Montag, 17. September 2018

[About the Scene] Die RPC macht was? (Oder Wachstum um jeden Preis.)


Okay, es gibt immer wieder mal Sachen, die ich mir selbst in ihrem jeweiligen Zusammenhang erstmal erschließen muss. Und dann kommt dieser Moment hinzu, dass ich als gelegentliches Lästermaul natürlich irgendwann eine Meinung habe. Dann kann man diese Situation auch gleich zu einer „zusammenhängenden“ Artikelreihe erklären. Und Schwups unterhalten wir uns mit dem Mittel des Kommentars über die Szene.
Einige dürften es vermutlich bereits in der letzten Woche mitbekommen haben: Die RPC wird in einer neuen Veranstaltung in Köln, die ein Konkurenzprodukt zu den ganzen ComicCons ist, aufgehen. Und ich denke erst einmal viele werden so ein wenig die Augen hochgezogen haben, weil sie nicht vollständig die Zusammenhänge hier jetzt gerade kennen, die hinter dieser Nachricht an sich stecken. Die erste Frage, die sich zumindest mir dabei stellte war: Die RPC ist doch im Besitz eines gewissen Andre Kuschels, oder etwa nicht? Zumindest war dieser Mann, der hinter der Enjoy Event Marketing Gmbh steckt, immer das Gesicht, dass das Konzept RPC überhaupt erst in Münster ins Leben gerufen hatte und dann auch dafür gesorgt hatte, das der Klumpatsch nach Köln umzieht. Insofern doch eigentlich ein klares Spiel, oder? Tja anscheinend habe ich mich da selbst irgendwie geirrt, weil ich nicht wirklich mit Markenrechten und dergleichen gerechnet hatte. Also: Soweit wie ich die ganze Geschichte für mich jetzt herausfinden konnte stellt Andre Kuschel im gesamten Betrieb RPC „nur“ die Rolle des Veranstalters da. (Sprich: Der Mann organisiert für die Kölnmesse zwar sein eigenes Baby, aber wie das Kind jetzt heißt kann er nicht mehr dabei bestimmen.) Die Marke RPC ist nämlich gar nicht im Besitz von Kuschel, sondern gehört tatsächlich der Kölnmesse. Im Umkehrschluss klingt das so, als würde die Kölnmesse effektiv den Auftrag für die Veranstaltung RPC an eine Firma übertragen, mit der sie schon länger zusammenarbeitet. (Und die im Kern überhaupt erst dafür verantwortlich ist, dass da etwas entsprechendes passieren kann.) Fühlt sich irgendjemand gerade an den Lizenz-Zirkus erinnert, der aus der Rollenspielszene entspringt? Ich schon.
Der Punkt bei dieser ganzen Sache ist noch nichtmal die Idee einer Kooperation, die ja in der Geschichte der RPC schon ein paar mal passiert ist. (Mal mehr und mal weniger Passend. Man erinnere sich nur an die eine niederrheinische Handwerksmesse, die schließlich die Übergangspforten schloß, weil die RPC Besucher in Form von Familien abzog, deren Kinder sich nunmal nicht so sehr für das neuste Dämmmaterial aus Deppenhausen am Rhein begeistern konnten.) Die Idee hinter diesen Kooperationen war zwar immer mehr Publikum auf die Messe zu ziehen, die aus Interessensnahen bereichen kam, jedoch den Fokus der RPC, nämlich Rollenspiele an sich beibehält. (Es waren halt immer zwei Messen, die Zeitgleich stattfanden, aber die RPC als Rollenspielmesse war dabei der eindeutige Exot oder aber der große Werbeträger, der einen kleinen jetzt gleich mitzog.) Was man der RPC aber auch in den letzten zehn Jahren bescheinigen musste: Sie war nie eine boomende Messe im eigentlichen Sinn gewesen. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir in diesem Zeitrahmen urplötzlich eine deutliche Steigerung an Hallen-Bedarf hatten. Und ich denke mal, dass auch das schon fast der Grund war, dass die Kölnmesse hier einen relativ frühen Zeitpunkt im Jahr gesetzt hat, um diese Veranstaltung zu haben. Ich meine: Wann fängt die Messesaison eigentlich richtig an? Wirklich bewusst sind doch die meisten Messen, von denen ich zumindest Wind bekomme alle auf die zweite Jahreshälfte verteilt. Insofern spielt mit einem mal das Wachstum und Marktanteile eine nicht zu übersehende Rolle. Auf was fokussiert sich die RPC denn in letzter Konsequenz anderes als Popkultur? (Wenn auch auf einen sehr nischigen Aspekt davon.) Und durch den sehr nischigen Fokus sind die Trenngrenzen ähnlich schwierig zu Kommunizieren, zumal die RPC von Anfang ja „alle Aspekte des Rollenspiels“ unter einen Hut bekommen wollte. Da waren halt nicht nur wir Pen&Paper-Leute und eventuell auch noch die stark zersplitterte Larp-Szene mit dabei. Und da das nicht genügend Zugkraft hatte begrüßte man auch noch die Künstler und Cosplayer mit der Zeit. Und und und. Das letzte Bild, dass dabei entstanden ist könnte man also durchaus als Gemischtwarenladen betrachten, der wenig Profil aufweist. (Zumindest aus der Sicht eines außenstehenden.) Und wenn man sich dann in den Medien so umsieht: Was ist da mehr in aller Munde als Cosplay? Nun ist es aber so, dass Cosplay an sich kein kulturelles Erzeugnis der Rollenspielszene ist. Es gibt zwar mit unserer Larpszene ein ähnlich gestricktes Mindset, aber letzten Endes sind die jeweiligen Foki doch insofern Unterschieldich, dass am Ende eigentlich nur das Handwerkliche Basteln von Kostümen als gegenseitg Befruchtende Möglichkeit übrig bleibt. Im Kern ist Cosplay aber ein Erzeugnis der Comic-Szene. Und wenn man sich einen allgemeinen Blick mal auf die Strukturen der jeweiligen Comicmessen hier in Deutschland gönnt, dann schwingt da potentiell deutlich mehr Glamour mit, als die paar Jugger, die lauthals schreiend durch die Messehallen stampfen, jemals hatten überhaupt vertreiben können. Und da scheint tatsächlich bei der Kölnmesse gerade das Dollar-Zeichen das wichtigste Medium überhaupt in den Augen zu sein: Die Cosplayer kann man weiterhin anziehen, selbst wenn man eine andere Messe für Popkultur heraufbeschwört. Wenn man aber eine andere Messe mit deutlich verändertem Fandom-Fokus hat, kann man potentiell mehr Marktanteile heranziehen, mehr Einnahmen generieren. Damit sowas wie die RPC funktioniert, muss man sozialbewußtseins-ähnliche zugeständnisse machen und potentiell vermietbare Standfläche für Umsonst an solch obskure Projekte wie die Dorp oder den Nerdpol abgeben. Da macht es vermutlich aus der Perspektive der entsprechenden Veranstalter mehr Sinn die Messe so umzubauen, dass man aufgrund aktueller Trends etwas schafft, wo man auf lange Sicht eventuell die echten Stars herlocken kann. (Comicmessen sind zumindest eher ein Ort, wo man C-Stars treffen kann, als es die RPC je war. Klar. Musiker hatten dort ihren Auftritt. Vermutlich sogar ein paar Bekanntere in ihrer jeweilgen Szene. Ich kann mich allerdings an eine Comic-Börse in Münster erinnern, die Kenny Baker als Stargast aufwies. So betrachtet hätte die RPC eventuell das notwendige Publikum aufbringen müssen, um einen Wil Weaton aus den Staaten einzufliegen. Oder halt. Das ist für unsere Szene etwas zu hoch gegriffen. Kenny Baker hätte im Vergleich eher das Potential einer Satine Phoenix gehabt.)
Der Vergleich, der hier am ehesten zutrifft ist also die derzeitige Situation der Comic-Action, welche über lange Jahre eine sehr gute Ergänzung der Spiel in Essen war. So wie es allerdings in den letzten zwei Jahren ausgesehen hat, wage ich es zu bezweifeln, ob überhaupt noch eine Comic-Action 2018 stattfinden wird. Die Spiel spezialisiert sich mehr auf den eigentlichen Fokus ihres Geschäftes, die Köln-Messe richtet sich mit einem neuen Organisator bei ihrer Nerd-Messe neu aus. Wie die RPC danach noch als potentielles, unerwünschte Anhängsel übrig bleibt, muss wohl abgewartet werden, jedoch erwarte ich nicht allzu viel Positives am Ende. Das Problem ist nur: Wie verlieren den am Ende doch noch irgendwie „familiäreren“ Aspekt der doch verhältnismäßig kleinen Messe. (Es war in den letzten Jahren dann doch einfacher die kleinen Kontakte zu einzelnen Nasen aus der Szene zu pflegen, indem man nach Köln gereist ist, als das man im Gewühl der Spiel in Essen die entsprechend Verantwortlichen bei einigen Verlagen von der Arbeit abgehalten hätte. Und ob man so einfach an die mit der Szene noch irgendwie verbandelten Autoren an einem anderen Termin hier in NRW so einfach antrifft bleibt auch erstmal zu bezweifeln.)
Das Problem ist nämlich, dass ohne eine derartige Dachveranstaltung für uns nur die weitere Zersplitterung in unterschiedliche „Verlagsveranstaltungen“ übrig bleibt, die an unterschiedlichen Stellen der Republik stattfinden. Und ob jetzt Beispielweise die fürs nächste Jahr angekündigte Eulencon in Wesel einen ähnlichen Einschlag hat bleibt auch abzuwarten.
Und das ist extrem Schade. Wir sind wieder mal „nur“ ein Randphänomen.

2 Kommentare:

  1. Kannst du dich nicht mal um Zeilenumbrüche in deinen Beiträgen bemühen? Die sind echt völlig unleserlich so. Hab ich schon ein paar Male gedacht, aber jetzt hinterlasse ich es dir auch mal als Feedback.

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  2. da fehlt noch ein (und mehr) vor "Zeilenumbrüche".

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