Erinnert
ihr euch noch an die ungewöhnlich bunt angestrichene, irgendwie an
griechische Statuen erinnernde, großbrüstige Venusfigur auf dem
Hinterhof des Erbdrostenhofs in Münster? Nein?
Nun:
Dann seid ihr eindeutig nie Mitglieder der münsteraner Vampire Live
Domäne „Chronik Schattenspiel“ gewesen. Innerhalb dieser
speziellen Interpretation von Münster in einer Welt der Dunkelheit
kam es zu einem Ereignis, dass dafür verantwortlich war, dass eine
entsprechende Statue aus weißem Mamor auf dem Hinterhof des
Erbdrostenhofs geparkt wurde, was wiederum dafür sorgte, dass zwei
ehemalige Ventrue-Ghulinnen in einer Nacht-und-Nebelaktion unter
Aufsicht ihres malkavianischen Herren eine korrigierende Anpassung
nach
historischem
Vorbildern
durchführten.
Der
Grund, warum ich diese kleine Anekdote aus den Analen meiner
langjährigen Laufbahn als Malkavianer mit kunsthistorischem
Hintergrund zum besten gebe ist der diesmonatige Karneval der
Rollenspielblogs. Der gute Thilo
von der Nerd-Wiki will also was über das Rollenspiel im
wirklichen Leben hören? Das kann er haben.
Live-Rollenspiel
hat ja diesen kleinen Vorteil, den wir im Zusammenhang des
Pen&Paper-Hobbys normalerweise in dieser Form nicht haben: Die
Charaktere werden von den Spielern in ihrer performativen Art und
reinen Körperlichkeit dargestellt. Spontan und in reiner
Improvisation.
Unter
regulären Bedingungen heißt das aber auch: Die Mitglieder der
Domäne treffen sich einmal im Monat, um Vampire zu spielen. An einem
Ort, der über die Kontakte der jeweiligen Mitglieder der Domäne
organisiert werden kann und der dann meistens etwas anderes
darstellen muss. (Vom bereits erwähnten Erbdrostenhof hatten wir
dabei auch noch gelegentlich einen Saal des Hotels Kaiserhof oder die
fiktive Lokalität Namens „Crokodile“.) Dieses „So tun als ob“,
welches ja in vielerlei Hinsicht tatsächlich den Kern unseres Hobbys
darstellt funktioniert natürlich so lange, wie man sich nur unter
sich befindet.
Jetzt
kommt allerdings noch eine Kleinigkeit hinzu, die Münster ausmacht:
Die Stadt hat nicht nur eine weltberühmte
Kunstakademie, die regelmäßig Studenten aus Korea anzieht und
eine alle zehn
Jahre stattfindende, die ganze Stadt umschließende Ausstellung,
die international im selben Atemzug mit der Dokumenta in Kassel und
der Bienale in Venedig genannt wird. (Und
zufölligerweise dieses Jahr wieder die Leute in Scharen gen Münster
pilgern lässt.)
Nein: Einmal im Jahr findet eine große „Nacht
der Museen“ statt. Innerhalb eines festen Zeitraumes der sehr
spät anfängt und noch viel später aufhört sind beinahe sämtliche
Museen & Galerien kostenlos der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. (Und das Picasso-Museum deswegen überrannt.)
Jetzt
muss man sich der Logik hinter Vampire stellen: Eine der grundlegend
wichtigsten Überlebensregeln ist die Maskerade. Wer dagegen verstößt
ist so schnell Tot, dass er nicht mehr großartig „Kain“ schreien
kann. Darauf aufbauend ist fürs Vampire Live die Nacht der Museen
also eine unglaublich spannende Möglichkeit für eine sehr spezielle
Übung in Maskerade: Die jeweiligen Spieler sehen sich dazu
gezwungen, sich mit den jeweiligen Exentriken ihrer jeweiligen
Charaktere innerhalb einer wirklichen, uneingeweihten Umgebung
darzustellen. (Und das kann durchaus zu einigen kuriosen Ergebnissen
führen.)
Ich
will jetzt natürlich nicht leugnen, dass wir - zumindest solange die
einzelnen Mitglieder ihren Wohnort innerhalb Münsters hatten - uns
auch so regelmäßig außerhalb des monatlichen Treffens auch einfach
so Nachts auf der Straße getroffen haben, um Vampire im kleinen
Kreis zu spielen. Aber gerade die komplette Domäne auf einmal
zusammenzutragen ist dann doch nochmal etwas ganz besonderes. Da sind
dann die beiden Ahnen, welche ihr jeweils komischen Verhaltensweisen
besonders in den Vordergrund stellen. Der Malk, dem man auf keinen
Fall losen Papierblätter in die Hand drücken darf und irgendwo
dazwischen alle anderen versponnenden Personen in ihrer jeweils
auffälligen Kleidung. Und die Frage, die sich dabei stellt ist
immer: Fällt so etwas auf?
(Die
Antwort, die wir irgendwann mal aus einer anderen Quelle erhalten
haben, lautet „Ja!“.)
Insofern
ist es also durchaus ein spannender Ansatz, ein wenig wirkliches
Leben ins Live zu bringen. (Man muss dann nur den entsprechenden Ort
und Platz haben, um damit zu experimentieren… und man sollte es
natürlich nicht eskalieren lassen.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen