Montag, 25. Juni 2018

Rezension: Naoki Urasawa: Ayses Freundin (Monster 04)

Cover: Naoki Urasawa
Ayses Freundin
(Monster 04)
Verlag: EMA:adult
Mittlerweile kennen wir die groben Grundsätze von „Monster“ ja schon. Diesmal gibt es in gewisser Weise ein Wiedersehen: Abgesehen davon, dass Tenmas ehemalige Verlobte ihr Anwesen niederbrennt und jetzt ihre komplette Existenz darauf setzt, Tenma hinter Gittern zu sehen kommt es zu einem Wiedersehen mit Nina. Tenma und Nina sind gleichermaßen auf derselben Spur, was Johanns Vergangenheit und mögliche Aufenthaltsorte anbelangt. (Nur das sie jeweils andere Methoden dabei verwenden.) Tenmas zentrale Spur aus dem letzten Band, dem Kinderheim 511 war der Name von General Wolf, welcher anscheinend ein hoher Funktionär in der ehemaligen DDR war. Dieser Spur folgen Beide unbewusst undabhängig voneinander, wie es scheint.
Nina nutz dabei ihren weiblichen Charme, während Tenma alles daran setzt, um die entsprechenden Informationsquellen zu beanspruchen, die sich ihm ergeben. Das Problem bei der ganzen Sache ist nur: Derzeit führt die entsprechende Information mitten in die Neo-Nazi-Szene. (Und gerade ein Asiate muss sich in dieser Gesellschaft in Acht nehmen, wie man sehr schnell merkt.)
Grundlegend geht es darum, dass irgendeine Gruppe einen großen Plan hegt, in der Johann anscheinend das zetrale Rädchen im Getriebe spielen soll. (Einen Plan, den das Monster natürlich nicht unbedingt aufgreifen möchte.) Und dementsprechend läuft alles ein bisschen anders, als es sich die fanatischen Personen in diesen Kreisen vorgestellt haben.
Den Abschluß bisldet dann nochmal ein Blick auf Nina, und wie sie ein halbes Jahr damit verbracht zu haben scheint, sich die notwendigen Eigenschaften anzueignen, um mit einer Schußwaffe umzugehen. Inklusive der Tatsache, dass mal wieder eine Figur eingeführt wird, der man am Ende eher zwiegespalten gegenüber steht.

Also, was haben wir diesmal hier vorliegen: Der Ausblick auf die eher schattenhafte Seite der deutschen Kultur der 90er wird hier durchaus ganz gut mit dem Holzhammer aufgeführt. Das Problem bie der Sache ist nämlich, dass abgesehen von ein paar Skinheads, die durchaus überzeugend als „Spatenköpfe“ darstehen können, die Mehrheit der anscheinend tatsächlich präsentierten Figuren (allen vorran Babyface) eher an amerikanische Mobster aus den 20ern von der Darstellung her erinnern. Und trotzdem ist deren Ziel nicht etwa das Ausrauben einer Bank, sondern das infernale Niederbrennen eines türkischen Viertels. (Und dabei spielt es noch nicht mal so einen große Rolle, wo der etwaige Handlungsort jetzt genau stattfindet.) Die Figuren wirken nur stellenweise Charismatisch, bemühen ansonsten aber eher komisches Zeug. (Und das der „große Plan“ eher in Richtung Größenwahn ausartet, braucht man dabei auch nicht unbedingt großartig erwähnen.) Der Punkt bie der Sache ist nur, dass ein paar Punkte eventuell funktionieren könntne, allerdings das Ziel dieses Planes dann auf einen sehr absurden Faktor, wie dem wechsel der Windrichtugn aufgebaut ist, dass man sich schon fragt, ob hier ein paar Hellseher am Werk waren. (Das spielt aber auch eher eine geringe Rolle. Der Punkt bei der Sache ist viel mehr, dass hier eine bestimmte Tat von Menschenverachtendem Ausmaß erdichtet wird, die eventuell sogar funktionieren könnte.) Wichtig an dieser Geschichte ist halt, dass die entsprechenden Motive zu dem vermuteten Ausmaß der Macht des Monsters angesetzt worden sind.

Fazit


Die Geschichte ist ein wenig bedrückend, wenn man bedenkt, auf welches Milieu hier in Deutschland innerhalb dieser Serie gerade der Fokus gesetzt wird. Aber letzten Endes passt es auch dazu, wenn man sich vor Augen führt, dass die 90er nochmal eine kurzfristig eine wahre Erstarkung des rechtsextremen Abschaums gerade durch die Wiedervereinigung erfahren hatten. Innerhalb der Geschichte muss man allerdings sagen, dass die Geschichte als eine Jagdt nach einem Phantom unglaublich gut funktioniert. Es geht weniger um Johann, als vielmehr darum, was andere in Johann sehen. Und am Ende wird dann jeweils nur eine bestimmte Andeutung gemacht, was das Monster vielleicht getan hat. Klischeemäßig aus heutiger Sicht ist dann der punkt, dass plötzlich die Vermutung einer gespaltenen Persönlichkeit auftritt. Dieser Ansatz war gerade in den 90ern unglaublich Modern und in beinahe jedem zweiten Medium musste wenigstens ein Erzählstrang auftauchen, in dem mindestens eine multible Perösnlichkeit und die entsprechend darauf folgenden Handlungen auftraten. (Aus unserer Sicht heraus betrachtet ist das also eindeutig unglaublich abgedroschen. Für die 90er allerdings ist – selbst wenn dieser Ansatz sich eventuell als nicht stimmig herausstellen sollte – der Twist um das Gedankenspiel der gespaltenen Persönlichkeit immer noch sehr interessant. Insofern bleibt also abzuwarten, was hier weiteres passiert.

Montag, 18. Juni 2018

Rezension: Naoki Urasawa: Kinderheim 511 (Monster 03)

Cover: Naoki Urasawa
Kinderheim 511
Monster 03
Verlag: EMA:adult
Im dritten Teil von Monster wird es wieder einmal auf eine absurde Weise nur all zu Menschlich. Tenma stolpert auf seiner Suche nach der Vergangenheit von Johann über ein ehemaliges Waisenhaus der DDR und einen jungen Namens Dieter, der in der Obhut eines ehemaligen Bezirgsleiters der DDR-Regierung war. Dabei bleiben die meisten Informationen weitestgehend ungeklärt: Was man im Kern erfährt ist, dass die DDR ihre Kinderheime scheinbar Nummerierte. In der Geschichte von „Monster“ war das Waisenhaus 511 dabei eine Tarneinrichtung, deren eigentlicher Zweck einen unglaublichen Schrecken zur Folge hatte, und dem Anna wohl nur beinahe entkommen ist.
Vieles hier hat viel mehr einen sehr zentralen Faktor, der darin besteht, dass bestimmte Personen schlimmes eigentlich vorhatten, aber Johann sämtliche Erwartungen irgendwie übertraf, die man an das Projekt 511 richtete. Was wir wir in der Geschichte die meiste Zeit dabei erfahren ist, dass Johann irgendwie eine sehr spezielle Eigenschaft zu haben scheint, was die Manipulation von Menschen angeht, die daraufhin bereit sind die grausamsten Taten überhaupt zu begehen.
Am Ende hat Tenma zwar immer noch keine Ahnung, was es mit dem Monster jetzt wirklich auf sich hat, aber neben einem weiteren, unbrauchbaren Puzzlestück hat er dabei in Dieter einen Begleiter gefunden, der ihn Scheinbar an seine Menschlichkeit erinnern wird.
Dieser Umstand wird dann in der zweiten Geschichte dieses Bandes auch n ochmal extrem wichtig werden: Während Tenma Dieter nämlich eigentlich loswerden will, stolpert er in einer Kleinstadt über einen Arzt, der mit seinem eigenen Gewissen zu kämpfen hat. Zum einen fällt Tenma auf, weil er seine eigenen Fähigkeiten nicht zurückhalten kann, um einen Alkoholiker, der in einen Unfall verwickelt war, zu retten. Zu anderen ist da aber diese alte,s ture Frau, die sich Partou nicht behandeln lassen will, bei der sich aber herausstellt, dass sie nur noch wenige Stunden zu leben hätte, wenn man ihr Leben nicht retten könnte. Am Ende erfährt man dabei dann, was den Arzt dazu bewegt hatte, von einer vielversprechenden Karriere abstand zu nehmen und sich (als Strafe für seine eigenen Taten) in ein kleines Dorf zurückzuziehen.
Der letzte Part beschäftigt sich dann mal wieder um den BKA-Inspektor mit dem seltsamen Ermittlungs-Eigenschaften. (Und damit, dass auch er im Grunde nur seine Arbeit kennt und sonst nichts besitzt.)
Am Ende geht es in diesem dritten Band abgesehen von einem weiteren Blick auf eine unglaublich beängstigende Gabe Johanns in den meisten Situationen um zwischenmenschliche Beziehungen und wie diese auf unterschiedlichster Weise zu Obsessionen werden. Es geht um Menschen, die sich darauf Konzentrieren, ihre Beziehungen fallen zu lassen und anschließend nicht mehr in der Lage sind überhaupt eine weitere einzugehen. Und es geht darum, dass man sich am Ende der Frage stellt, was jetzt genau noch so unbedingt die Menshclichkeit dann eigentlich ausmacht. (Nicht zu vergessen, dass Tenma ganz klar das Ziel verfolgt einen Menschen umzubringen.) Das ist wunderbar Plakatif gelöst, wenn man die Geschichte verfolgt, aber halt eben auch nicht mehr. Das durchgehen dieses Bandes macht daher Spaß, bringt aber leider nicht so ganz die Faszination mit sich, die man bei den wichtigen Szenen der ersten beiden Bände durchlebt hatte. Aber irgendwie scheint es dabei Notwendig zu sein, dass hier Schrittweise, Stück für Stück ein Mysterium aufgebaut wird, dass mit jeder neuen Antwort eher weitere Fragen in mehrere Richtung aufwirft. Für den Augenblick muss man dabei allerdings erst einmal abwarten, ob auf lange Sicht wirklich alle Fragen Rund um das Mysterium Johann wirklich beantwortet werden können. Das Monster bekommt aber mit jeder Episode über seine Vergangenheit nur noch mehr den Beängstigenden Faktor eines unerklärlichen Phänomens.

Fazit


Wenn man erst einmal davon ausgeht, dass hier wieder einmal die übliche Antagonisierung des DDR-Regimes auf besonders grausame Weise betrieben wird, ist das Ganze sehr nett gemacht. Der Punkt bei dieser Sache ist dann nur: Was zur Hölle soll man von den Andeutungen, die hier gemacht werden, eigentlich halten? Stellenweise scheint es so, als würde der Täter-Opfer-Typus bemüht, nur um dann im nächsten Augenblick wieder gebrochen zu werden. Warten wir also einfach ab, dieser Band ist Lesenswert, auch wenn er definitiv nicht sonderlich stark ist.

Mittwoch, 13. Juni 2018

Gedanken am Omphalos: Auf der Suche nach einem wiederkehrendem Element

Ich bin hier auf dem Blog jetzt schon etwas länger unzufrieden, was bestimmte Gestaltungselemente anbelangt. Einige setzen hier und da bestimmte Werkzeuge und sehr viel Eigenzeit voraus, aber ein paar kann ich eventuell auch schneller lösen.
Und zwar ist die ganz große Baustelle dabei, dass ich nicht mehr "einfach so" das Cover im Rahmen von Rezensionen zeigen will. (Ähnliches gillt dabei übrigens auch für die Filmplakate von Kino-Filmen. Allerdings werden entsprechend regelmäßige Leser hier auf dem Blog bereits festgestellt haben, dass die letzten beiden Revies zu Es und Star Wars VII. Die letzten Jedi in genau dem Bereich eine kleine Änderung im Modus-Operandi erfahren haben. Diese entsprechenden Selfies waren bislang nur Leuten auf meiner Freundesliste auf Facebook bekannt und fing im Dezember 2015 als "Tradition" an.
Das Kino-Selfie: Wie alles 2015 begann.

