Hat hier
irgendjemand wirklich geglaubt, dass dieser Blog vom alljährlichen
Traditions-Gang ins Kino verschont bliebe? Nein? Gut!
Ich komme
tatsächlich im Moment direkt aus dem Kino und bin mal wieder dabei
in mich reinzuhorchen, was ich jetzt zu diesem Film zu sagen habe.
(Außer rumgehüpfe und PewPew versteht sich.) Inhaltlich beginnen
die letzten Jedi ungefähr dort, wo das Erwarchen der Macht aufgehört
hat. Der Widerstand steht kurz davor von der ersten Ordnung überrannt
zu werden, weswegen sie ihre aktuelle Basis aufgeben und eine
verzweifelte Evakuierung durchführen. Und speziell diese Evakuierung
und ihre Folgen sind letzten Endes das alles verbindende Plotelement,
um das sich der ganze Rest der Geschichte dann dreht. (Im Grunde kann
man sagen, dass hier ein „Space Race“ beginnt.) Der zweite
wichtige Plotfaden ist Rey, die in der letzten Szene von das Erwachen
der Macht auf den Jedi-Meister Luke Skywalker trifft und dabei einem
Mann begegnet, der so tziemlich gar nicht das ist, was sie erwartet
hat. Sie begenet einem alten, zynischem, verbitterten Sack, der mit
sich selbst und dem Universum nicht mehr im Reinen ist und deswegen
aufgegeben zu haben scheint. Dann wäre da natürlich der wandelnde
Daddy-Issues Psychater-Patient Kylo Ren, der immer noch Dinge kaputt
schlägt um sich abzureagieren. (Nur das auch seine
Ersatz-Vater-Figur Snoke nicht wirklich zum Vorbild taugt. Technisch
gesehen fasst dieser Snoke auch alles zusammen, was es über Ben Solo
zu sagen gibt: Er ist nichts weiter als ein verängstigtes kleines
Kind mit einer Maske.) Der Punkt bei der Sache ist dabei nur, dass
sich zwischen Rey und Kylo immer wieder Visionäre Momente der
Verbundenheit aufbauen, Während derer die beiden sich immer wieder
gegenseitig austauschen, beinahe so etwas wie einen Dialog führen,
bei dem es darum geht den jeweils anderen zu „retten“. (Wie
erinnern uns an Ben Kenobis geständnis auf Dagobah, dass er Luke
immer nur die Wahrheiten von einem gewissen Standpunkt aus betrachtet
offenbart habe, was seinen Vater anging. Hier erfahren wir, was es
bedeutet wenn dieser gewisse Standpunkt nicht ganz so wohlmeinend
interpretiert wird.)
Ach ja… und Fin
ist natürlich auch wieder mit von der Partie: Da die erste Ordnung
eine neue Technologie entwickelt zu haben scheint, über die er als
ehemaliger Deserteur der Sturmtruppen noch so gerade eben bescheid
weiß, tut er sich in einer Verschwörung der jungen Rebellen mit
einer Mechanikerin Namens Rose zusammen, um auf einem luxuriösen
Casino-Planeten nach dem Meister aller Code-Knacker zu suchen, der
ihm und Rose dabei helfen soll ein gewagtes Manöver zu beginnen, das
dem Widerstand noch einmal die Flucht ermöglichen soll.
Wenn ich jetzt ganz
Kritisch mit dem Finger auf diesen Film drücken soll, dann würde
ich sagen, das wir hier eine Melange an Elementen haben, die
Gleichermaßen aus „The Empire Strikes Back“ und „Return of the
Jedi“ stammen. Anders angesetzt und mit gänzlich neuen
Überlegungen versehen. Diese neuvermischung der Elemente war
vermutlich auch deswegen notwendig, um weiterhin erst einmal einen
gewissen Kurs fahren zu können, der Platz für etwas anderes
schaffen könnte, dass dann Episode IX bedinieren kann. (Wobei dies
nur reine Spekulation ist. Ich erinnere mich aber daran, dass der
Episode VII dieser Prozess des Coverns sehr stark vorgeworfen wurde.
Dabei ist die Formel eigentlich aufgegangen, zumindest hatte ich mich
sehr gut unterhalten gefühlt.) Anyways: Der Punkt bei der Ganzen
Sache ist halt eben, dass einiges aus der alten Trilogie aus heutiger
Produktionslogik wohl nicht mehr funktioniert hätte. (Zumindest habe
ich bei einigen Filmen, gerade aus den Disney-Studios, in letzter
Zeit das Gefühl, dass ein ständiges „höher, weiter, noch mehr“
bis zum ad-absurdum durchexerziert werden muss, das ständig neue
Übertreibungen generieren könnte. Zumindest ist es das, was ich aus
einer Szene die zwischen Luke und dem Geist von Yoda spielt
herauslesen würde.)
Was kann man
ansonsten noch aus dem Film herausziehen:
* Die Erste Ordnung
besteht nur aus den verzogenen Abkömmlingen reicher Eltern, die
Krieg spielen. (Und Kylo Ren.)
*Luke ist hier nicht
wirklich „Der Gute“. Er wurde in eine Figur umgedeutet, die
unglaublich verbittert ist
* CGI wird immer
wichtiger in dieser Geschichte werden. Vor allen Dingen, wenn sie
noch mehr Weltraumgeschichten in dieser Art erzählen wollen
* Rey bleibt ein
Mary-Sue-Charakter
* und eigentlich
müsste man, um Frieden in diese Galaxie zu bringen, gegen einen ganz
anderen Gegner vorgehen. (Was insgesamt betrachtet einen
erstaunlichen Grauton in das bis hierhin sehr schwarz-weiß erzählte
Universum von Star Wars gebracht hat. Naja, Rogue One hatte bereits
ein paar Ansätze in diese Richtung, aber diese waren deutlich
heroenhafter Erzählt. Hier wird es plötzllich Kunterbund um einem
übel werden zu lassen.)
*Offenbar hat die
neue Ordnung dazugelernt und versucht es jetzt mit ähnlichen
Droiden-Modellen, wie sie der Wiederstand besitzt. (Es gibt ein
imperiales BB-8-Droidenmodell.)
*Man versucht es
wieder mit Wesenheiten, die den Ewoks ähnlich sein könnten. (Und
die dabei einfach nur Knuffig und herzallerliebst dreinschauen,
während sie Chewie ein schlechtes Gewissen mit seinen
Essgewohnheiten bereiten.)
Trotz alledem
überzeugt die Story, was das Ziel des Filmes, die Unterhaltung des
Publikums, anbelangt. Es ist natürlich nicht mehr die OT der alten
Tage (aber ob man so etwas wirklich noch einmal hinbekommt ist eh
fragtlich) aber glücklicherweise auch kein Totalversagen wie die PT.
Es ist im Moment nur
ein Sache unglaublich schade: Man sieht während einer Szene
Prinzessin Leia mit einem unglaublichen Geshcick auf die Macht
zurückgreifen. Durch den Frühzeitigen Tod Carrie Fischers im
letzten Jahr wird es jetzt vermutlich nie möglich sein
herauszufinden, ob und was mit dieser speziellen Figur eventuell noch
für Episode IX geplant war. Das der Staffelstab jetzt vermutlich
entgültig weitergereicht wird ist klar, denn Luke stirbt gegen Ende
des Films, womit eigentlich nur noch eine Heldin des alten Trios
übrig bleibt, deren Abgang man noch hätte zelebrieren müssen. Das
wird jetzt nicht mehr Möglich sein. (Dementsprechend war der Film im
Abspann auch mit einer Widmung für Carrie Fischer versehen gewesen,
die ja leider eines der letzten Opfer des Jahres 2016 wurde.)
Am Ende bleibt fü
rmich allerdings ein ziemlich wichtiger Kritikpunkt über: Die Macht
war bislang (wenn man vo niemals existenten Erklärungsmodellen ala
Midiklorianer mal absieht) ein durch Zahlreiche, kryptische
Formulierungen umschriebenes Mysterium, dass zwar durch die Jedi
manipuliert werden konnte, das aber in der Introspektive zwar
funktioniert, jedoch für den Zuschauer dann dementsprechend nicht
erfassbar war. Wir erfuhren dass bestimmte Personen Visionen hatten.
Wir erfuhren aber – von sehr dramatisch wichtigen Momenten auf
Dagobah mal abegesehen – nicht, wie diese Visionen letzten Endes
ausgesehen haben. Das wurde in diesem Film schlagartig verändert.
Ich kann verstehen, dass man die Idee einer Art Video-Telefonie
zwischen Kylo und Rey einfach nur entsprechende Gegenbilder der
jeweiligen Situation nutzte. Aber wieso zur Hölle muss man jetzt
wirklich jede verdammte Vision gleich als Bild darstellen? Traut man
der heutigen Jugend nicht mehr genügend Fantasie zu, um solche
Lücken selbst zu schließen? Wachsen wir mittlerweile wirklich in
einer derartig zynisch gewordenen, hochtechnisierten Welt auf, dass
entsprechender Zauber aus solchen Momenten bis ins letzte Detail
visuell gepaced werden muss, um die entsprechende vereinheitlichung
zu erreichen? Der Punkt bei der Sache ist, das hier unglaublich viel
mit Komik während der drei Lektionen von Luke gearbeitet wird, um im
Vorfeld die Situation aufzulockern, ehe sie dann auf der visuellen
Ebene urplötzlich ernst wird. Das hatte man durch die entsprechende
Wal des Standortes für den Dreh der Dagobah-Szenen mit Yoda besser
hinbekommen. Ich will jetzt nicht sagen, dass diese neue Lösung
unbedingt schlecht ist, ich frage mich nur, warum sie so unbedingt
notwendig ist.
Fazit
Es ist Star Wars. Es
ist ein weiterer Film, der Dinge abschließe um Spielraum für neue
Ideen zu schaffen. Es ist zwar kein überragender Star Wars Film,
aber immer noch ein sehr guter. (Da haben wir schon sehr viel
schlimmeres im laufe der Jahre gesehen.) Ich bin jetzt nicht
unbedingt mit riesen Erwartungen in den Film gegangen (außer das es
Star Wars sein wird.) Wurde aber auch nicht enttäuscht. Insofern
gibt es zumindest aus meiner Perspektive hier eine volle empfehlung.
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