Dienstag, 30. Januar 2018

Rezension: Andy Weir: Der Marsianer [Kindle-Edition]

Cover: Andy Weir
Der Marsianer
Verlag: Heyne Verlag
Stell dir vor, auf einem lebensfeindlichem Planeten zurückgelassen worden zu sein, nachdem der Rest deines Forschungsteams dich für Tod gehalten hat. Du kannst dich ausschließlich von Kartoffeln ernähren und die einzige Möglichkeit der Zerstreuung, die dir zur Verfügung steht ist die schlimmste psychische Foltermethode aus dem Bereich Audiosmog, die es direkt nach Wham!s „Last Christmas“ und dem kompletten Hip-Hop-Genre gibt: Disko!

Das genau ist das Szenario, in dem sich der Astronaut Mark Watney auf dem Mars wiederfindet. Andy Weirs Roman „Der Marsianer“ beschreibt im groben Watneys Berichte über seinen Überlebenskampf auf dem Mars. Ich sage deshalb Bericht, weil der Orman sich in großen Teilen dem Genre des Tagebuch-Romans anrechnen lässt. Jenseits davon gibt es ein paar Meta-Erzählungen, die spezielle Ereignisse Beschrieben, welche Dinge spontan Änderns, die direkt auf dem Mars passieren. Darüber hinaus noch einige Szenen, die in der üblichen, dialogischen Erzählform geschrieben sind und sowohl Ausblicke auf die Erde, als auch auf das alltägliche Leben der Crew auf dem Rückweg, die glaubt, dass sie ein Team-Mitglied wahlweise verloren und/oder hintergangen haben.

Das Spannende bei dieser ganzen Geschichte ist, dass eigentlich nichts spannendes passiert. In der komplette Geschichte geht es darum, dass jeder Ort grundsätzlich eine Todesfalle ist, außer jenen Bereichen, die von hermetisch abgeriegelten Wänden umgeben sind. Folglicherweise geht es in erster Linie die ganze Zeit darum, hermetische Räume aufrechtzuhalten, zu flicken und erneut von Forne zu beginnen. Das heißt, dass hier im großen und ganzen – abgesehen von Watneys gewaltigem Zynismus, der aus jeder einzelnen Zeile seines Berichtes tropft - es im Grund genommen um Zahlen geht. Watney geht es bei all seinen Handlungen darum, in irgendeiner Weise Mathematisch festzuhalten, wie er überleben kann. Das heißt, dass man die meiste Zeit über damit beschäftigt ist, zu erfahren, welche Wahrscheinlichkeiten etwas bedingen. Von daher erfährt man deutlich mehr über Ackerbau, Monokulturen, Chemie und Bakteriologie. Im Kern tauchen ständig irgendwelche Details auf, in denen es sich um eine weitere Improvisation oder irgendwelche anderen Aushilfen handelt, die nur ein paar Tage mehr aus dem Leben herausholen. Auch wenn dieser Punkt am Ende dann „nur“ überleben ist.

Insofern ist „Der Marsianer“ in erste Linie eine sehr interessante Charakterstudie über eine Person, die in jeder Situation nichts weiter als ein Arschloch ist. Im Grunde zeigt Watneys Zynismus über die gesamte Situation einfach nur einen unglaublichen Willen zum Leben an, der von einer riesigen Situation an Problemen nicht zurückschreckt. Und genau das macht vieles so unglaublich interessant. Man verfolgt einen sehr seltsamen Überlebenskampf, der in dieser Form zwar nur sehr schwierig vorstellbar scheint, dessen erläuterungen in jeder Form aber nachvollziehbar sind. Und das macht die Ganze Angelegenheit so ungewöhnlich. Aus meiner Sicht sind Tagebuchromane so ziemlich die schlimmste und langweiligste Erzählform, die es gibt. Die Genrekonvention sieht normalerweise so aus, dass sich der jeweilige Autor in Details verrennt, die weder zur Spannung, noch zum Plottverlauf irgendwas beitragen. In diesem Fall aber beweist Weir eine unglaubliche Disziplin, was zu Detail-Armut führt. Diese Armut an Details zeigt dann schon wieder eine eigene Spannung. Keine verblümten Ausschmückungen, nur das notwendigste in Kombination mit einer Menge Gereiztheit. Letzten Endes muss man wohl in diesem Fall der Punkt sein, der den eigenen Witz innerhalb der ganzen der gesammten Erzählung ausmacht.

