Cover: Mohiro Kitoh Naru Taru Band 04 Verlag: EMA:adult |
Der vierte Band von
Naru Taru bekommt noch einmal mehrere Ebenen an Graustufen oben drauf
geschüttet, als wir sie bis hierhin gekannt hatten: Zuerst einmal
beginnt es eigentlich mit dem Versuch, dass Shiina Akira befreien
will. (Okay, wie zu erwarten war, tut sie es auch, allerdings geht
die Handlung danach erstmal stark bergab.) Zum ersten Mal sehen wir
nämlich so Richtig das entsprechende Aufeianndertreffen zwischen den
Drachenkindern/Knochendrachen der „sozialdarwinistischen“
Jugendlichen und dem Militär. Und zum ersten mal wird einem wohl
auch hier so richtig bewusst, warum diese Jugendlichen eigentlich
Schusswaffen organisiert hatten: Die Fähigkeit der Drachenkinder,
diese Gegenstände zu replizieren und entsprechend die Kopien
einzusetzen, macht aus diesem Aufeinandertreffen ein bosartiges
Kampfgeschehen unter Einsatz von Schußwaffen. (Und Giftgas.) Dabei
bemerkt man allerdings auch, dass die Verbindung zwischen den
Drachenkindern und ihren, hm… „Wirten“ … in beide Richtungen
geht, so das (auch wenn die direkten Folgen einer Verletzung für den
Anwender auf der menschlichen Seite keine wirklichen Verletzungen zur
Folge haben) aus einer besächdigten Drachenkind ein entsprechend
unter ungeheuren Schmerzen sich krümmender Mensch entsteht, der für
eine gewisse Zeit zu einer sabbernden, sich einnässenden Puppe wird.
Innerhalb dieser
Erfahrungen werden aber auch die stärke Shiinas und die Labilität
Akiras immer mehr Thematisiert. Und was für Folgen der jeweilige
Umstand auf den entsprechenden Charakter hat. (Ein junges Mädchen,
dass spontan zu einer Pistole greift, um sich damit das Hirn
wegpusten zu wollen, ist auf der Bildlichen Ebene, so abstrakt sie
hier auch letzten Endes ist, immer noch schwere Kost.)
Und wir wissen
darüber hinaus ja auch, dass noch dieses „Geschwisterpaar“ aus
dem ersten Band jetzt als dritte Fraktion eingeführt worden ist. Sie
sind ebenfalls Wissend, was die Knochendrachen und ihre Fähigkeiten
anbelangt, aber scheinen dabei aus irgendeinem Grund nicht unbedingt
bereit zu sein, dieses Wissen weiterzugeben. Wobei Tsurumaru noch
einen Aspekt oben drauf haut, der ihn auf der Meta-Ebene zu einem
Arschloch macht: Wir erfahren in einem der letzten Kapitel das er
eine Affäre mit einer 14 Jährigen Schülerin pflegte und darüber
hinaus noch Andeutungen macht, dass diese nicht die einzige
Heranwachsende war, die er auf der biologisch-gesellschaftlichen
Ebene zerstört hat. (Hier spielt wohl zu großen Teilen das
japanische Leitbild der Ehre mit hinein, wobei ich mich im Moment
Frage, wie Teenager-Schwangerschaften dort drüben betrachtet werden.
Wenn das Klischee über asiatische, traditionelle Gesellschaften, was
hierzulande vorherrscht allerdings einen Funken Wahrheit beinhalten
sollte, dürfte so ein Umstand für die betreffende, junge Dame einem
gesellschaftlichem Todesurteil gleichkommen. Ein gefallenes Mädchen,
sozusagen.)
Und wenn ich jetzt
nicht eine Panel-Genaue Nacherzählung des Inhaltes abgeben will, war
es das eigentlich auch schon, was es insgesamt hier im Groben
zusammenzufassen gibt.
Irgendwo schwanke
ich im Moment gerade nach diesem Band zwischen WtF? und Begeisterung.
Was den Band ausmacht ist diese absurd wirkende Mischung, die ich ja
schon häufiger bis hierhin angesprochen habe, die Naru Taru ausmacht
und eigentlich extrem Jugendgerechtes Charakterdesighn mit
unglaublich finsteren Themen mischt. Hoshimaru erfüllt einfach die
ganze Zeit über dieses Kindchenschema und ist zeitgleich dabei eine
unglaubliche Kampfsau. Dazu kommen dann noch die anderen Handlungen
der übrigen Gruppen hinzu, die man immer wieder sieht und die dabei
Äußerungen von sich geben, die absolut Menschenverachtend sind.
Und was dabei dann
insgesamt so verwundert ist am Ende der Grad der dargestellten
Gewalt: Im Grunde genommen werden (wenn ich das jetzt Richtig im Kopf
habe) zwar durchaus immer wieder Menschen umgebracht, aber das
drastischste, was man dabei sieht ist in der Regel Sachschaden.
Und selbst wenn
tatsächlich tote Menschen gezeigt werden, dann erfährt man das eher
über die Exposition, als das goorige Szenen gezeigt werden. (Was,
wenn man die vermutete Altersgruppe dieser Reihe in Betracht zieht
und z.B. mit anderen, ähnlich alten Klassikern wie „Eden: It‘s
an endless World“ vergleicht, echt ungewöhnlich ist.)
Und wenn man das
dann noch mit den handelnden Personen vergleicht und der Art und
Weise, wie sie argieren und man Schrittweise immer wieder darüber
stolpert, dass eine vermeindlich freundliche Person auf den zweiten
Blick plötzlich wieder einen finsteren Abgrund der menschlichen
Psyche aufmacht. Und fast alle diese Personen sind irgendwo
kaltherzige Psychopathen/Soziopathen.
Fazit
Der vierte Band
passt ohne weitere Bedenken in seine Vorgänger mit hinein. Es bleibt
trotz allen hellen Momenten unglaublich finster. Das Problem ist die
angedeutete Präsentation der immer wieder mal aufgegriffenen Themen
links und rechts der Geschichte, die letzten Endes die Sorgen und
Ängste von Erwachsenen über Kinder widerspiegeln. Wer da eventuell
zu zart beseitet ist kann damit wohl eindeutig wenig anfangen, aber
trotz alledem: Es bleibt spannend zu verfolgen, wie die
entsprechenden Charaktere sich Schritt für Schritt ständig
weiterentwickeln.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen