Montag, 25. Juni 2018

Rezension: Naoki Urasawa: Ayses Freundin (Monster 04)

Cover: Naoki Urasawa
Ayses Freundin
(Monster 04)
Verlag: EMA:adult
Mittlerweile kennen wir die groben Grundsätze von „Monster“ ja schon. Diesmal gibt es in gewisser Weise ein Wiedersehen: Abgesehen davon, dass Tenmas ehemalige Verlobte ihr Anwesen niederbrennt und jetzt ihre komplette Existenz darauf setzt, Tenma hinter Gittern zu sehen kommt es zu einem Wiedersehen mit Nina. Tenma und Nina sind gleichermaßen auf derselben Spur, was Johanns Vergangenheit und mögliche Aufenthaltsorte anbelangt. (Nur das sie jeweils andere Methoden dabei verwenden.) Tenmas zentrale Spur aus dem letzten Band, dem Kinderheim 511 war der Name von General Wolf, welcher anscheinend ein hoher Funktionär in der ehemaligen DDR war. Dieser Spur folgen Beide unbewusst undabhängig voneinander, wie es scheint.
Nina nutz dabei ihren weiblichen Charme, während Tenma alles daran setzt, um die entsprechenden Informationsquellen zu beanspruchen, die sich ihm ergeben. Das Problem bei der ganzen Sache ist nur: Derzeit führt die entsprechende Information mitten in die Neo-Nazi-Szene. (Und gerade ein Asiate muss sich in dieser Gesellschaft in Acht nehmen, wie man sehr schnell merkt.)
Grundlegend geht es darum, dass irgendeine Gruppe einen großen Plan hegt, in der Johann anscheinend das zetrale Rädchen im Getriebe spielen soll. (Einen Plan, den das Monster natürlich nicht unbedingt aufgreifen möchte.) Und dementsprechend läuft alles ein bisschen anders, als es sich die fanatischen Personen in diesen Kreisen vorgestellt haben.
Den Abschluß bisldet dann nochmal ein Blick auf Nina, und wie sie ein halbes Jahr damit verbracht zu haben scheint, sich die notwendigen Eigenschaften anzueignen, um mit einer Schußwaffe umzugehen. Inklusive der Tatsache, dass mal wieder eine Figur eingeführt wird, der man am Ende eher zwiegespalten gegenüber steht.

Also, was haben wir diesmal hier vorliegen: Der Ausblick auf die eher schattenhafte Seite der deutschen Kultur der 90er wird hier durchaus ganz gut mit dem Holzhammer aufgeführt. Das Problem bie der Sache ist nämlich, dass abgesehen von ein paar Skinheads, die durchaus überzeugend als „Spatenköpfe“ darstehen können, die Mehrheit der anscheinend tatsächlich präsentierten Figuren (allen vorran Babyface) eher an amerikanische Mobster aus den 20ern von der Darstellung her erinnern. Und trotzdem ist deren Ziel nicht etwa das Ausrauben einer Bank, sondern das infernale Niederbrennen eines türkischen Viertels. (Und dabei spielt es noch nicht mal so einen große Rolle, wo der etwaige Handlungsort jetzt genau stattfindet.) Die Figuren wirken nur stellenweise Charismatisch, bemühen ansonsten aber eher komisches Zeug. (Und das der „große Plan“ eher in Richtung Größenwahn ausartet, braucht man dabei auch nicht unbedingt großartig erwähnen.) Der Punkt bie der Sache ist nur, dass ein paar Punkte eventuell funktionieren könntne, allerdings das Ziel dieses Planes dann auf einen sehr absurden Faktor, wie dem wechsel der Windrichtugn aufgebaut ist, dass man sich schon fragt, ob hier ein paar Hellseher am Werk waren. (Das spielt aber auch eher eine geringe Rolle. Der Punkt bei der Sache ist viel mehr, dass hier eine bestimmte Tat von Menschenverachtendem Ausmaß erdichtet wird, die eventuell sogar funktionieren könnte.) Wichtig an dieser Geschichte ist halt, dass die entsprechenden Motive zu dem vermuteten Ausmaß der Macht des Monsters angesetzt worden sind.

Fazit


Die Geschichte ist ein wenig bedrückend, wenn man bedenkt, auf welches Milieu hier in Deutschland innerhalb dieser Serie gerade der Fokus gesetzt wird. Aber letzten Endes passt es auch dazu, wenn man sich vor Augen führt, dass die 90er nochmal eine kurzfristig eine wahre Erstarkung des rechtsextremen Abschaums gerade durch die Wiedervereinigung erfahren hatten. Innerhalb der Geschichte muss man allerdings sagen, dass die Geschichte als eine Jagdt nach einem Phantom unglaublich gut funktioniert. Es geht weniger um Johann, als vielmehr darum, was andere in Johann sehen. Und am Ende wird dann jeweils nur eine bestimmte Andeutung gemacht, was das Monster vielleicht getan hat. Klischeemäßig aus heutiger Sicht ist dann der punkt, dass plötzlich die Vermutung einer gespaltenen Persönlichkeit auftritt. Dieser Ansatz war gerade in den 90ern unglaublich Modern und in beinahe jedem zweiten Medium musste wenigstens ein Erzählstrang auftauchen, in dem mindestens eine multible Perösnlichkeit und die entsprechend darauf folgenden Handlungen auftraten. (Aus unserer Sicht heraus betrachtet ist das also eindeutig unglaublich abgedroschen. Für die 90er allerdings ist – selbst wenn dieser Ansatz sich eventuell als nicht stimmig herausstellen sollte – der Twist um das Gedankenspiel der gespaltenen Persönlichkeit immer noch sehr interessant. Insofern bleibt also abzuwarten, was hier weiteres passiert.

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