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Cover: Clamp X/1999 (Band 04) Verlag: Carlsen Comics |
Hatte ich in der
Rezension von Band 3 noch gesagt, das mir so langsam aber Sicher die
Exposition fehlt, kommt so etwas in der Art jetzt endlich zum tragen.
Während Fuma von den Erinnerungen an Alpträumen geplagt ist und
Kotori schwört, dass sie jetzt eine eigene Stärke entwickeln muss,
kommt es bei Kamui zu einer Schicksalsschweren Begegnung.
Sorata fordert
Arashi nach einem Essen dazu auf, dass diese Ihn und Kamui zu
Prinzessin Hinoto führen soll. Und in bester Ben Kenobi-Manier
erklärt diese ihm den Hintergrund der Ereignisse bis heirhin…
„from a certain point of view“. Nur müssen wir hier nicht bis
zum Abschluss einer Film-Trilogie warten, bis es zur Auflösung
kommt.
Der Hintergrund ist
der: Tokyo ist eine besondere Ortschaft voller Schutzkreise, welche
die Erde beschützen. Sollte also diese Stadt fallen, ist das
Schicksal der Welt besiegelt. Und der Kampf wird zwischen zwei
Fraktionen stattfinden. (Die zu allem Überfluß auch noch jeweils
die magische Zahl der Sieben repräsentieren.) Die Erddrachen, auch
als „die sieben Boten“ bekannt, wollen die Erde vernichten. Die
Himmelsdrachen, in diesem Kontext auch als „die sieben Siegel“
genannt, stellen die Gegenseite dar, die alles erhalten möchten.
(Was genau jetzt die jeweils intrinsischen Motive gerade bei den
Erddrachen sind, wird aus dieser Perspektive natürlich nicht
erklärt. Es wird nur so dargestellt, dass die Himmelsdrachen gerade
auf der Seite der Menschheit stehen, weil zumindest ein Mitglied
dieser Gruppierung bis hierhin von dem Schutz von Unschuldigen
gesprochen hat.)
Kamui stellt in
dieser ganzen Kosmologie eine ganz besondere Rolle dar. Hinoto
eröffnet ihm, dass sein Name soviel wie „der die Macht Gottes
vertritt“ bedeutet. (Nur um dann im Anschluß von Kanoe noch in
soweit berichtig tzu werden, dass der Name auch „der die Macht
Gottes jagdt“ bedeuten kann. Die ganze Eröffnung findet in einer
Vision statt, die Hinoto mit Kamui teilt. Und wie man zumindest bis
hierhin weiß ist Kanoe zumindest in der Lage in die „Träume“
ihrer Schwester einzudringen.)
Kamui erfährt durch
diese Konfrontation, dass er eine Wahl hat, ob er die Erd- oder die
Himmelsdrachen anführen will. Und das alles in der üblichen,
überbordendenden Symbolik, die die Visionen von Hinoto bis hierhin
schon immer dargestellt haben.
Was man dann am Ende
erfährt ist, dass jetzt alle Personen in Tokyo angekommen seien, die
etwas mit dem Weltuntergang zu tun hätten.
Was soll man zu
diesem Band jetzt sagen? Zuerst einmal: Das Artwork weiß bis hierhin
auch weiterhin zu überzeugen. Es bleibt zwar irgendwie unglaublich
prätentiös und Kitischig, aber das ist man ja bereits insgesamt
gewöhnt.
Der Fakt, dass man
dabei aber auch endlich mal erfährt wo man eigentlich dran ist bei
der ganzen Geschichte kommt glücklicherweise auch nicht zu spät –
auch wenn die ersten drei Bände die nerfliche Anspannung, was das
Thema anbelangt, fast schon überstrapaziert haben. Ich frage mich im
Moment wirklich, wie das die Personen erlebt haben, die die Serie mit
verfolgt haben, als sie hierzulande ursprünglich veröffentlicht
wurde.
Der Punkt bei dieser
ganzen Angelegenheit, der für die Geschichte noch Spannungen
hervorbringt ist die Geschichte mit der „Wahl“, die Kamui hat.
Bis hierhin weiß keiner von uns, was diese Wahl eigentlich bedeutet,
denn wie wir im dritten Band erfahren haben, existiert so etwas wie
ein zweites Schwert und ein Spiegel zu Kamui, ein „Zwilling“, wie
es im dritten Band hieß. Das alles ist zwar in dieser Hinsicht sehr
Visionenhaft verzerrt, allerdings weist einiges darauf hin, dass
diese Visionen und die komplette Kosmologie hinter X äußerst
plakativ Aufgebaut und präsentiert wird. So wie es zwei
„Drachenarten“ in den Visionen gibt, die jeweils eine der
bestimmenden Seiten repräsentieren, die um den Weltuntergang
kämpfen, scheint es demnach auch zwei tatsächliche Figuren zu
geben, die Kamui repräsentieren, so das es sich in dieser Geschichte
vermutlich nicht länger um einen Namen, sondern um einen Titel
handelt. Eine Funktion. Und dementsprechend existieren auch
tatsächlich zwei heilige Schwerter.
Wenn wir jetzt also
all diese Faktoren zusammenrechnen bliebe aus der Perspektive eines
Erstlesers folgende Frage offen: Wer ist die zweite Figur, die den
Titel des Kamuis innehat. (Angesichts der Tatsache, dass der
namentliche Kamui die Wahl treffen kann, muss der andere Kamui also
demgegenüber die andere Position vom Schicksal aus betrachtet
einnehmen.)
Also bleibt jetzt
einfach die Frage offen: Wer ist dieser andere Kamui? Wie entsteht
ein heiliges Schwert? (Da diese Waffe ja anscheinend auch ein
Gegenstück haben muss?) Und vor allen Dingen: Was genau ist für
Kanoe so interessant an Fuma? (Von dem wir ja bereits festegstellt
haben, dass er ebenfalls irgendwelche besonderen Fähigkeiten haben
muss.)
Fazit
Diesen Band hier
wirklich zu beurteilen ist schwierig. Klar, er ist in dem typischen,
überbordendem Kitsch gehalten, der die ersten drei Bände bereits
auszeichnete. Der Punkt bie der Sache ist nur, dass er eigentlich
viel zu spät alles eröffnet. (Die bereits zum dritten Band
gewünschte Exposition findet hier endlich statt.) Ich verstehe,
warum man sich diesen alles erklärenden Moment ausgerechnet bis
hierhin aufgespart hat. Diese Szene ist an sich so deutlich
Eindrucksfoller gehalten, wenn alles durch die Visionen von Hinoto
entsprechend erklärt wird. (Und auch beide Positionen durch das
entsprechende Eingreifen von Kanoe offenbart werden.) Als Leser wird
man Quasi wie Kamui an die ganze Sache herangeführt. Das Problem ist
nur: Wie hat es diese Serie geschafft bis hierhin zu überleben. (Und
noch dazu den entsprechenden Kultstatus zu erlangen, den sie
zumindest um 2002 herum hatte, als ich zum ersten mal über sie
gestolpert bin.)
Aktuell bin ich eher
gewillt diesem Band deswegen Pluspunkte zu geben, weil er nach dieser
leicht enerfierenden Unwissenheit zumindest ein wenig Licht ins
dunkle bringt. Für sich allein betrachtet ist er allerdings auch nur
so ein „Zwischending“ das existiert, um zu etwas anderem
hinzuleiten. (Bei anderen Serien hätte ich jetzt gesagt: Zur Action
hinleiten soll. Allerdings hatte „X“ wohl ursprünglich ein
weibliches Zielpublikum gehabt, dementsprechend weiß ich hier noch
nicht, was die jeweilige Erwartungshaltung beim anderen Geschlecht
wäre.)
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