Montag, 23. Juni 2014

Vampire The Masquerade: Dorian Gray (Wie man sich von einem Klassiker inspirieren lässt.)

Ich habe mal wieder den Fehler gemacht, einen Blick in eine amerikanische Fernsehserie zu werfen. (Naja, eigentlich ist es eine britisch-amerikanische Koproduktion, was die Sendeanstallten angeht.) Ich rede von "Penny Dreadful".
Eine der Figuren dieser Serie ist Oskar Wildes ewig junger Dauersünder Dorian Gray. Und das habe ich mal wieder zum Anlass genommen mich durch die Geschichte um das Bildnis des Dorian Gray zu kämpfen, um den Spiegel seiner Sünden.

Und dabei habe ich ein paar Gedanken gehabt, die ... sagen wir mal Unkonventionell sind. Hägen wir das Ganze mal an der Grundfrage auf: Warum bleibt Dorian Gray schienbar ewig jung?

Klar, in Falle der Geschichte handelt es sich um einen magischen Effekt, bei dem die Kunst das innerste eines Menschen nach Außen trägt. Das Bild des jungen Dorian also dessen seelischen Zustand wiederspiegelt und deswegen zu einem Spiegel seiner Seele wird. Dorian ist geradezu besessen von diesem Spiegel.

Und jetzt stellen wir uns mal vor, dass Ganze würde sich auf White Wolfs Erstling "Vampire: The Masquerade" übertragen lassen. Dorian Gray wäre also ein Vampir. Die Frage ist jetzt: Wie würde das funktionieren?

Fassen wir also ein paar Dinge zusammen, welche die Geschichte ausmachen:
  • Dorian Grays hat einen übertriebenen Hang zur Sünde
  • Tragendes, verbindendes Element ist die Kunst und das unterschiedliche Verständnis von dieser. (Wandelnde Kunstbegriffe haben also eine Menge Einfluss auf das Umfeld.)
  • Das das Bild, dem Grays komplette Obsession gilt, als sein Spiegel bezeichnet wird, kann man auch Spiegel als Element tragen.
  • Gray ist dem Wahnsinn verfallen.
Was machen wir jetzt aus diesen Punkten? Ich werde jetzt und hier sicherlich nicht mit dem Punkten der normalen Charaktererstellung beginnen, sondern nur eine Konzeption für einen späteren Zeitpunkt aufsetzen.
Aber gehen wir ein paar Schritte weiter: Ich werde dieses spezielle Konzept nicht im viktorianischen England stattfinden lassen, sondern das Ganze kontemporär aufbauen. (Wir lassen uns hier immerhin von genannten Quellen inspirieren, wir bauen sie nicht nach.)

Also: Was ist "unser" Dorian Gray?

Wie ich bereits festgehalten habe, ist Kunst ein tragendes Element. Jedoch ist das Vorbild, das Oscar Wild produziert hat, nicht Künstler, sondern Kunstrezipient. Er stand einem Künstler Modell. Er lies sich Malen.
Aus all diesen Gründen spricht etwas gegen einen Toreador, auch wenn ich die sehr gerne als "Clan der Kunstsammler" bezeichne, was die entsprechende Spielerschaft dahinter betrifft. Ich mache aus Gray also einen Privatie, der eine Kunstgallerie betreibt. Er ist fasziniert von Kunst jeglicher Art, kann ästhetische Werte hich schätzen, aber produziert sie selbst nicht. Viel mehr vermittelt er sie und versucht ihr zu Größe zu verhelfen, wobei er aber auch Gnadenlos sein kann. (Das sind sogar Aspekte, welche dem noch idealistischem Verhalten des Vorbildes entsprichen. Zwar war Wildes Dorian Gray eher an einer Schauspielerin fasziniert, was Sibyl Vane betrifft, aber: Wenn wir uns die Szenen aus Penny Dreadful zusätzlich als Orientierungshilfe nehmen, ist Dorian Gray jemand, der mit Installation und Performance Kunst - zwar in Form der eher sinnlichen Konstruktion des Fetisches - etwas anzufangen weiß, aber wie gesagt: Bloße inspiration.)
Damit hätten wir Dorian Gray in jeder möglichen Camarilla Stadt installiert, in der wir ihn stattfinden lassen wollen. Warum Camarilla? Nun: Ich mag Geheimnisse.

