Cover: Kai Meyer Die Krone der Sterne Verlag: Fischer Tor |
Hey… ein wenig
Space Opera-Artige Lektüre, dachte ich, als ich das erste mal von
diesem Buch hörte.
Die Krone der Sterne
dreht sich um Iniza Talantis, eine junge Baroness, die nach diversen
Tests auserwählt wurde, als eine Art Faustpfand, eine sogenannte
„Braut“ ihres Klusters im Weltraum (den sogenannten Baronien) der
Gottkaiserin des Reichs von Tiamande zugeführt zu werden. Dann gibt
es da noch Glanis, seines Zeichens Hauptmann und heimlicher Geliebter
von Iniza, der mit ihr einen Plan ersponnen hatte, von dem Schiff zu
fliehen, dass die junge Baroness nach Tiamande bringen soll. Und dann
kommen im weiteren Verlauf der Handlung noch Kranit, der als „letzter
Waffenmeister von Amun“ bezeichnet wird und Shara Bitterstern, eine
„Alleshändlerin“ mit kurzer Lunte die eigentlich nur ihr
Raumschiff nach entbehrungreichen zwei Jahren in einer
Strafgefangen-Kolonie wieder haben will, hinzu. Diese Quartet aus
seltsamen Individuen, die allesamt teilweise zueinander
wiedersprüchliche Ziele verfolgen werden in einen Plott geworfen, in
dem es eigentlich die ganze Zeit nur um die Erfüllung von
irgendwelchen Träumen geht. Das ist allerdings der eher
Nebensächliche Teil.
Wovon dieser erste
Band lebt ist viel mehr die Andeutung des sehr umfangreichen
Universums und des Hintergrundes, der überhaupt erst dazu geführt
hat. (Und der im Verlauf dieses ersten Bandes wenn überhaupt nur
angedeutet wird.) Die Grundlegende Macht stellt das Reich von
Tiamande dar. Dieses wird, wie Angedeutet, von einer Gottkaiserin
regiert. Aber die entscheidende Symbolik sind viel merh die s.g.
Kathedralen: Riesige, scheinbar aus unterschiedlichen Raumschiffen
zusammengeschweiste, fliegende Festungen, deren Oberfläche von
Unzähligen überlebensgroßen Statuen übersäht sind, die für
längst vergessene mythologische Figuren stehen. Das innere dieser
Kathedralen wird von zwei Fraktionen bedient: Den Paladinen, welche
Fußsoldaten des Hexenordens von Tiamande sind und den Mitgliedern
des Hexenordens selbst: Eine technik-feindliche Sekte, deren
Mitglieder allesamt weiblichen Geschlechtes sind und ein weit
entferntes, schwarzes Loch anbeten, dem zu Ehren ein jedes Mitglied
des Ordens ein Auge chirurgisch entfernen ließ, um eine symbolische
Darstellung dieses kosmischen Phänomens darzustellen.
Dann gibt es die
Andetuung, dass vor hunderten von Jahren eine Galaxisumspannendes
Reich von Maschienen-Wesen erobert wurde, die scheinbar nur den Haß
auf alles organsiche Kannten und ihre Schöpfer auslöschten. In
letzter Konsequenz aber von den Hexen besiegt wurden, die seitdem
jeglichen technischen Fortschritt unterbinden. (Die direkte Folge
daraus ist, dass jedes betriebsbereits Raumschiff ebenfalls
Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende alt ist. Und stellenweise
macnhe Personen auf das Alter einzelner Komponenten ihrer Schiffe
besonders stolz sind.)
In diesem Chaos
rebellieren Piraten als einzige Macht gegen den Hexenorden auf, der
nichts weiter als eine weitere Tyrranei zwischen den Sternen
darstellt, die eine andere Tyranei abgelöst hat. Und es gibt
unterschiedliche religiöse Fragen, die in irgendeiner Weise immer
wieder auf einer anderen Ebene die Frage nach der vermeitlich
richtigen Idiologie stellen und dabei das Universum auf einer
scheinbar anderen Ebene interpretieren: Die einen Magisch, die
anderen in einem geringen Maße Wissenschaftlich. (Wobei jede Seite
scheinbar nur Gerüchte über die jeweilige Position der jeweils
anderen hat.)
Und da kommen wir
dann zum Kern der ganzen Geschichte: Die Krone der Sterne betreibt
ersteinmal so etwas wie Worldbuilding. Und zwar wird hier über das
Stilmittel des Gerüchtes ein ganzer Haufen Exposition betrieben. Im
Kern ist das aber etwas ganz anderes: Wenn man Meyers Alter mit
einberechnet ist er mit einer ganzen Menge an Filmen und Geschichten
groß geworden, die irgendwo hier vermutlich ihren Konterpart
gefunden haben: Ich lese hier irgendwie stellenweise Andeutungen Star
Wars und Kampfstern Galaktika. Eventuell auch ein wenig Terminator
und andere, ähnliche popkulturelle Phänomene, die Kindeheit und
Jugend von Menschen geprägt haben, die in den 70er und 80er Jahren
des vergangenen Jahrhunderts groß geworden sind. (Technisch
betrachtet haben wir hier also so etwas wie die ganzen
Italo-Trash-SciFi-Filme, die auf der Star Wars Welle in den 80ern
geschwommen sind vor uns. Nur anders.)
Insofern macht die
bereits angedeutete Exposition in dem Bereich sehr viel Sinn. Wir
haben hier einen Haufen halbwegs vertraut wirkender Puzzlestücke,
die zueinander entweder im Wiederspruch stehen, oder bei der bereits
aufgebauten assoziation eventuell eine andere Bedeutung bekommen. In
diesem Buch geht es also ersteinmal um eines: Eine Form von Wissen
aufzubauen, das dazu führt, dass die ganzen vertrauten Elemente in
dem neuen Licht erscheinen, das einen eigenen Sinn ergiebt.
Womit wir zum Stil
kommen: Ich weiß nicht, wie Kai Meyer normalerweise schreibt.
Technisch liest sich die ganze Geschichte irgendwie holprig. Die
einzelnen Szenen klingen stellenweise wie eine Aneinanderreihung von
einzelnen Momenten, die einfach so zusammenkommen, ohne dabei immer
eine besondere Bedeutung haben. (Oder halt eben jeweils für sich
stehen.) Das kann eine absichtliche, stilistische Wahl sein. Wenn man
die Art der Geschichte betrachtet könnte es sich dabei tatsächlich
um den Versuch handeln entsprechende Erzählweisen zu immitieren, wie
sich für die entsprechenden Geschichten typisch sein könnten. (Auch
wenn hier die eigentlich zu erwartende „Heldenreise“ gefühlt
irgendwo ausbleibt. Wir haben hier eher eine ganze Menge einzelner
Anti-Helden, die sich häufiger Gegegenseitig „auf Maul“ geben.)
Und die Geschichte lässt einen unbefriedigt zurück, weil sie so
aufgebaut ist, dass sie scheinbar eine Fortsetzung automatisch
verlangt. (Es bleibt also abzuwarten, ob Meyer hier weitere Bände
folgen lässt.)
Fazit
Was soll ich zu
diesem Buch also sagen: Wir haben hier eine ganze Menge Seiten voller
Handlung, die ich eigentlich mögen möchte. (Ich kann auch nicht so
ganz den Finger drauf halten was es ist: Aber irgendwie gefällt mir
einiges Stellenweise dann doch nicht.) Das Ganze ist durchaus Lesbar,
keine Frage, aber halt eben dann doch nicht bis zum Schluß immer
„berauschend“. Es fehlt irgendwo der intrinsische Witz. Vor allen
Dingen: Wäre das hier ein Computerspiel könnte man die bekannte
Floskel: „Genrefans können unbedacht zugreifen, alle anderen
spielen Probe.“ verwenden und würde damit noch nicht mal lügen.
Das Buch kann nicht wirklich packen, aber es lässt einen dann
trotzdem auf diese unglaublich unebfriedigende Art zurück, bei der
man da sitzt und sich fragt, ob dass jetzt wirklich schon alles
gewesen sein soll.
Wie gesagt: Es
bleibt abzuwarten, ob hier ein weiterer, zweiter Band erscheint. (Und
vor allen Dingen, ob der etwas mehr tiefe in die eigentlich Handlung
bringt. Für den Augenblick wissen wir nach diesem Band zumindest,
wie diese neue Welt eines eigenen Space-Märchens zu funktionieren
scheint.)
Nach dem Podcast Schriftsonar hab ich den Band auf meiner To read-Liste stehen.
AntwortenLöschenSag bescheid, wenn du durch bist. Mich würden echt andere Meinungen dazu interessieren.
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