Montag, 10. November 2014

Rezension: Judith C. Vogt: Die Geister des Landes 01: Das Erwachen

Cover: Die Geister de Landes 01:
Das Erwachen
Verlag: Ammianus-Verlag
Ich habe mal wieder etwas, das im weitesten Sinne in die Kathegorie des Jugendbuchs gehört in die Finger bekommen und durchlesen können. Diesmal handelt es sich dabei um den ersten Band der Trilogie „Die Geister des Landes“ von Judith C. Vogt (sonst eher als DSA-Autorin bekannt). Zeitgleich handelt es sich hierbei um das Erstlingswerk der entsprechenden Dame.
Handlungsort ist der Raum, der weitestgehend mit dem Begriff „die Eifel“ versehen wird. Protagonisten sind die vier Jugendlichen Dora, Edi, Fiona und Gregor.
Aufhang des Ganzen ist, dass Fiona seid einger Zeit seltsame Träume bekommt, die sich im Anschluss darauf als Wahr herausstellen. Und in ihrer Verzweiflung hatte sie sich anschließend an die Truppe aus den übrigen Dreien gewendet, welche in ihrer Funktion als „Nerds“ verschriehen genug waren, um sich auch mit fantastischeren Erscheinungen zu beschäftigen. Das Endergebnis aus ihren Unternehmungen ist, dass sie sich in einen Sog um eine Rätselhafte Geheimorganisation bewegen, welche mitten am Arsch der Welt mystische Sagengestallten ins hier und jetzt holt und diese amoklaufen lässt.
Was wir dabei haben ist eine Geschichte moderner Jugendlicher, die in einem Landstrich groß werden, der zwar reich an Sagen und Legenden ( bis zu einem gewissen Grad ist) aber auch als „Arsch der Welt“ verschriehen ist. Das erwähne ich deswegen, weil man hier vergleiche zu einigen anderen Autoren Teilweise ziehen kann. Anders als Beispielsweise die Eifelkrimis eines Jaques Berndorfs, der sich ja wirklich mit seinen Landschaftsbeschreibungen wirklich jedes Mal erneut in der Farbenvielfalt verliert, erhält hier die Landschaft an sich mit einem mal einen leicht tristen Eindruck, welcher dem Alter der Protagonisten und deren Wahrnehmung ihrer Umgebung geschuldet ist. Zusätzlich in dem Bereich kommt es dann natürlich irgendwo zu dem, was man allgemein als „Teendrama“ bezeichnen kann. (Sprich: Die „Herzdame“ der Konstellation angelt sich einen der Jungs und es wird dabei Unverständnis geerntet.) Vor allen Dingen, wenn erst nach dem Zusammenkommen die Interessen des neuen Partners mehr oder weniger durch zufall erkannt werden. Diese Interessen sind dabei natürlich der „Nerdkulture“ geschuldet und damit ist das in Deutschland sehr Populäre Rollenspiel DSA als Freizeitbeschäftigung tatsächlich namentlich erwähnt. Und auf diese Weise kommt langsam eine Art Spiel zustande, in dem es zum einen um popkulturelle eingefärbte Themen geht, die sich aus älteren Konzepten Aufbauen (Wikka-Rituale, die aus irgendeinem Grund dann tatsächlich magisch wirken), aber auch zu ungewöhnlichen Gegenspielern führen. (Hierbei ist das Spiel irgendwo zwischen verschiedenen Ideen irgendwo angesiedelt zu betrachten. Die Gegenspieler sind Massenmenschen, die sich der aufmerksamen Wahrnehmung entziehen. Auf ihre Weise magisch dadurch, aber teilweise von den Zielen her genau auf das Gegenteil jeglicher Magie aufgerichtet.)
Kritisch muss man dabei allerdings noch einen Punkt mit einfügen: Da die Protagonisten Jugendliche sind, muss hier irgendwo dem Problem der eingeschränkten Mobilität rechnung getragen werden. Insofern wird auf diesem Weg eine Art Deus-Ex-Machina-Lösung ins Spiel gebracht, die aber für den weiteren Verlauf der Geschichte in Andeutungen einen wichtigen Part darüber hinaus bekommt.

Fazit

Zuerst einmal muss man sich darüber im Klaren sein, das der Begriff „Jugendbuch“ hier eine Abenteuergeschichte mit einem sehr klaren Fokus auf ein Zielpublikum irgendwo in dem Bereich 12 bis 18 nahe legt. (Das ist für eine weitere Bewertung der Geschichte zwar nicht unbedingt Notwendig zu wissen, sollte aber im Hinterkopf behalten werden, was die eigene Erwartungshaltung anbelangt.) Die Geschichte befindet sich in dieser Hinsicht natürlich auf einem Level, der Themen anders angeht, als es bei einer rein erwachsenen Zielgruppe der Fall wäre. Gelungen ist gerade eben deswegen der Umgang mit den entsprechenden Themen, die gerade auf die Lebenswelt entsprechender Jugendlicher abzielen. (Und wer erwachsen gehaltene Themen mag muss sich da eher an die Dresden Files-Reihe von Jim Butcher halten.)
Womit wir eigentlich auch schon bei dem großen Clou der Geschichte wären: Wir bewegen uns hier im weitesten Sinne nämlich in einem Ausläufer der Urban Fantasy, solange man diesen Begriff der Urbanität mit der städtischen Prägung der Gegenwart gleichsetzt. Das heißt zwar nicht, dass diese spezielle Geschichte in einem urbanem Setting spielt, aber hier ein gewisser Zeitgeist mitschwingt, in dem es gerade um das Problem auch geht, dass wir eben bewusst von Mythenwesen umgeben sind. Die Lösung dabei ist ein Überlappen von Welten, die ansonsten strickt getrennt waren, aber jetzt und in dieser Gegend mit einem mal eine Einheit aufgezwungen bekommen. Wie das funktioniren soll, muss dieses Buch nicht streng Wissenschaftlich erklären, es bedient sich einer Art von magischem Wunder. Und dieser Aspekt des Wunderns ist es gerade, der die Gruppe jugendlicher Nerds als Protagonisten der Geschichte überzeugen lässt: Als Gruppe sind sie in dieser Konstellation und aufgrund ihres Hintergrundes bereit sich auf diese Wunder einzulassen. (Es gibt sogar im Buch immer wieder kleinere, versteckte Hinweise, welche Gründe für diese ansonsten eher kindliche Begeisterung für eine solche phantastische Welt aufzeigen.) Auf diese Weise ist ein solcher Ausbruch aus der Rationalität der Welt möglich und schafft dadurch nicht die ansonsten üblichen Probleme bei Geschichten dieser Art, wo häufig gerade bei einem urplötzlichen „Glauben“ der handelnden Figuren der s.g. „Sense of Wonder“ zeitweise überstrapaziert wird.
Alles in Allem also eine sehr gut gemachter Auftakt für eine Trilogie, die zwar bei ein paar Stellen eventuell knarzt (Fionas Beweggründe sich ausgerechnet an dieses Außenseiter-Trio zu wenden, sind für mich so z.B. nicht vollkommen einleuchtend) allerdings kann man solche Sachen dann bis zu einem gewissen Grad doch noch akzeptieren.
Übrigens muss ich noch hinzufügen, dass der „Sagenhafte Anhang“ am Ende noch ein zusätzliche sehr schöne Idee für jemanden ist, der weder mit der Eifel noch mit der dortigen Mythenwelt wirklich verbunden ist. Hier werden auf ein paar Seiten die einzelnen im Buch auftauchenden Mythenwesen und deren Hintergrund erklärt, genauso wie ein paar Hinweise gegeben werden, wo aus kreativen Gründen Umdeutungen Seitens der Autorin gemacht wurden.
Insgesamt handelt es sich also um einen wirklich schönen Ansatz im Gesamtpaket, der, solange man sich a.) auf das Genre und b.) auf das Thema einlassen kann ein paar schöne Stunden Lesevergnügen bereiten kann.

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