Montag, 30. Mai 2016

10 Jahre RPC (Oder: Ein ganz normaler Samstag in Köln)





Wie jedes Jahr gab es auch diesmal wieder diesen einen Moment, wo sich die komplette Nerdszene, welche sich irgendwie mit dem Thema Rollenspiel identifiziert, Deutschlandweit nach Köln pilgert. Und wie das Leben dabei so spielt: Ein paar wenige Tage zuvor hatte das Team von Neue Abenteuer bekannt gegeben, dass Teddy und Caninus es nicht nach Köln schaffen werden. Und was macht man da? Richtig: Orakel springt ein... nur was schreibe ich jetzt hier?
Vielleicht fange ich einfach mal ganz am Anfang an: Aus verschiedenen Gründen hatte ich mir schon etwas länger den Samstag als anlauftag ausgesucht. Diesmal muss man dabei hinzufügen: Weil ich Tags zuvor in der Spätschicht arbeiten musste, war ich erst um 14 Uhr in der Stadt des Doms. (Und hatte darüber hinaus noch die fragwürdige Freude eines überfüllten, unklimatisierten Regionalexpress nach Achen von Duisburg aus erleben zu können. (Leider, im Nachhinein betrachtet, habe ich es vergessen noch ein Foto von der Aussicht auf den Dom zu schießen. Der war nämlich von Messe/Deutz aus gar nicht mal sooo schlecht zu sehen.) Aber seis drum: Ich ging also zum ersten Mal in meinem Leben zum Schalter für Presse-Karten und konnte mir da meinen Einlass besorgen. (Das ist irgendwie ein komisches Gefühl, wenn man sagt: Ich bin für folgende Redaktion da!)

Und wäre der Laden nicht so ungewöhnlich Ruhig gewesen, wäre das, was danach kam wirklich vollkommene Routine gewesen. (Wir erinnern uns: Über die Jahre wurde immer wieder kritisch angemerkt, wie viel Krach gerade der Computer-Spiele-Bereich verzapft hatte. Und auch letztes Jahr, als ich zur RPC kam empfing ein gewisser Krach-Level. Aber das war dieses Jahr überhaupt nicht so. Entweder hat die RPC endlich mal gelernt und den Krachmachern härtere Regeln vorgeschrieben... oder der Computerspiele-Bereich hat sich Vollständig aus Köln verabschiedet. So oder so: Den Krach vermisst Keiner.

Allerdings stellt sich hier jetzt für mich gerade eine Frage: Über was berichte ich jetzt eigentlich? Technisch ist die RPC halt das, was sie schon immer war. Eine große Verkaufsveranstaltung, die Versucht hat alle Themengebiete des Schlagworts „Rollenspiel“ unter ein Dach zu bekommen, und dabei im Laufe der Jahre immer mehr abgebaut hat. (Ich meine: Kritisch waren schon die Anfangsjahre in Münster beäugt worden, jedoch sind wir dann schon irgendwo an dem Punkt mal wieder anbelangt, an dem der äußere Anlaufpunkt so ein wenig Willkürlich geworden ist. Einfach weil man... oder ich … mit zunehmender Aktivität und Informationsgewinnung über das Internet ein wenig Zynisch geworden ist, was diesen Reiz des Neuen anbelangt.) Für mich ist dieser Samstag also von Zweieinhalb Zielen ausgestattet gewesen: Mich umsehen, (neue) Leute treffen … und Mhaire Stritter irgendwo abfangen, weil ich „Die Legatin des Bösen“ im Gepäck habe und von ihr signiert bekommen wollte.

Um den Punkt mit dem sich umsehen zu erwähnen:
Das Götzsche-Uhrwerk-Medienimperium
Die Stände und ihr Aufbau sind schon seid einer ganzen Weile bekannt und auch wenn in den letzten Tagen mittlerweile Bekannt gegeben wurde, dass Patrick Götz vom Uhrwerkverlag durch den Kauf von Feder&Schwert ein eigenes Medienimperium der Nerdigkeit jetzt aufzubauen scheint, bleibt selbst das ziemlich Unauffällig an dem gemeinsamen Stand der beiden Götzschen Firmen. Es sieht noch nicht mal so großartig nach einer Firma aus, wenn man sich den Aufbau ansieht. Das Ganze wirkt also im Moment noch wie ein vermeitlicher Sturm im Wasserglas. Wir müssen wohl leider abwarten, was für revolutionäre Neuerungen da auf sich warten lassen.

Die größeren Dinge, auf die man bei einem solchen Ereignis Acht geben müsste, wären dann schon eher das Publikum der RPC.
Cosplay, wohin das Auge sieht.
 In den letzten Jahren hat ja immerhin das Cosplay deutlich zugenommen. (Also nicht nur auf der RPC, sondern allgemein überhaupt.) Teilweise sieht man dabei sehr überzeugende, teilweise aber auch eher ernüchternde Ansätze, wie die einzelnen Leute sich darstellen. Aber da sollte niemanden Abschrecken. Letzten Endes sind wir da vermutlich noch ein wenig „jung“ als Szene hier auf dem Kontinent, zumindest wenn man das mit einigen Bildern in den Staaten vergleicht. (Auch wenn mir selbst natürlich klar ist, dass solche Bilder ebenfalls schon einen Vorabfilter durch den Auswahlprozess erfahren haben.)

Und natürlich ist da das „Urviech“ der letztjährigen Neuanschaffungen: Der Dinosaurier der Orkenspalter. So häufig sieht man jetzt die entsprechende Dinocrew, bestehend aus drei Mann, nicht über die Messe rennen, aber das Kostüm selbst ist natürlich die ganze Zeit über am Eulenmobil zu bewundern. (Wenn man die ganzen Motorausfälle vom letzten Jahr aus den entsprechenden Facebook-Posts bedenkt bin ich gerade auch noch extra Überrascht, dass das Ding wirklich noch fährt. Von daher Hut ab an die gesammte Truppe.)

Es fährt trotz China immer noch.
Und es enthält manchmal einen Dino.


Der Nerdpolstand.

Und zum Punkt mit den Leuten: Die erste Nase, der ich eher zufällig begegnet bin war dann Moritz Mehlem. Der Old School Pabst, der gerade auch noch irgendwo einen Termin hatte, nach eigener Aussage und dann für den Rest des Tages verschwunden war, obwohl wir beide noch das von der Zeitzeugin ausgerufene Ziel des Standes mit dem Met im Angebot im Hinterkopf hatten. (Kurz gesagt: Dieses Treffen wurde deswegen ein wenig Komplizierter, weil ich nach meiner eigenen Zählung auf etwas 5 Metstände auf der Masse am Ende kam.)
Der Nerdpolstand war dann aber durchaus ergiebiger, was alte Nasen angeht: Nicht nur trifft man da Nerdpoler, sondern durch Zufall rannte auch noch Felix Münther am Stand vorbei, als ich gerade ein paar alten Gesichtern hallo sagte, die aufgrund von Felix Dresscode dann doch ein wenig perplex waren. (Oder deswegen perplex waren, weil ich mal wieder jemanden kannte... habe ich bereits erwähnt, dass ich langsam das Gefühl bekomme alt und zynisch zu werden?)

Nerdpoler in freier Wildbahn
Danach gings dann eher chaotisch weiter: Wie bereits gesagt hatte ich auch noch das Bloggertreffen auf meinem Terminplan. Ich suchte sehr lange... und irrte durch den äußeren Markt. Nur um die gute Zeitzeugin dann doch noch irgendwann zu finden. Ebenfalls dabei war der Mann von der Nerd-Wiki und noch ein Blogger, dessen Namen ich vollständig verdrängt habe. Und dort habe ich mich gut zwei Stunden festgequatscht, während wir uns über Gott, die Welt, Blogger und Youtuber (*hust*) lustig gemacht haben. Ein insgesamt sehr netter erster Kontakt, auch wenn wir wohl definitiv nicht einer Meinung über verschiedene Themen aus dem Bereich Star Wars vs. Star Trek uns jemals Einig werden können. (Und das ich definitiv weiterhin die Ansicht vertreten werde, dass man Friends nicht auf dauerberiselung ertragen kann.) Was dabei aber besonders mir im Nachhinein sehr stark aufgefallen sind: Irgendwie sind die meisten von uns mit Bridge-Kameras unterwegs.

Nerdblogger unter sich.
Als ich mich dann davon gelöst bekam begann irgendwie doch noch eine Schoppingtour über verschiedene Stände. Erdenstern wegen „The Urban Files“ (ich bin wirklich froh, dass ich bei dem entsprechendem Kickstarter nur das Fan-Paket gebaggt habe... gut und die Würfel... und die Denarii) jedenfalls konnte ich mir auf diesem Weg dann Traditionsgemäß die neue Scheibe von den Erdensternen direkt am Stand abholen und musste nicht irgendwelchen anderen Blödsinn machen. (Es wurde übrigens schon Seitens des Uhrwerk-Verlag bestritten, dass die Übernahme von Feder&Schwert irgendwas mit den Verzögerungen bei Prometheus Games zu tun hätten.)
Erdenstern
Danach war ich nochmal kurz beim Ulisses-Stand (Der wirklich ein ziemlich einheitliches Bodendesighn für seine Standfläche hat. Man weiß sofort, auf wessen Boden man steht) um mir das Pathfinder-Goodieabenteuer über die Goblins noch zu besorgen.
Ulisses Spiele mit abgestecktem Boden.

Und danach ging es zum Uhrwerk-Stand, der indirekt dafür sorgen sollte, dass ich doch noch irgendwie Mhaire Stritter getroffen habe. Nico Mendrek war nämlich zufällig gerade da. (Übrigens versucht Ulli Lindner wirklich jeden noch so faulen Trick, um Seadracula zu verkaufen. Er betohnt grundsätzlich, dass es das beste Spiel ist, welches die Thematik von tanzenden Tieranwälten einfängt... und verschweigt dabei, dass es das einzige Rollenspiel mit dieser Thematik ist.)

Ein kurzer Boxenstopp wurde noch bei der Dorp eingelegt. (Ich habe Thomas Michalski letztes Jahr ja immerhin zum ersten mal gesprochen. Da sagt man natürlich wengistens nochmal „Hallo“ und tauscht ein paar nette Worte aus.)
Und dann habe ich noch die Leutchen des „System Matters“-Verlages kurz behelligt. (Immerhin ist der mit dem „Beyond the Wall“-RPG noch der Jungspund unter den deutschen Verlagen... auch wenn der Podcast natürlich schon eine ganze Weile für die interessierten da draußen existiert.) Naja und es ist Überraschend, wenn ausgerechnet Daniel Neugebauer, der ja letztenendes die Frontstimme des Podcasts – und damit des Verlages – sich dann noch irgendwie zumindest daran entsinnt, dass ich unter meinem bekannten Pseudonym den einen oder anderen Kommentar hier und da hinterlassen habe. (So bekannt bin ich dann doch nicht. Da sind eher andere die Rampensäue.)
Tommy Krappweis
(Mara und der Feuerbringer)


Seis drum: Den Abschluss des Tages bildete dann doch noch mal ein kurzer Abstecher beim Eulenmobil... und diesmal sollte das Ganze erfolgreich sein. Im Großen und Ganzen ist der Ersteindruck, den ich zumindest gewinnen konnte ein sehr netter gewesen. (Sowohl Mhaire Stritter als auch Nico Mendrek.) Auch wenn Nico eine etwas komische Art hat Bücher zu segnieren. (Ich sollte wohl wirklich noch mal eben einen Crash-Kurs polnisch machen... meinem Deponia-Regelwerk nach wird bei mir die polnische Ausgabe von Numenera wohl eintreffen.)
Naja, was will man sagen: Beim Weg nach draußen konnte ich noch Andre Pönitz, die Zwiebel hinter Los Muertos kurz stören und mir auf dem Weg auch noch dieses Regelwerk signieren lassen und war dann wieder weg.

Und um dem traditionellen "Ich habe viel zu viel Geld ausgegeben"-Gejammer auch noch gerecht zu werden ist hier jetzt das übliche Bild meiner Ausbeute.





Montag, 23. Mai 2016

Blogstöckchen zwischen den Beinen und Wildcards in der Luft

Anscheinend hat Teddy gemerkt, dass ich in den letzten zwei Wochen mehrfach kurz davor stand, hier ein Bild mit diversen coffeeinhaltigen Getränken (und deren Behältnissen) zu posten und darunter den Spruch zu texten: Mein Körper verträgt einfach nicht genügend von dem Zeug, um lange genug wach zu bleiben, um meinen Job und diesen Blog hier mit Leben zu erfüllen.

