Montag, 8. Oktober 2018

Rezension: Hiroki Endo: Eden (Band 03)

Cover: Hiroki Endo
Eden Band 03
Verlag: EMA:adult
Um es kurz zu sagen: Dieser Band war der Grund, warum eine Freundin von mir zu Studienzeiten die Serie Eden abgebrochen hat, weil es spätestens hier wirklich unappetitlich wird. Technisch geht es in der Geschichte dieses Bandes um zwei Funktionen: Zum einen wird eine Schlacht gegen einen unglaublich überlegenen Gegener vorbereitet, zum anderen werden mit Wycliff und Katia zwei Charaktere im Sinne ihrer menschlichen Hintergründe ein wenig näher beleuchtet.
Wobei das noch nicht mal der zentrale Punkt bei der Sache ist: Im großen und ganzen wird Propatria hier endgültig als Gruppierung präsentiert, die mit Kanonen auf spatzen schießt. (Und die so ziemlich jeden nur erdenklichen Vorteil – sei er aus ethischer Perspektive heraus noch so verwerflich – tatsächlich nutzt, um im militarischen Konflikt einen Vorteil zu erlangen. Das heißt nicht nur, dass man tatsächlich Propatria-Soldaten als Schlächter vorstellt, die einfach auf alles schießen, was sich bewegt und letzten Endes als Leitmotiv simple Rachefantasien dabei befriedigen, die übergeordnete Organisation ist auch noch abgestumpft genug, um die vorhandene, cybernetische Technologie bis zum äußersten zu treiben und biologische Waffen auf Basis menschlicher Körper zu erschaffen.
Dieser Hauptstrang diehnt aber – wie bereits erwähnt – dazu, Wycliff und Katia noch einmal mit ausgewählten Szenen aus ihrer Vergangenheit zu präsentieren, um aufzuzeigen, dass beide Momenten erlebt haben, die sie im hier und jetzt der Geschichte nachhaltig geprägt haben, und die letzten Endes Faktoren des Bedauerns sind. (In gewisser Weise geht es dabei um Sühne.)
Klar ist, was man hier entsprechend hinweisen muss: Es wird bei diesen Rückblicken eine Art vorshadowing betrieben, um „den großen Knall“ am Ende anzudeuten, der damit aufzeigt, dass hier zwei Figuren eine bestimmte Wirkung aufeinander haben werden.
Und, um es kurz vorwegzunehmen: Die lakonische Feststellung am Ende ist wohl dann nur noch, dass manchmal nur der Gnadenschuss übrig bleibt, um einer Person noch zu helfen.

Ich glaube ich habe in den vorangegangenen beiden Rezensionen zu dieser Serie bereits häufiger erwähnt, dass diese Serie sehr stark über den Aspekt der Gewallt getragen wird. Dabei geht es weniger um die Verherrlichung dieses Zustandes, sondern leider um die gelegentlichen unausweichlichen Momente, in denen diese das tragende Element ist. Dieser Band hier unterstützt nur noch einmal alles bis in die letzte Konsequenz und zeigt auf, dass die entsprechenden Akteure innerhalb der Geschichte keinen einzelnen Grund haben, durch den sie sich drücken können. Sei es Alter, Hautfarbe oder Geschlecht: Am Ende bleibt eigentlich nur die Auswahl ob man Opfer oder Täter ist. (Und in allerletzter Konsequenz: Ob man überlebt.)

Das ist Stellenweise sehr anstrengend zu lesen. (Und wie ich auch schon am Anfang angedeutet habe sagt das auch nicht jedem zu.) Trotz alledem bleibt diese Serie in ihrer Erzählung überaus Lesenswert.

Fazit


Sollte man mit einer sehr explizieten Darstellung von schwerwiegender Verstümmelung durch Landminen nicht zurecht kommen sollte man die Finger von diesem Band lassen. Ansonsten führt auch der dritte Band mit letzter Konsequenz weiterhin in die Serie ein, ohne dabei in irgendeiner Weise auch nur am Rande darauf hinzuweisen, ob und wie eine eventuelle Zivilisation aussehen mag. Fokussiert sind wir bis hierhin weiterhin auf „Randgebiete“, Orte also, an denen die schlimmsten Handlungen überhaupt geschehen. (Oder zumindest das, was man sich entsprechend einredet, dass es besonders Schlimm sei.) Das kann auf lange Sicht betrachtet zu zwei Dingen führen: 1.) Entweder haben wir hier ein Kriegsdrama, dass ausschließlich auf die Momente fokussiert ist, an denen jegliche Moral schläft, oder 2.) es geht hier darauf vorbereitet, dass man sich auf eine zivilisierte Fassade vorbereitet, die aber im Kern nicht fiel besser ist, als das, was auf einem „richtigen“ Schlachfeld passiert. Was von beidem dann aber genau hier zutrifft, bleibt abzuwarten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen