Cover: Doctor Who. Storm Warning Verlag: BigFinish |
Jetzt war mir klar, dass die Folge „Rose“ mit der 2005 die Fernsehserie wieder ins Fernsehen gelangt war, nicht der Anfang der kompletten Doctor Who-Historie war. Alledings muss man hinzufügen, dass mir eine Zeit lang der Zusammenhang zwischen Doctor Nr. 7 – Doctor Nr. 8 – WarDoctor – Doctor Nr. 9 nicht so klar war. Sprich: Der Film von 1998 war mir nicht als gescheiterter Neustart in der Serie von Anfang an bewusst gewesen. (Und während ich das hier tippe kenne ich auch nur einige wenige Szenen mit Paul MacGann als Doctor, die auf Film gebannt wurden.)
Aber: Ich bin ein Freund von erweiterten Universen. Und ich bin jemand, der mit Hörspielen noch groß geworden ist und sehr viel mit eben dieser Form von Audio-Dramen anzufangen weiß. Lange Rede kurzer Sinn: Ich war recht begeistert, als ich vor kurzem festgestellt habe, dass seid 2001 eine kleine, britische Audioschmiede von der BBC die Lizenz bekommen hatte, eigene Geschichten mit „dem Doktor“ zu produzieren. Und ich hatte relativ schnell einen für mich recht interessanten Ansatz für den Einstieg gefunden. Lustigerweise war dieser Einstieg dann ausgerechnet besagter Paul McGann, dessen Doktor erst hier, im Audio-Medium, eine Entwicklung erfahren hatte.
Storm Warning ist der 16te Teil der sogenannten „Main Range“ von Big Finish. Und Zeitgleich der Start der Geschichten mit dem 8ten Doktor. (Und eine Sache sollte ich eventuell dabei noch erwähnen: Aktuell sind die Geschichten von Big Finish bis zu einer bestimmten Nummer nur noch als digitales Dateiformat erhältlich.)
Die Geschichte von Storm Warning fängt damit an, dass der Doctor nach dem Tardis Manual sucht und dabei in seiner Bibliothek über verschiedene andere Bücher stolpert und über diese seltsam verstreut reflektiert. Das dauert so lange, bis er mit einem mal über ein gesondertes Ereignis stolpert, welches ein Zeitschiff in einer Endlosschleife darstellt, das in durch den Moment in dem es festgehalten wurde dazu gezwungen war, wieder und wieder die eigene Explosion zu erleben. Der Doktor greift in dieses Ereignis ein, als Vortisaurs, eine Art Zeitstrom-Geier bei diesem Ereignis auftauchen um sich an dem Moment im Vortex zu laben.
Danach gibt es einen Sprung, der auf das britische Luftschiff R101 eingeht (wobei mir nicht ganz klar ist, wie diese Szene mit der darauffolgenden verknüpft ist, abgesehen, dass ein Vortisaurs dem Doktor darauf folgt.) Wir lernen hier die blinde Pasagirin Charley Pollard kennen, welche auf ihrem Weg zum Singapore Hilton sich an Bord geschlichen hatte und auf dem Schiff einen Stuart miemt.
Der Doctor greift in das Geschehen ein und stellt nur all zu schnell fest, dass die R101 mehr als nur ein besonderes, hochtechnisiertes Schiff auf der Jungfernfahrt ist. Viel mehr befindet sich an Bord als ungelisteter Geheim-Gast ein Mitglied der Rasse der Triskele, noch dazu ein Mitglied von deren obersten Triumvirat. Was folgt ist eine absurde Kontaktaufnahme, welche dazu führt, dass das Triumvirat aggressiv verkleinert wird und am Ende ein Krieg zwischen dem Rationalem und dem bestialischen Teil der Triskele beinahe unausweichlich zu bleiben scheint.
Über all diesen Ereignissen schwingt aber ein zentraler Punkt: Die R101 befindet sich auf dem Flug in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1930. Und der Doctor ist sich nur alle zu bewusst, das keine Person diese Nacht überlebt haben wird.
