Montag, 16. April 2018

Der Feenhammer! [Kaneval der Rollenspielblogs]



Wir stehen hier, gar sehr betroffen. Der Vorhang zu und alle Fragen offen!“
(Bertold Brecht)

Jetzt ist der April schon fast wieder vorbei und ich hocke hier immer noch rumgrübeld, was ich zum Karnevalsthema „Feen“ für einen Betrag leisten kann. Denn abgesehen davon, dass ich mal ein Märchen gehört habe, in dem ein Junge jede Nacht darauf wartet, dass die Feen auf irgendeiner Waldlichtugn ihren Reigen tanzen, fällt mir da gar nicht so viel mehr ein. (Ich weiß leider nicht mehr, wie dieses spezielle Märchen hieß. Da der Junge aber in einer Nacht entschließt sein altes Leben aufzugeben und den Feen um Mitternacht ins Feenreich zu folgen, könnte das Ganze durchaus aus der Feder von hans Christian Andersen stammen.)
Okay, zugegeben. Da wären immer noch die Dresdenfiles. Von daher weiß ich, dass Feen gerne mal überbordent Krieg spielen, in Mäntel gehüllte Identitäten haben und die „Lady Winter“ je nach Zeitpunkt der Geschichte entweder eine Schlampe oder ein Opfer der Umstände ist.
Wir könnten uns in diesem Artikel jetzt natürlich darüber streiten, ob es nicht nett wäre eine allgemeine Entsprechung zum „‘Za-Lord“ irgendwie zu formulieren. Aber das ist letzten Endes unter meinen eigenen Ansprüchen an die Artikel, die ich normalerweise für den Karneval schreibe.
Ziehen wir die Sache also nochmal anders auf: Wir wissen, dass Feen eine sehr hohe Affinität zu Kindern haben. (Zumindest ist der Wechselbalg-Mythos automatisch immer mit Feen-Entführungen verknüpft.)
Dann gibt es diesen Bezug von Feen zu „Gefallen“. (Wenn wir es mal aufs Äußerste hinunterbrechen: Feen haben eine etwas unkonventionelle Art Verträge einzugehen. Aber ihre komplette Macht scheint im Kern auf Schwüren aufzubauen.) Feen sind fähig Dinge zu tun. Sie bieten im Austausch für diese Dinge seltsame Forderungen an. (Hier könnte man die Forderung des Rumpelstilzchen beispielsweise hineininterpretieren, dass Stroh zu Gold spinnt und dafür ein Erstgeborenes fordert.)
Und wenn ich mich richtig erinnere ist die Magie der Feen in Form von „Glamor“ auch keine Erfindung der WoD, oder? Insofern kann man also durchaus alles in allem Sagen, dass sämtliche Fähigkeiten der Feen auf Vereinbahrungen mit dem Konzepten des Universums basiert, die älter sind als sich jemals die Menschheit als solche zurückerinnern kann. (Ganz zu schweigen davon, dass Feen unglaublich fiese Möppe sind, die keine anderen Mädchen neben sich dulden. Deswegen werden mit Pfeil und Bogen auch Wendy-Vögel aus dem Himmel des Nimmer-Landes geholt.)

Unabhängig davon kann ich mich an den Hoax der Cottingley Fairies erinnern. (Für diejenigen unter uns, die meinen wirren Ausführugnen hier nicht mehr folgen können: Zwei Mädchen fläschten im Jahr 1917 etwa fünf Fotos, die eines der jeweiligen Mädchen umgeben von Papier-Figuren, die an Feen erinnerten, zeigten. Ind den 1920ern gelangten diese dann in die Hände von Theosophen und Spritisten, die die Bilder für echt hielten – einer davon war niemand geringeres als Arthur Conan Doyle – weswegen die ganze Geschichte eines Kinderspieles deutlich größere Kreise zog und nur durch das Geständnis eines der Mädchen aufgeklärt werden konnt. Respektive dieses Geständnis des Mädchens wurde dann als gewalltige Verschwörungstheorie dann anschließend abgetan, in dem die Mädchen dazu gezwungen wurden, die Warheit zu verleugnen. Aber das steht auf einem anderen Blatt.) Diese Geschichte an sich zeigt in erster Linie ersteinmal nur, welche unglaubliche Macht auf die kindliche Fantasie die Fotografie haben kann. (Und das vor allem kleine Mädchen sehr gerne in diese Richtung zu spielen scheinen.) Unabhägig davon, dass man diese unglaubliche, kreative Leistung einfach nur mit respekt würdigen muss, hat es die Geschichte der Cottingley Fairies zumindest bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts geschafft. (Okay, über die Geschichte mit Arthur Conan Doyle auch darüber hinaus, ich habe zum ersten Mal in einer Folge des Hoaxilla-Podcasts davon gehört.) Der Grund warum dei 90er Jahre mit dieser kleinen Anekdote so eine wichtige Rolle spielen ist allerdings der Umstand, dass Terry Jones, Mitglied der britischen Vorzeigetruppe Monty Python sich von diesem Ereignis inspirieren lies um 1994 das Buch “Lady Cottington. Mein geheimes Elfen-Album” herauszubringen. Aufmacher dieses parodistischen Werkes ist die Geschichte, dass es sich um ein Faksimile eines Albums handelt, mit dem die zurückgezogen lebende “Lady Cottington” in ihrer Jugend Feen-Wesen, von denen sie ständig umschwirrt worden sei, eingefangen habe. (Ähnlich dem Umstand, mit dem man gelegentlich eine Fliege erschlägt – Buch auf, Fliege kommt in die Nähe der Schnappzone der Seiten und die Buchfalle schnappt zu und zerdrückt das Opfer kindlicher Grausamkeit zwischen seinen Seiten.

Und genau an dieser Stelle komme ich jetzt ins Grübeln: Könnte man nicht aus dem ganzen übrigen Kram zusammengefasst nicht doch noch etwas machen? Nur halt eben diesen leicht parodistischen Ansatz als Aufhänger nutzen? Ich meine: Elfen sind jetzt nicht unbedingt mit Blutmagie in Vebridung gebracht. (Zumindest soweit ich das weiß.) Allerdings wird der blutschwur durchaus als eine Praxis betrachtet, die besonders bindend ist. (Von daher wäre ein solches Buch unglaublich voll mit Blutschwüren, da die einzelnen Seiten sich mit dem Blut solcher Pixies geradezu vollgesogen haben. Und da ich ein großer Fan der Floskel “mehr als die Summe seiner Teile” bin, würde ich diesem Buch aus diesem Grund einen bestimmten Machtfaktor zusprechen: Den einer hohen See, einer Sidhe, oder wie man es auch immer beschreibt.
Im Kern wäre dieser “Feenhammer” also ein magisches Artefakt, dass die besonderen Eigenschaften aller derjenigen Opfer in sich aufgenommen hat, die aufgrund eines kindischen Unverständnis für die entsprechenden Taten in diesem Buch gelandet sind. Eine physische Manifestation dessen, was Feenmagie sein kann. Mit eigenem Willen und darum bemüht, Schwurmagie zu wirken. (Nicht zu vergessen, dass dieses Buch je nach Laune auch mal eben eine Rolle an einem der beiden Feen-Höfe einnehmen könnte.)

Hmm… Irgendwie muss ich die ganze Zeit daran Denken, dass man des öfteren für bestimmte Schwüre die Hand auf die Bibel legt. Von daher könnte man das auch hier noch in den Faktor mit einbauen.

Demnach währe des Feenhammer eine dritte Instanz, ein Notar wenn wir es mal so nennen wollen, die eingesetzt wird, um auf Schwüren aufbauende Übereinkünfte zu bestätigen. Zwei Parteien verpflichten sich mit der Hand auf dem Buch, dass von dem Blut getöteter Elfen getränkt ist, um eine bindende Übereinkunft zu treffen. Der spannende Punkt bei der Sache ist dann das, was eintritt, wenn es zu einem Vertragsbruch kommt. (Und das Buch wird dafür sorgen, dass eine wortbrüchige Partei ihres Lebens nicht mehr froh wird.) Das die Pixies an das Buch gebunden sind, werden sie selbst wohl kaum aus dem Buch wieder aufsteigen. Allerdings – wenn wir mal das Thema hier ein wenig überstrapazieren – währen Rachesuchende Feengeister durchaus eine denkbare Variante. Diese Erscheinungen würden dann dafür sorgen, dass die wortbrüchige Partei unglaublichen Schaden erleidet. Es beginnt mit kleinen, äußerst filigranen Dingen udn wird dann zu einem immer größeren Chaos, dass der entsprechenden Person immer weiter auf allen Ebenen Gefahren zuführt. Wenn zuerst kleinere, materielle Schäden nicht mehr weiterhelfen, geht es zu sozialen und schließlich entsprechenden körperlichen Übergriffen über, bis irgendwann tatsächlich die Feen in erfahrbahrer Gestalt auftauchen, um wütende Rache an dem unglücksehligem Individuum zu nehmen. (Hier könnte man dann auch tatsächlich auf die eine oder andere Weise das Trope der hohen affinität zu Kindern wieder einbauen: Entweder kann das Opfer eines Kindes – welches man den Feen als Ausgleich überlässt – dazu führen, dass diese davon ablassen. Oder ein Kind ist der Wächter des Feenhammers. Das müsste ich mir selbst noch einmal genau überlegen.)

Abenteueraufhänger wären dann vermutlich entsprechende Untersuchungen von Fällen, in denen jemand gerade Wortbrüchig geworden ist und die Feen so langsam Anfangen, ihn heimzusuchen. Oder aber die Charaktere selbst sind aus welchem Grund auch immer Wortbrüchig geworden und müssen jetzt fieberhaft eine Möglichkeit finden, um die Feen zu besänftigen. (Ganz banal könnte auch die Mutter eines geopferten Wächter-Kindes die Gruppe um Hilfe bitten, damit diese den verschwundenen Nachwuchs wieder sicher nach Hause bringt.)



Das sind wieder einmal nur diese für mich typisch losen Assoziationen zu einem Thema, ich weiß. Aber da ich im Moment nur eine sehr beschränkte Perspektive auf dieses spezielle Thema habe, glaube ich, habe ich zumindest noch einmal aufgezeigt, wie ich persönlich das Meiste aus einer solchen Situation herausholen könnte. (Und ja: Mein Hang zu eher Horror-Verwandten Themen hat hier sehr stark mit hineingespielt.) Für den Augenblick ist das halt “nur” das reine Ausschlachten einer etwas komplizierten Thematik, die ich aber hoffentlich in absehbarer Zukunft noch einmal weiter ausbauen kann. Insofern: Willkommen im Kaninchenbau. Ihr seid alle Alice, die gerade einem Malkavianer ins Wunderland gefolgt ist. ;)

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