Montag, 24. November 2014

Rezension: Judith C. Voght: Geister des Landes 02: Gesichtslos

Cover: Die Geister des Landes 02

Gesichtlos

Verlag: Ammianus-Verlag
Und da hätten wir auch schon den zweiten Band der Trilogie rund um die Nerds in der Eifel. Die etwas komplizierten Erzählungen rund um Dora, Gregor, Fiona und Edi mitsamt den daraus erwachsenen komplizierten Beziehungen gehen weiter und werden dabei ausgebaut.

Inhaltlich kann man die Geschichte folgendermaßen kurz anreißen:
Im Grunde kann man sagen, dass die Beziehung zwischen Gregor und Fiona, die in einem wenig überzeugenden Moment sich zusammengefunden hatten, jetzt aus dem Kitt gerät, weil Fiona immer öfter ausweichend reagiert.
Dazu kämpft Dora mit ihrem „Job“ als Juffer. Und ansonsten beginnen die Jugendlichen langsam Kontakte mit der sie umgebenden, übernatürlichen Umwelt aufzubauen. Das dummerweise Fionas seltsame Träume dabei ständig eine unglaublich wichtige Rolle spielen, fällt weiterhin auf, wenn auch eher durch ihre schulischen Leistungen. Und gerade die unauffälligen Männer schlagen jetzt schon wieder zu, auch wenn es sie weniger in direktem Umfeld der Eifel, als vielmehr in Aachen umtreibt, wo Dora und Fiona einen Tanz mit den beiden Reitern Pest und Tod im Traum vollführen.
Und das Frau Wolter, die ja im letzten Buch als stilistisches Stilmittel des Deus ex Machina fungierte hier mit einem mal eine wesentlich geheimnissvollere Rolle zukommt, sollte auch nicht unerwähnt bleiben.
Das Ganze findet darin seinen Höhepunkt, dass die wölfischen Nazis, die im ersten Band nur eine kurze Einzelszene bildeten, hier ihren großen Auftritt als „der“ Bösewicht haben, die aus einem unerfindlichen Grund Fiona entführen.

Schuf der erste Band erst einmal einen Status Quo, der überhaupt ein Setting für die Situation ausformulierte und dabei eine Art wegrichtung erschaffen wurde, wird jetzt im zweiten Band ein wenig Bruchglas produziert. (Ich will nicht unbedingt behaupten, dass das Glas in Splittern am Boden liegt, aber die Ausgangslage von Band 1 wird hier durchaus kräftig zerstört und durch neue Aktzente ersetzt. So das am Ende jeder eine neue Rolle in der ganzen Geschichte genießen dürfte.)

Es bleibt zwar auch weiterhin unklar, was das Ziel der unauffälligen Männer ist, aber diese werden immer wieder mit neuen Zielen versehen. (Mittlerweile würde ich wirklich vermuten, dass ihr „Ziel“ irgendwo im Bereich der totalen Banalisierung der Welt liegt. So das am Ende Phantiasie keinerlei Rolle mehr spielt.)

Das alles bleibt in den sehr lesenwerten Schreibtstil von Judith C. Vogt gehalten, der sich einfach so runterlesen lässt. Und die damit verbundene Neuentdeckung des mündlichen Mythengutes eines ganzen Landstrichs, der so eigentlich kaum Beachtung geschenkt bekommen hat... solange man von seiner kriminellen Seite mal absieht.

Fazit

Eigentlich kann ich zu diesem Band nicht so viel sagen. Man hat nach dem lesen das Gefühl, dass hier eher etwas vorbereitet worden ist, dass mehr ein spektakuläres Finale werden soll, obwohl auf den Seiten des Buches natürlich auch so sehr viel passiert. Prinzipiell ist es schön, dass der Werwölfsmythos hier auf einer der anderen Erklärungen, als die übliche „Infektionskrankheit“ fußen. Und es ist interessant mitzubekommen, woran sich eventuell die Ziele der unauffälligen Männer festmachen lassen. Genauso wie natürlich das Geheimnis hinter Fionas Träumen aufgeklärt wird, um auf diesem Weg eine neue Rolle für Fiona vorzubereiten.
Aber: Das alles lässt am Ende den Leser dann doch mit einem sehr großen Fragezeichen zurück. (Und Band 3 lässt leider noch auf sich warten.)
Insofern ist der zweite Band von „Die Geister des Landes“ natürlich absolut lesenwert, aber man bemerkt nur leider zu stark, dass die Geschichte hier noch lange nicht zu Ende sein kann, sondern erst noch etwas vorbereitet wird, dass hoffentlich wirklich wie eine Bombe dann einschlägt. (Ansonsten wäre „Gesichtslos“ einer dieser undankbaren Bände in Trilogien die zwischen dem Anfang und dem Ende standen, weil da noch Platz war... oder so ähnlich.) Das ist Schade, weil es durchaus in der Jugendliteratur auch Beispiele gibt, wo der zweite Band eine deutlich befriedigendere Position für sich allein genommen und betrachtet, gefunden hatte. (Die „Libri Mortis“-Trilogie von Peter Schwind wäre so ein Beispiel, dass mir gerade spontan in den Sinn kommt.)
Insofern: Handwerklich durchaus gut gemacht. Eine einigermaßen passable Erzählung, die aber leider einem mit diesem üblen Gefühl des Lückenbüßertums zurücklässt, biss dann endlich der dritte Band erschienen ist und man entscheiden kann, ob der Abschluß wirklich vollkommen gelungen ist und somit die drei Bücher als Einheit wenigstens funktionieren.

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