Montag, 30. November 2015

Black eyed Children: Erste Überlegungen für ein SLC-Konzept

Ich stolpere ja immer wieder mal über Dinge, die ich ganz interessant finde, um sie irgendwie zu verwursten. Gerne entstehen dann auch mal die SLC-Konzept-Artikel hier auf dem Blog dafür. Das ist heute dann doch noch nicht der Fall, weil ich mir bei diesem neuen Phänomen nicht ganz sicher bin, für welches System es wirklich geeignet wäre.

Für diejenigen, über deren Köpfen noch Fragezeichen hüpfen, sei der Konsum der entsprechenden Folge des Hoaxilla-Podcasts nahegelegt. Wie immer geht es Hoaxilla-Typisch in dieser Folge zwar um das Debunking der entsprechenden, wie es im Podcast normalerweilse genannt wird, „modernen Sage“, aber in dieser Folge wird dabei Zeitgleich auch allerlei kulturwissenschaftlicher Unterbau dabei mitgeliefert (was für die Hoaxilla-Folgen auch sehr schön ist), das man dabei auch sehr viel mehr noch mitbekommt, auf was für Topoi diese speziellen Geschichten letzten Endes aufbauen. Außerdem sei dabei nochmal kurz auf das Video zu dem Song Pompeii der Band Bastille verwiesen, der zumindest Scheinbar ebenfalls mit diesem Thema zu spielen scheint. (Auch wenn man von der Musik der Band selbst eher abraten muss.)

Aber was macht dieses spezielle Phänomen jetzt so interessant und erwähnenswert?
Zuersteinmal wäre das dieses duale in der Zuordnung: Wir haben Kinder, welche ja zumindest im traditionellen Kulturkontext immer als Unschuldig und somit tendentiell eher Archetypen des „Guten“ wahrgenommen werden. Dann haben wir aber den Umstand, dass die Kinder in genau diesem speziellem Zusammenhang aber plötzlich Attribute einer Bedrohung darstellen.
Sie weisen klassische Verhaltensweisen auf, die eigentlich dem Teufel zugeschrieben werden und offenbaren ihre gefährliche Natur erst im letzten Augenblick, wo es beinahe schon wieder zu spät ist.

Was könnte man jetzt aus diesen Umständen für eine Sorte von SLC machen?
Zugegeben, ich schummle jetzt ein wenig, weil ich die Deutung aus dem Podcast gleich mitverbaue, dass hier ein erwachsen gewordenes Kind über seiner Erinnerungen an eine andere Zeit schreibt, aber das macht für mich gerade den größten Reiz bei der ganzen Sache insgesammt aus.

Also: Sehr zentral würde ich erst einmal über den Umstand der schwarzen Augen gehen. Dadurch, dass in einer gewissen philosophischen Denkweise die Augen als Spiegel zur Seele betrachtet werden. (Zumindest wird diese Behauptung mehr oder weniger Leonardo Da Vinci zugesprochen.) Wichtig ist aber dadurch etwas festzuhalten: Die Wesenheiten haben entweder etwas zu verbergen, oder sind unvollständig, da Seelenlos. Wenn wir zweite Interpretation aufrecht erhalten und für ein entsprechendes SLC-Konzept nutzen wollen, währe die nächste Frage natürlich sogleich: Warum ist dem so? Und dort wird es dann interessant, wenn man die Geschichte von dem Mann in betracht zieht, der die entsprechenden Wesenheiten ins ein Haus ließ, und es spätestens in dem Moment mit der Angst zu tun bekam, als man ihm sagte „Wir sind wegen dir hier.“

Offenbar haben die Black Eyed Children irgendetwas mit dem Opfer in Speh zu erledigen. Stehen sie in irgendeiner Beziehung zu ihm? Was wäre, wenn wir einfach mal Wild herum assoziieren ein guter Aspekt dafür? Warum rufen sie mit der offenbahrung ihrer Seelenlosigkeit solch einen unglaublichen Fluchtinstinkt wach?

Und jetzt gehe ich mal einen Schritt zurück von diesem doch sehr konkret an den „beannten Fakten“ gehaltenen Überlegungen und mache eine assoziativen Sprung dabei, um Lücken zu füllen, die sonst offen blieben: Was ist, wenn die Seelenlosigeit der Black Eyed Children eine Folge von unglaublicher Unvollkommenheit ist? Was ist, wenn sie wirklich in einer besonderen Beziehung zu den Menschen, die sie Heimsuchen stehen? Was ist, wenn diese Beziehung darin bestünde, sich selbst wieder zu verfollständigen? Und wenn die Leute, welche in solch einer Furcht vor den Kindern reisaus nehmen eigentlich von der nur noch im Instinkt begründeten, aber nicht in der bewussten Erinnerung mehr vorhandenen, Erahnung eines zurückliegenden Traumas, dass so schlimm wahr, das die eigene Psyche es ausgelöscht hat, um den Verstand in einem Zustand von „Gesund“ zu halten? (Nein, ich rede nicht vom Cthulhu-Mythos.)

Ja, ich will gerade in eine entsprechende Richtung damit ab: Im Grunde stelle ich mir die Ganze sache so vor: Wir alle haben bestimmte Charaktereigenschaften, von denen wir uns manchmal wünschen würden, wir könnten sie irgendwie loswerden. Und gerade Kinder haben (in einer anderen Deutung des Kinder-Topoys) manchmal auch den Ruf von unzivilisierten Wesen, denen man die Kultur einbläuen muss. Assoziativ würde ich mich jetzt fragen, ob es nicht eventuell einen übernatürlichen Moment im Leben eines jeden Menschen geben könnte (oder auch nur einen einzigen, singulären Moment in der Vergangenheit der gesammten Menschheit) wo einmal die positiven und die negativen Eigenschaften auf dem Prüfstand standen und sich bei einigen Individuen herausstellte, dass die negativen Eigenschaften zwar nicht vollständig ausreichten, um eine vollständige, neue Person auszumachen, aber dennoch mächtig genug waren, um einen eigenen, inneren Dämon zu erschaffen, der sich von der restlichen Person abspaltete, verwirrt in der Gegend als „neuer Mensch“ herumirrte und sich nach einer ganzen Weile des eigenen Verlustes der Vollständigkeit bewusst wurde. (Nur das dieser Zeitraum sehr lange gedauert hatte.) Die „Black Eyed Children“ sind somit Seelenfragmente, beladen mit den negativen Eigenschaften von den Personen, die sie irgendwann heimsuchen.

Ihr Ziel ist es wieder zu einer Einheit zu werden, nur nicht mit dem restlichen Balast, den die Person eigentlich ausmacht. Sie altern nicht, weil das Altern ein Prozess der „eigentlichen Person“ ist. Und sie haben irgendeine Art von Ritual oder Artefakt, um ihr Ziel zu erreichen. (Und den Willen, sich wieder zu verfollständigen, nebst dem fehlen der Moral.)

Bis hierhin hätten wir also die noch möglichst generisch gehaltene Wesenheit in den Vorüberlegungen, wie ich persönlich mir das Ganze vorstellen würde. Konkreter könnte ich erst in dem Moment werden, wo ich mich auf ein spezifisches Setting konzentrieren könnte, um bis hierhin noch bestehende Lücken und restliche Erklärungen zu liefern, die den zentralen Faktor und damit verbunden eventuelle Effekte und Auswirkungen ausmachen würden. (Um es kurz zu machen: Unknown Armies würde andere Black Eyed Children bekommen, als es in der World of Darkness oder auch Kult der Fall wäre.) Aber es ging in diesem Artikel auch nicht darum, mich auf ein System letzten Endes festzutackern.

Montag, 23. November 2015

Rezension: The Walking Dead Band 16: Eine größere Welt

Cover: Eine größere Welt
The Walking Dead Band 16
Verlag: crosscult
„Wir können endlich aufhören zu überleben und anfangen zu leben.“

Okay, ich habe euch mit diesem Zitat letzten Endes die Synopsis dieses Bandes bereits vorgespoilert, aber es handelt sich letzten Endes um das zentrale Thema, auf dem der Ausschnitt des 16ten Bandes der Walking Dead Reihe letzten Endes hinausläuft.
Also, was passiert? Zentraler Auftakt des Bandes ist letzten Endes die Erkenntnis, das nach zwei Jahren Zombiecalypse endgültig die Vorräte knapp werden. Das daraus folgende Ziel ist also klarerweise der Wiederaufbau einer Agrarfläche. Doch vorerst bleibt es nur in der groben Absprache solcher Pläne, denn mit einem Mal Platzt in einem Rundgang um die Perepherie von Alexandria ein neues Gesicht in den Mikrokosmos der Gruppe: Jesus.
Dieser ist selbst ein Kundschafter einer anderen Gruppe an Überlebenden, welche eine Siedlung gebildet haben, die sich die „Anhöhe“ nennt. Natürlich ist das Misstrauen goß. (Nicht zuletzt hat man ja bereits in der vergangenen Bänden mehrmals überlebenden Gruppen getroffen, die sich auf den ersten Blick als „normal“ Ausgaben und auf den zweiten Blick dann als moderne Versionen reiner Barbaren erwiesen.)
Doch mit einigen schweren Entscheidungen entschließt sich Rick schließlich dazu, eben diese Siedlung aufzusuchen und sich dem Unbekannten zu stellen. Stehts begleitet von den entsprechenden Bedenken und dem ständigen Misstrauen gegenüber seines neuen Freundes.
Und auch wenn die Anhöhe sich als besonderes, neues Erfolgsmodell im Vergleich zu Alexandria erweist erkennt man hier, dass die Probleme dieser Gemeinschaft auch noch existieren, die Rick nur all zu gut bereits kennt. (Auch wenn das bis jetzt nur angedeutet wird.)

Grundsätzlich gillt hierbei also wieder irgendwo: Wir greifen das auf, was bereits bekannt ist. (Aus den vorherigen Bänden.) und variieren es unter einer neues Fragestellung. Hierbei geht es ganz klar endgültig um den Wiederaufbau in letzter Konsequenz. Aber auch um die Fragen, welche sich mit dem Aufbau neuer Gesellschaften langfristig drehen.

Fazit

Ich hatte (auch wenn man mir das vermutlich nicht so direkt glaubt) jetzt eine etwas längere Lesepause zwischen den Bänden 15 und 16. Mein Problem mit Band 15 hatte ich ja zur genüge in der entsprechenden Rezension bereits breitgetreten gehabt. Und auch hier muss ich letzten Endes sagen: Vieles ist immer noch vorerst geblieben. Die Serie fühlt sich immer noch so an, als hätte sie bereits den Hai übersprungen. Aber das kann sich eventuell nochmal ändern. (Vorerst bin ich wieder positiv eingestellt, mich nochmal fangen zu lassen.) Die Einführung einer neuen Gruppe an Menschen, die nicht im Verlauf der Ereignisse, die die Welt zerissen haben, angefangen haben sämtliche Werte und Normen über Bord zu werfen – wie es erst einmal hierbei aussieht – macht einen durchaus sinnvollen Eindruck. (Fürs Erste wohlgemerkt.) Die Frage mit dem zusätzlich aufgedeuteten „Negan“-Problem, dass hier zum Tragen kommt, zeigt vorerst auf, was in dieser Gemeinschaft vermeitlich schief gelaufen sein könnte. (Auch wenn man abwarten muss, was es damit auf sich hat, weil es in diesem Band noch nicht aufgeklärt wurde.)
Jedoch und das muss man sagen: Mit der Einführung von Jesus als neuen Heilsbringers kommt eine veränderte – wenn auch vorerst nur verhalten angedeutete – Thematik von Hoffnung in die Geschichte mit hinein. Das Problem dabei ist nur, dass wir natürlich dabei abwarten müssen, wie sich diese ganzen Aspekte letzten Endes als ganzes Präsentieren werden. Die bisherige Vorgehensweise in der gesammten Reihe „The Walking Dead“ war ja eher: Man nehme einen eventuell positiven Aspekt und schaue nach, auf welche Weise ein Mensch in seiner Art des psychischen Zusammenbruches während der Zombiekalypse daraus etwas fürchterliches machen könnte. Insofern: Mäh ist es nicht mehr, aber die Serie muss erstmal noch zeigen, ob sie den richtigen Dreh wieder findet.

Mittwoch, 18. November 2015

Gedanken am Omphalos: Was zur Hölle ist eigentlich gerade los?

Okay... regelmäßige Leser werden in den letzten paar Wochen mitbekommen haben, dass hier einiges aus dem Tackt geraten ist. (Und ich kann noch nicht sagen, wann hier wieder normalität eintritt.)

Jedenfalls hangele ich mich zur Zeit ein wenig von Woche zu Woche, auf der verzweifelten Suche nach Zeit. Entweder für Kurz vor Knapp, oder um vorbereitend ein paar Artikel hier wieder auf Vorrat zu haben. Und beide sist gerade ein bisschen schwierig zu erledigen. (Ich will jetzt nich zu sehr ins Detail gehen und rumjammern, aber da meine Job-Situation ein wenig "saugt", wie man neudeutsch so schön sagt, bin ich zuweilen einfach nur froh nach Hause zu kommen, die Tür zu schließen und die Welt draußen sein zu lassen.)

Jedenfalls bin ich derzeit sehr bemüht, wieder vernünftig hier schreiben zu können, kann aber das Ganze nicht garantieren. Wir werden sehen, wann ich für mich wieder innerlich aufatmen kann. Ich wollte nur sicher gehen, das entsprechende Verwirrungen erst einmal beseitigt sind.

Montag, 16. November 2015

Rezension: James O'Barr: The Crow. Special Edition

Cover: James O'Barr
The Crow
Special Edition
Verlag: Gallery Books
Die Geschichte beginnt ein wenig seltsam: Ein Kleinkrimineller, der gerade einen besonderen Beutezug getan hat läuft durch die Straßen. Dabei faselt er etwas darüber, wie besonders es sei, dass er einen „Toshiba“ abgegriffen habe und welches Geld er dafür verlagen kann. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er in eine schwarze Gestallt mit Harlekinfratze hineinrennt, welche ihn beim Namen anspricht und danach fragt, ob sie seine Aufmerksamkeit jetzt hätte.
Was so absurd im kleinen Anfängt ist der ausgewachsene Rachestreifzug des Wiedergängers Eric, stehts in schwarz gekleidet, bekannt für die Harlkin-Maske und mit einer Liste von fünf Namen im Gepäck, die er alle etwas mit dem Tot seiner Verlobten Shelly zu tun haben. Durchzogen wird diese Geschichte dabei immer wieder durch kurze Episoden, die Erinnerungen an glücklichere Zeiten sind, sowie Visionen aus der Zwischenwelt, die von den sarkastischen Kommentaren und Ratschlägen der titelgebenden Krähe, deren Name als Pseudonym aber auch von Eric in dieser Form selbst genutzt wird, begleitet werden.
Was hier vorliegt ist im Grunde klassischste Kult-Comic-Kultur, deren Geschichte jeder auf die eine oder andere Weise schon mal gehört haben sollte. Immerhin ist das Graphik Novel „The Crow“ nicht zuletzt durch den spektakulären Tod des Hauptdarstellers Brandon Lee während der Dreharbeiten der Verfilmung letzten Endes unvergesslich geworden.
Während James O'Barr mit der Story, die ihm dabei helfen sollte den Tod seiner Verlobten zu verarbeiten, bereits 1981 begann, liegt mir jetzt die Special Edition aus dem Jahr 2010 vor. (Laut vorwort des Autors erweitert und um die letzten fehlenden Szenen ergänzt, die er Anfangs aus unterschiedlichen Gründen nicht umsetzen konnte.) Man muss diesen Hintergrund von The Crow im Hinterkopf bewahren, weil einiges was in der Geschichte passiert, sehr stark mit einer nicht unbedingt immer ganz nachvollziehbaren Privatsymbolik spielt, die vermutlich auf dem einen oder anderen Bereich durchaus nicht sofort erkennbar ist.
Für sich betrachtet ist die Geschicht von Erics Handlungen nämlich erst einmal nur ein klassischer Rachefeldzug einer trauernden, verlorenen Person, die mehr oder weniger Hilflos mitansehen musste, wie fünf vollgedröhnte Irre sowohl an ihr Selbst, als auch an der geliebten Person Akte äußerster Gewallt vollführten. Das verbindende Element in dieser Geschichte sind dabei die Visionen einer sprechenden Krähe. Visionen deswegen, weil der entsprechende Vogel – anders als in der Verfilmung – nicht Teil der Realität ist, sondern seine Aufgabe als Transporteur der Seele ins Jenseits eben auf einer anderen Ebene erfüllt. Jedoch trägt dies in gewisser Weise zur Stimmung bei, weil Eric eben nicht ständig in Begleitung eines Vogels ist, sondern auf dieser Ebene dann eben doch eher einfach „nur“ ein seltsamer Mensch ist, der wirklich eine Menge überlebt (und dabei den Verstand verloren hat).

Stilistisch bemerkt man dabei die mehrfache Überarbeitung des Stoffes dabei sehr gut. Der größte Teil der einzelnen Panels ist in einem klaren Schwarz-Weiß-Ink gehalten, das keinerlei Grautöne zulässt. (Auch hier erfährt man einiges aus dem extra für diesen Band geschriebenen Vorwort von James O'Bar, der sehr gut erklärt, wie die ersten Hefte damals bei Caliber Press 1989 gedruckt worden sind. Die Special Edition ist sehr stark mit Grautönen durchzogen, die eindeutig anders gestalltet sind, als die ursprünglichen Seiten. Größtenteils handelt es sich dabei um sehr weiche, fast schon an schwindende Erinnerungen gemanende Zeichnungen, die so fein sind, dass sie vermutlich nicht mit der Druckertechnologie der 80er-Jahre des letzten Jahrtausends umsetzbar waren. (Man kann hierbei vergleiche ziehen, wenn man sich den Sammelband der „Watchmen“ ansieht, welcher, für mich zumindest, einen sehr typischen Printstil wiedergiebt, was die Comics der frühen 90er anbelangt.) Diese punktuellen Stilbrüche, welche das neuere Material auszeichnen, bereichern aber gerade dadurch dass sie nicht in die restliche Bildsprache schon allein handwerklich passen, den gesamten Band aber ungemein. Das flüchtige in den jeweiligen Momenten ist dabei so ungemein Ribend zur brutalen „Wirklichkeit“ der übernatürlichen Gegenward der Geschichte von The Crow, das man fast schon meint, hier sei mit Absicht so gearbeitet worden, dass alle diese Bilder eine Art Weichzeichner-Effekt bekommen haben.
Sehr passend ist dabei, dass diese Geschichte eben nicht coloriert wurde, sondern eben im Schwarz-Weiß eines Indie-Comics gehalten wurde. Insgesamt widerspricht das zwar aktuell-verwöhnten Sehgewohnheiten, festigt aber nur den Noir-Effekt und das deutlich dreckige, fast schon hoffnungslos wirkende, Stimmungselement der gesammten Geschichte. Erics psychischer Verfall mit jeder einzelnen Gewalttat, sowie den Ratschlägen der Krähe, die ihn immer wieder hinterfragt und den Hinweiß gibt, nicht zu sehr hinzusehen, werden dadurch sehr markant unterstrichen.

Fazit

Zugegeben: Ich habe jetzt sehr lange gebraucht, um die Vorlage eines Filmes, den ich um 2002 herum lieben gelernt habe, endlich zu lesen. Dafür ist die gewählte Ausgabe aber vermutlich die Vollständigste, die es von dieser Story jemals geben wird. Der doch sehr andere Weg das Ganze zu erzählen, ohne das dabei der Film als solcher sich vollständig wiederspiegelt ist dabei ein sehr schöner Aha-Effekt, der einiges in einem neuen Licht erscheinen lässt. Insgesamt ist „The Crow“ aber auch weiterhin eine Revenge-Storyline mit übernatürlichen Elementen, die für sich betrachtet aber eine mWn doch sehr untypische Methode im westlichen Kultur-Kreis sind. (Irgendwie verbinde ich mit dieser speziellen Thematik zumindest in der Film-Welt das asiatische Kino spontan viel mehr.)
Die schwarz-weiße Ästhetik mit ihren klaren, schwarzen Linien ist dabei ein deutlicher Bruch mit den heute eigentlich verbreiteteren Lesegewohnheiten, tut dem Ganzen aber keinen Abbruch und unterstützt die Geschichte für sich betrachtet sogar. Zusätzlich dazu kommt der nicht zwingend immer auf Realismus-Getrimmte Stil, der aber irgendwie doch schon wieder urtypisch für die Darstellungsweise der Comics im Bereich der späten (wohl dann auch frühen) 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist, allerdings regelmäßig auch durch das ergänzte, neue Bildmaterial wieder irgendwo unterbrochen wird, dass aber immer wieder dann andere Stimmungen in diese spezielle Geschichte einfließen lässt. (Als währe es von Anfang an so gewollt und geplant gewesen.)
Ich könnte wahrscheinlich einfach nur fröhlich weiterblättern und dabei am laufenden Band immer wieder neue Elemente finden, die mich nochmal aufs neue begeistern können. Zusammenfassend lässt sich daher eigentlich nur eines zu diesem doch sehr speziellem Klassiker sagen: Diese sehr spezielle Special Edition ist definitiv ein guter Ansatz, sowohl um einen Klassiker insgesamt neu kennen zu lernen, aber vermutlich auch, um ihn neu zu entdecken.

Montag, 9. November 2015

Fanzine? Was ist das?




Mein etwa zwei Jahre altes Medion-Tablet, zwei iDevices und ein paar alte Ausgaben des Envoyer... es ist wirklich wunderbar, was mir gerade so einfällt, wenn ich über das aktuelle November-Thema des Karneval der Rollenspielblogs nachdenke. Nämlich erstaunlich wenig. Aber woran liegt das jetzt so genau?

Schauen wir uns erstmal den üblichen verdächtigen an, was die Nachschlagewerke der digitalen Naiven anbelangt. Ein Fanzine ist also ein Kofferwort aus Fan und Magazin... und ferner steht da, dass die entsprechenden Macher der Szene meistens hochengagiert sind und die entsprechenden Produkte zum Selbstkostenpreis veröffentlichen. (Und natürlich steht da noch einiges zum Thema Drucktechniken und pipapo... hilft mir gerade alles nur bedingt weiter.) Aber das ist es auch nicht, was für mich so ein seltsames Bild auf das Ganze Thema bringt. Der Punkt ist, dass ich dem Thema irgendwie mit einem schrägen Seitenblick gegenüber stehe. Doch dafür muss ich ein wenig way-back gehen. Im Grunde fängt der ganze Konflikt mit der Fanzine-Idee nämlich irgendwo in der Zeit an, die meinen Einstieg in die Rollenspielwelt ausmachte: Das war irgendwann Ende der 90er/Anfang des Millenium-Bugs. Das Internet war noch Jung und lief über langsame 56k-Modems (zumindest bei mir zu Hause... meine Eltern hatten da noch ihre Startschwierigkeiten mit der Kosten/Nutzen-Thematik digitaler Telefonanschlüsse) und Drosi, sowie Freie Rollenspiele waren noch verdammt gute Anlaufquellen, um überhaupt irgendwas über das Thema des Hobbys herauszufinden. (Wir hatten damals ja nüschts.)

