Jetzt geht es letzten Endes darum das Teenie-Drama noch ein wenig zu perfektionieren, wei man so schön sagt. Und deshalb wird nochmal Tsukunes Ghoul-Problem aus der Mottenkiste geholt und für Kurumu ein paar neue Beweggründe, die sehr stark an eine Obsession erinnern formuliert.

Wir sind wieder mal in einem Band der Sorte „Zwischendurch“. In der Geschichte werden ein paar noch bislang lose Fäden aufgegriffen und angefangen neu verknüpft zu werden. Es ist klar, dass man in diesem Text eher oberflächlich einen Plot schreibt, der eindeutig Vorhersehbar ist. Es geht darum mehr Kraft zu erlangen, um auf dem Weg jemanden zu besiegen, der als unbesiegbar präsentiert wurde. Und genau deswegen führt man eine Geschichte ein, in der es darum geht, wie man mehr Kraft erlangt, um einen verzweifelten Kampf zu führen. Das das Ganze dabei natürlich so unglaublich schlimm Abgedroschen ist, brauche ich wohl gar nicht zu erwähnen. Vor allem hier bemerkt man, dass die Serie ursprünglich für ein sehr junges Publikum verfasst wurde.

Fazit


Der Band ist Nett. Nicht überragend, aber nett. Es ist dieses typische seltsam verquere Form von oberflächlichkeit, die entsteht, wenn man bemerkt, dass etwas nicht ganz so funktioniert, wie man es sich gerne wünscht und deswegen ein Projekt vollsätndig aufboren und mit deutlich mehr Hintergrund versehen muss. Außerdem bin ich mir nicht ganz sicher, wie man Akuas Motive letzten Endes deuten soll. Es ist jedenfalls alles von der Art her irgendwie bescheuert aufgebaut. (Und ich erwarte im Moment eher, dass es langfristig eher schlimmer wird. Aber besser? Das muss man wohl abwarten.)

Montag, 17. Juli 2017

Rezension: Kai Meyer: Die Krone der Sterne [Kindle-Edition]

Cover: Kai Meyer
Die Krone der Sterne
Verlag: Fischer Tor
Hey… ein wenig Space Opera-Artige Lektüre, dachte ich, als ich das erste mal von diesem Buch hörte.

Die Krone der Sterne dreht sich um Iniza Talantis, eine junge Baroness, die nach diversen Tests auserwählt wurde, als eine Art Faustpfand, eine sogenannte „Braut“ ihres Klusters im Weltraum (den sogenannten Baronien) der Gottkaiserin des Reichs von Tiamande zugeführt zu werden. Dann gibt es da noch Glanis, seines Zeichens Hauptmann und heimlicher Geliebter von Iniza, der mit ihr einen Plan ersponnen hatte, von dem Schiff zu fliehen, dass die junge Baroness nach Tiamande bringen soll. Und dann kommen im weiteren Verlauf der Handlung noch Kranit, der als „letzter Waffenmeister von Amun“ bezeichnet wird und Shara Bitterstern, eine „Alleshändlerin“ mit kurzer Lunte die eigentlich nur ihr Raumschiff nach entbehrungreichen zwei Jahren in einer Strafgefangen-Kolonie wieder haben will, hinzu. Diese Quartet aus seltsamen Individuen, die allesamt teilweise zueinander wiedersprüchliche Ziele verfolgen werden in einen Plott geworfen, in dem es eigentlich die ganze Zeit nur um die Erfüllung von irgendwelchen Träumen geht. Das ist allerdings der eher Nebensächliche Teil.

