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Cover: X/1999 Band 01 Verlag: Carlsen Comics |
Was ich mir aktuell
vorgenommen habe ist eine Serie, die so ziemlich den „Zeitgeist“
der 90er auf ihre eigene Weise atmet und dabei noch einige Aspekte
mit sich bringt, die viele Personen heutzutage maximal noch als
„Schade“ in Erinnerung habe sollten. „X“ ist eine Serie des
japanischen Zeichnerinnen Teams „Clamp“, die hierzulande auch
noch unter den Namen „Clamp X“, „X: 1999“ oder „Their
Destiny was Foreordained“ läuft. (Technisch gesehen läuft das
alles auf die sehr einseitig gestalteten Cover der Serie zurück, die
Einfach nur den Schriftzug „Clamp X Their Destiny was foreordained.
1999.“ trugen. (Wobei dieser Schriftzug noch jeweils eine
entsprechend wechselnde Farbe von Band zu Band aufwies.) Wenn
überhaupt dürften den meisten eigentlich nur die Anime-Verfilmungen
bekannt sein, die einmal als Serie und einmal als OVA durch
unterschiedliche Ende von sich reden machten. (Was im Unterschied zur
Manga-Serie deshalb so bemerkenswert ist, weil der Manga seid 2003
offiziell als pausiert gilt und deswegen bislang nur 18 von
ursprünglich einmal 21 angedachten Bänden veröffentlicht wurden.
Innerhalb der Fan-Szene wurde zumindest in meinen Beobachtungen noch
sehr lange in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre spekuliert, so das
entsprechende Gerüchte wie moralische Skrupel bezüglich bestimmter
Katastrophen, die Japan in den entsprechenden Jahren heimsuchten,
sehr oft die Runde machten. Andere Quellen lassen die Vermutung zu,
dass ein bestimmtes Manga-Magazin im Land der aufgehenden Sonne die
Serie einfach als zu unrentabel empfand und deswegen keine weiteren
Kapitel mehr bezahlen wollte. Die Wahrheit dürften wohl am Ende nur
die vier Damen des Mangaka-Studios Clamp selber wissen. Und da ich
kein Japanisch beherrsche kann ich diese nicht fragen.)
Wieauchimmer, ich
verlaufe mich gerade in ein paar Gedankengängen: Worum geht es
eigentlich in diesem ersten Band?
Technisch gesehen
haben wir hier eigentlich erst einmal drei Erzählstränge, die sich
um unterschiedliche Figuren(-Konstellationen) drehen und gelegentlich
berühren:
Den Anfang macht
dabei das Geschwisterpaar Kotori und Fuma, beides „normale“
Schüler, die sich durch ihren Schulalltag in diesem Band kämpfen.
Kotori wirkt meistens extrem Ernst, scheint ein ungewöhnlich guter
Sportler zu sein und hat eigentlich nur alle Beschützerinstinkte für
seine Schwester hochgefahren. Fuma ist das, was man als „everybodys
Darling“ bezeichnen würde. Ein bisschen verhuscht und romantisch
veranlagt. Das Besondere dabei ist, dass Fuma ausgerechnet an dem
Tag, der den Start dieser Geschichte darstellt einen Visionären
Traum hatte, dass ein alter Jugendfreund, Kamui, der vor sechs Jahren
spurlos aus Tokyo verschwand, zurückkehrt.
Zweite Figur ist
besagter Kamui. Was wir in diesem Band eigentlich erst einmal nur
erfahren ist, dass er gerade einen großen Verlust erlitten hat, weil
seine Mutter in einem Feuer umgekommen ist. Die Tatsache, dass er
nach Tokyo zurückgekehrt ist, stellt die Erfüllung eines letzten
Willens dar, den sie ihm noch zugerufen hatte, während er dabei
zusehen musste, wie sie in den Flammen des eigenen Hauses verstarb.
Darüber hinaus erfahren wir, dass Kamui über ungewöhnlich hohe
Fähigkeiten verfügt, die er gewissenlos einsetzt. (Anscheinend
existiert so etwas wie eine Schutzvorrichtung, die im Band nur als
„Bannkreis“ bezeichnet wird, auf welche Kamui in einem Zustand
von Gewissenlosigkeit nicht zurückgreift. Man erfährt nur ein wenig
mehr innerhalb der Geschichte dieses Bandes über die Funktion dieser
Bannkreise, allerdings ist dabei zuallererst „nur“ die
Darstellung von der Person Kamuis und dessen Verhältnis zur
gesammten Situation von Bedeutung. Wie diese Situation allerdings
insgesamt aussieht erfahren wir dann erst von der vermeintlich
dritten Figurenkonstellation.)
Die dritte
Figurenkonstellation sind enige Personen, die sich Rund um eine
Blinde Wahrsagerin sammeln, welche als „Prinzessin Hinoto“
bezeichnet wird und einen Traum/Vision von einem Ereignis hatte, dass
ersteinmal nur als „Tag der Verabredung“ in der Geschichte der
Mangas bezeichnet wird. (Womit wir auch zum eigentlich Thema, dem
Zeitgeist der 90er kommen: Bei diesem „Tag der Verabredung“
handelt es sich um nichts anderes als das Ende der Welt, weswegen
Hinoto um sich herum die „Himmelsdrachen“ versammelt, die hier
noch nicht bei diesem Namen genannt werden. Da ich allerdings davon
ausgehe, dass zumindest die Verfilmungen bereits bekannt sein
dürften, erwähne ich diesen Namen besser schon einmal, als
Grundlegend ständig um den heißen Brei herumzureden, bis die
„Erddrachen“ dann auch noch entgültig in irgendeiner Form in den
weiteren Bänden eingeführt werden und deren ganze Bedeutung
ebenfalls erklärt wird.)
Dieser erste Band
erklärt erst einmal nichts. Man wird als Leser einfach nur in die
Ereignisse eines seltsamen Settings hineingeworfen und erfährt mit
einem Haufen leicht sphärisch wirkender Zeichnungen etwas über
einen mythologischen Überbau, der unglaublich Symbolgeprägt ist.
(Und das zwei Drachen sich gerade darum streiten einen Glasmurmel,
die die Welt sein soll, zu zerdeppern.) Was wir aus dem Band
eigentlich – abseits davon, dass die Figuren in dem Manga alle
unglaublich dramatisch wichtig sein müssen – nur erfahren ist,
dass der „Tag der Verabredung“ (was eine selten bescheuerte
Bezeichnung ist… ich glaube in der Anime-Serie hies die ganze
Geschichte noch Tag der Abrechnung) kurz bevor steht, und das Kamui
dabei irgendeine ganz gewichtige Rolle spielt. (Und das zumindest die
Gruppe, die die „Himmelsdrachen“ sein sollen, auch nicht so ganz
genau weiß, was sie mit ihm anfangen soll.)
Und ich muss von
Vornherein hier noch etwas sagen: Ich bin bislang nicht wirklich mit
dem Werk von Clamp groß in Berührung gekommen. Von daher fällt es
erst einmal sehr stark auf, dass diese Zeichnungen zu einem Großteil
unglaublich hölzern wirken. Das kann damit erklärt sein, dass X mit
seinem erscheinen im Jahr 1992 noch zu den sehr frühen Arbeiten des
Studios auf professioneller Basis gehört. Andererseits hat dieses
hölzerne aber auch etwas unglaublich ansprechendes an sich, so dass
ich diesem Stil nicht vollkommen abgeneigt gegenüber bin. Der Punkt
ist nur, dass ich eher mit der Verfilmung vertraut war, als ich den
Band erworben habe und zumindest die Anime-Fernsehserie ist
stilistisch etwas anders gestaltet. (Insofern mag der Manga für
entsprechende Erstleser erst einmal ein Schock sein, was die
Erwartungshaltung anbelangt.)
Fazit
Die Story ist
ersteinmal wirr, weil hier aufgrund der sehr starken mythologisch
angehauchten Atmosphäre der Leser in ein Wirrwarr an Symbolen
geworfen wird, die zumindest aus der westlichen Perspektive heraus
betrachtet erst einmal unzugänglich, geradezu sperrig wirkt. Wenn
man allerdings sich ins Gedächtnis ruft, dass die 90er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts sehr stark von der „Milleniums-Panik“
des Jahres 2000 geprägt waren macht es durchaus Sinn, dass hier
jemand schon sehr Früh mit den entsprechenden Mitteln der
japanischen Mythologie vermutlich gearbeitet hat. Die Zeichnungen
sind wie bereits erwähnt ersteinmal aus der heutigen Perspektive
heraus betrachtet gewöhnungsbedürftig. (Wenn man sich die bereits
von mir hier auf dem Blog vorgestellten Mangas ins Gedächtnis ruft
ist man ersteinmal etwas anderes von der Darstellung her gewöhnt.
Und man muss sich dabei vor Augen führen, dass ich das in keinster
Weise abwertend meine. Es ist lediglich eine Feststellung.) Der Punkt
bei der ganzen Sache ist, dass dieser erste Band die gesammte Arbeit
sehr Wirr erscheinen lässt. Man hat nicht unbedingt sofort einen
leichten Zugang zu der ganzen Geschichte. Insofern muss ich leider
sagen, dass dieser erste Tankubon definitiv nicht den Kult-Status
erklärt, den X damals genoss, als die Reihe heirzulande publiziert
wurde. Von daher muss man abwarten, was der weitere Verlauf der
dargestellten Geschichte rund um den Weltuntergang sein wird.
Historisch betrachtet war diese Manga-Reihe absoluter Kult. Rein vom
ersten Band aus betrachtet ist das allerdings nicht nachvollziehbar.
Insofern müssen wir davon ausgehen, dass hier vermutlich etwas
vorliegt, dass zur Sorte „das wird später besser“ und „man
muss ein wenig Geduld mit der Serie haben“ gehört. Und diesen
Punkt muss man wohl wirklich finden.
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