„Wir
stehen hier, gar sehr betroffen. Der Vorhang zu und alle Fragen
offen!“
(Bertold
Brecht)
Jetzt
ist der April schon fast wieder vorbei und ich hocke hier immer noch
rumgrübeld, was ich zum Karnevalsthema
„Feen“ für einen Betrag leisten kann. Denn abgesehen davon,
dass ich mal ein Märchen gehört habe, in dem ein Junge jede Nacht
darauf wartet, dass die Feen auf irgendeiner Waldlichtugn ihren
Reigen tanzen, fällt mir da gar nicht so viel mehr ein. (Ich weiß
leider nicht mehr, wie dieses spezielle Märchen hieß. Da der Junge
aber in einer Nacht entschließt sein altes Leben aufzugeben und den
Feen um Mitternacht ins Feenreich zu folgen, könnte das Ganze
durchaus aus der Feder von hans Christian Andersen stammen.)
Okay,
zugegeben. Da wären immer noch die Dresdenfiles. Von daher weiß
ich, dass Feen gerne mal überbordent
Krieg spielen, in Mäntel gehüllte Identitäten haben und die „Lady
Winter“ je nach Zeitpunkt
der Geschichte entweder eine Schlampe
oder ein Opfer
der Umstände ist.
Wir könnten uns in diesem Artikel jetzt natürlich darüber
streiten, ob es nicht nett wäre eine allgemeine Entsprechung zum
„‘Za-Lord“ irgendwie zu formulieren. Aber das ist letzten Endes
unter meinen eigenen Ansprüchen an die Artikel, die ich
normalerweise für den Karneval schreibe.
Ziehen
wir die Sache also nochmal anders auf: Wir wissen, dass Feen eine
sehr hohe Affinität zu Kindern haben. (Zumindest ist der
Wechselbalg-Mythos
automatisch immer mit Feen-Entführungen verknüpft.)
Dann
gibt es diesen Bezug von Feen zu „Gefallen“. (Wenn wir es mal
aufs Äußerste hinunterbrechen: Feen haben eine etwas
unkonventionelle Art Verträge einzugehen. Aber ihre komplette Macht
scheint im Kern auf Schwüren aufzubauen.) Feen sind fähig Dinge zu
tun. Sie bieten im Austausch für diese Dinge seltsame
Forderungen an. (Hier könnte man die Forderung des Rumpelstilzchen
beispielsweise hineininterpretieren, dass Stroh zu Gold spinnt und
dafür ein Erstgeborenes fordert.)
Und
wenn ich mich richtig erinnere ist die Magie der Feen in Form von
„Glamor“ auch keine Erfindung der WoD, oder? Insofern kann man
also durchaus alles in allem Sagen, dass sämtliche Fähigkeiten der
Feen auf Vereinbahrungen mit dem Konzepten des Universums basiert,
die älter sind als sich jemals die Menschheit als solche
zurückerinnern kann. (Ganz
zu schweigen davon, dass Feen unglaublich fiese Möppe sind, die
keine anderen Mädchen neben sich dulden. Deswegen werden mit Pfeil
und Bogen auch Wendy-Vögel
aus dem Himmel des Nimmer-Landes geholt.)
Unabhängig
davon kann ich mich an den Hoax der Cottingley
Fairies erinnern.
(Für diejenigen unter uns, die meinen wirren Ausführugnen hier
nicht mehr folgen können: Zwei Mädchen fläschten im Jahr 1917 etwa
fünf Fotos, die eines der jeweiligen Mädchen umgeben von
Papier-Figuren, die an Feen erinnerten, zeigten. Ind den 1920ern
gelangten diese dann in die Hände von Theosophen und Spritisten, die
die Bilder für echt hielten – einer davon war niemand geringeres
als Arthur Conan Doyle – weswegen die ganze Geschichte eines
Kinderspieles deutlich größere Kreise zog und nur durch das
Geständnis eines der Mädchen aufgeklärt werden konnt. Respektive
dieses Geständnis des Mädchens wurde dann als gewalltige
Verschwörungstheorie dann anschließend abgetan, in dem die Mädchen
dazu gezwungen wurden, die Warheit zu verleugnen. Aber das steht auf
einem anderen Blatt.) Diese
Geschichte an sich zeigt in erster Linie ersteinmal nur, welche
unglaubliche Macht auf die kindliche Fantasie die Fotografie haben
kann. (Und das vor allem kleine Mädchen sehr gerne in diese Richtung
zu spielen scheinen.) Unabhägig
davon, dass man diese unglaubliche, kreative Leistung einfach
nur mit respekt würdigen muss, hat es die Geschichte der Cottingley
Fairies zumindest bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts
geschafft. (Okay,
über die Geschichte mit Arthur Conan Doyle auch darüber hinaus, ich
habe zum ersten Mal
in einer Folge des Hoaxilla-Podcasts davon gehört.) Der
Grund warum dei 90er Jahre mit dieser kleinen Anekdote so eine
wichtige Rolle spielen ist allerdings der Umstand, dass Terry
Jones, Mitglied der britischen Vorzeigetruppe Monty
Python sich von diesem Ereignis inspirieren lies um 1994 das Buch
“Lady Cottington. Mein geheimes Elfen-Album” herauszubringen.
Aufmacher
dieses parodistischen Werkes ist die Geschichte, dass es sich um ein
Faksimile eines Albums handelt, mit dem die zurückgezogen lebende
“Lady Cottington” in ihrer Jugend Feen-Wesen, von denen sie
ständig umschwirrt worden sei, eingefangen habe. (Ähnlich dem
Umstand, mit dem man gelegentlich eine Fliege erschlägt – Buch
auf, Fliege kommt in die Nähe der Schnappzone der Seiten und die
Buchfalle schnappt zu und zerdrückt das Opfer kindlicher Grausamkeit
zwischen seinen Seiten.
