Montag, 24. September 2018

Rezension: Hiroki Endo: Eden. It‘s an Endless World (Band 01)

Cover: Eden. It's an endless World
Band 01
Verlag: Feest Manga/EMA
Hiroki Endos „Eden. It‘s an Endless World“ ist eine dieser seltsamen Serien, die mir zumindest nie so ganz aus dem Kopf gehen wollten. Insofern ist es vermutlich kein Wunder, dass ich hier gerade einen der Titel vor mir habe, die ich auf jeden Fall in meiner Sammlung verfollständigen wollte, als ich vor ein paar Jahren wieder auf den Geschmack von Comics insgesamt gekommen bin.
Doch bevor ich hier zu sehr in Sentimentalitäten abschweife: Worum geht es eigentlich bei diesem ersten Band?

Technisch gesehen ist die Geschichte zweigeteilt. (Und so ganz klar „Wann?“ Eden spielt ist mir jetzt auch nicht.) Wir haben es aber zumindest mit einem Nahem Zukunft-Szenario zu tun.
Was aus meiner Perspektive etwas ungewöhnliches ist, ist der Umstand, dass Eden mit einem Prolog anfängt: Wir erfahren zuerst die Geschichte von Hanna und Enoa, die in der Namensgebenden Biosphäre „Eden“ aufgewachsen sind. Scheinbar gab es in der Vergangenheit dieser Welt eine Virusepedemie, die dazu führte, dass die erkrankten Menschen eine kristallisierte, verhärtete Haut entwickelten, die sie schließlich daran hinderte sich überhaupt Bewegen zu können und somit zu einem wie auch immer geartetem Tot durch verhungern führte. Die Folge davon ist, dass in dieser Welt überall leere Hüllen herumliegen. (Und es hat zumindest am Anfang der Geschichte beinahe den Eindruck, dass die beiden Kinder die einzigen Überlebenden der gesamten Katastrophe sind, die jetzt dem Menschen, der sie Großgezogen hat dabei zusehen, wie dieser stirbt.
Wir erfahren dabei in Rückblicken ein wenig über den Vater von Enoa, wie dieser zuerst nach Eden kam und die Biosphäre nach einem Zwischenfall wieder verließ, um mit Hilfe einer „Gruppe mit Idealen“ Namens Propatria und einem scheinbaren Impfstoff die Menschheit doch noch zu retten.
In diese Situation bricht mit einem mal ein Gruppe von Helikoptern ein. Auf den ersten Blick scheint es sich dabei um die Wieder in Kraft gesetzte UNO zu halten. Nur das kaum das die militärischen Gruppen einen Fuß in das Szenario gesetzt haben ein „Putsch“ erklärt wird und „Propatria“ die Führung übernimmt. Das Ende der ganzen Geschichte ist dann ein Eingriff von einem alten, militärischen Roboter Namens Cherubim, den Enoa in einem verschlossenem Lager gefunden hatte, welcher die Eindringlinge auslöscht.

Danach kommt es zu einem Zeitsprung (ohne das man sofort merkt, dass dieser Zeitsprung passiert.) Wir beobachten Eliah (dessen Namen man auch erst deutlich später erst erfährt) dabei, wie er in einer heruntergekommenen Ruinenlandschaft zu überleben versucht. Das einzig vertraute Element dabei ist Eliahs begleitung: Der Roboter Cherubim, der anscheinend seid 20 Jahren im Einsatz ist. (Was alles jeweils Details sind, die man sehr spät und in Nebensätzen an den Kopf geworfen bekommt.) Der Punkt bei dieser ganzen Sache is tnur: Während Eliah die ganze Zeit über das eigene Überleben und ein wenig unsinnigen „Schick“ nachdenkt hat Cherubim so etwas wie einen moralischen Gedanken im verlauf der Zeit entwickelt. (Man darf das nicht missverstehen: Der Roboter ist nachwievor eine KI gesteuerte Kriegsmaschine. Nur das diese Kriegsmaschine so etwas wie Fragen entwickelt hat, was sein Unverständnis zum menschlichen verhalten anbelangt. Es kommt tatsächlich zu einer Diskussion, ob man nicht – auch um das eigene Überleben zu sichern – nicht wenigstens ein paar Küken eines getöteten Vogels, der in dieser Situation gerade auf dem Feuer gegrillt wird, hätte mit sich nehmen und aufziehen können. Nur das dieser Umstand später dadurch unterbrochen wird, dass Eliah von Guerilla-Kämpfern überwältigt wird, die ihm im Schlaf überrascht haben. (Technisch gesehen handelt es sich dabei um eine sehr bunte Truppe unterschiedlicher Hautfarben.) Diese vermutlich Paramilitärische Truppe drängt sich Eliah auf und sagt, sie würde mit ihm und seinem begleiter „mitfahren“, um die Anden zu überqueren. (Der Grund dabei ist, dass man davon ausgeht, dass beide Reisegruppen anscheinend durch Propatria-Gebiet wollen.)

