Cover: Mohiro Kito Naru Taru 01 Verlag: Egmont Manga & Anime adult |
Ich bin gerade
wieder ein wenig in den Geschmack gekommen, ein paar der Manga-Serien
erneut aufzugreifen, deren Namen immer wieder mal aufgetaucht sind,
als ich 2002 mich überdrüssig nach etwas anderem als dem typischen
US-Comic umgesehen habe. „Naru Taru“, eine der Manga-Serie, die
damals noch aktiv produziert wurden, habe ich jetzt nach langer Zeit
(und viel Zögern) doch noch aangefangen und zumindest einmal
angelesen. (Und ehrlich gesagt: Ich bin gerade ein wenig überrascht,
dass gerade der erste Band schon einige Andeutungen Macht, die eher
düsterer Natur sind.)
Die Geschichte von
Naru Taru dreht sich im Kern um Shiina, einem Mädchen, dass während
eines einwöchigen Ferienbesuchs bei ihren Großeltern auf einer
Insel einem kleinen Wesen begegnet, das äußerlich wie ein Stern
aussieht und sie zuerst vor dem Ertrinken rettet und sie ab da
ständig begleitet. (Immer getarnt als Rucksack.) Spontan von der
Form dieses Wesens inspiriert gibt sie ihm den Namen „Hoshimaru“.
Innerhalb der Geschichte dieses ersten Bandes wird Shiina als offene,
lebensfrohe Person charakterisiert, die sich spontan und ohne
Nachzudenken ins Abenteuer stürzt und deswegen auch unbedacht ein
paar Dinge riskiert, die sie eventuell ein klein wenig überfordern.
(Wodurch sie als Gegenpart zu ihrem Vater charakterisiert wird –
der sie für diese Unbedachtheit auch offen rüffelt – welcher sein
Geld als Pilot in einer eigenen, kleinen Flugzeugfirma verdiehnt. So
ganz klar kommt dabei allerdings noch nicht durch, ob es sich dabei
um Personen-Transporte oder Frachttransporte oder gar beides Handelt.
Sei es drum, das spielt wohl erstmal die Nebenrolle.)
Nachdem ein erstes
Abenteuer mit Hoshimaru (der anscheinend Eigenarten eines Hoverboards
gelegentlich annimmt und fliegen kann) überstanden wurde, in dem
außerdem noch ein übergroßes Monster, das wie ein Schwert geformt
ist (oder wie ein Tintenfisch), drin vorkommt, wechselt das Szenario
ein wenig auf den „normalen“ Alltag von Shiina.
Sie begegnet nämlich
mit Akira Sakura einem weiteren Mädchen, dass erstmal als das totale
Gegenteil dargestellt wird. In sich gekehrt, verschlossen und
geradezu panisch Menschenscheu, aber aus irgendeinem Grund hat auch
Akira eines dieser Sternförmigen Wesen an ihrer Seite, welches sie
Ainsoph getauft hat. Das weitere Geschehen ist dann letzten Endes ein
erneutes gewalltätiges Aufeinandertreffen mit einem der
Tintenfisch/Schwert-Wesen.
Das alles ist
erstmal nicht sonderlich bemerkenswert. Von der Gestalltung her hat
man sogar fast den Eindruck Naru Taru könnte eines dieser üblichen
Kinder-Buch-Mangas sein, die aus dem Pokemon-Gedankengut entsprungen
sind. (Angesichts der Tatsache, dass die Serie 1998 im japanischen
Manga-Magazin Afternoon wohl zum ersten mal veröffentlicht wurde,
käme das Zeitlich sogar ganz gut hin.) Dazu passen allerdings zwei
Dinge nicht: Diverse Szenen in der Geschichte sind bewusst brutal
gehalten. (Und ich meine jetzt nicht brutal im Sinne von Pokemon.
Eher das brutal, dass mit einer planmäßigen Willkür gezeigt wird,
wie eines der Tintenfisch-Wesen eine Einpropeller-Flugzeug in der
Luft in zwei Hälften zerreist. Mit dem Piloten in der einen Hälfte
noch sitzend.) Die bildliche Exposition wird danach zwar nicht weiter
geführt, aber was folgen muss (und die Tatsache das ein paar Seiten
weiter erwähnt wird, dass das Flugzeug abgestürzt ist) lässt nur
wenig interpretationsspielraum, was hier geschehen ist.
