Ruinen, Ruinen…
der Karneval der Rollenspiele diesen Monat raubt mir gerade den
letzten Nerf. Nachdem mir nämlich letzten Monat im Grunde die
Situation auf der Arbeit die Zeit geraubt hat, einen entsprechenden
Artikel über den Lebensraum von Spielercharakteren zu verfassen,
will ich zumindest dieses mal wieder mitwirken (und mir ist bewusst,
dass ich für meine übliche Taktung bereits im Verzug bin… die
zweite Woche in Folge.)
Und ich muss ehrlich
sagen: Für den Augenblick stehe ich da ein wenig Ratlos, wie ich mit
dem Thema umgehen soll. Normalerweise ist meine Vorgehensweise am
Anfang meistens sehr assoziativ geprägt, einige Ideen kommen
zusammen, springne heir und da hin… und diesmal bin ich eigentlich
nur am rumgooglen und hänge in Erinnerungen an meine Kindheit fest,
die mich und meinen Vater gerne mal an diverse Flüsse in in
Deutschland geführt haben, um Burgen zu besichtigen. Den Anfang
machte dabei ganz explzit Burg
Drachenfels, bei der es sich tatsächlich um eine Ruine handelt,
nur um dann über die nicht so verfallenen Burgen Katz
und Maus zu
stolpern (deren Burgbesitzer wohl doch nicht so ganz verfeindet
waren, wie es der Name eigentlich vermuten ließe), während ich
überlegte, welches Burg-Museum es eigentlich war, in dessem
Folterkammer ich damals ein bisschen was über die entsprechenden
Werkzeuge erfahren hatte, nur um dann bei Loreley-Felsen
zu landen, wo ja dem romantischen Kunst-Sagen nach eine sirenenartige
Nymphe den Schiffsführern den Kopf verdrehte und diese dann ihr
Schicksal in den Riffen rund um den Felsen ihr Schicksal fanden.
(Weswegen das Flussbett des Rheines auf dem Grund von Schiffswracks –
also Ruinen im übertragenen Sinn – geradezu gesättigt sein
müsste.)
[Nicht zu vergessen,
dass da auch noch die Schandstrophen aus der Studenten-Zeit meines
Vaters in meinem Kopf rumgeistern, welche das Lied
der Loreley ergänzen. Ganz wichtig dabei die Ergänzung zur
Vorletzten Strophe: „Und da macht er falsche Schritte, und da saust
er in die Tiefe. Und das war ihm recht geschehen. Denn was hat so ein
Lausebub auch nach dem Frauenzimmer zu sehn?“]
Und genau das ist
jetzt auch gerade irgendwie die Krux bei der ganzen Sache: Ruinen
sind für mich nicht unbedingt Orte des Abenteuers, sondern lediglich
Kulissen. (Unglaublich spannende Kulissen, wenn man sich mal vor
Augen hält, was man in der Realität in der heutigen, sehr
touristisch Aufbereiteten Ära solcher verfallener Gebäude dort
„erleben“ kann. Aber nichts desto Trotz muss ich diesen sehr
speziellen Punkt festhalten: Sie sind nichts weiter als all zu
offensichtlich dahingepinselte Hintergrundwände im Theater, die man
braucht, um zumindest symbolisch Angedeutet festzuhalten, dass die
Handlung „irgendwo“ passiert. Ich glaube, dass das auch der Grund
ist, warum in verschiedenen, moderneren Inzenierungen verschiedener
klassischer Theaterstücke die Bühnenarchitektur – soweit wir hier
von im Fernsehen übertragenen Stücken reden – weitestgehend
reduziert wurde. Soweit, bis kein Ort, sondern nur noch Handlung
übrig blieb. Das ist natürlich ein Umstand, den viele Personen dann
natürlich nicht mochten und die pompösen Inszenierungen in
klassischen Kostümen herbeiflehten.) Wie auch immer, ich schweife
ab.
Der Grund warum ich
Ruinen als so dermaßen losgelöst von Möglichkeiten betrachte hängt
vermutlich tatsächlich damit zusammen, dass jegliche Handlung, die
innerhalb eines solchen Gebäudes stattfindet, nicht länger der
Funktion des ursprünglichen Gebäudes entsprechen kann.
