Montag, 18. Juni 2018

Rezension: Naoki Urasawa: Kinderheim 511 (Monster 03)

Cover: Naoki Urasawa
Kinderheim 511
Monster 03
Verlag: EMA:adult
Im dritten Teil von Monster wird es wieder einmal auf eine absurde Weise nur all zu Menschlich. Tenma stolpert auf seiner Suche nach der Vergangenheit von Johann über ein ehemaliges Waisenhaus der DDR und einen jungen Namens Dieter, der in der Obhut eines ehemaligen Bezirgsleiters der DDR-Regierung war. Dabei bleiben die meisten Informationen weitestgehend ungeklärt: Was man im Kern erfährt ist, dass die DDR ihre Kinderheime scheinbar Nummerierte. In der Geschichte von „Monster“ war das Waisenhaus 511 dabei eine Tarneinrichtung, deren eigentlicher Zweck einen unglaublichen Schrecken zur Folge hatte, und dem Anna wohl nur beinahe entkommen ist.
Vieles hier hat viel mehr einen sehr zentralen Faktor, der darin besteht, dass bestimmte Personen schlimmes eigentlich vorhatten, aber Johann sämtliche Erwartungen irgendwie übertraf, die man an das Projekt 511 richtete. Was wir wir in der Geschichte die meiste Zeit dabei erfahren ist, dass Johann irgendwie eine sehr spezielle Eigenschaft zu haben scheint, was die Manipulation von Menschen angeht, die daraufhin bereit sind die grausamsten Taten überhaupt zu begehen.
Am Ende hat Tenma zwar immer noch keine Ahnung, was es mit dem Monster jetzt wirklich auf sich hat, aber neben einem weiteren, unbrauchbaren Puzzlestück hat er dabei in Dieter einen Begleiter gefunden, der ihn Scheinbar an seine Menschlichkeit erinnern wird.
Dieser Umstand wird dann in der zweiten Geschichte dieses Bandes auch n ochmal extrem wichtig werden: Während Tenma Dieter nämlich eigentlich loswerden will, stolpert er in einer Kleinstadt über einen Arzt, der mit seinem eigenen Gewissen zu kämpfen hat. Zum einen fällt Tenma auf, weil er seine eigenen Fähigkeiten nicht zurückhalten kann, um einen Alkoholiker, der in einen Unfall verwickelt war, zu retten. Zu anderen ist da aber diese alte,s ture Frau, die sich Partou nicht behandeln lassen will, bei der sich aber herausstellt, dass sie nur noch wenige Stunden zu leben hätte, wenn man ihr Leben nicht retten könnte. Am Ende erfährt man dabei dann, was den Arzt dazu bewegt hatte, von einer vielversprechenden Karriere abstand zu nehmen und sich (als Strafe für seine eigenen Taten) in ein kleines Dorf zurückzuziehen.
Der letzte Part beschäftigt sich dann mal wieder um den BKA-Inspektor mit dem seltsamen Ermittlungs-Eigenschaften. (Und damit, dass auch er im Grunde nur seine Arbeit kennt und sonst nichts besitzt.)
Am Ende geht es in diesem dritten Band abgesehen von einem weiteren Blick auf eine unglaublich beängstigende Gabe Johanns in den meisten Situationen um zwischenmenschliche Beziehungen und wie diese auf unterschiedlichster Weise zu Obsessionen werden. Es geht um Menschen, die sich darauf Konzentrieren, ihre Beziehungen fallen zu lassen und anschließend nicht mehr in der Lage sind überhaupt eine weitere einzugehen. Und es geht darum, dass man sich am Ende der Frage stellt, was jetzt genau noch so unbedingt die Menshclichkeit dann eigentlich ausmacht. (Nicht zu vergessen, dass Tenma ganz klar das Ziel verfolgt einen Menschen umzubringen.) Das ist wunderbar Plakatif gelöst, wenn man die Geschichte verfolgt, aber halt eben auch nicht mehr. Das durchgehen dieses Bandes macht daher Spaß, bringt aber leider nicht so ganz die Faszination mit sich, die man bei den wichtigen Szenen der ersten beiden Bände durchlebt hatte. Aber irgendwie scheint es dabei Notwendig zu sein, dass hier Schrittweise, Stück für Stück ein Mysterium aufgebaut wird, dass mit jeder neuen Antwort eher weitere Fragen in mehrere Richtung aufwirft. Für den Augenblick muss man dabei allerdings erst einmal abwarten, ob auf lange Sicht wirklich alle Fragen Rund um das Mysterium Johann wirklich beantwortet werden können. Das Monster bekommt aber mit jeder Episode über seine Vergangenheit nur noch mehr den Beängstigenden Faktor eines unerklärlichen Phänomens.

Fazit


Wenn man erst einmal davon ausgeht, dass hier wieder einmal die übliche Antagonisierung des DDR-Regimes auf besonders grausame Weise betrieben wird, ist das Ganze sehr nett gemacht. Der Punkt bei dieser Sache ist dann nur: Was zur Hölle soll man von den Andeutungen, die hier gemacht werden, eigentlich halten? Stellenweise scheint es so, als würde der Täter-Opfer-Typus bemüht, nur um dann im nächsten Augenblick wieder gebrochen zu werden. Warten wir also einfach ab, dieser Band ist Lesenswert, auch wenn er definitiv nicht sonderlich stark ist.

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