Der zweite Punkt ist
eine Szene, in der Akira zu einem Rasiermesser greift und sich die
Klinge ans Handgelenkt hält. (Ich weiß nicht wann ich das erste mal
in meinem Medienkonsum über das Phänomen des „cuttings“ oder
dem allgemeinerem Begriff des Selbstverletzenden Verhaltens
gestolpert bin, aber das war irgendwo in den mittleren
Zweitausendern.) Für die 90er ist das also schon richtig harter
Tobak, wenn in einer Geschichte mit phantastischen Elementen
derartige Themen angedeutet werden.Von daher spricht einiges dafür,
dass diese Serie auf lange Sicht eventuell das eine oder andere
psychologische Element portraitiert, das man nicht unbedingt in einem
Jung-Adult-Buch in dieser Zeit erwartet hätte. (Und ich fühle mich
gerade schon wieder wie der hinterletzte Nerd.)
Ganz abstrakt davon
habe ich dann aber einen entsprechenden Kritikpunkt, der –
zumindest mir – in dieser Form gerade sauer aufstößt. Und dabei
geht es darum, dass in einer recht frühen Szene bereits absolut
unnötig Exposition betrieben wird, um ein paar Begriffe zu
etablieren.
(Ich meine damit die
bereits erwähnte Szene mit dem ersten Auftauchen des fliegenden
Schwert-Wesens.) In dieser Szene befinden sich zwei Personen in dem
Flugzeug, dass Shiina nach Hause bringen soll. Während sich
Hoshimaru und Shiina im Himmel einen Kampf mit diesem Tintenfisch
leisten unterhält sich dieses seltsame Pärchen miteinander. Was man
erfährt ist, dass die beiden mehr Zusammenhänge über das Geschehen
wissen und somit für den Leser die Begriffe wie „Knochendrachen“
und „Prinzessin des Drachenpalastes“ etabliert werden, so das die
entsprechende Szene nur dazu diehnt, dem Leser Wissenshappen in Form
von Worten vorzuwerfen, die er erst zu einem späteren Zeitpunkt dann
irgendwie für sich klären muss. (Und das schlimmste Klischee dabei
ist: Diese beiden wissenden Erzähler sind nach dem Zwischenfall aus
der fliegenden Maschine verschwunden. Alles schreit also
„Mysteriös!!!!einself!!!“) Man bemerkt also, dass hier durchaus
– wohl aufgrund des ernsteren Themas auf lange Sicht hinten draus –
auf ein paar etwas naivere Erzählformen zurückgegriffen wurde.
Leider konnte ich gerade nicht herausfinden, ob dieser Manga mit
einer Alterempfehlung publiziert wurde, oder wie diese ausgesehen
haben mag. (Was andere Verlage durchaus stellenweise hier und da
tun.) Allerdings fällt auf, dass Egmont-Ehapa hier ihr
„EMA:adult“-Label draufgedruckt haben, was zumindest dafür
spricht, dass die anfängliche Unbesorgtheit, mit der diese Serie
zumindest beginnt dann doch deutlich mehr düstere Töne trifft als
nur die, welche ich bis jetzt herausgefiltert habe.
Fazit
Ich will mir bei
diesem Band jetzt mal eine Frage stellen, die ich bislang bei Fazits
deiser Art immer ausgelassen habe. (Und zwar deswegen, weil ich weiß,
wie schwierig im Moment an einzelne Bände dieser älteren
Manga-Serie heranzukommen ist.): Würde ich einem absoluten Anfänger
der Materie empfehlen mit Naru Taru einzusteigen? Vermutlich eher
nicht.
Allerdings jetzt
gerade nicht, weil ich die Geschichte als uninteressant einstufen
würde. Hier ist einiges, was gerade „ältere“ Geister ansprechen
könnte – von bestimmten, bereits oben erwähnten Mängeln mal
abgesehen. Nein, was mich hieran stört ist ganz klar die
problematischen Bezugsmöglichkeiten der 12 Bände. (Vor allen Dingen
wenn ich lese, dass Egmont Maga und Anime zwar alle Bände
herausgebracht haben, aber die Serie wohl insgesamt keinen Gewinn
brachte. Das ganze liest sich fast wie das Gejammere über „gute
Verkaufszahlen“ der deutschen Rollenspielindustrie.) Es gibt
sicherlich einige Titel, die deutlich jünger und aktueller Sind, und
ähnliche Interessen abdecken können, welche derzeit leichter
erhältlich sind. Wenn man aber all das schon abgegrast hat und
durchaus mal ein wenig anderes Material lesen möchte (und das leid
der Sammler kennt und daher durststrecken zwischen einigen Bänden
überdauern kann) sollte man durchaus unbedargt zugreifen können.
Aber mehr dazu, wenn ich selbst ein paar Bände mehr durchhabe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen