Cover: Jim Butcher Die Befreier von Canea Codex Alera Band 5 Verlag: blanvalet |
Die Befreier von
Canea ist der vorletzte Band von Butchers großem Fantasy-Zyklus. Und
leider muss man sagen: Hier baut Butcher einen haufen Mist am Anfang.
Aber dazu kommne wir erstmal später. Zuerst verschaffen wir uns
einen groben überblick über die Handlung.
Tavi und seine
Truppe haben sich einschiffen lassen, um für ein paar Monate in
Canea dyplomatische Beziehungen aufzubauen. (Zwei Monate sind diesmal
„nur“ vergangen, seid die Handlungen im letzten Buch ihr Ende
gefunden haben und Tavi sich als Gaius Oktavian zu erkennen gegeben
hat.
Dummerweise kommt es
aber kurz nachdem die große, gemeinsame Flotte aus Cane und Aleraner
in See gestochen ist zu einer entsetzlichen Entdeckung: Die Vord,
jene alles verschlingenden, Insektenartigen Wesen sind wieder da und
streben deismal nach der absoluten Macht mit aller Gewallt und vor
allem mit neuen Kräften: Aus irgendeinem Grund scheinen die
boshaften Wesenheiten die Quelle der Macht von Alera selbst, das
Elementarwirken, erlernt zu haben.
Und dadurch kommt es
dann zum großen aufeinandertreffen der hohen Fürsten von Alera und
den Vord auf dem offenem Schlachtfeld: Zeitgleich hat Gaius Sextus,
seines Zeichens erster Fürst von Alera noch zwei Gruppen mit
speziellen Aufträgen ausgesannt: Bernard und Amara sollen die Vord
auskundschaften und herausfiden, woher diese mit einem mal ihre
Elementar-Kraft erlangt haben. (Und im allerbesten Fall diese Quelle
ausschalten.) Isana hingegen wird an die Mauer im Norden von Alera
geschickt, um Antillus Raucus dazu zu bewegen seine Truppen nach
Süden zu schicken und in den Kampf gegen die Vord einzugreifen,
indem sie einen vorübergehenden Waffenstillstand mit den Eismenschen
aushandelt.
Wie sich
herausstellt haben wir jetzt drei große Erzählstränge: Der erste
ist Tavis Flotte, die „vollkommen Überrascht“ darüber ist, dass
Canea von den Vord überrannt wurde und nur noch eine einzige, kleine
Zivilisation der Cane existiert, die einen verzweilten Wiederstand
gegenüber diesem übermächtigen Feind leistet. Der zweite
Erzählstrang ist Isanna, die sich den Respekt der Bewohner des
Nordens erkämpfen muss und sich dabei mehr Wiederständen gegenüber
sieht, als man unter normalen Umständen vermuten könnte: Denn die
Eismenschen des Nordens erweisen sich als ungehäuer Misstrauisch
gegenüber Isanas Vorschlag. Aber auch Antillus Raucus hat eine ganz
eigene Vorstellung, wie man in dieser Situation zu verfahren habe.
Und der dritte
Erzähöstrang ist dann letzten Endes die Geschichte, welche das
Schlachtfeld Rund um den ersten Fürsten von Alera und den
Ermittlungen von Bernard und Amara beschreibt… letzten Endes kann
man sagen: In diesem Erzählstrang geht es um den Fall von Alera
selbst..
Ich möchte zwei
Dinge klar stellen: Dieser Band ist schlecht. Er redconned nämlich
einen ganzen Haufen Fakten, die bereits im letzten Band gesetzt
waren. Hierbei geht es um die Beweggründe und Erwartungen von Tavi
und seinen Legionen, welche nach Canea aufbrechen um das Volk von
Botschafter Vargh darin zu unterstützen, einen Krieg gegen die Vord
zu führen. (Sie stellen sich also aufgrund von Tavis Idee einem
Bußekreuzzug gegen einen Gegner von dem sie Ausgehen, dass er –
laut Band 4 zumindest – längst als gewalltige Bedrohung in Canea
ist.) Nur um dann in Band 5 hier jetzt vollkommen überrascht darüber
zu sein, dass die Vord es jemals nach Canea geschafft haben.
Man hat das Gefühl,
dass Butcher an dieser Stelle selbst seine eigene Geschichte bereits
vollkommen vergessen hatte, als er das Ganze zu schreiben begonnen
hatte. (Oder, wie ich selbst schon mal an anderer Stelle befürchtet
habe: Eventuell hatte er einfach die Lust an seinem eigenen Werk
verloren und hetzt sich hier jetzt durch die Erzählung, um endlich
zu einem Ende zu kommen.)
Zum anderen muss man
aber Sacgen: Dieser spezielle Band ist toll, weil er unzählige
Details aus den älteren Bände nochmal aufgreift und zu Ende spinnt,
die nur eine kleine Nebenhandlung bisher waren. Figuren, die nur ein
einziges Mal erwähnt wurden, sowie ihre Beziehung zu anderen
Figuren, werden hier noch einmal erwähnt. Das gleiche gillt für
bestimmte Details, was manche Gegenstände anbelangt, die hier noch
einmal eine besondere Bedeutung erlangen. Aber: Es wird natürlich
mit diesen Gegenständen vorbereitende Exposition betrieben, um auf
eine Sache Aufmerksam zu machen, die dann deutlich später als List
wieder auftaucht. (Und dann die große überraschung ist.) Leider
gibt es dann ein anderes Problem in dem Bereich, dass daher
resultiert, dass hier ein paar Fragen nicht geklärt werden, was die
Funktionsweise auf einer Rein praktischen Ebene an dieser Stelle in
dem Buch angeht, aber das sei mal dahingestellt.
Technisch betrachtet
ist dieses Buch immer noch verdammt spaßig zu lesen, wenn man über
die bereits erwähnten Logik-Mängel in der Handlung hinwegsehen
kann. Man sieht etwas neues und liest, wie neuer Boden bereitet wird,
um langsam aber sicher endgültig dem Ende entgegen zu kommen. Wir
wissen, dass nur noch ein Band übrig bleibt, der die Geschichte von
Codex Alera zu Ende bringen soll. Und am Ende dieses Bandes wissen
wir dann auch, dass Alera noch ein großes Geheimnis hat.
Fazit
Ähm… ich meine
mich gerade grob daran zu erinnern, mal an einer ähnlichen Stelle
geschrieben zu haben „Wer bis hierhin durchgehalten hat, ist nicht
mehr zu retten.“ … und das ich an dieser Stelle bereits ähnlich
schlecht über den entsprechenden Band dachte. Das ist so gesehen
hier nicht ganz der Fall, auch wenn ich an dieser Stelle ebenfalls
nur bedingt zufrieden mit der gelesenen Geschichte bin. Die Erzählung
weißt gerade in diesem vorletzten Band einige unglaublich
unbefriedigenden Logik-Fehler auf. (Warum diese entstanden sind, kann
ich an dieser Stelle nur spekulieren.) Aber die Geschichte überzeugt
dann wiede rgegen Ende, weil hier einige Wendungen passieren, die
offene Fäden darstellen und dann am Ende die Frage offen lassen, was
jetzt tatsächlich noch als Auflösung dafür präsentiert wird.
Butcher spielt daher anscheinend sehr gut mit den Erwartungen der
Leser und schafft es Neugierde zu erwecken, dass man zumindest sich
selbst fest Vornimmt auch hier noch weiterhin durchzuhalten. (Zumal
es ja eh nur noch „ein Band“ ist.)
Womit mir hier noch
eine Bemerkung nur noch übrig bleibt, die eventuell ins
Spoiler-Territorium fällt (aber da gut gespoilerte Personen eine
Geschichte besser genießen können, spielt das eh keine Rolle): Die
Geschichte Endet damit, das die verbliebenen Canim Canea verlassen
und zusammen mit den Aleranern nach Alera ziehen. In der gesammten
Aufmachung her habe ich jetzt im Moment Erwartungen an eine große
Endschlacht, an der eventuell noch andere Gruppen aus der Welt dieser
Romanreihe teilnehmen. (Wobei mich sehr viel mittlerweile sehr oft an
Dragon Age: Origins erinnert. Ohnehin immer noch das einzige Spiel
aus dieser Reihe, das man gespielt haben muss.) Der Punkt bei der
Sache ist, dass Butcher hier unglaublich viel mit Horror-Elementen
spielt, die jetzt zu einem Abschluss kommen, in dem am Ende nicht
unbedingt ein „festes“ Alera übrig bleiben kann. (Nicht nachdem
man die Canim als verbündete wieder mit zurück nimmt.) Viel mehr
würde ich persönlich eher vermuten, dass es auf eine größere
Vereinigung mit „den Monstern“ hinauslaufen wird. Vor allen
Dingen nachdem noch eine dermaßen psychologische Komponente über
den Hass auf die Eismenschen mit ins Spiel gekommen ist. Sowas ist
nicht immer schön: Aber nachdem die Geschichte bislang immer mehr
offenbart hat, dass die Civitas Aleras selbst deutlich mehr Schrecken
darstellt (und das obwohl jeder einzelne Charakter in dieser
Geschichte mit unheimlichen Superkräften ausgestattet ist) wäre das
nur eine all zu sarkastische Parabel auf Nietzches Menschen, der mit
den Monstern kämpft.
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