Montag, 16. Juli 2018

Rezension: Clamp: X (Band 1)

Cover: X/1999
Band 01
Verlag: Carlsen Comics
Was ich mir aktuell vorgenommen habe ist eine Serie, die so ziemlich den „Zeitgeist“ der 90er auf ihre eigene Weise atmet und dabei noch einige Aspekte mit sich bringt, die viele Personen heutzutage maximal noch als „Schade“ in Erinnerung habe sollten. „X“ ist eine Serie des japanischen Zeichnerinnen Teams „Clamp“, die hierzulande auch noch unter den Namen „Clamp X“, „X: 1999“ oder „Their Destiny was Foreordained“ läuft. (Technisch gesehen läuft das alles auf die sehr einseitig gestalteten Cover der Serie zurück, die Einfach nur den Schriftzug „Clamp X Their Destiny was foreordained. 1999.“ trugen. (Wobei dieser Schriftzug noch jeweils eine entsprechend wechselnde Farbe von Band zu Band aufwies.) Wenn überhaupt dürften den meisten eigentlich nur die Anime-Verfilmungen bekannt sein, die einmal als Serie und einmal als OVA durch unterschiedliche Ende von sich reden machten. (Was im Unterschied zur Manga-Serie deshalb so bemerkenswert ist, weil der Manga seid 2003 offiziell als pausiert gilt und deswegen bislang nur 18 von ursprünglich einmal 21 angedachten Bänden veröffentlicht wurden. Innerhalb der Fan-Szene wurde zumindest in meinen Beobachtungen noch sehr lange in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre spekuliert, so das entsprechende Gerüchte wie moralische Skrupel bezüglich bestimmter Katastrophen, die Japan in den entsprechenden Jahren heimsuchten, sehr oft die Runde machten. Andere Quellen lassen die Vermutung zu, dass ein bestimmtes Manga-Magazin im Land der aufgehenden Sonne die Serie einfach als zu unrentabel empfand und deswegen keine weiteren Kapitel mehr bezahlen wollte. Die Wahrheit dürften wohl am Ende nur die vier Damen des Mangaka-Studios Clamp selber wissen. Und da ich kein Japanisch beherrsche kann ich diese nicht fragen.)

Wieauchimmer, ich verlaufe mich gerade in ein paar Gedankengängen: Worum geht es eigentlich in diesem ersten Band?
Technisch gesehen haben wir hier eigentlich erst einmal drei Erzählstränge, die sich um unterschiedliche Figuren(-Konstellationen) drehen und gelegentlich berühren:
Den Anfang macht dabei das Geschwisterpaar Kotori und Fuma, beides „normale“ Schüler, die sich durch ihren Schulalltag in diesem Band kämpfen. Kotori wirkt meistens extrem Ernst, scheint ein ungewöhnlich guter Sportler zu sein und hat eigentlich nur alle Beschützerinstinkte für seine Schwester hochgefahren. Fuma ist das, was man als „everybodys Darling“ bezeichnen würde. Ein bisschen verhuscht und romantisch veranlagt. Das Besondere dabei ist, dass Fuma ausgerechnet an dem Tag, der den Start dieser Geschichte darstellt einen Visionären Traum hatte, dass ein alter Jugendfreund, Kamui, der vor sechs Jahren spurlos aus Tokyo verschwand, zurückkehrt.
Zweite Figur ist besagter Kamui. Was wir in diesem Band eigentlich erst einmal nur erfahren ist, dass er gerade einen großen Verlust erlitten hat, weil seine Mutter in einem Feuer umgekommen ist. Die Tatsache, dass er nach Tokyo zurückgekehrt ist, stellt die Erfüllung eines letzten Willens dar, den sie ihm noch zugerufen hatte, während er dabei zusehen musste, wie sie in den Flammen des eigenen Hauses verstarb. Darüber hinaus erfahren wir, dass Kamui über ungewöhnlich hohe Fähigkeiten verfügt, die er gewissenlos einsetzt. (Anscheinend existiert so etwas wie eine Schutzvorrichtung, die im Band nur als „Bannkreis“ bezeichnet wird, auf welche Kamui in einem Zustand von Gewissenlosigkeit nicht zurückgreift. Man erfährt nur ein wenig mehr innerhalb der Geschichte dieses Bandes über die Funktion dieser Bannkreise, allerdings ist dabei zuallererst „nur“ die Darstellung von der Person Kamuis und dessen Verhältnis zur gesammten Situation von Bedeutung. Wie diese Situation allerdings insgesamt aussieht erfahren wir dann erst von der vermeintlich dritten Figurenkonstellation.)
Die dritte Figurenkonstellation sind enige Personen, die sich Rund um eine Blinde Wahrsagerin sammeln, welche als „Prinzessin Hinoto“ bezeichnet wird und einen Traum/Vision von einem Ereignis hatte, dass ersteinmal nur als „Tag der Verabredung“ in der Geschichte der Mangas bezeichnet wird. (Womit wir auch zum eigentlich Thema, dem Zeitgeist der 90er kommen: Bei diesem „Tag der Verabredung“ handelt es sich um nichts anderes als das Ende der Welt, weswegen Hinoto um sich herum die „Himmelsdrachen“ versammelt, die hier noch nicht bei diesem Namen genannt werden. Da ich allerdings davon ausgehe, dass zumindest die Verfilmungen bereits bekannt sein dürften, erwähne ich diesen Namen besser schon einmal, als Grundlegend ständig um den heißen Brei herumzureden, bis die „Erddrachen“ dann auch noch entgültig in irgendeiner Form in den weiteren Bänden eingeführt werden und deren ganze Bedeutung ebenfalls erklärt wird.)

Dieser erste Band erklärt erst einmal nichts. Man wird als Leser einfach nur in die Ereignisse eines seltsamen Settings hineingeworfen und erfährt mit einem Haufen leicht sphärisch wirkender Zeichnungen etwas über einen mythologischen Überbau, der unglaublich Symbolgeprägt ist. (Und das zwei Drachen sich gerade darum streiten einen Glasmurmel, die die Welt sein soll, zu zerdeppern.) Was wir aus dem Band eigentlich – abseits davon, dass die Figuren in dem Manga alle unglaublich dramatisch wichtig sein müssen – nur erfahren ist, dass der „Tag der Verabredung“ (was eine selten bescheuerte Bezeichnung ist… ich glaube in der Anime-Serie hies die ganze Geschichte noch Tag der Abrechnung) kurz bevor steht, und das Kamui dabei irgendeine ganz gewichtige Rolle spielt. (Und das zumindest die Gruppe, die die „Himmelsdrachen“ sein sollen, auch nicht so ganz genau weiß, was sie mit ihm anfangen soll.)

Und ich muss von Vornherein hier noch etwas sagen: Ich bin bislang nicht wirklich mit dem Werk von Clamp groß in Berührung gekommen. Von daher fällt es erst einmal sehr stark auf, dass diese Zeichnungen zu einem Großteil unglaublich hölzern wirken. Das kann damit erklärt sein, dass X mit seinem erscheinen im Jahr 1992 noch zu den sehr frühen Arbeiten des Studios auf professioneller Basis gehört. Andererseits hat dieses hölzerne aber auch etwas unglaublich ansprechendes an sich, so dass ich diesem Stil nicht vollkommen abgeneigt gegenüber bin. Der Punkt ist nur, dass ich eher mit der Verfilmung vertraut war, als ich den Band erworben habe und zumindest die Anime-Fernsehserie ist stilistisch etwas anders gestaltet. (Insofern mag der Manga für entsprechende Erstleser erst einmal ein Schock sein, was die Erwartungshaltung anbelangt.)

Fazit


Die Story ist ersteinmal wirr, weil hier aufgrund der sehr starken mythologisch angehauchten Atmosphäre der Leser in ein Wirrwarr an Symbolen geworfen wird, die zumindest aus der westlichen Perspektive heraus betrachtet erst einmal unzugänglich, geradezu sperrig wirkt. Wenn man allerdings sich ins Gedächtnis ruft, dass die 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sehr stark von der „Milleniums-Panik“ des Jahres 2000 geprägt waren macht es durchaus Sinn, dass hier jemand schon sehr Früh mit den entsprechenden Mitteln der japanischen Mythologie vermutlich gearbeitet hat. Die Zeichnungen sind wie bereits erwähnt ersteinmal aus der heutigen Perspektive heraus betrachtet gewöhnungsbedürftig. (Wenn man sich die bereits von mir hier auf dem Blog vorgestellten Mangas ins Gedächtnis ruft ist man ersteinmal etwas anderes von der Darstellung her gewöhnt. Und man muss sich dabei vor Augen führen, dass ich das in keinster Weise abwertend meine. Es ist lediglich eine Feststellung.) Der Punkt bei der ganzen Sache ist, dass dieser erste Band die gesammte Arbeit sehr Wirr erscheinen lässt. Man hat nicht unbedingt sofort einen leichten Zugang zu der ganzen Geschichte. Insofern muss ich leider sagen, dass dieser erste Tankubon definitiv nicht den Kult-Status erklärt, den X damals genoss, als die Reihe heirzulande publiziert wurde. Von daher muss man abwarten, was der weitere Verlauf der dargestellten Geschichte rund um den Weltuntergang sein wird. Historisch betrachtet war diese Manga-Reihe absoluter Kult. Rein vom ersten Band aus betrachtet ist das allerdings nicht nachvollziehbar. Insofern müssen wir davon ausgehen, dass hier vermutlich etwas vorliegt, dass zur Sorte „das wird später besser“ und „man muss ein wenig Geduld mit der Serie haben“ gehört. Und diesen Punkt muss man wohl wirklich finden.

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