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Cover: Clamp: X/1999 (Band 05) Verlag: Carlsen Comics |
Und weiter geht es
mit dieser unglaublich langgezogenen Geschichte: Nachdem Kamoe im
letzten Band Kamui erstmal offenbart hat, dass Hinoto einen Teil
seiner Möglichkeiten verschwiegen hat ist die offensichtliche
Hauptfigur in dieser Geschichte natürlich entsprechend angepisst.
Allerdings kommt es zusätzlich dazu zu weiteren Ereignissen: Zum
einen wird der Bannkreis, der den Keller des Parlaments eigentlich
schützen sollte, durchbrochen, weswegen der Raum der Prinzessin von
einem Erdbeben und anschließend von einer Illusion heimgesucht wird.
Nachdem Hinoto noch
unter Tränen bestätigt hat, dass Kamui tatsächlich diese Wahl hat
(ihm aber auch nochmal zu erklären versucht, was die Wahl der
Erddrachen am Ende bedeutet) verschwindet Kamui, nur um später auf
Kotori zu stoßen. Insofern spielt diese Geschichte sehr viel mit
Rückblenden auf Szenen zwischen Kamui und seiner Mutter, sowie Kamui
und Kotori. (Außerdem erfahren wir noch ein bisschen was, was die
Beziehung zwischen Arashi und Sorata angeht… also was es mit diesem
„Ich habe mich für dich entschieden“ auf sich hat, was Sorata
immer wieder mal hatte fallen lassen.) Von daher ist dieser Band bis
jetzt sogar der langweiligste überhaupt, auch wenn die Geschichte
hier ein wenig auf Kamui eingeht und noch dazu ein wenig aufbaut, was
für ihn eventuell von Wert ist. (Insgesamt wurde Kamui bis hierhin
als aufbrausendes Arschloch präsentiert, dem anscheinend alle
Menschen rund um ihn herum egal sind.) Das dies nicht so ganz stimmen
kann, wird dadurch offensichtlich, wenn man die entsprechende
Vergangenheit zwischen Kamui und Kotori betrachtet und was diese im
speziellen für die Fokus-Figur dieser Geschichte letzten Endes
bedeutet. Natürlich behalten alle Leute ansonsten das Treiben im
Hintergrund im Auge. Und wir erfahren, was es mit der Nacht auf sich
hatte, als das Haus von Kamuis Tante niedergebrannt wurde.
(Anscheinend wurde einem weiteren Himmeldrachen dabei eine besondere
Aufgabe erteilt, die anders als die meisten anderen Siegel, eine eher
sinnliche Rolle innehat. Sie stellt dabei einen eindeutigen Bruch zu
den ansonsten traditionellen, spirituellen Hintergründe dar, die die
meisten, bis hierhin eingeführten Himmelsdrachen innehaben. Was
diese Form der Darstellung bis zu einem gewissen Grad jetzt nicht
gänzlich dem Feld der Boten überlässt.)
Technisch gesehen
müsste man hier jetzt von einem weiteren Band grenzenloser
Langeweile sprechen, weil hier wieder einmal „nichts“ passiert.
Andererseits muss man aber sagen, dass hier eher noch mehr exposition
betrieben wird, um das ganze seltsame Setting überhaupt begreifbar
zu machen: Technisch versuchen hier zwei Gruppen hochgradig
übernatürlich begabter Individuen sich gegenseitig zu zerfleischen,
um die Welt zu vernichten. (Unabhängig davon, dass Menschen dazu
tendieren, sich gegenseitig sehr viel dummes Zeug anzutun, macht
allerdings das Ziel zumindest einer Gruppe dabei eine ganze Menge
unverständlich.) Dadurch, dass Kamui jetzt aufgrund seiner bisherig
arroganten Art beinahe eher den Eindruck erweckt hätte, jetzt schon
„auf der anderen Seite“ zu stehen, bekommt er durch diesen Band
nochmal einen Grund präsentiert, was diese Entscheidung dann für
den Augenblick eher fragwürdig macht. (Man muss halt abwarten, für
was sich die Damen von Clamp dann wirklich entschlossen haben.)
Der hängende Punkt
bei dieser ganzen Geschichte ist also tatsächlich für den
Augenblick die Wahl Kamuis, die dieser treffen wird – und gerade
wenn man den ganzen Aufwand in Betracht zieht, der bis hierhin
betrieben wurde, um überhaupt begreiflich zu machen, dass diese Wahl
Kauis von zentraler Bedeutung ist scheint es erst einmal eher
fragwürdig, dass die „eindeutige Wahl“ wirklich geschehen wird…
oder zumindest sieht es für den Augenblick noch so aus, als wollte
man mehr Zeit erstmal damit verwenden um klar zu machen, was am Ende
Kamui dazu treiben wird, seine Wahl zu fällen. Geht man den
entsprechenden Andeutungen allerdings nach, wird das hier eine Wahl
zwischen Pest und Kolera werden. (Und auch wenn Kamui im Moment noch
sagt, dass er neutral in diesem Konflikt bleiben wird, ist das nicht
die Art von Geschichte, die großartig viele Grautöne zulässt.)
Instinktiv möchte
man also erstmal lauthals ein „Langweilig!“ in den Raum würfeln…
bis man dann ein wenig drüber nachdenkt: Eigentlich ist es ganz
spannend, dass hier so viel Zeit dafür in Anspruch nimmt, um auf
eine unglaublich elaborierte Weise etwas zu präsentieren, dass auf
dermaßen komische Art fortgeführt wird. Sprich: Irgendwie beginnt
dieses Gefühl der langweile dann doch ein gewisses Maß an interesse
zu wecken.
Fazit
Der Zwischenband,
nach dem Zwischenband, nach dem Zwischenband einer unglaublick
langatmigen Story. Im Moment frage ich mich auch so ein wenig, was
mich überhaupt nochmal dazu geritten hat, diese Serie nochmal
aufzugreifen, allerdings beginne ich im Moment auch ein paar andere
Faktoren festzustellen, die diesen Band durchaus interessant machen.
Man braucht anscheinend wirklich eine Menge Geduld, um mit Clamp in
dieser Serie warm zu werden. Aber die Damen scheinen damals wirklich
ein glückliches Händchen bewisen zu haben, was die langsame unruhe
angeht, die dazu führt, dass man am Ende doch weiterlesen will.
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