Wovon dieser erste Band lebt ist viel mehr die Andeutung des sehr umfangreichen Universums und des Hintergrundes, der überhaupt erst dazu geführt hat. (Und der im Verlauf dieses ersten Bandes wenn überhaupt nur angedeutet wird.) Die Grundlegende Macht stellt das Reich von Tiamande dar. Dieses wird, wie Angedeutet, von einer Gottkaiserin regiert. Aber die entscheidende Symbolik sind viel merh die s.g. Kathedralen: Riesige, scheinbar aus unterschiedlichen Raumschiffen zusammengeschweiste, fliegende Festungen, deren Oberfläche von Unzähligen überlebensgroßen Statuen übersäht sind, die für längst vergessene mythologische Figuren stehen. Das innere dieser Kathedralen wird von zwei Fraktionen bedient: Den Paladinen, welche Fußsoldaten des Hexenordens von Tiamande sind und den Mitgliedern des Hexenordens selbst: Eine technik-feindliche Sekte, deren Mitglieder allesamt weiblichen Geschlechtes sind und ein weit entferntes, schwarzes Loch anbeten, dem zu Ehren ein jedes Mitglied des Ordens ein Auge chirurgisch entfernen ließ, um eine symbolische Darstellung dieses kosmischen Phänomens darzustellen.
Dann gibt es die Andetuung, dass vor hunderten von Jahren eine Galaxisumspannendes Reich von Maschienen-Wesen erobert wurde, die scheinbar nur den Haß auf alles organsiche Kannten und ihre Schöpfer auslöschten. In letzter Konsequenz aber von den Hexen besiegt wurden, die seitdem jeglichen technischen Fortschritt unterbinden. (Die direkte Folge daraus ist, dass jedes betriebsbereits Raumschiff ebenfalls Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende alt ist. Und stellenweise macnhe Personen auf das Alter einzelner Komponenten ihrer Schiffe besonders stolz sind.)
In diesem Chaos rebellieren Piraten als einzige Macht gegen den Hexenorden auf, der nichts weiter als eine weitere Tyrranei zwischen den Sternen darstellt, die eine andere Tyranei abgelöst hat. Und es gibt unterschiedliche religiöse Fragen, die in irgendeiner Weise immer wieder auf einer anderen Ebene die Frage nach der vermeitlich richtigen Idiologie stellen und dabei das Universum auf einer scheinbar anderen Ebene interpretieren: Die einen Magisch, die anderen in einem geringen Maße Wissenschaftlich. (Wobei jede Seite scheinbar nur Gerüchte über die jeweilige Position der jeweils anderen hat.)

Und da kommen wir dann zum Kern der ganzen Geschichte: Die Krone der Sterne betreibt ersteinmal so etwas wie Worldbuilding. Und zwar wird hier über das Stilmittel des Gerüchtes ein ganzer Haufen Exposition betrieben. Im Kern ist das aber etwas ganz anderes: Wenn man Meyers Alter mit einberechnet ist er mit einer ganzen Menge an Filmen und Geschichten groß geworden, die irgendwo hier vermutlich ihren Konterpart gefunden haben: Ich lese hier irgendwie stellenweise Andeutungen Star Wars und Kampfstern Galaktika. Eventuell auch ein wenig Terminator und andere, ähnliche popkulturelle Phänomene, die Kindeheit und Jugend von Menschen geprägt haben, die in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts groß geworden sind. (Technisch betrachtet haben wir hier also so etwas wie die ganzen Italo-Trash-SciFi-Filme, die auf der Star Wars Welle in den 80ern geschwommen sind vor uns. Nur anders.)
Insofern macht die bereits angedeutete Exposition in dem Bereich sehr viel Sinn. Wir haben hier einen Haufen halbwegs vertraut wirkender Puzzlestücke, die zueinander entweder im Wiederspruch stehen, oder bei der bereits aufgebauten assoziation eventuell eine andere Bedeutung bekommen. In diesem Buch geht es also ersteinmal um eines: Eine Form von Wissen aufzubauen, das dazu führt, dass die ganzen vertrauten Elemente in dem neuen Licht erscheinen, das einen eigenen Sinn ergiebt.

Womit wir zum Stil kommen: Ich weiß nicht, wie Kai Meyer normalerweise schreibt. Technisch liest sich die ganze Geschichte irgendwie holprig. Die einzelnen Szenen klingen stellenweise wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Momenten, die einfach so zusammenkommen, ohne dabei immer eine besondere Bedeutung haben. (Oder halt eben jeweils für sich stehen.) Das kann eine absichtliche, stilistische Wahl sein. Wenn man die Art der Geschichte betrachtet könnte es sich dabei tatsächlich um den Versuch handeln entsprechende Erzählweisen zu immitieren, wie sich für die entsprechenden Geschichten typisch sein könnten. (Auch wenn hier die eigentlich zu erwartende „Heldenreise“ gefühlt irgendwo ausbleibt. Wir haben hier eher eine ganze Menge einzelner Anti-Helden, die sich häufiger Gegegenseitig „auf Maul“ geben.) Und die Geschichte lässt einen unbefriedigt zurück, weil sie so aufgebaut ist, dass sie scheinbar eine Fortsetzung automatisch verlangt. (Es bleibt also abzuwarten, ob Meyer hier weitere Bände folgen lässt.)

