Montag, 21. Januar 2019

Rezension: Tamaki Nozomu: Dance in the Vampire Bund (Band 02)

Cover: Dance in the Vampire Bund
Band 02
Verlag: Tokyopop
Man könnte fast meinen, dass die ursprüngliche Einteilung der Tankubons von Dance in the Vampire Bund tehmatische Erzählstärnge verfolgten. Dummerweise muss man jetzt bei der entsprechenden deutschen Veröffentlichung, die immer zwei der japanischen Sammelbände zusammengefasst hat, Abstriche machen.
Die Erzählung des zweiten Bandes beginnt mit der Feststellung Yukis, dass sie in der letzten Szene des ersten Bandes in der Kapelle dabei zugesehen habe, wie ihre eigene Liebe verstarb. Und damit liegt der Fokus der ersten Hälfte dieses Bandes eigentlich fast nur auf der Einführugn einer neuen Figur im Umfeld von Mina Tepes, die eher die Rolle einer stummen Beobachterin mit eigenen Hintergedanken einnimmt. (Sie kann sich nicht aus dieser neuen Situation herausziehen, kann aber auch nicht leugnen, dass Mina Tepes eine gewisse Faszination ausstrahlt.) Der Punkt bei der ganzen Sache ist nur: In dieser ganzen ersten Hälfte geht es immer wieder um beziehungen, die Mina mit Menschen (und nenen wir es mal „andere Wesenheiten“) eingeht. Dabei übernimmt sie immer wieder eine seltsame Mischung als Rolle ein, die irgendwo zwischen Freundin oder strenger Matrone liegt. (Wobei der Schluß dann tatsächlich eher den Fokus auf Nanami, der ehemaligen Schülerratschefin liegt, die in ihrer neuen Identität als Vampir nicht ganz unbeschadet daherkommt, was die Psyche angeht. Offenbar hat die junge Untote noch eine besondere Obsession aus ihren sterblichen Tagen, was den deutlich jüngeren Nachbarsjungen angeht. Und diese versucht sie jetzt irgendwie in ihr neues Unleben mitzunehmen.)

Die zweite Hälfte der Geschichte führt dann ein weiteres Element des Settings ein. Wir erfahren etwas darüber, wie die Gesellschaft der Vampire aufgebaut ist: Anscheinend glaubt man an so etwas wie eine notwendige „Reinrassigkeit“ der Blutlinie. Dazu gibt es noch drei männliche Anführer der verbliebenen Klans der Vampire, die aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen. Mina, als Königin der Vampire befindet sich dabei in einer untergeordneten Rolle: Eigentlich stellt sie die theoretisch unabhängige, souveräne Herrscherin über alle Vampire dar. Auf der anderen Seite sind die drei Oberhäupter der Klans welche in einer über lange Zeit andauernden Konflikt es geschafft zu haben scheinen, die komplette Gesellschaft der Vampire soweit umzugestallten, dass von Ursprünglich einhundert souveränen Klans nur noch ihre Drei verblieben sind. Und die durch eine erniedrigende Tortour eines „Reinheitsnachweises“ Mina eine erniedrigende Rolle zuweisen. (Sprich: Mina muss alle zehn Jahre ihre Jungfräulichkeit unter Beweis stellen. Nur um sicher zu gehen, dass sie als Gattin eines der Verbliebenen Oberhäupter überhaupt noch in Frage kommt.)
Allerdings kommt auch noch hinzu: Die drei Vampir-Lords sind ungeduldig geworden. Daher hetzt jeder von ihnen einen ausgewählten Champion als Killer auf Akira, der bis zum Morgengrauen überleben muss. Der Kämpfer, der Akira tötet erwirbt dadurch für seinen Herrn das Recht die Rolle des zukünftigen Bräutigams zu übernehmen. (Mina steigt zwar durch eine gewisse verkettung der Umstände zu ihren eigenen Bedinungen ebenfalls in diese Wette ein, jedoch bleibt unklar, was ihr „Gewinn“ bei einem Sieg seitens Akira dabei ist.)

Wenn wir es mal ganz streng betrachten, so stellen die beiden Hälften dieses Bandes auf der Meta-Ebene vielleicht doch ein gewisses Thema da: Mina stellt irgendwann im Verlauf der ersten Hälfte fest, dass das ewige Leben keine positiven Seiten hätte, solange man keine entsprechenden Anker habe, der einen festhielte. Man würde in dem Fall nur von der Strömung mitgerissen. (Technisch gesehen eine Idee, die in schon häufiger unter Vampire-Spielern ebenfalls durchdiskutierende miterlebt habe.) Gerade dieser Punkt des flüchtigen Ankers in der Gegenwart scheinen dabei alle die Figuren zu sein, mit denen sich Mina innerhalb der ersten Hälfte des Buches umgibt. (So das auf diese Weise eine gewisse Flexibilität vorrausgesetzt ist, um selbst in den flüchtigsten Momenten erleben zu können.)
Der zweite Band stellt dann wiederum etwas anderes da: Die Frage was passiert, wenn man mit ständigen, festgefahrenen Strukturen zu kämpfen hat? Die Beziehungen, die man sich nicht auswählen kann, die aber auf lange Sicht gesehen festgefahrener sind, weil man aus ihnen nicht mehr ausbrechen kann. Zugegeben: In diesem Szenario wird über die drei Klanlords dabei das Schlimmste denkbare Moment geschaffen, das man sich vorstellen kann. Aber irgendwie ist es auch sehr Treffsicher dafür: Der Anker dieser Wesen scheint nur noch ihr eigener Wahnsinn zu sein. Beherrscht von uralten Feudalstrukturen, die ihnen Zwar Macht gewähren, aber anscheinend auch eine permanente Einsamkeit garantieren, aus der keiner von ihnen auszubrechen in der Lage ist.

Technisch gesehen werden in diesem Band dermaßen viele, teilweise unglaublich schlechte Klischees bemüht, wie sie schon lange durch das Vampir-Genre geistern. (Und eigentlich kann man keinem dabei in irgendeiner Weise eigentlich etwas positives abgewinnen.) Wäre dabei nicht der ständige Fokus auf Mina in ihrer unschuldigen, kindlichen Physis. Dieses Kindchen-Schema bringt jetzt gerade eine Menge mehr mit rein und die ständige Verwirrung, die daraus resultiert, dass das anzunehmende Alter Minas nicht mit ihrer Körperlichkeit so wirklich zusammenpassen will, macht einen gewissen Charme bei der ganzen Geschichte aus. Am Ende muss man halt einfach nur feststellen, dass all das hier so sehr große Geschmackssache ist.

Fazit


Was soll ich dazu jetzt sagen? Man quält sich streckenweise durch das Szenario einer gefühlten Vampir-Apokalypse, die eigentlich nur aus einer Paralel-Gesellschaft auf einem souveränen Gelände besteht. Zeitgleich wird hier so etwas wie eine Liebesromanze immer wieder angedeutet, die aber nicht sein darf. (Oder nur sehr schwierig möglich sein wird.) Und zeitgleich werden unzählige kleine Geschichten über Wahnsinn und Zusammenhalt erzählt. Darüber wie Freundschaften entstehen und wie manche Leute sich in der Idee verrennen, das sie trotzdem irgendwie funktionieren müssten. Das macht diesen Band gelegentlich spannend, aber an sehr vielen Stellen auch vorhersehbar. Einzig und allein die doch ziemlich unmenschnliche Logik der obersten Vampire in ihrem blutigen Spiel könnte hier noch etwas mehr in die Geschichte bringen, als im Moment da ist. Wir müssen also einfach nur abwarten, was die weiteren Bände sonst noch bringen.

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