Tja, dieses war der erste Streich, doch der nächste folgt nicht unbedingt sogleich standardisiert.
Als nächstes soll es nämlich dann tatsächlich um die Rezensionen gehen. Und da hat mich Infernal Teddy im Grunde auf das passende Element gestoßen: Seid einiger Zeit sieht man auf den Bildern der Rezensionen drüben bei den neuen Abenteuern einen kleinen, grünen Tintenfisch als Maskottchen, dass ständig die Fotos von Buchcovern und ähnlichem bombt. (Und dieser Ansatzpunkt ist da auch schon der Endpüunkt einer Evolution gewesen. Von daher beneide ich den guten Teddy wirklich aufrichtig um diesen genialen Zufallsfund.) Fakt ist nur: Ich möchte in eine ähnliche Richtung mit einem Maskottchen, dass hier eventuell für den Blog stehen kann, allerdings soll es gerade kein Tintenfisch sein. Und damit steht dann die Suche gerade offen. (Natürlich hat sich auch shcon eine delegation alter Freunde von mir gemeldet, die aus ihrer Vitrine gestiegen kam und mich darauf hinwieß, dass man aufgrund einer Beziehung, die stellenweise 35 Jahre zurückgeht wenigstens eine Chance fordert, um in die potentielle Auswahl genommen zu werden.

Drei Bewerber mit Maskottchen-Attitüde
Das schöne hierbei wäre: Diese speziellen Plüschies bekämen auf eine unauffällige Weise einen abstrakten, perönlichen Charme in den Blog. Eine Bildhafte, zurückreichende Anekdote die nicht jeder sofort verstehen muss. )Auch wenn das dann der Funktion eines Heinz Featherly sehr ähnlich käme, der ja Quasi als Running Gag den Kanal von Orkenspalter TV über lange Jahre hin geprägt hatte.) Auf der anderen Seite sind diese speziellen Plüschtiere auch schon wieder zu eindeutig besetzt, weswegen ich in alle Richtungen weiterforsche. Beispielweise währen da auch noch zwei Wesen, die mich indirekt immer wieder über die letzten Jahrzehnte heimgesucht hatten, ohne dabei direkt aktiv in dieser Form gewählt worden zu sein. (Ein Umstand, weswegen ich diese beiden Wesenheiten gerne shcon mal Scherzhaft als meine Inoffiziellen "Wappentiere" bezeichnet habe: Die Rede ist vom Drachen und vom Wolf.) Und es gibt selbstverständlich noch eine kleine Anzahl an Potentiellen Meerestieren, die ich - je nach Desighn - mir in dieser Form sehr spannend vorstellen würde. (Da ich bis Heute die Firma Steiff mit sehr angenehmen Kindheitserinnerungen verbinde bin ich auch shcon bei dehenen auf der Website vorbeigesurft und habe eher mit Bedauern festgestellt das die Vogelspinne Eusebia nicht mehr zu haben ist.)

Ich werde wohl einfach einige Probeaufnahmen schießen müssen, die dann hier auf dem Blog Mittelfristig immer wieder mal auftauchen könnten.

Allerdings habe ich auch eine Frage hier in die Runde: Kennt ihr eventuell irgendwelche Anbieter von Häkeltieren oder auch Perlbeutel-Tieren, die nicht unbedingt das klassische, natürliche Desighn nachzuahmen versuchen, sondern durchaus ein wenig Abstrakt genug denken, um auf eine unauffällige Weise auffällig zu sein? Wenn ja, gibt es dazu irgendwelche Webstores, um sich die entsprechenden Kreationen zumindest auf abbildungen ansehen zu können?