Denn bis jetzt wissen wir nur, was Gray in der sterblichen Welt der Sethskinder darstellt. (Und wir wissen, welcher Clan er auf keinen Fall wirklich ist.)
Der Punkt mit dem "Spiegel der Seele" werde ich nämlich doppelt nutzen, um das Konzept ein wenig abzurunden. Eine Faszination Spiegeln gegenüber wird nämlich einem Clan im besonderen Nachgesagt (und weil es sich um ein Portrait handelt, das den gesammten Aufhänger des unsterblichen Dorian Grays macht): Den Lasombra.

Der Lasombra-Clan ist deswegen Ideal, weil er gezwungenermaßen einen hohen Drang zum Narzismus hegt, als auch, aufgrund seiner Clansschwäche von Spiegeln fasziniert ist. Denn diese zeigen alles Mögliche: Nur ihn selbst nicht.
Und bevor jemand fragt: Der Wahnsinn kommt später ins Spiel. Der komplette Prozess der Zeugung eines Vampirs und das anschließende Leben ohne Sonnenlicht, dafür als grausame Bestie muss zwangsweise die Psyche eines eigentlich sterblichen Individuums beschädigen. Daher sind Malks nicht exklusiv die Irren unter den Vampiren. Sie sind nur die einzigen, die zurecht behaupten können, dass alle in ihrem Umfeld wahnsinnig seien, die Malkavianer aber der einzige Clan ist, der geistig gesund sei.

Aber und hier kommen die Toreador wieder ins Spiel: Clan Lasombra ist ein Gründer Clan und festes Mitglied des Sabbats. So wie ich das Setting verstehe ist die Behauptung ein "Lasombra antitribu" zu sein in den Augen der Camarilla nur Augenwischerei... oder dem entsprechendem Individuum wird dermaßen viel Mißtrauen entgegen gebracht, dass es bei der kleinsten Gelegenheit sofort als erster Verdächtiger umgebracht wird. (Falls sich später herausstellt, dass es der Lasombra doch nicht war, ist das nach der logik von Maskerade aber auch nicht weiter schlimm. Man ist nur dem Verrat dieses Sabbatis zuvorgekommen.) Von daher wird Gray sich hüten auch nur im entferntesten zuzugeben, ein Lasombra zu sein, sondern eher einen anderen Clan als sein Blut ausgeben. Und aufgrund seines Hintergrundes ist dass dann Clan Toreador.

Wir haben also einen Lasombra, der in der sterblichen Welt als Galerist tätig ist und sich als Toreador in der Gesellschaft der Kainskinder ausgibt.

Und jetzt kommen wir zum Mindfuck der ganzen Situation. Die Lasombra besitzen kein Spiegelbild. Dorian Gray ist aber von einem Spiegel seiner Seele fasziniert. Er hat also ein Abbild seiner selbst, dass seine Sünden nach außen hin wiedergibt. Und er ist hochgradig davon besessen. Was ist das?

Innerhalb des Systems gibt es ein paar Nachteile, welche Kontakte zum Feind darstellen und mehr oder weniger intensiv ausfallen. Und diesen Nachteil würde ich jetzt als zusätzlichen Aufhänger im Hintergrund mit einbringen.
Denn wenn du kein Spiegelbild hast stellt sich die Frage, was ein besseres Bild deiner Selbst sein könnte, als dein eigener Zwillingsbruder? Das Bildnis des Dorian Grays ist in meiner Interpretation also ein weiteres Kainskind. Und da wir wissen, wie sich das Bildnis in Wildes Geschichte wandelt, immerhin wird es irgendwann als abstoßende Fratze eines Satyrs bezeichnet, wird das einfach 1:1 in den Clan übersetzt, dessen äußerliche Wandelbahrkeit bis ins Fleisch übergegangen ist. Dorians Zwillingsbruder wird als Tzimisce konzipiert. Und zwar als überzeugter Sabbati, der von Dorian im verborgenen gehalten und beschützt wird. Und zwar mit einer dermaßen großen Hingabe, dass Obsession noch zu wenig ist, um seine krankhaften Geisteszustand zu beschreiben.

Der Vollständigkeit halber geben wir Tzimmi Gray den Vornamen Damian.

Das hier wäre jetzt erstmal ein Basales Grundkonzept, auf dem man im Detail dann je nach Kronik aufbauen kann. Wie ich schon schrieb: Ich werde hier noch keine Werte veröffentlichen. Es ging mir nur darum aufzuzeigen, wie man grob ein solches Konzept, wie es Oskar Wilde Geschichte darstellt, umformulieren kann, um es für Rollenspielszenarien nutzbar zu machen. (Jeder andere kann da natürlich nach eigenem Belieben verfahren.)

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