Der Punkt bei der Sache ist: Es gab damals diesen ersten kreativen Austausch über das Hobby und seine Möglichkeiten nur in einer kleinen, verschworenen Gruppe, die auch noch ihr eigenes System erstmal nur hatte. Und Kontakt darüber hinaus gab es eigentlich nicht. (Der Punkt war aber damals schon irgendwie klar: Informationen zum Hobby findest du nur über das Netz.)

Und jetzt machen wir einen sehr großen Zeitsprung, der uns irgendwo inmitten der berüchtigten Blutschwerter-Wars führt. Ich bin mir Heute nicht mehr ganz sicher, welche Fanzines mir damals schon wirlich über den Weg gelaufen waren: Der Ruf, das heute vermutlich nur noch den wenigsten etwas sagt, war damals wegen des sehr großen gestallterischen Aufwandes, welchen der Macher in sein Projekt steckte, äußerst positiv gelobt worden. Ich meine mich aber grob daran erinnern zu können, dass ich die Anduin ebenfalls kennen gelernt hatte.
Aber, und das ist das zentrale dabei: Der Ruf wurde mir über die oben verlinkte Podcast-Folge unterbreitet. Und gerade Podcasts waren zu diesem Zeitpunkt "der heiße Scheiß“.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Hofschrat nebst seinem Gefolge eine Idee angestubst, die vielleicht etwas hätte werden können (oder auch geworden ist), die Möglichkeiten der noch jungen PoD-Anbieter - namentlich Lulu - zu nutzen, um das Printformat wieder zu beleben. Ganz gezielt mit reinen Spielmaterialbeiträgen. (Potentiell also durchaus etwas, das anscheinend gerade bei den Karnevalsumzügen auch immer wieder gerne gesehen wird.)
Das Problem war nur: Die Gruppierung, aus deren Ecke die Idee kam, war im Vorfeld eigentlich nur als ein Haufen intoleranter, selbstgefälliger Narzisten auf dem Egotripp aufgefallen, die jeden angingen, der von ihrer doch sehr speziellen Position abwich. (Und die Provokation meistens so weit ausführte, dass jede Vernunft irgendwann aussetzte und zurückgebissen wurde.) Die Lage war zu diesem Zeitpunkt also überaus vergiftet. (Ganz ehrlich: Wir alle haben uns zu dieser Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich habe selbst noch einige Jahre gebraucht, ehe ich mit Hilfe diverser Theorien aus dem Kunstdiskurs meine derzeit etwas abgeklehrtere Haltung entwickeln konnte. Von daher war ich damals noch mitten in den Grubenkämpfen dieser Pitbull-Mentalität beteiligt.)

Wenn ich mir allerdings diesen Punkt ansehe, komme ich zu einem sehr zentralen Schluß was das formulieren einer vermutlich diskutablen These angeht: Fanzines sind ein narzistisches Medium!
Aber, und so ehrlich muss ich dabei dann auch sein: Podcasts sind ein narzistisches Medium. Blogs sind ein narzistisches Medium. Youtube ist ein narzistisches Medium. (Und auf Zweien von diesen Medien treibe ich mich ja immerhin selbst auch rum.)