(Vergleichbar mit der Höhle
von Lascaux, deren Wandmalereien wir ja in diesem Fall als
Hinterlassenschaft ihrer Kultur betrachten, deren genaue Bedeutung
innerhalb dieser Kultur wir aber auch nur bestenfalls erahnen
können.) Und das macht halt eben auch, wenn wir uns die gesamte
Pop-Kultur mal ansehen, zu großen Teile bestimmte Dinge aus: Ruinen
werden für neue Zwecke genutzt und nur ganz selten erfährt man
darüber hinaus, dass diese Verwendug eventuell mehr Schaden als
tatsächlichen Nutzen mit sich gebracht hatte. (Ein konkretes
Beispiel sind da mMn die Tempelruinen von Yavin IV aus Star Wars IV –
A new Hope. Zumindest hat sich im – mittlerweile traurigerweise zu
den „Legends“ degradiertem – expandet Universe herausgestellt,
dass die Rebellenallianz zu diesem Zeitpunkt ihren geheimen
Stützpunkt ausgerechnet inmitten eines Mausoleums eines dunklen
Lords der Sith errichtet hatte. (Das kann man innerhalb der
Comic-Geschichten rund um die „Exar-Kun-Kriege“ nachlesen, sowie
in der Jedi-Akademie-Trilogie von Kavin J. Anderson.)
Der Punkt bei dieser
Sache ist, dass der spannenste Moment „mit Ruinen“ in meinen
Augen einfach immer dieser Augenblick wäre, wo plötzlich eine bis
dahin unbedachte Wahrheit ans Licht tritt und alle beteiligten sich
denken müssten „Au fuck: Wir sind gefickt!“ (Und da währen wir
dann auch plötzlich irgendwie bei einem sehr aktuellem Thema unserer
Zeit, nämlich der Frage nach dem nachhaltigem Umgang mit dem Umgang
mit atomaren Abfällen.)
Wir kennen ja jetzt
alle hier hoffentlich noch die Zeichentrickserie der „The real
Ghostbusters“, welche im Keller ihrer alten Feuerwehrwache eine
sogenannte „Containment Unit“
aufgestellt hatten, in der
sie ihre entsprechend eingefangenen Geister einlagerten. Meine
überlegung dabei wäre jetzt, dass eine entsprechende Ruine das
selbe Problem in Grün nur auf einer anderen Skala darstellen würden.
Also ein einst gewaltiger Tempel, dessen Mauern tatsächlich nur dazu
dienten die Essenz von etwas für immer zu verschließen. Allerdings
waren die Erbauer dieser Anlage auch nicht so dumm anzunehmen, dass
sie ewig existieren könnten, um diesen Ort zu bewahren. Also wurde
als zusätzliche Abschreckung das gefährlichste Wesen mit der
längsten Lebenszeit im inneren dieser Mauern auf ewig angekettet.
In
der Gegenwart ist diese Wesenheit jetzt tot, der Tempel selbst
bereits vermeitlich zerfallen, aber seine eigentliche Funktion
übernimmt er immer noch. Nur das sich rund um das Skellet einer als
Mittlerweile ausgestorben geltenden Monsterart jetzt ein gefährlicher
Kult gebildet hat.
Soweit
so gut: Wenn jetzt durch irgendeinen dummen Zufall genau das Element
ins Spiel gebracht wird, welches den Schlüssel zum magischen Schloß
dieser Ruine darstellt (und
das kann noch so absurd sein: Von tropfemdem Vanille-Eis über dem
Blut einer Jungfrau bis zum Urin des Sohns von einem Werwolf und
einer Tieflings-Schurkin, der in einer Vollmondnacht vergossen wird,
ist da erstmal alles denkbar) könnte man auf diesem Weg die Hölle
losbrechen lassen und entweder sind die vermeitlichen Helden in
dieser Konstellation damit beschäftigt zu fliehen oder aber eine
Lösung aus den Echos der Vergangenheit zu finden, wie man die sich
in Stufen aufbauende und bemerkbar machende Gefahr eventuell doch
nochmal verhindern kann.
Zumindest
wäre das bereits alles, was mir gerade spontan einfiele, was man aus
dem Thema Ruinen eventuell noch herausholen kann. Andere mögen mir
dabei vollkommen wiedersprechen.
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