Fazit

Was soll ich zu diesem Buch also sagen: Wir haben hier eine ganze Menge Seiten voller Handlung, die ich eigentlich mögen möchte. (Ich kann auch nicht so ganz den Finger drauf halten was es ist: Aber irgendwie gefällt mir einiges Stellenweise dann doch nicht.) Das Ganze ist durchaus Lesbar, keine Frage, aber halt eben dann doch nicht bis zum Schluß immer „berauschend“. Es fehlt irgendwo der intrinsische Witz. Vor allen Dingen: Wäre das hier ein Computerspiel könnte man die bekannte Floskel: „Genrefans können unbedacht zugreifen, alle anderen spielen Probe.“ verwenden und würde damit noch nicht mal lügen. Das Buch kann nicht wirklich packen, aber es lässt einen dann trotzdem auf diese unglaublich unebfriedigende Art zurück, bei der man da sitzt und sich fragt, ob dass jetzt wirklich schon alles gewesen sein soll.

Wie gesagt: Es bleibt abzuwarten, ob hier ein weiterer, zweiter Band erscheint. (Und vor allen Dingen, ob der etwas mehr tiefe in die eigentlich Handlung bringt. Für den Augenblick wissen wir nach diesem Band zumindest, wie diese neue Welt eines eigenen Space-Märchens zu funktionieren scheint.)

Montag, 10. Juli 2017

Vampire im wirklichen Leben [Karneval der Rollenspielblogs]


Erinnert ihr euch noch an die ungewöhnlich bunt angestrichene, irgendwie an griechische Statuen erinnernde, großbrüstige Venusfigur auf dem Hinterhof des Erbdrostenhofs in Münster? Nein?
Nun: Dann seid ihr eindeutig nie Mitglieder der münsteraner Vampire Live Domäne „Chronik Schattenspiel“ gewesen. Innerhalb dieser speziellen Interpretation von Münster in einer Welt der Dunkelheit kam es zu einem Ereignis, dass dafür verantwortlich war, dass eine entsprechende Statue aus weißem Mamor auf dem Hinterhof des Erbdrostenhofs geparkt wurde, was wiederum dafür sorgte, dass zwei ehemalige Ventrue-Ghulinnen in einer Nacht-und-Nebelaktion unter Aufsicht ihres malkavianischen Herren eine korrigierende Anpassung nach historischem Vorbildern durchführten.

Der Grund, warum ich diese kleine Anekdote aus den Analen meiner langjährigen Laufbahn als Malkavianer mit kunsthistorischem Hintergrund zum besten gebe ist der diesmonatige Karneval der Rollenspielblogs. Der gute Thilo von der Nerd-Wiki will also was über das Rollenspiel im wirklichen Leben hören? Das kann er haben.
Live-Rollenspiel hat ja diesen kleinen Vorteil, den wir im Zusammenhang des Pen&Paper-Hobbys normalerweise in dieser Form nicht haben: Die Charaktere werden von den Spielern in ihrer performativen Art und reinen Körperlichkeit dargestellt. Spontan und in reiner Improvisation.
Unter regulären Bedingungen heißt das aber auch: Die Mitglieder der Domäne treffen sich einmal im Monat, um Vampire zu spielen. An einem Ort, der über die Kontakte der jeweiligen Mitglieder der Domäne organisiert werden kann und der dann meistens etwas anderes darstellen muss. (Vom bereits erwähnten Erbdrostenhof hatten wir dabei auch noch gelegentlich einen Saal des Hotels Kaiserhof oder die fiktive Lokalität Namens „Crokodile“.) Dieses „So tun als ob“, welches ja in vielerlei Hinsicht tatsächlich den Kern unseres Hobbys darstellt funktioniert natürlich so lange, wie man sich nur unter sich befindet.

Jetzt kommt allerdings noch eine Kleinigkeit hinzu, die Münster ausmacht: Die Stadt hat nicht nur eine weltberühmte Kunstakademie, die regelmäßig Studenten aus Korea anzieht und eine alle zehn Jahre stattfindende, die ganze Stadt umschließende Ausstellung, die international im selben Atemzug mit der Dokumenta in Kassel und der Bienale in Venedig genannt wird. (Und zufölligerweise dieses Jahr wieder die Leute in Scharen gen Münster pilgern lässt.) Nein: Einmal im Jahr findet eine große „Nacht der Museen“ statt. Innerhalb eines festen Zeitraumes der sehr spät anfängt und noch viel später aufhört sind beinahe sämtliche Museen & Galerien kostenlos der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (Und das Picasso-Museum deswegen überrannt.)