Letzten Endes ist das Fanzine also das Forum der Selbstdarsteller unter den aktiven, hochvokalen Mitglieder der Fan-Communitie, das aus der prädigitalen Ära noch stammt. Und damit haben wir dann auch schon so ein wenig das Problem der Fanzines heute umrissen: Eigentlich "braucht" "man" sie heutzutage nicht mehr. Es gibt mit Google die bessere Anlaufstelle, mit sehr leicht zu bediehnenden Blog-Anbietern die perfekten Plattformen für jeden Selbstdarsteller, und mit den anderen Medien-Konzepten auch noch Möglichkeiten sich in Bild und Ton noch besser zu präsentieren. Das heißt mit den entsprechenden Werkzeugen habe ich von zu Hause aus betrachtet keinen Grund mehr mir den entsprechenden Ansatz der Selbstbeweiräucherung anderer anzutun. (Zumal mein Platz für Printprodukte begrenzt ist und ich wirklich nicht den ganzen unausgegoren Mist von anderen dann zusätzlich darunter packen will/muss/brauche.) Von zu Hause aus. Und hier beginnt dann der Punkt zum Umdenken von meiner Seite her.

Jetzt muss ich nämlich ein wenig auf einer anderen Basis das Ganze betrachten: Nämlich aus der Perspektive desjenigen, der zur Mobilität gezwungen ist und auf diesem Weg eigentlich jede Woche immer ein paar Stunden in Bus & Bahn verbringt. Natürlich höre ich dabei sehr häufig Musik auf meinem iPod... oder Podcasts. Aber ich habe auch in der Regel mein Tablet und meinen ebook-Reader dabei. Der Punkt bei der Sache ist einfach, dass mir nur eine begrenzte Bandbreite an Daten auf dem Smartphone zur Verfügung steht und ich diese dann doch meistens für wichtigere Dinge brauche. (Ganz zu schweigen, dass uns an wenigen, strategisch wichtigen Bahnhöfen Hotspots gerade mal eine Surfzeit von einer halben Stunde am Tag zur verfügung stellen.) Und auf diesem Weg beginnt die Funktion des Fanzines als ezine sich plötzlich zu verdrehen: Klar bietet mir mein Blog die Sicherheit, dass nur meine Artikel von den Leuten gelesen werden, die auf den Blog kommen. Aber woher kriege ich dieses Publikum? Grundsätzlich ist es für die Meisten von uns Aktiven eigentlich immer noch deutlich interessanter, den eigenen Namen irgendwo in einem Printprodukt zu lesen, aber wenn das Fanzine als Printprodukt nicht mehr in die heutige Zeit passt, kann es immer noch eine andere Funktion erfüllen: Als Sammelbecken, in dem durch von mir veröffentlichte Artikel letzten Endes auf mein Hauptwerk, meinen Blog, aufmerksam machen könnten.

Ich weiß nicht ob ich die Leute für mich begeistern kann, aber ich kann sie anteasern, indem ich mit meinen Gedankengängen, die in einem "Sammelforum" von Gedanken veröffentlicht werden, auf mich aufmerksam mache. (Irgendwo ist immer ein Impressum - hoffe ich mal - oder es gibt einen Schaukasten zum Autor des Artikels - das würde ich zumindest von einem Fanzine heutzutage erwarten - mit dem ich auf meine anderen Projekte im Netz aufmerksam machen kann.) Das schafft Aufmerksamkeit und wäre eine kluge Taktik, den eigenen Narzismus in sinnvolle Bahnen zu lenken. Und ein halbwegs brauchbar gelayoutetes PDF-Dokument lässt sich sowohl auf dem Tablet lesen, als auch vom Verbraucher zu einem späteren Zeitpunkt den eigenen Bedürfnissen entsprechend ausdrucken - so das gewünscht wäre.)

Von daher haben Fanzines aus einer rein narzistischen Sicht heutzutage immer noch ihre Berechtigung, jedoch in einer anderen Funktion und in einem anderen Format, als sie Ursprünglich mal erfunden worden sind.