Cover: Die Elementare von Claderon Jim Butcher - Codex Alera 01 Verlag: blanvalet |
Das Narativ
behauptet, dass ein gewisser Jim Butcher während seiner Uni-Zeit
einen Kurs im „creativ Writing“ besuchte, weil er dort das
notwendige Handwerkzeug erlernen wollte, um seine eigene
High-Fantasy-Geschichten zu erzählen. Dummerweise kam ihm eine Wette
mit seinem Dozenten dazwischen, aus der ein gewisser „Harry
Dresden“ hervorging, der dann lange Zeit Jim Butchers
schreiberische Tätigkeit im Fokus hatte.
Codex Alera war dann
dieser letzte verzweifelte Versuch doch noch aus der Urban Fantasy
auszubrechen und einen eigenen High-Fantasy-Zyklus zu schaffen.
Doch worum geht es?
Im Grund egibt es mehrere Erzählungsstränge: Anfangen tut alles mit
Amara und Fidelias, beides „Kusoren“ des erste Fürsten von
Alera, die gerade auf einer Mission sich befinden, um eine
vermeidlich Söldner-Horde auszuspionieren, welche gegen den ersten
Fürsten aufgestellt wird, um eine militärisch geführte Rebellion
zu starten. (Dummerweise erweist sich Fidelias – Amaras Mentor –
als Verräter, der sich den Verrätern anschließt.)
Der zweite
Erzählstrang betrifft Tavi, einen Hirtenjungen in Ausbildung, der
für sein Umfeld in gewisser Weise eine Missgeburt ist, weil er
keinerlei besondere Kräfte besitzt, und seines Onkels Bernhard, der
als s.g. „Wehrhöfer“ für das Calderontal eine spezielle
Funktion an verteidigungslinie darstellt, die auf der Suche nach
einer verloren gegangenen Herde von Schafen über einen Kundschafter
der Marath, einer Art besonderem Barbaren-Volk, stolpern.
Der dritte
Erzählstrang betrifft dann die Verräter, welche mit den Marath
gemeinsame Sache machen und versuchen den ersten Fürsten von Alera
zu stürzen, indem sie das Calderon-Tal in die Hände der Marath
fallen lassen… und warum vereinzelte Individuen das gerade eben
nicht wollen.
Zwar vermischen sich
diese Erzählstränge von der ursprünglichen Ausgangsbasis immer
mehr untereinander und die jeweiligen Figuren welchen die einzelnen
Positionen zu und untereinadner, aber im Kern bleibt es dann dabei.
Jedoch ist ein besodnerer Fokus dabei ausgerechnet auf den jugen,
gerademal 15-Jährigen Tavi gerichtet.
Die Welt, die
Butcher hier zusammenspintn und beschriebt funktioniert nicht ganz so
klassisch, wie es normalerweise dem EDO-Standart in der Fantasy
entspricht. So etwas ähnliches wie Magie existiert. Um genau zu
sein handelt es sich dabei aber nicht um eine Art Spruch-Form,
sondern um eine Symbiose zu besonderen Wesenheiten, sogenannten
Elementaren, mit denen die meisten Personen eine Beziehung eingehen.
Um es verständlicher zu machen: Diese Wesenheiten, welche allesamt
einem der vier Elemente der Antike zugeordnet sind, definieren die
Welt. Sie sind stellenweise gefährliche, „übernatürliche“
Naturgewalten, welche den Menschen gefährlich werden können, aber
halt eben auch nützliche Werkzeuge, welche ihren jeweiligen Partnern
spezielle Kräfte zur Verfügung stellen. Tavi fällt in diesem
Konzept deswegen aus dem Rahmen, weil er innerhalb der Geschichte
keinerlei Begabung zur Elementarbeschwörung besitzt und sich
deswegen auf andere Fähigkeiten, wie seinen Verstand und sein
Geshcick verlassen muss. Das wird für ihn Stellenweise zur Gefahr,
macht ihn aber auf anderer Ebene auch immer wieder zu einem
besonderen Joker, der aufgrund seiner Unfähigkeit zur „rohen
Gewallt“ eben unkonventionelle Lösungswege suchen muss.
Und das alles dient
einfach nur dafür, dass am Ende des Buches eine gewaltige Schlacht
um das Calderon-Tal stattfinden kann.
Was die Erzählung
Butchers insofern interessant macht ist der Umstand, dass man die
Welt als Leser auf der Basis ihrer „Bodenständigkeit“ entdecken
kann. Man erfährt zwar angedeutet, dass Alera als Welt ein
monarchisches System im Sinne von feudalen Lehnsherren aufweist,
jedoch befinden sich sämtliche wichtigen Charaktere der Handlung an
den äußersten Außenposten der Zivilisation versammelt und geben
auf diese Weise erst einmal nur einen Einblick ins ländliche Leben
innerhalb einer mittelalterlich angehauchten Gesellschaft, die man
sich noch in etwa aus unserer heutigen Perspektive vorstellen kann,
kombiniert mit Sklavenhaltung und der aus der alltäglichen Nutzung
der Elementare resultierenden, fast schon modern wirkenden
Veränderungen des Alltags. Das alles kombiniert Butcher mit seiner
Fähigkeit ungeheuer pointiert formulierte Bilder reinster
Übertreibung im Kopf seiner Leser zu erzeugen. (Unter anderem bricht
mitten während eines Angriffs der Marath – die Barbaren dieses
Settings – einer der Häuptlinge deren Clans durch eine Wehrmauer,
nur um den amtierenden Warlord dieses Angriffs herauszufordern.)
Und auch die
Tatsache, dass eine der wichtigsten Figuren der Geschichte gerade
eben nicht dazu in der Lage ist, auf die allgegenwärtigen Elementare
zurückzugreifen hilft letzten Endes dem Leser ebenfalls noch weiter,
sich in dieser Welt zu „verlieren“. Abgerundet wird das noch
durch ein paar etwas absurde Tiere wie dem Garganten und dem
Herdentöter und schwups hat man eine nur all zu vertraut wirkende,
vollkommen fremde Welt, bei der es Spaß macht sich in sie
hereinzulesen.
Fazit
Eine etwas andere
Fantasystory mit dem typischen, zugänglichen Butcherstyle. Viele,
stellenweise sehr verrückte Ideen, die einem Spaß machen das ganze
zu lesen. Rundherum eine nette Lektüre um die Wartezeit bis zum
nächsten Dresdenfiles-Roman zu überbrücken, über den man sich
dann wieder hoffnungslos aufregt, weil Butcher der eigenen Meinung
nach nach Changes alles Falsch gemacht hat.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen