Montag, 15. Januar 2018

Rezension: Stephen King: Es [Kindle-Edition]

Cover: Stephen King: Es
Verlag: Heyne
Wer mein Review zur 2017er-Verfilmung der Stephen King Geschichte „Es“ mitverfolgt hat, kann sich vermutlich noch grob daran erinnern, dass ich damals gestanden habe, dass ich mit der ursprünglichen Geschichte die Beziehung eines „weißen Wals“ gepflegt habe: Das Buch hatte ich mehrmals angefangen, nur um dann irgendwann im ersten Drittel wieder zu Kapitulieren. Zur Vorbereitung der neuen Verfilmung (bekannt war mir die Erste aus den 90ern natürlich schon länger) hatte ich mir dann vorgenommen, dass ich nochmal einen weiteren, vierten Anlauf wagen würde. Und was soll ich sagen: Alles in allem (und aufgrund der Tasache, dass ich diesmal eine ebook-Version zu Rate genommen habe) dauerte es dann nur bis in die Silvester-Nacht die das Jahr 2018 einleitete, in der ich kurz vor Mitternacht – anders als Kapitän Ahab – meinen verdammten Wal dann endlich zur Strecke brachte. (Und dieser Blog würde nicht von meinem Medienkonsum „leben“, wenn ich dieses Buch dann nicht auch hier irgendwie seziert bekäme.)

Also: Worum geht es?
Den Anfang macht eine geradezu ikonische Szene, wie an einem schwer verregnetem Tag zwei Brüder ein Schiff aus Zeitungspapier bastelt, wobei der ältere krank im Bett liegt. Das ist der Umstand, warum der Jüngere- Georigie – alleine mit dem Papierschiff nach draußen zum spielen geht und dort ein jähes Ende findet, nachdem ihn der Clown Pennywise aus einem Gulli heraus angesprochen hat und unter vortäuschung, ihm sein Schiff zurück zu geben und/oder lauter andere tolle Sachen zu zeigen, zuerst in greifbare Nähe des Abflußes gelockt hat nur um ihm anschließend einen Arm brutalst abzureißen. Laut der Geschichte geschah das im Jahr 1957 in der fiktiven Kleinstadt Derry in Maine.
Danach teilt sich die Erzählung in zwei Geschichtsstränge. Der Hauptstrang spielt im Jahr 1985. Mike Hanion ruft seine ehemaligen Kindheitsfreunde an, um sie an ein Versprechen zu erinnern, dass die Sieben sich als Kinder gegeben haben. Und obwohl keiner von ihnen mehr weiß, warum sie dieses Versprechen gegeben haben, weiß jeder der Sechs instinktiv, dass er nach Derry, dem Ort seiner Kindheit zurückkehren muss. (Einen Ort an den sich keiner von ihnen bis zu dem Zeitpunkt des Anrufes mehr erinnern konnte.) Der Grund? Es ist wieder da.
Die zweite Erzählstrang sind die Rückblenden auf das Jahr 1958. Wir erfahren, wie sich sieben elf Jährige Kinder trafen und dabei ein schicksalhaftes Band geknüpft wurde, dass diesen „Club der Verlierer“ dazu bestimmte sich gegen das Böse, dass die Stadt seit dem Tod von George heimsucht, zu stellen.
Diese beiden Erzälstränge wechseln sich immer wieder gegenseitig ab, wobei die Rückblenden auf das Jahr 1957 zeitgleich verzweifelt gesuchte, immer wieder zufällig auftretende Aspekte von Erinnerungsfetzen darstellen, welche die verzweifelte Suche nach eben dieser Vergangenheit der mittlerweile erwachsen gewordenen Freunde aufzeigt, die keine Ahnung mehr haben, was sie eigetnlich damals gemacht haben. Sie haben am Anfang der Erzählung nur noch den Hauch einer Ahnung, dass sie sich an etwas Erinnern müssen, was sie sich vor so vielen Jahren einmal geschworen hatten.

Das ist zwar eine knappe Zusammenfassung der Handlung, zeigt aber letzten Endes auch auf, dass diese selbst für die Geschichte gar nicht mal so übergroß wichtig ist. (Klar, ohne Handlung keine Geschichte, das weiß auch ich.) Das was ich meine ist aber etwas anderes: King deutet hier am laufenden Ende auf eine größere Kosmologie hin, die vermutlich auch zum Teil in seinem großen Zyklus „Der dunkle Turm“ aufgegangen ist. (Damit wir uns hier richtig verstehen: Ich behaupte nicht, dass Es von Anfang an Teild es dunklen Turms in irgendeiner Weise ist. Aber es fielen mir hier doch ein paar Elemente auf, an die ich mich auch lose noch aus den Romanen der Reise Rolands zu erinnern glaube.) Wichtiger in diesem Zusammenhang ist aber etwas ganz anderes: Am laufenden Meter geht es in diesem Band in gewisser Weise um Magie. Die Zahl der Sieben, welche den Kreis des Clubs der Verlierer bilden ist dabei nur eines von vielen Elementen. Klar ist zwar dabei, dass die verbindende Szene eben nicht auf magischen Praktiken aufbaut, sondern auf einer über unzählige Seiten laufenden Schilderung eines Dammbaus, doch danach werden immer wieder neue Details präsentiert, die in ihrer Symbolik entweder sehr Plakativ oder äußerst krude angedeutet aufgegriffen werden. (So scheint es, dass gerade die Bereitschaft zum Glauben, welche überaus kindliche Eigenschaften sind und „banaler“ Wahnsinn dieser Erzählung irgendwo eine Einheit bilden.) Und es ist erstaunlich wie hier unzählige Kleine Dinge ihre Funktion als moderne Totems oder Fetische übernehmen. Talismane, die direkt oder indirekt eine genaue Wirkung für die gesamte weitere Handlung bilden müssen.

Nur dummerweise gilt bei der ganzen Geschichte immer noch die entscheidende Erkenntnis: Am Ende ist der Schrecken meistens in Form von Gewallt zu sehen.

Fazit

Bislang war ich ja bekennendermaßen „nur“ mit den Verfilmungen vertraut. (Und gerade von der neuen, 2017er-Interpretation durchaus sehr angetan.) Was mir dabei bislang aber gar nicht so bewusst war, war die Tatsache das vieles von dem, dass der Film mit seinem Wechsel des Zeitpunktes der Kindheit in die 80er verändert hatte, eine variierte Form von anderen Elementen aus dem Buch war. Man findet alles entscheidende bereits hier. Es ist dabei allerdings sehr schade, wie stark gerade die entscheidenden Elemente der „Magie“ gegen stumpfe Gewaltbereitschaft ausgetauscht wurden. (Weswegen es sich also durchaus lohnt einmal einen Blick in diesen Band geworfen zu haben, auch wenn man sich irgendeinen der Filme bereits angetan hat.)

Das Seltsame dabei ist nur die entsprechende Auflösung der „wahren Form“ von Es. Ich weiß jetz tnicht, ob ich das Ganze als Gelungen oder Mißlungen betrachten soll.

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