Montag, 11. Juni 2018

Rezension: Naoki Urasawa: Surprise-Party (Monster 02)

Cover: Naoki Urasawa
Surprise-Party
Monster 02
Verlag: EMA:adult
Der zweite Band von Monster beginnt mit dem Fokus der Erzählung auf eine junge Frau Namens Nina Fortner. Nina ist eine neunzehn jährige Studentin der Rechtswissenschaften in Heidelberg, die keinerlei Erinnerungen an ihr Leben for dem zehnten Lebensjahr zu haben scheint und für lange Zeit von Alpträumen über ein Monster verfolgt wurde. Kurz vor ihrem zwanzigsten Geburtstag bekommt sie mit einem Mal seltsame E-Mails, die einen romantischen Aspekt aufzuweisen scheinen.
Der zweite Erzählstrang verfolgt Doktor Tenma, der einer Spur über einen Jungen nachzuforschen Scheint, der immer für ein Jahr von einem Kinderlosen Ehepaar mittleren Alters aufgenommen wurde, dass irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt dann ermordet worden ist.
Irgendwann fällt ihm dabei die Frage auf, dass Johann anscheinend an einer Stelle seiner Mordspur, die ihn durch Deutschland hatte wandern lassen seine Zwillingsschwester zurückgelassen haben muss, weil sämtliche Ehepaare, die er ermordete nur ihn, nicht aber Anna bei sich leben hatten.
Die Folge daraus ist, dass Nina und Doktor Tenma irgendwann zusammentreffen und eine kurze Zeit lang miteinander einen Austausch führen, an dessem Ende nur die Erkenntnis steht, dass Tenma unwissentlich eine langwierige Mordserie, die wohl bereits in Ost-Europa begonnen hatte, erneut hatte ermöglichen können.
Und durch die darauf verknüpften Umstände führen dann dazu, dass Tenma untertauchen muss, weil eine falsche Aussage dazu führt, dass die Polizei ihren Hauptverdächtigen hat, den sie festnehmen will.
Den Abschluss bildet dann ein Verhör, dass der BKA-Inspektor Runge mit einem ehemaligen Kriegsveteranen führt, der Doktor Tenma über den Zeitraum von fünf Monaten im Umgang mit der Waffe ausgebildet hatte. Tenma verfolgt damit anscheinend ein Ziel, das noch nicht vollkommen klar ist. Nur erfährt man in den Rückblicken mehr über die Art, wie Menschen, deren Aufgabe eigentlich das Töten ist, leben, die von ihren eigenen Dämonen aufgrund ihrer Handlungen verfolgt werden.

Gefühlt ist dieser Band mit seiner Erzählung noch nicht vollständig dort angekommen, wo die Serie eigentlich hin will. Wir erfahren über ein paar Mysterie-Elemente mehr über den Hintergrund von Johann, oder das Monster, wie er eigentlich bezeichnet wird. Und es werden Andeutungen darüber gemacht, dass das Monster sehr Geschickt darin ist, Menschen in die Richtung zu nutzen, die er braucht. Das entscheidende Element wird dabei eigentlich auch weiterhin die Frage bleiben: Was passierte mit dem Geschwisterpaar? Schön ist bei der ganzen eher deprimierenden Grundstimmung in diesem Zusammenhang, dass jenseits dieser Geschichte, die nur Morde zu kennen scheint auch noch ein zweiter Fokus in die Geschichte gebracht wird, die das menschliche Miteinander in den Fokus steckt. (So, wie es hier allerdings präsentiert wird, scheint es sich dabei allerdings auf lange Sicht eher um die Frage zu drehen, welche Werteskala wirklich ein Monster auszumachen scheint.)

Weiterhin bleibt die Zeichenweise Urasawas schwer zu lesen, was die jeweilige Herkunft der dargestellten Personen anbelangt. Das wird jenseits von karikativen Darstellungen sich wohl auch niemals ändern können. Insofern bleibt es spannend abzuwarten, in welche Richtung Tenmas Flucht/Suche ihn weiterhin verschlagen wird. (Und gerade jetzt bleibt die Frage ganz groß, was aus Nina geworden sein mag. Man möchte einfach ein Wiedersehen nach diesem ersten Auftakt haben.)

Fazit


Die Serie bleibt spannend, weil die Geschichte von Monster hier einen sehr menschlichen Fokus anzunehmen scheint. Die Tatsache, dass hier mehr auf die Frage hinter dem Begriff der Menschlichkeit wert gelegt wird, scheint gerade in der Grundannahme des Settings irgendwie logisch, aber auch unerwartet. Nur eines ist jetzt endgültig klar: Bis hierhin war die explizite Darstellung von Gewallt sehr zurückhaltend. Man muss also sehen, was es gegen Ende bedeutet, wenn eventuell mehr Wert auf drastische Szenen gelegt werden könnte.

Montag, 4. Juni 2018

Rezension: Naoki Urasawa: Herr Doktor Tenma (Monster 01)

Cover: Naoki Urasawa
Herr Doktor Tenma
Monster 01
Verlag: EMA:adult
Monster war, als es hier in Deutschland 2002 erschien, von Anfang an etwas ungewöhnliches. Wir alle kennen die üblichen Setting-Versatzstücke, die Maga-Reihen allgemein ausmachen. Entweder sind es „unbekannte“ Orte in einem eigenen Universum (wobei hier auch eine wie auch immer geartete Zukunft mit eingeschlossen gemeint ist) oder aber Konkret ein Japan der jeweiligen kontemporären Gegenwart. Das Setting des im Thriller-Genre angesiedelten Mangas Monster war mit einem mal ein kontemporäres Deutschland (okay, im weiteren verlauf wohl insgesamt ein Mitteleuropa) und es wird genau deswegen gerne erzählt, dass Urasawa eine Zeit lang konkret in Düsseldorf gelebt habe und daher dieses außergewöhnliche Setting gewählt habe. (Wenn man sich heutzutage im Nachklang die entsprechenden Wikipedia-Artikel über Urasawa dann durchliest scheint das zwar nur ein moderner Mythos zu sein, dessen Narativ gerne weiterverwendet wird, aber was solls? Manchmal sind auch falsche Anekdoten schöne Geschichten.)

Also: Worum geht es?

Den Anfang der Geschichte stellt ein Ereignis im Jahre 1986 da, Handlungsort ist das bereits erwähnte Düsseldorf. Dr. Kenzo Tenma ist ein vielversprechender Nachwuchsarzt, der als Hirn-Chirurg wahre Wunder vollbringt (irgendwie erinnert das alles ein wenig an die Origin-Story von Doktor Strange). Privat ist er mit der Tochter des Leiters der Klinik in der er Tätig ist verbandelt. Problem bei der Sache ist nur, dass eine Reihe von Ereignissen dazu führt, dass sein Gewissen aktiv ist, während sein Chef eher eine Pragmatische Machtposition anstrebt. Dementsprechend wird Tenma aus Operationen abgezogen, bei denen er durchaus bessere Chancen gehabt hätte, einen Erfolg zu erzielen, um dafür Personen zu behandeln, die aufgrund ihrer Popularität oder Einfluß-Position oberflächlich betrachtet „wichtiger“ sind. Die Zäsur bei diesem Handeln entsteht erst in dem Augenblick, wo er sich gegen den Befehl seines Vorgesetzten dazu entscheidet einen mit einer Kugel schwer verletzten Jungen dem Bürgermeister von Düsseldorf vorzuziehen. (Der junge Überlebt, allerdings bleibt seine Zwillingsschwester, die Blutüberströhmt bei dem Vorfall, bei dem die Eltern der beiden umkamen, als einziges unverletztes Familienmitglied aufgefunden wurde, vollkommen apatisch und traumatisiert.)
Scheinbar ist damit Tenmas Karriere endgültig beendet, da der Klinik-Leiter ihm verspricht, alles in seiner Macht stehende dafür zu nutzen, den Nachwuchs-Chirurgen zu vernichten.
Eine plötzliche Veränderung bei dieser ganzen Geschichte stellt urplötzlich der Tod der kompletten Klinik-Leitung durch vergiftete Bonbons da. Die Zwillinge sind verschwunden und Tenma scheint von den leitenden Ermittlern erst einmal genauer durchleuchtet zu werden.

Schnitt ins Jahr 1995: Dr. Kenzo Tenma ist inzwischen zum Chef-Chirurgen avanziert. Manche munkeln zwar bereits, dass er ebenso zum Klinik-Leiter aufsteigen könne, aber dieser Posten ist erst einmal in weite Ferne gerückt. Das besondere ist, dass die Ereignisse, die vor neun Jahren überhaupt erst dazu geführt haben, dass er seinen jetzigen Posten einnehmen konnte, ihn jetzt in Form eines neuen Patienten einholen: Adolf Junkels. Junkels ist ein Schlossknacker, der bei einem Auto-Unfall schwer verletzt wurde. Tenma wird hinzugezogen, um den Mann zu retten. Er begegnet dabei einem BKA-Ermittler, der vor neun Jahren den Fall an der ermordeten Klinik-Leitung übernommen hatte und immer noch an diesem dran ist. Wie sich heraus stellt, war Junkels nur einer von mehreren Helfershelfern, die für eine Person arbeiteten, die Junkels nur als „das Monster“ bezeichnet. Bei einer Art Showdown begegnen sich Tenma und das Monster erneut, der Junkels vor den Augen des Arztes hinrichtet und sich dabei als „Johann“ herausstellt. Jener Junge, den Tenma vor neun Jahren gerettet hatte.

Grundlegend ist die Geschichte ersteinmal das, was ein erster Band immer sein sollte: Ein Auftakt. Wir haben hier eine Reihe, die typischerweise mit allem Rumbandelt, was das Genre Thriller so ausmachen kann. Ein Psychopathen mit nicht vollkommen durchsichtigen Motiven, ein Geheimnis, dass vermutlich irgendwann aufgeklärt werden könnte und vor allen Dingen eines: Einen Mann ohne jeglichen kriminalistischen Sachverstand, der in die ganze Sache hineingezogen wird. (In diesem Fall sich noch nicht einmal richtig an die Polizei wenden kann, weil diese auf Basis von gewissen Indizien eher davon ausgeht, dass die entsprechende Person der Hauptverdächtige sein muss.) Fakt ist jedenfalls, dass hier einiges abzuwarten bleibt, wie sich die gesammte Geschichte noch entwickeln wird.

Das besondere bei der ganzen Angelegenheit ist dabei aber immer noch der Handlungsort der gesamten Geschichte: Es ist einfach zu seltsam, dass ausgerechnet so ein zurückgebliebenes Nest wie es ausgerechnet Düsseldorf ist mit einem mal zum Handlungsort wird. (Überhaupt, dass ein japanischer Mangaka auf die Idee kommt, seine Erzählung ausgerechnet in Deutschland stattfinden zu lassen ist extrem überraschend.) Jetzt muss man halt abwarten, in wieweit hier wirkliche Detailversessenheit am Ende das ganze ergänzt. Da bei dieser Geschichte allerdings schon einiges an Zeit verstrichen ist dürfte auch der kulturelle Blick aus der heutigen Perspektive noch zusätzlich interessant werden. Die 90er waren halt technologisch ein drastisch anderer Platz gewesen, als wir es heutzutage, zwanzig Jahre später, noch unbedingt erinnern können.

Rein grafisch muss man allerdings eines festellen: Man bemerkt, dass die stilistische Darstellung, die das Comic-Medium „Manga“ nutzt, auf einer sehr reduzierten Ebene liegt. Wenn man nicht wüsste, dass der Protagonist der Reihe Japaner ist, könnte man es anhand der Zeichnungen nicht erkennen. (Hier ist also ganz klar die Exposition der Dialoge das leitende Medium.) Letzten Endes gibt es zwar eindeutige Unterschiede, welche die jeweiligen Figuren voneinander unterscheidbar machen, allerdings nicht in der Hinsicht, dass man eine asiatische Person wahrnimmt, die von einer Gesellschaft von Individuen des kaukasischen Typs umgeben ist. (Das ist allerdings keine Kritik an der Qualität der Zeichnungen.)

Fazit


Monster ist nach all den Jahren immer noch ein sehr spannender Titel. Die ungewöhnliche Umgebung und die seltsame Verwebung der Figuren zueinander könnten auf lange Sicht noch ein paar spannende Veränderungen mit sich bringen. Insgesamt bleibt es aber abzuwarten, was sich Urasawa damals für eine Geschichte ausgedacht hat.