Und
genau an dieser Stelle komme ich jetzt ins Grübeln: Könnte man
nicht aus dem ganzen übrigen Kram zusammengefasst nicht doch noch
etwas machen? Nur halt eben diesen leicht parodistischen Ansatz als
Aufhänger nutzen? Ich
meine: Elfen sind jetzt nicht unbedingt mit Blutmagie in Vebridung
gebracht. (Zumindest soweit ich das weiß.) Allerdings
wird der blutschwur durchaus als eine Praxis betrachtet, die
besonders bindend ist. (Von daher wäre ein solches Buch unglaublich
voll mit Blutschwüren, da die einzelnen Seiten sich mit dem Blut
solcher Pixies geradezu vollgesogen haben. Und
da ich ein großer Fan der Floskel “mehr als die Summe seiner
Teile” bin, würde ich diesem Buch aus diesem Grund einen
bestimmten Machtfaktor zusprechen: Den einer hohen See, einer Sidhe,
oder wie man es auch immer beschreibt.
Im
Kern
wäre dieser “Feenhammer” also ein magisches Artefakt, dass die
besonderen Eigenschaften aller
derjenigen Opfer in sich aufgenommen hat, die aufgrund eines
kindischen Unverständnis für die entsprechenden Taten in diesem
Buch gelandet sind. Eine
physische Manifestation dessen, was Feenmagie sein kann. Mit
eigenem Willen und darum bemüht, Schwurmagie zu wirken. (Nicht zu
vergessen, dass dieses Buch je nach Laune
auch
mal eben eine Rolle an einem der beiden Feen-Höfe einnehmen könnte.)
Hmm…
Irgendwie
muss ich die ganze Zeit daran Denken, dass man
des öfteren für bestimmte Schwüre die Hand auf die Bibel legt. Von
daher könnte man das auch hier noch in den Faktor mit einbauen.
Demnach
währe des Feenhammer eine dritte Instanz, ein Notar wenn wir es mal
so nennen wollen, die eingesetzt wird, um auf Schwüren aufbauende
Übereinkünfte zu bestätigen. Zwei Parteien verpflichten sich mit
der Hand auf dem Buch, dass von dem Blut getöteter Elfen getränkt
ist, um eine bindende Übereinkunft zu treffen. Der
spannende Punkt bei der Sache ist dann das, was eintritt, wenn es zu
einem Vertragsbruch kommt. (Und das Buch wird dafür sorgen, dass
eine wortbrüchige Partei ihres Lebens nicht mehr froh wird.) Das
die Pixies an das Buch gebunden sind, werden sie selbst wohl kaum aus
dem Buch wieder aufsteigen. Allerdings – wenn wir mal das Thema
hier ein wenig überstrapazieren – währen Rachesuchende
Feengeister durchaus eine denkbare Variante. Diese Erscheinungen
würden dann dafür sorgen, dass die wortbrüchige Partei
unglaublichen Schaden erleidet. Es beginnt mit kleinen, äußerst
filigranen Dingen udn wird dann zu einem immer größeren Chaos, dass
der entsprechenden Person immer weiter auf allen Ebenen Gefahren
zuführt. Wenn zuerst kleinere, materielle Schäden nicht mehr
weiterhelfen, geht es zu sozialen und schließlich entsprechenden
körperlichen Übergriffen über, bis irgendwann tatsächlich die
Feen in erfahrbahrer
Gestalt auftauchen, um wütende
Rache an dem unglücksehligem Individuum zu nehmen. (Hier könnte man
dann auch tatsächlich auf die eine oder andere Weise das Trope der
hohen affinität zu Kindern wieder einbauen: Entweder kann das Opfer
eines Kindes – welches man den Feen als Ausgleich überlässt –
dazu führen, dass diese davon ablassen. Oder ein Kind ist der
Wächter des Feenhammers. Das müsste ich mir selbst noch einmal
genau überlegen.)
Abenteueraufhänger
wären
dann vermutlich entsprechende Untersuchungen von Fällen, in denen
jemand gerade Wortbrüchig geworden ist und die Feen so langsam
Anfangen, ihn heimzusuchen. Oder aber die Charaktere selbst sind aus
welchem Grund auch immer Wortbrüchig geworden und müssen jetzt
fieberhaft eine Möglichkeit finden, um die Feen zu besänftigen.
(Ganz banal könnte auch die Mutter eines geopferten Wächter-Kindes
die Gruppe um Hilfe bitten, damit diese den verschwundenen Nachwuchs
wieder sicher nach Hause bringt.)
Das
sind wieder einmal nur diese für mich typisch losen Assoziationen zu
einem Thema, ich weiß. Aber
da ich im Moment nur eine sehr beschränkte Perspektive auf dieses
spezielle Thema habe, glaube ich, habe ich zumindest noch einmal
aufgezeigt, wie ich persönlich das Meiste aus einer solchen
Situation herausholen könnte. (Und ja: Mein Hang zu eher
Horror-Verwandten Themen hat hier sehr stark mit hineingespielt.) Für
den Augenblick ist das halt “nur” das reine Ausschlachten einer
etwas komplizierten Thematik, die ich aber hoffentlich in absehbarer
Zukunft noch einmal weiter ausbauen kann. Insofern: Willkommen im
Kaninchenbau. Ihr seid alle Alice, die gerade einem Malkavianer ins
Wunderland gefolgt ist. ;)
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