Als einzelne Folge betrachtet ist diese Geschichte vermutlich erst einmal unterdurchschnittlich für Hörspielplots zu betrachten. Selbst wenn man im Hinterkopf behält, dass zumindest klassischer Doctor Who-Stoff laut Aussage einiger älterer Fans, als ich einer bin, eher über kleine Geschichten funtioniert. So betrachtet haben wir hier erst einmal beinahe ein Kammerspiel: Geboten werden zwei in sich abgeschlossene Räume, mit einer überschaubaren Anzahl von Akteuren, die zumindest halbwegs Rational agieren können und ein paar eher ausfallend werdenden Dummköpfen, die natürlich alles falsch machen, weil sie die Funktion der plakativen, unsympathischen Bösen mit Helden-Ambitionen übernehmen müssen. (Krieg braucht Krieger... und das scheint dabei das tragende Motto hinter diesen Gestallten zu sein. Also, dass Krieger schießen, nochmal schießen und anschließend lauthals Medaillien einfordern, aber ihre eigenen Taten nicht refletiert hinterfragen.) Und dafür ist zumindest der Zeitpunkt, an dem dieses Kammerspiel stattfindet auch noch Sinnvoll gewählt, weil hier der britische Imperialismus noch lebendig dargestellt wird und die Deutschen zwar als gefährliche, aber noch respektierte Bedrohung gesehen werden.
Der Plott der Folge besticht dabei eigentlich nicht sonderlich, was großartige Plotstränge und gesonderte Wendungen angeht. In dem Bereich ist das meiste eigentlich ziemlich vorhersehbar.
Was die ganze Sache aber interessant macht ist folgendes: Es wird mit Charley ein neuer Companion eingeführt, der gleich ein eigenes Paket an Problemen mit sich bringt. (Wir erinnern uns: In der neuen Serie gibt es dieses Konzept des „Fixed Point in Time and Space“ und angeblich existiert aus der alten Serie noch das Zitat „You can't rewrite history! Not one line!“ (Wo ich jetzt gerade nachgooglend sogar feststelle, dass es ein fundamentaler Satz des ersten Doctors war.) Dadurch werden innerhalb des Microkosmosses, den die BigFinish-Hörspiele darstellen also gleich mit McGanns Doktor ein Gedankenspiel ersponnen, das mit dem Thema eines wandelnden Zeitparadoxon spielt. Die Frage ist also, was dieser durchaus dramatische Aspekt, der noch nichts vom Tod des elften Doktors in Utah gehört hat und den damit erfolgtem Zusammenbruch der vierten Dimension, für Folgen langfristig haben wird. (Und ob daraus überhaupt folgen entstehen.)
Das kann diese Folge jetzt natürlich erst einmal nicht beantworten, aber wie der 8te Doctor bereits sich selbst als „stupid Timelord“ schellt, ist er sich natürlich diesem Umstand gewiss und trotzdem geht er das Wagnis seiner neuen Mitreisenden ein.
Fazit
Wie bereits gesagt: Relativ vorhersehbarer Plot im verhältnismäßig klassisch wirkendem Gewand. Aber mit Potential für spätere Folgen. Die Tatsache, dass es sich hierbei natürlich um ein englisches Hörspiel handelt ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, jedoch ist Aufnahmetechnik und Qualität der ausgewählten Sprecher sehr hoch und kann durchaus mit entsprechend vergleichbaren Produktionen in deutscher Sprache mithalten. Da muss man sich keine Sorgen machen.
Jetzt kommt aber der zentralere Punkt bei der ganzen Angelegenheit: Paul McGann spricht ein unglaublich sauberes Englisch und bringt genug Ruhe mit seinem Doktor ins Spiel mit ein, dass man auch als eventuell weniger geübter Zuhörer, was diese Fremdsprache anbelangt, mitkommt. (Etwas, dass übrigens auch auf alle anderen Sprecher zutrifft.) Von daher macht das ganze erst einmal nur einfach so Spaß zuzuhören. Und vor allen Dingen, weil hier im Grunde gewisse Grundsteine gelegt werden, die eventuell auf lange Sicht für diese Hörspielserie von Bedeutung werden könnten, macht das Ganze irgendwie erst einmal vielversprechend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen