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Cover: Eden. It's an endless World Band 01 Verlag: Feest Manga/EMA |
Hiroki Endos „Eden.
It‘s an Endless World“ ist eine dieser seltsamen Serien, die mir
zumindest nie so ganz aus dem Kopf gehen wollten. Insofern ist es
vermutlich kein Wunder, dass ich hier gerade einen der Titel vor mir
habe, die ich auf jeden Fall in meiner Sammlung verfollständigen
wollte, als ich vor ein paar Jahren wieder auf den Geschmack von
Comics insgesamt gekommen bin.
Doch bevor ich hier
zu sehr in Sentimentalitäten abschweife: Worum geht es eigentlich
bei diesem ersten Band?
Technisch gesehen
ist die Geschichte zweigeteilt. (Und so ganz klar „Wann?“ Eden
spielt ist mir jetzt auch nicht.) Wir haben es aber zumindest mit
einem Nahem Zukunft-Szenario zu tun.
Was aus meiner
Perspektive etwas ungewöhnliches ist, ist der Umstand, dass Eden mit
einem Prolog anfängt: Wir erfahren zuerst die Geschichte von Hanna
und Enoa, die in der Namensgebenden Biosphäre „Eden“
aufgewachsen sind. Scheinbar gab es in der Vergangenheit dieser Welt
eine Virusepedemie, die dazu führte, dass die erkrankten Menschen
eine kristallisierte, verhärtete Haut entwickelten, die sie
schließlich daran hinderte sich überhaupt Bewegen zu können und
somit zu einem wie auch immer geartetem Tot durch verhungern führte.
Die Folge davon ist, dass in dieser Welt überall leere Hüllen
herumliegen. (Und es hat zumindest am Anfang der Geschichte beinahe
den Eindruck, dass die beiden Kinder die einzigen Überlebenden der
gesamten Katastrophe sind, die jetzt dem Menschen, der sie
Großgezogen hat dabei zusehen, wie dieser stirbt.
Wir erfahren dabei
in Rückblicken ein wenig über den Vater von Enoa, wie dieser zuerst
nach Eden kam und die Biosphäre nach einem Zwischenfall wieder
verließ, um mit Hilfe einer „Gruppe mit Idealen“ Namens
Propatria und einem scheinbaren Impfstoff die Menschheit doch noch zu
retten.
In diese Situation
bricht mit einem mal ein Gruppe von Helikoptern ein. Auf den ersten
Blick scheint es sich dabei um die Wieder in Kraft gesetzte UNO zu
halten. Nur das kaum das die militärischen Gruppen einen Fuß in das
Szenario gesetzt haben ein „Putsch“ erklärt wird und „Propatria“
die Führung übernimmt. Das Ende der ganzen Geschichte ist dann ein
Eingriff von einem alten, militärischen Roboter Namens Cherubim, den
Enoa in einem verschlossenem Lager gefunden hatte, welcher die
Eindringlinge auslöscht.
Danach kommt es zu
einem Zeitsprung (ohne das man sofort merkt, dass dieser Zeitsprung
passiert.) Wir beobachten Eliah (dessen Namen man auch erst deutlich
später erst erfährt) dabei, wie er in einer heruntergekommenen
Ruinenlandschaft zu überleben versucht. Das einzig vertraute Element
dabei ist Eliahs begleitung: Der Roboter Cherubim, der anscheinend
seid 20 Jahren im Einsatz ist. (Was alles jeweils Details sind, die
man sehr spät und in Nebensätzen an den Kopf geworfen bekommt.) Der
Punkt bei dieser ganzen Sache is tnur: Während Eliah die ganze Zeit
über das eigene Überleben und ein wenig unsinnigen „Schick“
nachdenkt hat Cherubim so etwas wie einen moralischen Gedanken im
verlauf der Zeit entwickelt. (Man darf das nicht missverstehen: Der
Roboter ist nachwievor eine KI gesteuerte Kriegsmaschine. Nur das
diese Kriegsmaschine so etwas wie Fragen entwickelt hat, was sein
Unverständnis zum menschlichen verhalten anbelangt. Es kommt
tatsächlich zu einer Diskussion, ob man nicht – auch um das eigene
Überleben zu sichern – nicht wenigstens ein paar Küken eines
getöteten Vogels, der in dieser Situation gerade auf dem Feuer
gegrillt wird, hätte mit sich nehmen und aufziehen können. Nur das
dieser Umstand später dadurch unterbrochen wird, dass Eliah von
Guerilla-Kämpfern überwältigt wird, die ihm im Schlaf überrascht
haben. (Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine sehr bunte
Truppe unterschiedlicher Hautfarben.) Diese vermutlich
Paramilitärische Truppe drängt sich Eliah auf und sagt, sie würde
mit ihm und seinem begleiter „mitfahren“, um die Anden zu
überqueren. (Der Grund dabei ist, dass man davon ausgeht, dass beide
Reisegruppen anscheinend durch Propatria-Gebiet wollen.)
Eden fällt – wie
bereits gesagt – in den Bereich der „Near Futur“-Geschichten.
Dabei spielt es noch nicht mal eine so große Rolle, ob diese Zukunft
jetzt aus unsere Perspektive 20 oder 100 Jahre in die Mögliche
Zukunft gesetzt ist. Der Punkt bie der gesammten Sache ist letzten
Endes: Wir haben es hier mit einem postapocalyptischen
Cyberpunk-Artigem Setting zu tun, bei dem noch nicht so genau klar
ist, wie die Welt eigentlich im großen und ganzem Aussieht. Was
auffällt ist, dass dieser Band – obwohl sehr viele Andeutungen für
blutige Gewallt gemacht werden – einen unglaublich „schwafeligen“
Auftakt macht, indem er zuerst die Menschfrage stellt. Also genau
gesagt, was es letzten Endes bedeutet, ein Mensch zu sein. Was
grundlegende Bedürfnisse seien, die scheinbar jeden Menschen
gleichmaßen verbinden. (Und vor allen Dingen: Was ist man letzten
Endes bereit zu tun, um die eigene Haut zu retten.) Ich erinnere mich
daran, dass die Serie sehr stark als „philosophisch“ beworben
worden ist, als ich damals zum ersten mal auf sie aufmerksam geworden
bin. Und wenn wir aus diesem ersten Band eine Art Prognose für den
weiteren Verlauf stellen wollen, würde ich für den Augenblick davon
ausgehen, dass moralische Dilemma immer wieder im Fokus stehen
dürften. (Der Punkt hierbei ist, dass ich selbst zum ersten mal seid
Jahren wieder diese Bände in die Hand genommen habe. Von daher ist
das hier auch für mich gerade ein „Wiederentdecken“ und
eventuell auch ein „Neuverlieben“. Die Erinnerungen selbst sind
bei mir allerdings nur noch sehr Schwammig, wie ich gerade
festgestellt habe. Eine Szene des Prologs ist z.B. gar nicht so
geendet, wie ich sie vermeidlich in Erinnerung hatte.)
Grundsätzlich muss
man aber sagen: Dieser Manga ist garantiert keine leichte Kost. Er
ist blutig und an manchen Stellen immer wieder unglaublich
verstörend. Zeitgleich ist er aber auch immer wieder um einiges
menschlicher, als man es bei dieser Form von Unterhaltung
normalerweise erwartet. Wir haben hier kein klar definiertes Gut oder
Böse, sondern ständig unglaubliche Grautöne, die man in dieser
Form auch erst einmal verdauen muss. Dazu kommt dann noch die
Tatsache, dass Cyberware auf einer alltäglichen Ebene eine
Notwendigkeit geworden zu sein scheint, die mal mehr und mal weniger
Umfangreich ausfallen kann. Insofern dürfte diese Serie insgesamt
erst einmal eine sehr interessante Entwicklung durchmachen.
Fazit
Wenn man sich
vollkommen darüber im klaren ist, dass auf den Seiten dieses Mangas
Gewallt eine sehr zentrale, storyimmanente Notwendigkeit darstellt
und dabei immer wieder seltsame Augenblicke des Schwafelns
hinzugepackt werden bekommt man eine herrlich verstrickte,
langfristig wohl sehr eigenwillige Zukunftsspekulation zu sehen, in
der es erst einmal nur über so etwas wie den „alltäglichen
Überlebenskampf“ in einer nicht mehr ganz so alltäglich
lebenswerten Welt zu gehen scheint. Es bleibt abzuwarten, was es mit
den angedeuteten Gruppierungen wie Propatria auf sich haben wird und
wie diese zu dem vermeitlich freien Rest der Welt stehen. Klar ist
nur, dass wir es hier anscheinend mit einer sehr fokussierten
Familienerzählung zu tun haben. (Wir verfolgen Quasi die Entwicklung
von Hanna, Enoa und deren Kindern in der Welt, in der das Virus so
weit gewütet hat, dass scheinbar ganze Großstädte nur noch
Ruinenlandschaften sind. (Und das über Jahrzehnte.)
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