Cover: Stephen King: Es Verlag: Heyne |
Wer mein Review
zur 2017er-Verfilmung der Stephen King Geschichte „Es“
mitverfolgt hat, kann sich vermutlich noch grob daran erinnern,
dass ich damals gestanden habe, dass ich mit der ursprünglichen
Geschichte die Beziehung eines „weißen Wals“ gepflegt habe: Das
Buch hatte ich mehrmals angefangen, nur um dann irgendwann im ersten
Drittel wieder zu Kapitulieren. Zur Vorbereitung der neuen Verfilmung
(bekannt war mir die Erste aus den 90ern natürlich schon länger)
hatte ich mir dann vorgenommen, dass ich nochmal einen weiteren,
vierten Anlauf wagen würde. Und was soll ich sagen: Alles in allem
(und aufgrund der Tasache, dass ich diesmal eine ebook-Version zu
Rate genommen habe) dauerte es dann nur bis in die Silvester-Nacht
die das Jahr 2018 einleitete, in der ich kurz vor Mitternacht –
anders als Kapitän Ahab – meinen verdammten Wal dann endlich zur
Strecke brachte. (Und dieser Blog würde nicht von meinem
Medienkonsum „leben“, wenn ich dieses Buch dann nicht auch hier
irgendwie seziert bekäme.)
Also: Worum geht es?
Den Anfang macht
eine geradezu ikonische Szene, wie an einem schwer verregnetem Tag
zwei Brüder ein Schiff aus Zeitungspapier bastelt, wobei der ältere
krank im Bett liegt. Das ist der Umstand, warum der Jüngere-
Georigie – alleine mit dem Papierschiff nach draußen zum spielen
geht und dort ein jähes Ende findet, nachdem ihn der Clown Pennywise
aus einem Gulli heraus angesprochen hat und unter vortäuschung, ihm
sein Schiff zurück zu geben und/oder lauter andere tolle Sachen zu
zeigen, zuerst in greifbare Nähe des Abflußes gelockt hat nur um
ihm anschließend einen Arm brutalst abzureißen. Laut der Geschichte
geschah das im Jahr 1957 in der fiktiven Kleinstadt Derry in Maine.
Danach teilt sich
die Erzählung in zwei Geschichtsstränge. Der Hauptstrang spielt im
Jahr 1985. Mike Hanion ruft seine ehemaligen Kindheitsfreunde an, um
sie an ein Versprechen zu erinnern, dass die Sieben sich als Kinder
gegeben haben. Und obwohl keiner von ihnen mehr weiß, warum sie
dieses Versprechen gegeben haben, weiß jeder der Sechs instinktiv,
dass er nach Derry, dem Ort seiner Kindheit zurückkehren muss.
(Einen Ort an den sich keiner von ihnen bis zu dem Zeitpunkt des
Anrufes mehr erinnern konnte.) Der Grund? Es ist
wieder da.
Die
zweite Erzählstrang sind die Rückblenden auf das Jahr 1958. Wir
erfahren, wie sich sieben elf Jährige Kinder trafen und dabei ein
schicksalhaftes Band geknüpft wurde, dass
diesen „Club der Verlierer“ dazu bestimmte sich gegen das Böse,
dass die Stadt seit dem Tod von George heimsucht, zu stellen.
Diese
beiden Erzälstränge wechseln sich immer wieder gegenseitig
ab, wobei die Rückblenden auf
das Jahr 1957 zeitgleich verzweifelt gesuchte, immer wieder zufällig
auftretende Aspekte von Erinnerungsfetzen darstellen, welche die
verzweifelte Suche nach eben dieser Vergangenheit der mittlerweile
erwachsen gewordenen Freunde aufzeigt, die keine Ahnung mehr haben,
was sie eigetnlich damals gemacht haben. Sie haben am Anfang der
Erzählung nur noch den Hauch einer Ahnung, dass sie sich an etwas
Erinnern müssen, was sie sich vor so vielen Jahren einmal geschworen
hatten.
Das
ist zwar eine knappe Zusammenfassung der Handlung, zeigt aber letzten
Endes auch auf, dass diese selbst für die Geschichte gar nicht mal
so übergroß wichtig ist. (Klar, ohne Handlung keine Geschichte, das
weiß auch ich.) Das was ich meine ist aber etwas anderes: King
deutet hier am laufenden Ende auf eine größere Kosmologie hin, die
vermutlich auch zum Teil in seinem großen Zyklus „Der dunkle Turm“
aufgegangen ist. (Damit wir uns hier richtig verstehen: Ich behaupte
nicht, dass Es von Anfang an Teild es dunklen Turms in irgendeiner
Weise ist. Aber es fielen mir hier doch ein paar Elemente auf, an die
ich mich auch lose noch aus den Romanen der Reise Rolands zu erinnern
glaube.) Wichtiger in diesem
Zusammenhang ist aber etwas ganz anderes: Am laufenden Meter geht es
in diesem Band in gewisser Weise um Magie. Die Zahl der Sieben,
welche den Kreis des Clubs der Verlierer bilden ist dabei nur eines
von vielen Elementen. Klar ist zwar dabei, dass die verbindende Szene
eben nicht auf magischen Praktiken aufbaut, sondern auf einer über
unzählige Seiten laufenden Schilderung eines Dammbaus, doch danach
werden immer wieder neue Details präsentiert, die in ihrer Symbolik
entweder sehr Plakativ
oder äußerst krude
angedeutet aufgegriffen werden. (So scheint es, dass gerade die
Bereitschaft zum Glauben,
welche überaus kindliche Eigenschaften sind und „banaler“
Wahnsinn dieser Erzählung irgendwo eine Einheit bilden.) Und
es ist erstaunlich wie hier unzählige Kleine
Dinge ihre Funktion als moderne Totems oder Fetische übernehmen.
Talismane, die direkt oder indirekt eine genaue Wirkung für die
gesamte weitere Handlung bilden müssen.
Nur
dummerweise gilt bei der ganzen Geschichte immer
noch die entscheidende Erkenntnis: Am Ende ist der Schrecken meistens
in Form von Gewallt zu sehen.
Fazit
Bislang
war ich ja bekennendermaßen „nur“ mit den Verfilmungen vertraut.
(Und gerade von der neuen, 2017er-Interpretation durchaus sehr
angetan.) Was mir dabei bislang aber gar nicht so bewusst war, war
die Tatsache das vieles von dem, dass der Film mit seinem Wechsel des
Zeitpunktes der Kindheit in die 80er verändert hatte, eine variierte
Form von anderen Elementen aus dem Buch war. Man findet alles
entscheidende bereits hier. Es ist dabei allerdings sehr schade, wie
stark gerade die entscheidenden Elemente der „Magie“ gegen
stumpfe Gewaltbereitschaft ausgetauscht wurden. (Weswegen es sich
also durchaus lohnt einmal einen Blick in diesen Band geworfen zu
haben, auch wenn man sich irgendeinen der Filme bereits angetan hat.)
Das
Seltsame dabei ist nur die entsprechende Auflösung der „wahren
Form“ von Es. Ich weiß jetz tnicht, ob ich das Ganze als Gelungen
oder Mißlungen betrachten soll.
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