Fazit


Nehmen wir einfach mal die Sache als das hin, was sie ist: Eine sehr seltsame Geschichte, die es tatsächlich schafft ein eigentlich verunglücktes Genre zum ersten Mal einen interessanten Aspekt abzugewinnen. Wenn man darüber hinaus noch die sehr fokussierte Lösung als Weg der Erzählung betrachtet, die überhaupt erst die gesamte Geschichte vorantreibt, dann erkennt man auf die eine oder andere Weise diesen sehr seltsamen Faktor an, der aus einer beinahe lagnweiligen Aneinanderreihung an Ereignissen doch noch etwas „spannendes“ macht. Und das einfach nur, indem man die Dramatik des Umfelds mit einbezieht. Das ist sehr seltsam, weil es auf eine überraschende Weise Neugierde weckt.

Dienstag, 23. Januar 2018

Not another f***ing Werewolf-Post. [Karneval der Rollenspielblogs]


Ach verdammt. Jetzt habe ich doch tatsächlich über das ganze Chaos an diesem Wochenende, das Friederike verzapft hatte, den Montag vergessen. Hmm… Friederike. Was wohl die Dame des Fatecast und Mitorganisatorin des diesmonatigen Karneval-Themas „Anfänge und Übergänge“ (neben Timberwere) wohl dazu sagt, dass man sie im Moment für so ziemlich jeden Quatsch verantwortlich macht in diesem Monat. XD

Also. Über was wollen wir jetzt hier schreiben, was dieses spezielle Thema angeht. Natürlich könnte ich jetzt sagen, dass ich gerade einen Netflix-Account huckpack genommen mitnutze und daher zum ersten mal seid über einem Jahrzehnt sowas ähnliches wie Fernsehen wieder betreibe. (Es fühlt sich an wie Sonntag Nachmittage in den 90ern auf RTL und das ist ein gutes Gefühl.) Aber anstelle meines leicht veränderten Medienkonsums sollte ich eventuell dann doch ein rollenspielnäheres Thema als „nur“ nerdfaszinierende Inspirationsquellen beschreiben.

Also… das Thema ist Übergänge. Hmm… eigentlich kann ich in dem Bereich gar nicht so viel beitagen: Wenn ich ehrlich bin habe ich entweder eine endlose Kampagne D&D während meines Studiums durchlebt oder aber relativ viele, kleine „Minikampagnen“ bis One-Shots durchlebt. Da waren also gar nicht so viele Übergäng auf der einen oder anderen Ebene. (Außer man betrachtet das Aufpunkten und den langsamen Wandel eines Waldläufers zum Dragon Diciple als das. Allerdings hatte ich mit dem Charakter ganz andere Eskapaden durchlebt, die ich mir wohl besser für einen anderen Tag aufhebe.)

Greifen wir also mal wieder auf meine Erfahrungen mit den einzelnen Systemen der World of Darkness zurück. Um genau zu sein kann man hier vermutlich den von mir erlebten, Gruppeneigenen „Metaplot“ in diesem Bereich einordnen. Ich habe im Zusammenhang mit Werwolf die Apocalypse (übrigens das erste oWoD-Regelwerk, dass ich je erworben habe, wenn auch nicht aus dem Grund der Wauzis, sondern der Katzen) schon ein paar mal von Michaela „Mik“ Darboven, Ragabash der Schattenlords, hier etwas erzählt. (Und ich meine mich dunkel daran zu erinnern, das auch Sarah Arlena Zahn, Ragabash der Fianna, hier schon einmal auf dem Blog erwähnt worden ist… ja, ich bin in den meisten Fällen ein Crossplayer.)

Der Punkt bei der ganzen Sache ist folgender: Sarah war ein Charakter, den ich vor einigen Jahren in einer Runde gespielt habe, die vorrübergehend ein gelegentliches Systemhopping für Kurz-Kampagnen gestartet hatte. Es spielt hier keine Rolle, welche Eskapaden sich dieses Rudel geleistet hat. Wichtig ist nur: In gewisser Weise stellen Sarahs erlebenisse die Vorgeschichte dessen dar, was Mik zu einem späteren Zeitpunkt dann erleben sollte.)

Wenn ich mich richtig erinnere, war die Kurzkampagne mit Sarah irgendwann in den frühen 90ern angesiedelt. Internet war bereits vorhanden. Man konnte emails verschicken. Andere Dinge fehlten aber, die heutzutage selbstverständlich sind. (Wohl gemerkt: Die Kampagne war aus verschiedenen Gründen, die für unsere SL wichtig waren in den frühen 90ern angesiedelt, weil zu diesem Zeitpunkt das Stadtbild von Frankfurt/Oder noch gewisse eigenschaften vorwies, die heutzutage in dieser Form nicht mehr anzutreffen sind.)

Miks erster Charakterbogen wurde so um 2010 herum ausgefüllt und spielte auch zu diesem Zeitpunkt. Ursprünglich war Mik eigentlich ein Charakter für einen One-Shot gewesen. (Ich war zwar im groben informiert gewesen, was unserer SL vorschwebte. Jedoch ging ich in dem Moment eher von der Idee eines Menschen aus. (Mik war eine Person, die man als „Tomboy“ bezeichnen könnte.) Umso schwieriger war es im Grunde anschließend von diesem Aspekt aus aufbauend Stamm und Vorzeichen festzulegen. (Ich will es kurz machen: am Ende kamen zwei Würfel zum Einsatz, da die Vorzeichen und die Auswahlliste mit potentiellen Stämmen sich jeweils damit Regeln ließen… ja, ich besitze einen W5.)

Der Ursprüngliche One-Shot sollte eigentlich „nur“ eine Geschichte darstellen, wie einige Jugendliche ihre erste Verwandlung zu Garou durchlaufen. Ein entsprechendes Erlebnis in einem abgeriegeltem Raum. Irgendwo im Osten der Republik. (Die Idee der Einführung dieser ersten Verwandlung geisterte schon eine ganze Weile im Kopf unserer Spielleiterin herum, da sie dies als Möglichkeit sah gerade Werwolf für Neulinge einfacher erfahrbar zu machen.) Da wir in dem Moment allerdings allesamt befreundete Personen an dem Tisch waren wurde (aufgrund der Bitte eines bestimmten Mitspielers, der in dem Augenblick wirklich ein absoluter Neuling im Hobby war. Unsere „Nachwuchsrekrutierung“ sozusagen, wurde aus dem One-Shot eine Schulstory in Berlin, bei der dann allerdings auch solche Ideen wie Stämme und Vorzeichen überhaupt notwendig wurden.

Der Punkt bei der Sache ist nur: Irgendwann musste die Geschichte zu Science Fiction werden, was den Zeitpunkt anbelangt, wo wir spielten.Unsere Charaktere wurden von jugendlichen Welpen zu Garou, die Mitte Zwanzig waren. Dieser Bruch, der dabei entstand wurde mit Aspekten gefüllt, die in der jugendlichen Ära stattfanden. (Und mit Plänen unserer SL, die mich nur zu gut kennt und daher eine eigene Szene für mich und mein Vorzeichen strickte, mit einbrachte.) Und das war auch im Groben der große Punkt bei der ganzen geschichte: Um ein Problem in der Zeit als Jugendliche aufzulösen ließ sich mein Charakter auf einen Deal mit den ihr persönlich am meisten verhassten Leuten überhaupt ein: Ihrem eigenen Stamm. (Der Punkt bei dieser Sache ist letzten Endes, dass der Übergang darin bestand, dass Mik aufgrund einer finanzierten, guten Ausbildung in ein Werkzeug politischem Managements umfunktioniert wurde.)

Wichtig bei dieser Sache war aber etwas anderes: Insgesamt wurden diverse Gründe vereinfacht um einen anderen Hintergrund in die Runde zu bringen. Zum einen konnte man auf diesem Weg einen Ortswechsel herbeiführen: Die meisten Mitglieder des Rudels wurden aufgrund von Befehlen ihres jeweiligen Stammes an einen „Verbündeten“ verliehen. (Eine Ananasi.) Diese übernahm hierbei innerhalb der Geschichte eine besondere Rolle: Unsere Spielleiterin hatte eine neue Metageschichte in die Mythologie eingebaut, welche von den Ananasi und den Corax geteilt würden: Ein Jahrhundertrudel. Garou, deren handeln einen direkten Einfluß auf die Welt auf irgendeiner mystischen Ebene haben und die daher ständig Wiedergeboren würden. (Ein Umstand, der für alle Seiten von besonderem Interesse wäre.)

Insofern war hier also schon für längere Zeit das Potential drin, mit dem man die jeweiligen Übergänge irgendwie schafft. Es war dabei weniger der Umstand, dass wir als Runde einfach nur ein gewalltiges Fiasko zugespielt haben, wenn man alle – hier erstmal unerwähnt gebliebenen – Eskapaden zusammenrechnet, aber das setzte auch einen gewisse Planung seitens unsere SL voraus, die ihre entsprechenden Freunde natürlich kannte. (Gut bei dieser Sache ist halt, dass wir alle, ob bewusst oder unbewusst, dabei entsprechende Möglichkeiten haben, um uns selbst in die Scheiße zu reiten.


Worauf ich hier jetzt eigentlich hinaus will weiß ich selbst auch nicht. Am Ende ist das einfach nur ein weiterer Blogartikel der irgendwo aus dem Bereich flüchtiger Anekdoten über das Hobby kommt. Tauschen wir uns also weiterhin darüber aus, was uns Spaß macht.

Montag, 15. Januar 2018

Rezension: Stephen King: Es [Kindle-Edition]

Cover: Stephen King: Es
Verlag: Heyne
Wer mein Review zur 2017er-Verfilmung der Stephen King Geschichte „Es“ mitverfolgt hat, kann sich vermutlich noch grob daran erinnern, dass ich damals gestanden habe, dass ich mit der ursprünglichen Geschichte die Beziehung eines „weißen Wals“ gepflegt habe: Das Buch hatte ich mehrmals angefangen, nur um dann irgendwann im ersten Drittel wieder zu Kapitulieren. Zur Vorbereitung der neuen Verfilmung (bekannt war mir die Erste aus den 90ern natürlich schon länger) hatte ich mir dann vorgenommen, dass ich nochmal einen weiteren, vierten Anlauf wagen würde. Und was soll ich sagen: Alles in allem (und aufgrund der Tasache, dass ich diesmal eine ebook-Version zu Rate genommen habe) dauerte es dann nur bis in die Silvester-Nacht die das Jahr 2018 einleitete, in der ich kurz vor Mitternacht – anders als Kapitän Ahab – meinen verdammten Wal dann endlich zur Strecke brachte. (Und dieser Blog würde nicht von meinem Medienkonsum „leben“, wenn ich dieses Buch dann nicht auch hier irgendwie seziert bekäme.)

Also: Worum geht es?
Den Anfang macht eine geradezu ikonische Szene, wie an einem schwer verregnetem Tag zwei Brüder ein Schiff aus Zeitungspapier bastelt, wobei der ältere krank im Bett liegt. Das ist der Umstand, warum der Jüngere- Georigie – alleine mit dem Papierschiff nach draußen zum spielen geht und dort ein jähes Ende findet, nachdem ihn der Clown Pennywise aus einem Gulli heraus angesprochen hat und unter vortäuschung, ihm sein Schiff zurück zu geben und/oder lauter andere tolle Sachen zu zeigen, zuerst in greifbare Nähe des Abflußes gelockt hat nur um ihm anschließend einen Arm brutalst abzureißen. Laut der Geschichte geschah das im Jahr 1957 in der fiktiven Kleinstadt Derry in Maine.
Danach teilt sich die Erzählung in zwei Geschichtsstränge. Der Hauptstrang spielt im Jahr 1985. Mike Hanion ruft seine ehemaligen Kindheitsfreunde an, um sie an ein Versprechen zu erinnern, dass die Sieben sich als Kinder gegeben haben. Und obwohl keiner von ihnen mehr weiß, warum sie dieses Versprechen gegeben haben, weiß jeder der Sechs instinktiv, dass er nach Derry, dem Ort seiner Kindheit zurückkehren muss. (Einen Ort an den sich keiner von ihnen bis zu dem Zeitpunkt des Anrufes mehr erinnern konnte.) Der Grund? Es ist wieder da.
Die zweite Erzählstrang sind die Rückblenden auf das Jahr 1958. Wir erfahren, wie sich sieben elf Jährige Kinder trafen und dabei ein schicksalhaftes Band geknüpft wurde, dass diesen „Club der Verlierer“ dazu bestimmte sich gegen das Böse, dass die Stadt seit dem Tod von George heimsucht, zu stellen.
Diese beiden Erzälstränge wechseln sich immer wieder gegenseitig ab, wobei die Rückblenden auf das Jahr 1957 zeitgleich verzweifelt gesuchte, immer wieder zufällig auftretende Aspekte von Erinnerungsfetzen darstellen, welche die verzweifelte Suche nach eben dieser Vergangenheit der mittlerweile erwachsen gewordenen Freunde aufzeigt, die keine Ahnung mehr haben, was sie eigetnlich damals gemacht haben. Sie haben am Anfang der Erzählung nur noch den Hauch einer Ahnung, dass sie sich an etwas Erinnern müssen, was sie sich vor so vielen Jahren einmal geschworen hatten.

Das ist zwar eine knappe Zusammenfassung der Handlung, zeigt aber letzten Endes auch auf, dass diese selbst für die Geschichte gar nicht mal so übergroß wichtig ist. (Klar, ohne Handlung keine Geschichte, das weiß auch ich.) Das was ich meine ist aber etwas anderes: King deutet hier am laufenden Ende auf eine größere Kosmologie hin, die vermutlich auch zum Teil in seinem großen Zyklus „Der dunkle Turm“ aufgegangen ist. (Damit wir uns hier richtig verstehen: Ich behaupte nicht, dass Es von Anfang an Teild es dunklen Turms in irgendeiner Weise ist. Aber es fielen mir hier doch ein paar Elemente auf, an die ich mich auch lose noch aus den Romanen der Reise Rolands zu erinnern glaube.) Wichtiger in diesem Zusammenhang ist aber etwas ganz anderes: Am laufenden Meter geht es in diesem Band in gewisser Weise um Magie. Die Zahl der Sieben, welche den Kreis des Clubs der Verlierer bilden ist dabei nur eines von vielen Elementen. Klar ist zwar dabei, dass die verbindende Szene eben nicht auf magischen Praktiken aufbaut, sondern auf einer über unzählige Seiten laufenden Schilderung eines Dammbaus, doch danach werden immer wieder neue Details präsentiert, die in ihrer Symbolik entweder sehr Plakativ oder äußerst krude angedeutet aufgegriffen werden. (So scheint es, dass gerade die Bereitschaft zum Glauben, welche überaus kindliche Eigenschaften sind und „banaler“ Wahnsinn dieser Erzählung irgendwo eine Einheit bilden.) Und es ist erstaunlich wie hier unzählige Kleine Dinge ihre Funktion als moderne Totems oder Fetische übernehmen. Talismane, die direkt oder indirekt eine genaue Wirkung für die gesamte weitere Handlung bilden müssen.

Nur dummerweise gilt bei der ganzen Geschichte immer noch die entscheidende Erkenntnis: Am Ende ist der Schrecken meistens in Form von Gewallt zu sehen.

Fazit

Bislang war ich ja bekennendermaßen „nur“ mit den Verfilmungen vertraut. (Und gerade von der neuen, 2017er-Interpretation durchaus sehr angetan.) Was mir dabei bislang aber gar nicht so bewusst war, war die Tatsache das vieles von dem, dass der Film mit seinem Wechsel des Zeitpunktes der Kindheit in die 80er verändert hatte, eine variierte Form von anderen Elementen aus dem Buch war. Man findet alles entscheidende bereits hier. Es ist dabei allerdings sehr schade, wie stark gerade die entscheidenden Elemente der „Magie“ gegen stumpfe Gewaltbereitschaft ausgetauscht wurden. (Weswegen es sich also durchaus lohnt einmal einen Blick in diesen Band geworfen zu haben, auch wenn man sich irgendeinen der Filme bereits angetan hat.)

Das Seltsame dabei ist nur die entsprechende Auflösung der „wahren Form“ von Es. Ich weiß jetz tnicht, ob ich das Ganze als Gelungen oder Mißlungen betrachten soll.

Montag, 8. Januar 2018

Rezension: Jim Butcher: Der erste Fürst (Codex Alera 06) [Kindle-Edition]

Cover: Jim Butcher
Der erste Fürst
Codex Alera 06
Verlag: blanvalet
Canea ist gefallen und die wenigen Überlebenden Cane befinden sich in einer Flotte, welche von Einfallsreichtum des Princeps von Alera, Gaius Octavian, genannt Tavar, errichtet wurde, auf dem Rückweg ins fast vollständig von den feindlichen Vord überrannte Alera.
Tavi wird in der Zwischenzeit von Alera, einem dem Reich selbst entsprungenem Elementar in Gestallt einer Frau, der ihm von seinem Großvater vermacht wurde, in der Kunst des Elementarwirkens unterwiesen. Zeitgleich bereiten sich die Überreste des Reiches von Alera darauf vor, sich ins Calderon-Tal zurückzuziehen, weil die Vord alle anderen, noch gehaltenen Stützpunkte längst überrannt haben und deutlich früher einfallen, als man es erwartet hatte. (Die Tatsache, dass die Vord zum einen selbst gelernt haben, wie man Elementarwirken betreibt und zum anderen unzählige Aleraner mit Hilfe der Züchtigungsringe versklavt hatten, sorgte dafür, dass die beschädigte Infrastruktur wieder aufbereitet wurde.)
Zeitgleich bemüht sich die Vord-Königin, welche die einzige, Fruchtbare ihrer Art geblieben ist, darum, ein Gefühl für das zusammensein der Aleraner zu erlangen. Das Ganze geht soweit, dass sie einen Wehrhof geschaffen hat und die dort lebenden Aleraner beobachtet und von der ehemaligen hohen Fürstin Invidia immer mehr Fragen beantwortet bekommen möchte, die sie nicht versteht. (Letzten Endes führt das Ganze dazu, dass Invidia und die Königin jeden Abend ein gemeinsames Mal zusammen einnehmen, dass aus zubereitetem Kroatsch besteht.)
Und führt alles zu dem einen Ort zurück, an dem vor so unfassbar langer Zeit alles Begann: Zu einer weiteren Schlacht um das Calderon-Tal.

Wenn man jetzt einmal davon absieht, dass die Geschichte diese letzten Bandes darum geht, wie Tavi sich einer letzten Herausforderung mit den Cane stellen muss, welche – angestachelt durch einen Anführer der Ritualisten – erneut zu Ärger füht ist diese Geschichte eine Tour de Force der schrägen Ideen. Wir wissen, dass dieses Setting Alera mit Magie spielt, die auf den Ideen der Elemente der Antike aufbaut. Hier werden zum ersten mal all diese bereits einmal aufgezeigten Fähigkeiten genutzt, um sie in einem gänzlich anderen, vollkommen durchgedrehten Kontext noch einmal durch die Mixer zu drehen und dabei zu sehr überraschenden Ergebnissen zu kommen.
Tavis erstes Leben als „Krüppel“ in einer Gesellschaft voller Superhelden, bringt dabei den entscheiden Faktor mit sich. Er benutzt ihm bekannte Faktoren, wie einen simplen Schlitten, der auf Kuven durch Schnee fährt, verändert diesen Effekt und sorgt auf diese Weise dafür, dass eine Armee, die aus zwei verschiedenen Völkern besteht innerhalb kürzester Zeit einen kompletten Kontinent auf dem Landweg überquert. Zeitgleich bricht er mit Traditionen alter Feindschaften, knüpft neue Verbündete und sorgt auf diesem Weg für unglaublich seltsame Lösungsansätze, die langfristig für Frieden sorgen könntne. (Manchmal fragt man sich, ob Butcher Trumps fixe Idee einer Mauer bereits voraus geahnt hatte.)

Das starke Element dabei bleibt allerdings der Umstadn, das Butcher komplette Schreibe von einem so dermaßen sarkastischem Humor geprägt ist, dass unzählige Bilder einem zum Schmunzeln verleiten, die eigentlich nicht zum Lachen sind. Dermaßen Absurd wirkt das Ganze.

Der Punkt bei der ganzen Sache ist halt eben, dass es hier gar nicht mal so viel mehr zu sagen gibt: Es ist immer noch die gleiche, schräge Form der Geschichtenerzählung, die die ganze Codex-Alera-Reihe bis hierhin ausgemacht hat. Dazu kommen noch ein paar neue Elemente, weil man vereinzelte Aspekte noch nicht gänzlich Ausgeleuchtet hatte, die aber noch in gewisser Weise von Bedeutung sein werden. Und das funktioniert unglaublich gut. (Und das am Ende alles gut ausgeht muss man wohl auch nicht großartig erwähnen, oder?) Wir haben es hier mit einer Famlien-Saga und einer Heldenreise zu tun, die sich im großen und ganzen um Tavi dreht, der irgendwo als kleiner Junge ohne Elementare im Claderon Tal anfängt und als erster Fürst von Alera Endet, nachdem er seinen schlimmsten Gegner, die Vord-Königin, besiegt hat. (Und sich dabei herausstellt, dass selbst diese in gewisser Weise teil dieser gesammten Famliien-Saga ist.) Von daher bleibt eigentlich nur festzustellen: Wer die Reihe bis hierhin mochte, wird auch diesen Band mögen. Wer nicht, der nicht.

Fazit


Nicht viel neues, aber sehr viel überraschendes. Im Grunde ein würdiger Abschluß für eine sehr lange Erzählung, bei der man nicht immer so ganz wusste, wo will die Geschichte eigentlich hin.

Montag, 1. Januar 2018

Rezension: Jim Butcher: Die Befreier von Canea (Codex Alera Band 5) [Kindle-Edition]

Cover: Jim Butcher
Die Befreier von Canea
Codex Alera Band 5
Verlag: blanvalet
Die Befreier von Canea ist der vorletzte Band von Butchers großem Fantasy-Zyklus. Und leider muss man sagen: Hier baut Butcher einen haufen Mist am Anfang. Aber dazu kommne wir erstmal später. Zuerst verschaffen wir uns einen groben überblick über die Handlung.
Tavi und seine Truppe haben sich einschiffen lassen, um für ein paar Monate in Canea dyplomatische Beziehungen aufzubauen. (Zwei Monate sind diesmal „nur“ vergangen, seid die Handlungen im letzten Buch ihr Ende gefunden haben und Tavi sich als Gaius Oktavian zu erkennen gegeben hat.
Dummerweise kommt es aber kurz nachdem die große, gemeinsame Flotte aus Cane und Aleraner in See gestochen ist zu einer entsetzlichen Entdeckung: Die Vord, jene alles verschlingenden, Insektenartigen Wesen sind wieder da und streben deismal nach der absoluten Macht mit aller Gewallt und vor allem mit neuen Kräften: Aus irgendeinem Grund scheinen die boshaften Wesenheiten die Quelle der Macht von Alera selbst, das Elementarwirken, erlernt zu haben.
Und dadurch kommt es dann zum großen aufeinandertreffen der hohen Fürsten von Alera und den Vord auf dem offenem Schlachtfeld: Zeitgleich hat Gaius Sextus, seines Zeichens erster Fürst von Alera noch zwei Gruppen mit speziellen Aufträgen ausgesannt: Bernard und Amara sollen die Vord auskundschaften und herausfiden, woher diese mit einem mal ihre Elementar-Kraft erlangt haben. (Und im allerbesten Fall diese Quelle ausschalten.) Isana hingegen wird an die Mauer im Norden von Alera geschickt, um Antillus Raucus dazu zu bewegen seine Truppen nach Süden zu schicken und in den Kampf gegen die Vord einzugreifen, indem sie einen vorübergehenden Waffenstillstand mit den Eismenschen aushandelt.
Wie sich herausstellt haben wir jetzt drei große Erzählstränge: Der erste ist Tavis Flotte, die „vollkommen Überrascht“ darüber ist, dass Canea von den Vord überrannt wurde und nur noch eine einzige, kleine Zivilisation der Cane existiert, die einen verzweilten Wiederstand gegenüber diesem übermächtigen Feind leistet. Der zweite Erzählstrang ist Isanna, die sich den Respekt der Bewohner des Nordens erkämpfen muss und sich dabei mehr Wiederständen gegenüber sieht, als man unter normalen Umständen vermuten könnte: Denn die Eismenschen des Nordens erweisen sich als ungehäuer Misstrauisch gegenüber Isanas Vorschlag. Aber auch Antillus Raucus hat eine ganz eigene Vorstellung, wie man in dieser Situation zu verfahren habe.
Und der dritte Erzähöstrang ist dann letzten Endes die Geschichte, welche das Schlachtfeld Rund um den ersten Fürsten von Alera und den Ermittlungen von Bernard und Amara beschreibt… letzten Endes kann man sagen: In diesem Erzählstrang geht es um den Fall von Alera selbst..

Ich möchte zwei Dinge klar stellen: Dieser Band ist schlecht. Er redconned nämlich einen ganzen Haufen Fakten, die bereits im letzten Band gesetzt waren. Hierbei geht es um die Beweggründe und Erwartungen von Tavi und seinen Legionen, welche nach Canea aufbrechen um das Volk von Botschafter Vargh darin zu unterstützen, einen Krieg gegen die Vord zu führen. (Sie stellen sich also aufgrund von Tavis Idee einem Bußekreuzzug gegen einen Gegner von dem sie Ausgehen, dass er – laut Band 4 zumindest – längst als gewalltige Bedrohung in Canea ist.) Nur um dann in Band 5 hier jetzt vollkommen überrascht darüber zu sein, dass die Vord es jemals nach Canea geschafft haben.
Man hat das Gefühl, dass Butcher an dieser Stelle selbst seine eigene Geschichte bereits vollkommen vergessen hatte, als er das Ganze zu schreiben begonnen hatte. (Oder, wie ich selbst schon mal an anderer Stelle befürchtet habe: Eventuell hatte er einfach die Lust an seinem eigenen Werk verloren und hetzt sich hier jetzt durch die Erzählung, um endlich zu einem Ende zu kommen.)