Jetzt muss man sich der Logik hinter Vampire stellen: Eine der grundlegend wichtigsten Überlebensregeln ist die Maskerade. Wer dagegen verstößt ist so schnell Tot, dass er nicht mehr großartig „Kain“ schreien kann. Darauf aufbauend ist fürs Vampire Live die Nacht der Museen also eine unglaublich spannende Möglichkeit für eine sehr spezielle Übung in Maskerade: Die jeweiligen Spieler sehen sich dazu gezwungen, sich mit den jeweiligen Exentriken ihrer jeweiligen Charaktere innerhalb einer wirklichen, uneingeweihten Umgebung darzustellen. (Und das kann durchaus zu einigen kuriosen Ergebnissen führen.)

Ich will jetzt natürlich nicht leugnen, dass wir - zumindest solange die einzelnen Mitglieder ihren Wohnort innerhalb Münsters hatten - uns auch so regelmäßig außerhalb des monatlichen Treffens auch einfach so Nachts auf der Straße getroffen haben, um Vampire im kleinen Kreis zu spielen. Aber gerade die komplette Domäne auf einmal zusammenzutragen ist dann doch nochmal etwas ganz besonderes. Da sind dann die beiden Ahnen, welche ihr jeweils komischen Verhaltensweisen besonders in den Vordergrund stellen. Der Malk, dem man auf keinen Fall losen Papierblätter in die Hand drücken darf und irgendwo dazwischen alle anderen versponnenden Personen in ihrer jeweils auffälligen Kleidung. Und die Frage, die sich dabei stellt ist immer: Fällt so etwas auf?
(Die Antwort, die wir irgendwann mal aus einer anderen Quelle erhalten haben, lautet „Ja!“.)


Insofern ist es also durchaus ein spannender Ansatz, ein wenig wirkliches Leben ins Live zu bringen. (Man muss dann nur den entsprechenden Ort und Platz haben, um damit zu experimentieren… und man sollte es natürlich nicht eskalieren lassen.)

Montag, 3. Juli 2017

Rezension: Akahisa Ikeda: Rosario + Vampire Season II Band 08

Cover: Akihisa Ikeda
Rosario + Vampire
Season II Band 08
Verlag: Tokyopop
Ich nehme alle szurück un dbehaupte das Gegenteil: Wenn ich sagte der letzte Band sei nur eine Zwischensequenz um den Zeitrahmen zwischen zwei Ereignissen zu erschaffen, habe ich wohl ein klein wenig untertrieben. In Wahrheit stellt der siebte Band die Grundlage, welches das komplette Fundament der bisherigen „Rosario + Vampire“-Serie auf den Kopf stellt. Es wir nämlich nicht nur ein vertiefter Einblick in die Erinnerung von Vampir-Moka gegeben, die eigentlich vollständig versiegelt durch die Gegend läuft. Es wird hier eine vollständige Origin-Storyline für beide Mokas inklusive der Akashia-Familie durchgerockt, während in der „realen Welt“ ein überfall einer verfeindeten Mafia-Familie auf das Wong-Anwesen stattfindet. Angeführt von niemand anderem als Mokas Halbschwester Akusa Shuzen, die absolut niedrigste Motive hegt. (Die in ihrer Natur vollständig verwirrend sind.)

Was man in dem Band erfährt ist sozusagen die neue Grundlage, auf der vieles aufbauen wird, was vermutlich zum Zeitpunkt der ersten Season von Rosario + Vampire noch gar nicht angedacht war. Das Setting einer losen Teenie-Komödie mit Ungeheurn und Monster-of-the-Week-Episoden entwickelt sich hier entgültig zu etwas mit deutlich mehr Drama. Die genaue Richtugn dabei ist zwar noch nicht ausformuliert (zumidnest sieht es so aus), jedoch werden durch die Halbschwester von Moka ein paar Hinweise gegeben, was jetzt das Thema sein wird. (Es ist nicht so weit von dme entfernt, was wir bislang hatten, wenn mal sowas wie ein Metplot um rebellische Figuren jenseits irgendwelche Schuhl-Rowdies präsentiert wurden. Nur das die Bedrohung auf der angewandten Skala nicht merh abgebildet werden kann. (Es gibt also eine ganze Menge Forshadowing hier. Zumidnest wenn es darum geht, was eventuell in der weiteren Zukunft Thema werden könnte.)

Fazit

Eine Äußerst interessante Geschichte, die jetzt zum ersten mal bewusst Moka in den Vordergrund der ganzen Geschichte stellt. (Als währe sie nicht bereits von Anfang an als das zentrale Element der Serie aufgestellt gewesen.) Die Erzählung ist schön, wenn auch extrem düster und mit Akua wird eine irgendwie sympathische Psychopathin eingeführt.

Vor allen Dingen ist die hier präsentierte Story wieder deutlich interessanter, als der Krmapf, der der vorausgehende Band war.