Montag, 17. Juli 2017

Rezension: Kai Meyer: Die Krone der Sterne [Kindle-Edition]

Cover: Kai Meyer
Die Krone der Sterne
Verlag: Fischer Tor
Hey… ein wenig Space Opera-Artige Lektüre, dachte ich, als ich das erste mal von diesem Buch hörte.

Die Krone der Sterne dreht sich um Iniza Talantis, eine junge Baroness, die nach diversen Tests auserwählt wurde, als eine Art Faustpfand, eine sogenannte „Braut“ ihres Klusters im Weltraum (den sogenannten Baronien) der Gottkaiserin des Reichs von Tiamande zugeführt zu werden. Dann gibt es da noch Glanis, seines Zeichens Hauptmann und heimlicher Geliebter von Iniza, der mit ihr einen Plan ersponnen hatte, von dem Schiff zu fliehen, dass die junge Baroness nach Tiamande bringen soll. Und dann kommen im weiteren Verlauf der Handlung noch Kranit, der als „letzter Waffenmeister von Amun“ bezeichnet wird und Shara Bitterstern, eine „Alleshändlerin“ mit kurzer Lunte die eigentlich nur ihr Raumschiff nach entbehrungreichen zwei Jahren in einer Strafgefangen-Kolonie wieder haben will, hinzu. Diese Quartet aus seltsamen Individuen, die allesamt teilweise zueinander wiedersprüchliche Ziele verfolgen werden in einen Plott geworfen, in dem es eigentlich die ganze Zeit nur um die Erfüllung von irgendwelchen Träumen geht. Das ist allerdings der eher Nebensächliche Teil.

Wovon dieser erste Band lebt ist viel mehr die Andeutung des sehr umfangreichen Universums und des Hintergrundes, der überhaupt erst dazu geführt hat. (Und der im Verlauf dieses ersten Bandes wenn überhaupt nur angedeutet wird.) Die Grundlegende Macht stellt das Reich von Tiamande dar. Dieses wird, wie Angedeutet, von einer Gottkaiserin regiert. Aber die entscheidende Symbolik sind viel merh die s.g. Kathedralen: Riesige, scheinbar aus unterschiedlichen Raumschiffen zusammengeschweiste, fliegende Festungen, deren Oberfläche von Unzähligen überlebensgroßen Statuen übersäht sind, die für längst vergessene mythologische Figuren stehen. Das innere dieser Kathedralen wird von zwei Fraktionen bedient: Den Paladinen, welche Fußsoldaten des Hexenordens von Tiamande sind und den Mitgliedern des Hexenordens selbst: Eine technik-feindliche Sekte, deren Mitglieder allesamt weiblichen Geschlechtes sind und ein weit entferntes, schwarzes Loch anbeten, dem zu Ehren ein jedes Mitglied des Ordens ein Auge chirurgisch entfernen ließ, um eine symbolische Darstellung dieses kosmischen Phänomens darzustellen.
Dann gibt es die Andetuung, dass vor hunderten von Jahren eine Galaxisumspannendes Reich von Maschienen-Wesen erobert wurde, die scheinbar nur den Haß auf alles organsiche Kannten und ihre Schöpfer auslöschten. In letzter Konsequenz aber von den Hexen besiegt wurden, die seitdem jeglichen technischen Fortschritt unterbinden. (Die direkte Folge daraus ist, dass jedes betriebsbereits Raumschiff ebenfalls Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende alt ist. Und stellenweise macnhe Personen auf das Alter einzelner Komponenten ihrer Schiffe besonders stolz sind.)
In diesem Chaos rebellieren Piraten als einzige Macht gegen den Hexenorden auf, der nichts weiter als eine weitere Tyrranei zwischen den Sternen darstellt, die eine andere Tyranei abgelöst hat. Und es gibt unterschiedliche religiöse Fragen, die in irgendeiner Weise immer wieder auf einer anderen Ebene die Frage nach der vermeitlich richtigen Idiologie stellen und dabei das Universum auf einer scheinbar anderen Ebene interpretieren: Die einen Magisch, die anderen in einem geringen Maße Wissenschaftlich. (Wobei jede Seite scheinbar nur Gerüchte über die jeweilige Position der jeweils anderen hat.)

Und da kommen wir dann zum Kern der ganzen Geschichte: Die Krone der Sterne betreibt ersteinmal so etwas wie Worldbuilding. Und zwar wird hier über das Stilmittel des Gerüchtes ein ganzer Haufen Exposition betrieben. Im Kern ist das aber etwas ganz anderes: Wenn man Meyers Alter mit einberechnet ist er mit einer ganzen Menge an Filmen und Geschichten groß geworden, die irgendwo hier vermutlich ihren Konterpart gefunden haben: Ich lese hier irgendwie stellenweise Andeutungen Star Wars und Kampfstern Galaktika. Eventuell auch ein wenig Terminator und andere, ähnliche popkulturelle Phänomene, die Kindeheit und Jugend von Menschen geprägt haben, die in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts groß geworden sind. (Technisch betrachtet haben wir hier also so etwas wie die ganzen Italo-Trash-SciFi-Filme, die auf der Star Wars Welle in den 80ern geschwommen sind vor uns. Nur anders.)
Insofern macht die bereits angedeutete Exposition in dem Bereich sehr viel Sinn. Wir haben hier einen Haufen halbwegs vertraut wirkender Puzzlestücke, die zueinander entweder im Wiederspruch stehen, oder bei der bereits aufgebauten assoziation eventuell eine andere Bedeutung bekommen. In diesem Buch geht es also ersteinmal um eines: Eine Form von Wissen aufzubauen, das dazu führt, dass die ganzen vertrauten Elemente in dem neuen Licht erscheinen, das einen eigenen Sinn ergiebt.

Womit wir zum Stil kommen: Ich weiß nicht, wie Kai Meyer normalerweise schreibt. Technisch liest sich die ganze Geschichte irgendwie holprig. Die einzelnen Szenen klingen stellenweise wie eine Aneinanderreihung von einzelnen Momenten, die einfach so zusammenkommen, ohne dabei immer eine besondere Bedeutung haben. (Oder halt eben jeweils für sich stehen.) Das kann eine absichtliche, stilistische Wahl sein. Wenn man die Art der Geschichte betrachtet könnte es sich dabei tatsächlich um den Versuch handeln entsprechende Erzählweisen zu immitieren, wie sich für die entsprechenden Geschichten typisch sein könnten. (Auch wenn hier die eigentlich zu erwartende „Heldenreise“ gefühlt irgendwo ausbleibt. Wir haben hier eher eine ganze Menge einzelner Anti-Helden, die sich häufiger Gegegenseitig „auf Maul“ geben.) Und die Geschichte lässt einen unbefriedigt zurück, weil sie so aufgebaut ist, dass sie scheinbar eine Fortsetzung automatisch verlangt. (Es bleibt also abzuwarten, ob Meyer hier weitere Bände folgen lässt.)

Fazit

Was soll ich zu diesem Buch also sagen: Wir haben hier eine ganze Menge Seiten voller Handlung, die ich eigentlich mögen möchte. (Ich kann auch nicht so ganz den Finger drauf halten was es ist: Aber irgendwie gefällt mir einiges Stellenweise dann doch nicht.) Das Ganze ist durchaus Lesbar, keine Frage, aber halt eben dann doch nicht bis zum Schluß immer „berauschend“. Es fehlt irgendwo der intrinsische Witz. Vor allen Dingen: Wäre das hier ein Computerspiel könnte man die bekannte Floskel: „Genrefans können unbedacht zugreifen, alle anderen spielen Probe.“ verwenden und würde damit noch nicht mal lügen. Das Buch kann nicht wirklich packen, aber es lässt einen dann trotzdem auf diese unglaublich unebfriedigende Art zurück, bei der man da sitzt und sich fragt, ob dass jetzt wirklich schon alles gewesen sein soll.

Wie gesagt: Es bleibt abzuwarten, ob hier ein weiterer, zweiter Band erscheint. (Und vor allen Dingen, ob der etwas mehr tiefe in die eigentlich Handlung bringt. Für den Augenblick wissen wir nach diesem Band zumindest, wie diese neue Welt eines eigenen Space-Märchens zu funktionieren scheint.)

2 Kommentare:

  1. Nach dem Podcast Schriftsonar hab ich den Band auf meiner To read-Liste stehen.

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    1. Sag bescheid, wenn du durch bist. Mich würden echt andere Meinungen dazu interessieren.

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