Eden fällt – wie bereits gesagt – in den Bereich der „Near Futur“-Geschichten. Dabei spielt es noch nicht mal eine so große Rolle, ob diese Zukunft jetzt aus unsere Perspektive 20 oder 100 Jahre in die Mögliche Zukunft gesetzt ist. Der Punkt bie der gesammten Sache ist letzten Endes: Wir haben es hier mit einem postapocalyptischen Cyberpunk-Artigem Setting zu tun, bei dem noch nicht so genau klar ist, wie die Welt eigentlich im großen und ganzem Aussieht. Was auffällt ist, dass dieser Band – obwohl sehr viele Andeutungen für blutige Gewallt gemacht werden – einen unglaublich „schwafeligen“ Auftakt macht, indem er zuerst die Menschfrage stellt. Also genau gesagt, was es letzten Endes bedeutet, ein Mensch zu sein. Was grundlegende Bedürfnisse seien, die scheinbar jeden Menschen gleichmaßen verbinden. (Und vor allen Dingen: Was ist man letzten Endes bereit zu tun, um die eigene Haut zu retten.) Ich erinnere mich daran, dass die Serie sehr stark als „philosophisch“ beworben worden ist, als ich damals zum ersten mal auf sie aufmerksam geworden bin. Und wenn wir aus diesem ersten Band eine Art Prognose für den weiteren Verlauf stellen wollen, würde ich für den Augenblick davon ausgehen, dass moralische Dilemma immer wieder im Fokus stehen dürften. (Der Punkt hierbei ist, dass ich selbst zum ersten mal seid Jahren wieder diese Bände in die Hand genommen habe. Von daher ist das hier auch für mich gerade ein „Wiederentdecken“ und eventuell auch ein „Neuverlieben“. Die Erinnerungen selbst sind bei mir allerdings nur noch sehr Schwammig, wie ich gerade festgestellt habe. Eine Szene des Prologs ist z.B. gar nicht so geendet, wie ich sie vermeidlich in Erinnerung hatte.)

Grundsätzlich muss man aber sagen: Dieser Manga ist garantiert keine leichte Kost. Er ist blutig und an manchen Stellen immer wieder unglaublich verstörend. Zeitgleich ist er aber auch immer wieder um einiges menschlicher, als man es bei dieser Form von Unterhaltung normalerweise erwartet. Wir haben hier kein klar definiertes Gut oder Böse, sondern ständig unglaubliche Grautöne, die man in dieser Form auch erst einmal verdauen muss. Dazu kommt dann noch die Tatsache, dass Cyberware auf einer alltäglichen Ebene eine Notwendigkeit geworden zu sein scheint, die mal mehr und mal weniger Umfangreich ausfallen kann. Insofern dürfte diese Serie insgesamt erst einmal eine sehr interessante Entwicklung durchmachen.

Fazit


Wenn man sich vollkommen darüber im klaren ist, dass auf den Seiten dieses Mangas Gewallt eine sehr zentrale, storyimmanente Notwendigkeit darstellt und dabei immer wieder seltsame Augenblicke des Schwafelns hinzugepackt werden bekommt man eine herrlich verstrickte, langfristig wohl sehr eigenwillige Zukunftsspekulation zu sehen, in der es erst einmal nur über so etwas wie den „alltäglichen Überlebenskampf“ in einer nicht mehr ganz so alltäglich lebenswerten Welt zu gehen scheint. Es bleibt abzuwarten, was es mit den angedeuteten Gruppierungen wie Propatria auf sich haben wird und wie diese zu dem vermeitlich freien Rest der Welt stehen. Klar ist nur, dass wir es hier anscheinend mit einer sehr fokussierten Familienerzählung zu tun haben. (Wir verfolgen Quasi die Entwicklung von Hanna, Enoa und deren Kindern in der Welt, in der das Virus so weit gewütet hat, dass scheinbar ganze Großstädte nur noch Ruinenlandschaften sind. (Und das über Jahrzehnte.)

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