Tja... aus gegebenem Anlass greife ich deshalb einfach mal diesen Eichenbalken, den er mir da zwischen die Beine geworfen hat auf und fülle die Leere der vergangenen Zeit mit Inhalt:

1.) Welches Rollenspiel spielst du TROTZ der Regeln gerne? Warum?
Hmm... diese Frage lässt sich jetzt gerade nicht so einfach beantworten. Da wäre zum Beispiel das Storyteller-System der alten World of Darkness, bei dem ich durchaus mittlerweile einige Schwächen sehe, die die erste Iteration der neuen World of Darkness anders gelöst hat. Der Punkt bei der Sache ist, dass ich selbst die beiden Vampire-Hintergrundwelten zu sehr mag, als das ich Maskerade jetzt wegkicken würde. (Und darüber hinaus machen mir bestimmte Interpretationen der anderen Settings der oWoD einfach zu viel Spaß, als das ich diese zugunsten der nWoD vollkommen missen wollen würde.
Dann wäre das Shadowrun (das ich zugegebenermaßen nur in der vierten Edition kennengelernt habe), wo mir einfach der ganze optimierungsansatz mit zick Waffen und Cyberware-Aspekten ein wenig zuwieder ist. (Und ich ganz ehrlich meine mit einem Mitspieler beinahe ein wenig aneinandergeraten wäre, weil ich persönlich der Ansicht bin, dass man im Falle eines Magiers im Falle von knappen Bankkonten ebenfalls zur Cyberware greift... egal was das letzten Endes für Dalmatiner-Konsequenzen dann auf der Aura hat.) Die Einschränkung dabei ist: Wenn die Gruppe stimmt.
Und das wäre dann tatsächlich wohl tatsächlich einer der großen Aspekte, auf die es vermutlich ankommt: Wenn die Leute stimmen ignoriere ich manchmal auch Dinge, die mich an einem System oder Setting stören.

2.) Lieber Kurzkampagne oder lieber lange, vielleicht endlose Kampagne? Auch hier: warum?
Warum nicht beides? Ganz ehrlich: So wenig wie ich im Moment zum Rollenspiel komme würde ich aktuell töten, um irgendwas machen zu können. Da unterscheide ich dann auch nicht unbedingt, um was es sich letzten Endes handelt, was ich da mache.

3.) Wenn du deine Rollenspielsammlung auf drei Spiele reduzieren müßtest, welche wären das?
Ich habe eine ähnliche Frage, welche sich darum drehte, welches Rollenspielbuch ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, wenn ich nur eines mitnehmen könnte, zu „fundus ludi“-Zeiten mal damit beantwortet, dass ich dem entsprechenden Zollbeamten mit einer geladenen Waffe bedrohen würde, wenn er einen Blick in den Schrankkoffer werfen wollen würde, den ich hinter mir her ziehe, während ich ihm Unknown Armies öffentlich vorzeige.
Ich würde diese Frage hier genauso beantworten. Der Punkt bei der Sache ist, dass meine Art an Rollenspiele heranzugehen und unser Hobby zu betrachten sich letzten Endes nicht nur aus meinem akademischen Hintergrund speist, sondern gerade darauf aufbaut, dass ich diesen absurd großen Stapel an Systemen aufgeschichtet habe, die ich bis jetzt fast nur theoretisch-lesenderweise für mich erschlossen habe.

4.) Aus aktuellem Anlass: Gibt es deiner Meinung nach ein Problem mit Fremdenfeindlichkeit in unserem Hobby?
Aus meiner direkten Wahrnehmung heraus nicht. (Zumindest kenne ich bis heute keinen rollenspielenden PeGiDa-Anhänger... oder einen Wähler der anderen neofaschistoiden Gruppierung, die derzeit unsere Landtage so sehr verseucht.) Aber, und darauf kommt es gerade an: „Wir“ hier im Hobby sind in gewisser Weise gerade die intellektuelle Elite, die sich durchaus auch gerne beim Selbstbeweihräuchern die Sicht auf manche zusammenhänge nimmt. Persönlich würde ich nämlich auch sagen: Sollte entgegen meiner subjektiven Wahrnehmung die fremdenfeindlichen Tendenzen größer/gleich einer Person sein, haben wir ein Problem, mit dem wir uns definitiv auseinandersetzen müssen.

5.) Hast du neben Rollenspiele noch ein weiteres kreatives Ventil in deinem Leben? Wenn ja, welches? Wenn nein, warum?
Ähm... jain? Können wir das Thema wechseln? Das ist so eine Frage, die ich entweder nur sehr Einsilbig beantworten kann oder wo ich mit einem sehr umfangreichen Monolog über Dinge reden muss, die ich zwar durchaus in kleiner Runde preis gebe, wo ich mich aber ein klein wenig unwohl fühle, wenn es zu sehr ausgewalzt wird. (Und der Personenkreis unkalkulierbar groß wird.)

6.) Was spricht in deinen Augen für Rollenspiele ohne Spielleiter?
Da gäbe es mehrere Erkläransätze. Der erste ist der Offensichtlichste, der aber auch direkt aus den Forge-Überlegungen hinausgeht: Wenn ein Spielleiter/Meister/Fischbrötchen auch nur ein Spieler ist und man die Erzählrechte ohnehin mechanisch verteilt: Wozu dann überhaupt einen Spielleiter?
Ein anderer Ansatz folgt eher meiner pädagogischen Sichtweise. Wenn man den Spielleiter abschafft sind diese ganzen „Ich hab doch keine eigenen Ideen!“-Quengler mit einem mal dazu gezwungen sich selbst dazu zu bemühen, die Story zu entwickeln. Na: Wie viele potentielle Spielleiter haben wir da am Tisch sitzen? Richtig! Spielleiterlose System sind ein wunderbarer Experimentierkasten.
Und dann käme vermutlich noch der Punkt zum Tragen, der Leute wie mich betrifft, die ja eher zur introvertierten Sorte gehören: Spielleiterlose Systeme zwingen uns einfach dazu den Mund aufzumachen. (Wenn man es konventioneller angehen möchte gäbe es dafür auch noch den Wushu-Ansatz, aber irgendwie mag ich die Idee, Leute wie mich gelegendlich auch vollkommen ins kalte Wasser fallen zu lassen.)

Die Frage hast du doch gestellt, weil die meisten Indie-Rezensionen auf neue Abenteuer von mir sind, oder?

7.) Welches Rollenspiel würdest du gerne mal ausprobieren, findest aber keine Spieler dafür? Und würdest du es lieber spielen oder leiten?
Ähm... alle? Wobei: Bei mir ist aktuell eher der Zeitfaktor das Problem. (Der auch dafür sorgt, dass ich im Moment nicht wirklich die Motivation finden könnte, ein eigenes Abenteuer auf die Beine zu stellen.) Da ich ja durchaus im Youtube-Bereich ebenfalls umtriebig bin, würde ich eventuell darüber sogar Spieler finden, falls ich mich zum Leiten bereit erklären würde.
Insofern wäre ich als Spieler derzeit das akutere Problem. Und unter diesem Gesichtpunkt wären im Moment ein paar Leute dringender Gesucht, die mir Doctor Who, Monsterhearts oder Apocalypse World, das cinematic Unisystem in der Buffy/Angel-Fassung (bei mir steht Angel rum) und Kult näher bringen könnten. (In zweiter Instanz käme dann der ganze Rest.)

8.) Ist Hintergrundmusik beim Rollenspiel eine gute Idee? Wenn ja, welche setzt du ein?
Mir persönlich ist Hintergrundmusik nicht so wichtig. Das Problem mit ihr ist, dass ich früher oder später am Spieltisch extrem unfokussiert werde und mich die zusätzlich Geräuschkulisse insofern ablenkt, weil ich auf einmal anfange querassoziierten Gedanken nachzujagen... und mich dann aus diesen Welten, in denen ich mich dann verirrt habe wieder herauszuholen wird doch eher schwierig.

9.) Du darfst DSA auf ein beliebiges anderes Regelsystem aufsetzen – welches wählst du?
Welchen Part von DSA? Ich meine: Es gibt zwei Filestücke von DSA die man sich rausschneiden kann (Myranor und Tharun) und danach sollte man das restliche, verbliebene Häuflein Elend, das von Dere übrig bleibt auf Nimmer wiedersehen in die untiefen des Alls kicken.
Von daher kämen in meinen Augen aktuell vier Systeme in die nähere Auswahl. (Von denen drei eher aus der Indie-Ecke kommen.)
Aber gehen wir das mal ins Detail an:
Aventurien: Für DSA plain-Vanilla fiele mir eigentlich nur das System ein, dessen Name sowohl eine Zustandsbeschreibung für diesen Teil des Settings darstellt, aber eventuell auch über seinen Spielstil einiges Retten könnte, was hier eigentlich unrettbar vergeigt wurde. (Natürlich rede ich von Fiasko.)
Myranor: Das hier war das erste DSA-Verwandte Produkt, dass mich überhaupt angesprochen hatte. (Katzentick) Als ich damals die Box durchgeblättert hatte, waren meine Assoziationen dabei sehr ähnlich zu dem, was ich mit dem einen Blind Guardian-Album hatte, das hier in meinem CD-Regal rumsteht. Myranor ist „Heldenmetal“. (Zumindest nannten wir diese Musikrichtung während meiner Schulzeit halbironisch so.) Myranor ist eindeutig Fate.
Tharun: Der Setting-Band, den der Uhrwerk-Verlag herausgebracht hat, liegt hier schon eine ganze Weile bei mir rum. Ich bin noch immer nicht dazu gekommen ihn einmal ordentlich durchzuackern, sondern habe nur immer hier und da entsprechend kleinere Details herausgepickt, die ich mal durchgelesen habe. Vieles davon erinnert mich an Dinge, die ich bis jetzt in den Regelwerken der *World-Engine gefunden haben will. Insofern würde ich Tharun auf Apocalypse World oder Monsterhearts draufhacken.

Falls es aber um einen konventionelleren Ansatz geht, würde ich für Myranor oder Tharun das Storytelling-System (nWoD) verwenden und eventuell ein paar Aspekte aus dem Zusatzband „Mirrors“ noch mitnehmen.

10.) Lieber Systeme die nur eine Würfelart einsetzten (d6, Storyteller) oder Systeme die eine Vielzahl an Würfelarten nutzen (D&D, Earthdawn)?
Spielt das eine Rollen? Würfel sind toll! Na gut: Rein vom Praktischen Ansatz her bin ich vermutlich eher der Würfelpool-Mensch, der mit dem Storytelling/er-Systemen Glücklicher ist, als jede einzelne Würfelsorte mit sich rumschleppen zu müssen. (Und dann fehlt so ein Unsinn wie der W4 plötzlich im Beutel.)

11.) Teddy muss euch eine Frage ehrlich beantworten. Welche Frage ist das?
Ahm... tja. Welche Frage wäre das? Ha, ich habs: Du gehörst ja zu den Leuten unter uns, die Bereits ihren Namen unter offizieller Autorenschaft (oder waren es Übersetzer?) in Publikationen finden konnten. Was währe dein Ratschlag für angehende RPG-Schreiberlinge?

(BONUSFRAGE für BONUSPUNKTE: Wer ist eure Lieblingsband?)
Das kann ich nicht mit einer einfachen „Eins“ beantworten. Das Problem ist, dass wir mit dem „Ich liebe diesen Song“-Spruch nur einen Momentären Augenblick widerspiegeln. (Und ich könnte in dem Moment betrunken sein... was nur 24 Stunden später zu einem „Was habe ich da nur für einen Scheiß von mir gegeben?“ führt.) Aber: Sehen wir uns mal an, welche Musiker/Gruppen den Zeittest überstanden haben. (Sprich: Wen höre ich auch nach einigen Jahren immer noch sehr gerne?)
Dann kann man ein paar Namen nennen, die wirklich etwas an Bedeutung für mich letzten Endes haben:
Emelie Autumn, The 69 Eyes, The Sisters of Mercy, The Mission, Him (die Stimme des Sängers ist immer wieder zum Anschmachten. ;) ), Nightwish (Zugegeben: Die drei Sängerinnen in der Geschichte dieser Band haben letzten Endes eigentlich drei Bands draus gemacht.), Joy Devision, David Bowie, Samsas Traum (zumindest bis zur „Wenn schwarzer Regen“ … mit den neueren Kaschte-Sachen konnte ich mich noch nicht so wirklich auseinandersetzen), The Birthday Massacre, The Cure, R.E.M. und Roxette.

To your humbly amusement... 11 Questions.
Ah... 11 Fragen und dazu noch Leute, denen man die an den Kopf werfen könnte. Also: Ich fände es ja witzig, wenn ich einen Thomas Michalski dazu bewegt bekäme, sich hier auszutoben. Aber: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist dieses Blogstöckchen in welcher Form auch immer in den Blogger-Kreisen rund um RSP-Blogs schon eine Weile unterwegs. Von daher weiß ich nicht, ob ich a.) Hier überhaupt noch eine Frage stellen könnte, die nicht bereits gestellt worden ist und b.) jemanden erwischen würde, der noch Frisch und neu bei der Sache ist.
Von daher sagen wir mal „Blogstöckchen digitiert zu.... Youtube-Tag.“ und ich „tagge“ in der Hinsicht mal Frank Voigt, Koali, Sir Padras, Dasgoldene Kamel und Eloridas. (Einfach um mal die Szene ein wenig wieder zusammenwachsen zu lassen. Scheinbar gab es da irgendwo mal einen bösen Bruch zwischen der griegrämigen Forenszene und der noch relativ jungen Youtube-Szene.)
Wer sich aus der Blogger-Szene eventuell trotzdem berufen fühlt darf gerne eine WildCard ergreifen und die Fragen trotzdem beantworten.

01. In welchem Genre fühlst du dich am wohlsten?
02. Drei Elemente die für dieses Genre essentiell sind?
03. Welches System/Setting war dabei für dich besonders Augenöffnend?
04. Wo würdest du für dich deinen persönlichen Schwerpunkt sehen, was geeignete Inspirationsquellen für deine Ideen angeht?
05. Aus einem Museum wurde ein riesiger, in Formaldehyt eingelegter Kraken entwendet. (Der Tank, der das Tier enthielt war Schrankgroß.) Was ist passiert?
06. Du hast die Möglichkeit eine Runde zusammenzustellen, in der theoretisch jede Person Teilnehmen kann, auf die du Lust hast: Mit wem willst du spielen?
07. Und wenn wir schon bei Runden sind: Simple Snacks oder Selbstgekochtes mit ein wenig mehr Aufwand?
08. Gehen wir mal deine Sammlung an: Was ist dein persönlich größter Schatz? Was ist die Geschichte dahinter?
09. An welche Szene im Rollenspiel, egal ob als Spieler oder als Spielleiter, denkst du immer wieder gerne zurück?
10. Nutzt du Musik am Spieltisch? Was sind für dich bewährte Soundtrack-Quellen?
11. Eine Frage, die ich beim Rumklicken durch andere Fragenkataloge gefunden habe, und die ich wirklich schön finde: Braucht die Welt mehr glamour/glitzer?

Montag, 16. Mai 2016

Rezension: Katsushiro Otomo: Die alte Stadt (Akira 01)

Cover: Die alte Stadt
Akira Band 01
Verlag: comicArt/CarlsenComics
Ich habe etwas ungewöhnliches in die Hände bekommen. Schaun wir mal, wohin uns diese Reise jetzt treibt. Und zwar halte ich gerade den etwas A4 großen Band einer Serie in der Hand mit der der Carlsen Verlag unter dem Inprint „Comic Art“ Anfang der 90er-Jahre in Deutschland den Appetit auf eine Comic-Kultur geweckt hatte, die bis dahin mit dem eher Franko-Belgisch oder US-Amerikanisch geprägtem Markt kaum im Bewusstsein der meisten Personen gewesen ist.

Ich rede hier natürlich von der Reihe „Akira“, die neben „Ghost in the Shell“ und „Sailor Moon“ hierzulande vermutlich den größten Impakt gehabt haben dürfte, um Ende der 90er/Anfang der 2000er-Jahre dann zu dem Phänomen zu führen, dass manche Comicfans angesichts der ganzen Manga-Kiddies nur den Kopf hat schütteln lassen.

Aber worum geht es jetzt genau? Handlungort ist „Neo-Tokyo“ im Jahre 2030, 38 Jahre nach einer alles vernichtenden Explosion einer neuen Superbombe, welche große Teile der zivilisierten Welt zerstört hatte und danach ersteinmal die Menschheit zum Wiederaufbau zwang.

Der Fokus der Geschichte liegt auf der Motorrad-Gang Rund um die beiden Gewerbeschüler Tetsuo und Kaneda, welche sich Nachts mit illegalen Motorrad-Rennen und harten Drogen die Zeit vertreiben. Bei einem dieser Ausflüge in die s.g. „Alte Stadt“, den Ruinen des Tokyos aus der Zeit vor dem Bombeneinschlag, welches bis dahin unbesiedelte Sperrzone ist, verursacht Tetsuo einen Unfall, weil ihm ein greiser Junge über den Weg läuft. Was danach Passiert ist fast schon der Plott einer klassischen Mysterie-Serie, weil sie mit einem Mal nicht nur diesem Jungen erneut begegnen, sondern auch noch einer anscheinend geheimen Militär-Einheit, welche die Existenz von Kindern mit ähnlichem Erscheinungsbild mit allen Mitteln versucht geheim zu halten. Dabei ist in diesem Band mit seinen 126 Seiten noch nicht klar, was eigentlich genau das Geheimnis dieser greisen Kinder ist, die von sich selbst der Ansicht sind, nicht in der Welt da draußen leben zu können und anscheinend unter gräßlichen Drogen gefügig gehalten zu werden scheinen.

Viel mehr liegt der Fokus erst einmal darauf, die Welt der Motorrad-Gang rund um die beiden bereits erwähnten Hauptfiguren Kaneda und Tetsuo einzuführen und aufzuzeigen, wie diese in einer Welt, die sie im Grunde bereits abgeschrieben hat, versuchen zurecht zu kommen. Ständig auf der Suche nach dem nächsten Kick. (Und mit einigen weiterführenden Problemen wie vermeitlichen Teenager-Schwangerschaften bereits um die Ecke kommend.)

Und in diese Ohnehin nicht unkomplizierte Situation bricht als zusätzlicher Pfeiler mit der Militäreinheit auch noch ein weiterer, überschwankender Punkt von Gewallt weit jenseits der „normalen“ Bandenrivalität hier mit ein. (Und dem unerklärlichen Element, dass der Junge mit der 26 auf dem Handteller darstellt, weil man nur erahnen kann, dass er vermutlich besondere Fähigkeiten besitzt.)

Der Manga liest sich sehr schnell runter und enwickelt auf seinen Seiten, wie bereits dargestellt, eine überaus interessante Welt, die kurz davor steht, entgültig in den Abgrund hinabzusinken. Eigentlich sind es nur noch wenige Aspekte, die die perfekte Katastrophe unumkehrbar zu machen scheinen. (Zumindest lesen sich die Andeutungen so.) Vieles deutet auch darauf hin, dass die Geschichte im weiteren Verlauf noch um einiges, persönliches Drama erweitert wird. (Wie bereits gesagt: Keine der hier vorgestellten Figuren kommt aus gesicherten Verhältnissen.)

Das Ganze macht diese Geschichte spannend zu lesen. Allerdings muss man hier noch zwei Punkte hinzufügen: Wir reden hier von den Anfängen der deutschen Manga-Kultur. Der Begriff „Otaku“ dürfte noch Fragezeichen aufgeworfen haben und die Lesegewohnheiten der gewöhnlichen Comic-Kultur waren deutlich auf Farbe ausgerichtet. (Ganz davon zu schweigen, dass in diesem Zeitabschnitt noch ganz traditionell von links nach rechts gelesen wurde.) Die Folge all dieser zeitlich bedingter Faktoren ist, dass die Reihe Akira in dieser Ausgabe farbig ist und darüber hinaus gespiegelt wurde. (Sprich: Die Panels wurden so umgedreht, dass anstelle der heutzutage üblichen Maga-Leserichtung im Blätterverhalten von hinten nach vorne tatsächlich alles aufs europäische Leseverhalten angepasst worden ist.) Diese Vorgehensweise hat Anfang der 2000er noch führ ziemlichen Aufruhr in der Retrospektive geführt und wird heutzutage auf jeden Fall verächtlich schnaubend noch betrachtet. Stellt aber letzten Endes die Grundlage dafür da, dass die Auswahl der Comic-Kultur, so wie sie sich hierzulande Präsentiert, überhaupt erst einmal Interessant gemacht wurde. Was man also mit diesem Band in der Hand hält ist also nicht nur ein sehr wichtiger Kult-Manga überhaupt, sondern auch in gewisser Weise ein Exemplar der zentralen Weichensteller im Zeitgeschehen, was unsere Lesegewohnheiten an Comics betrifft.

Fazit

Ein für das Cyberpunk-Genre nicht mehr wegzudenkender Meilenstein der Comicgeschichte im typisch deutschen Gewand. Die Story trieft vor verdrängter Hoffnungslosigkeit. Die Bilder sind ungewohnt Bund und die Story macht erst einmal lust auf mehr. Allerdings sieht man hier auch den Grund, warum die japanische Comic-Kultur so stark mit Gewallt assoziiert wird. (Sex spielt zumindest in diesem Band keine Rolle.) Sollte man die Chance haben an Akira heranzukommen, sollte man tatsächlich diese Ausgabe der später erschienen Omnibus-Ausgabe bevorzugen, weil hier einiges noch Einsehbar ist, was in der späteren Überarbeitung herauseditiert wurde, um dem gewandelten Markt-Geschmack eher zu gefallen. Das hier ist in gewisser Weise der Comic in der Form, mit der die japanische Comic-Kultur hierzulande Einzug gehalten hat. Und gerade das sollte man Nachvollziehen, wenn man sich für diesen speziellen Stoff begeistern kann. (Auch wenn die Chancen schwierig sind, an die Serie überhaupt heranzukommen.)