Zum anderen muss man aber Sacgen: Dieser spezielle Band ist toll, weil er unzählige Details aus den älteren Bände nochmal aufgreift und zu Ende spinnt, die nur eine kleine Nebenhandlung bisher waren. Figuren, die nur ein einziges Mal erwähnt wurden, sowie ihre Beziehung zu anderen Figuren, werden hier noch einmal erwähnt. Das gleiche gillt für bestimmte Details, was manche Gegenstände anbelangt, die hier noch einmal eine besondere Bedeutung erlangen. Aber: Es wird natürlich mit diesen Gegenständen vorbereitende Exposition betrieben, um auf eine Sache Aufmerksam zu machen, die dann deutlich später als List wieder auftaucht. (Und dann die große überraschung ist.) Leider gibt es dann ein anderes Problem in dem Bereich, dass daher resultiert, dass hier ein paar Fragen nicht geklärt werden, was die Funktionsweise auf einer Rein praktischen Ebene an dieser Stelle in dem Buch angeht, aber das sei mal dahingestellt.

Technisch betrachtet ist dieses Buch immer noch verdammt spaßig zu lesen, wenn man über die bereits erwähnten Logik-Mängel in der Handlung hinwegsehen kann. Man sieht etwas neues und liest, wie neuer Boden bereitet wird, um langsam aber sicher endgültig dem Ende entgegen zu kommen. Wir wissen, dass nur noch ein Band übrig bleibt, der die Geschichte von Codex Alera zu Ende bringen soll. Und am Ende dieses Bandes wissen wir dann auch, dass Alera noch ein großes Geheimnis hat.

Fazit

Ähm… ich meine mich gerade grob daran zu erinnern, mal an einer ähnlichen Stelle geschrieben zu haben „Wer bis hierhin durchgehalten hat, ist nicht mehr zu retten.“ … und das ich an dieser Stelle bereits ähnlich schlecht über den entsprechenden Band dachte. Das ist so gesehen hier nicht ganz der Fall, auch wenn ich an dieser Stelle ebenfalls nur bedingt zufrieden mit der gelesenen Geschichte bin. Die Erzählung weißt gerade in diesem vorletzten Band einige unglaublich unbefriedigenden Logik-Fehler auf. (Warum diese entstanden sind, kann ich an dieser Stelle nur spekulieren.) Aber die Geschichte überzeugt dann wiede rgegen Ende, weil hier einige Wendungen passieren, die offene Fäden darstellen und dann am Ende die Frage offen lassen, was jetzt tatsächlich noch als Auflösung dafür präsentiert wird. Butcher spielt daher anscheinend sehr gut mit den Erwartungen der Leser und schafft es Neugierde zu erwecken, dass man zumindest sich selbst fest Vornimmt auch hier noch weiterhin durchzuhalten. (Zumal es ja eh nur noch „ein Band“ ist.)

Womit mir hier noch eine Bemerkung nur noch übrig bleibt, die eventuell ins Spoiler-Territorium fällt (aber da gut gespoilerte Personen eine Geschichte besser genießen können, spielt das eh keine Rolle): Die Geschichte Endet damit, das die verbliebenen Canim Canea verlassen und zusammen mit den Aleranern nach Alera ziehen. In der gesammten Aufmachung her habe ich jetzt im Moment Erwartungen an eine große Endschlacht, an der eventuell noch andere Gruppen aus der Welt dieser Romanreihe teilnehmen. (Wobei mich sehr viel mittlerweile sehr oft an Dragon Age: Origins erinnert. Ohnehin immer noch das einzige Spiel aus dieser Reihe, das man gespielt haben muss.) Der Punkt bei der Sache ist, dass Butcher hier unglaublich viel mit Horror-Elementen spielt, die jetzt zu einem Abschluss kommen, in dem am Ende nicht unbedingt ein „festes“ Alera übrig bleiben kann. (Nicht nachdem man die Canim als verbündete wieder mit zurück nimmt.) Viel mehr würde ich persönlich eher vermuten, dass es auf eine größere Vereinigung mit „den Monstern“ hinauslaufen wird. Vor allen Dingen nachdem noch eine dermaßen psychologische Komponente über den Hass auf die Eismenschen mit ins Spiel gekommen ist. Sowas ist nicht immer schön: Aber nachdem die Geschichte bislang immer mehr offenbart hat, dass die Civitas Aleras selbst deutlich mehr Schrecken darstellt (und das obwohl jeder einzelne Charakter in dieser Geschichte mit unheimlichen Superkräften ausgestattet ist) wäre das nur eine all zu sarkastische Parabel auf Nietzches Menschen, der mit den Monstern kämpft.