Montag, 12. November 2018

Rezension: Yukito Kishiro: Battle Angel Alita. Last Order (Band 01)

Cover: Yukito Kishiro
Battle Angel Alita
Last Order Badn 01
Verlag: Carlsen Comics
Den Hintergrund von Last Order zu erklären wird jetzt ein wenig komplizierter, da es sich hierbei nicht direkt um eine Fortsetzung im eigentlichen Sinne handelt.Wenn man einem bestimmten Narativ glauben schenkt, dass um 2003 herum in der deutschen Fanszene umherging war Yukito Kishiro aufgrund von Gesundheitlichen Problemen dazu gezwungen die Ursprüngliche Battle Angel Alita Reihe vorzeitig abzubrechen. (Wohl gemerkt: Ich habe diese Erklärung zu Last Order das erste mal zu einem Zeitpunkt gehört, als es noch unklar war, ob Carlsen auch diese zweite Geschichte veröffentlichen würde. (Das sie es dann ein Jahr später wirklich in die Tat umsetzten war dann eine positive Überraschung.) Ziehen wir das Ganze jetzt aber mal strenger von hinten auf: Die Ursprüngliche Geschichte von Battle Angel Alita endete in Hyper Future Vision ja durchaus in sich abgeshclossen und mit einem positivem Ergebnis, dass ein Opfer seitens Alitas forderte und Zalem mit der Erde einfach verband. Dieses sehr stark ins kitschige fallende, zu Ende erzählen einer Geschichte ist in Last Order nie passiert. Genaugenommen setzt Last Order vorraus, dass der komplette Zalem-Plott aus dem neunten Band in dieser Form nie passiert ist. Es gab die Explosion, die Alitas Körper zerfetzte. Und die Erzählung von Last Order setzt jetzt zu einem Zeitpunkt ein, an dem Desty Nova mit Teilen von Alitas Gehirn nach Zalem gelangte und damit beschäftigt ist, die Cyborg-Kriegerin mit Hilfe seiner Naotechnologie zu rekonstruieren. (Und zu reparieren.)
Die Folge daraus ist, dass Alita zu irgendeinem späteren Zeitpunk in einem Zalem zu sich kommt, dass längst vor die Hunde gegangen ist, weil ein gewisser Nova es sich nicht nehmen lassen konnte der Welt kundzutun, dass sämtliche erwachsenen Bewohnern der Himmelsstadt ein Computerchip implantiert worden ist. (Ach ja, bevor ich es vergesse: Zeitgleich werden wieder kleinere Erzählungen eingestreut, die auf langsam zurückkehrende Erinnerungen Alitas aufbauen. Wir erfahren hier, wie Yoko – was ja Alitas Name in einem früheren Leben anscheinend war – in ihrer Kindheit zum ersten Mal mit der Panzerkunst in Kontakt kam.)
Derzeit existieren zwei Gruppen: Die Kinder unter neunzehn Jahren, welche noch nicht mit den Ritus der Initiation durchlaufen haben und dementsprechend noch über ihre Gehirne verfügen und die überlebenden Erwachsenen, welche die veänderte Wirklichkeit zumindest dem anschein nach Akzeptiert hatten, dafür aber zu gewaltätigen, irren Psychopathen verkommen sind. Und irgendwo dazwischen tanzt natürlich auch noch Desty Nova herum, der die verbliebenen drei Exemplare der Tuned-Serie (6, 11 und 12) um sich gescharrt hat und eigene Ziele verfolgt.

Zuallererst einmal möchte ich festhalten: Man bemerkt sehr deutlich, dass zwischen der Veröffentlichung von Battle Angel Alita und Last Order etwa 6 Jahre lagen. Die Geschichte, die Zalem darstellt ist um einiges ausgereifter, die Welt wirkt Steriler und durchdachter. Zeitgleich hat aber auch Kishiros Zeichenstil weiterentwickelt. (Das heißt in diesem Fall nicht, dass an der alten Erzählung auf visueller Ebene irgendetwas schlecht war, Last Order wirkt nur mit einem mal in gewisser Weise Detailreicher, so das sich die Vermutung auch aufdrängt, dass hier neben einer deutlich cleaneren Vorstellung einer solchen „Zukunftsstadt“ auch verbesserte Darstellungsformen in der Reproduktionstechnik mit am Werk waren. (In gewisser Weise kann man sagen, dass Kishiro seine Auszeit in dem Sinne Positif genutzt hat, um seine Geschichte insgesamt ausreifen zu lassen.)
Das verändert aber an sich nichts an der Tatsache, dass Alita noch nie eine Geschichte für besonders Zart beseitete Gemüter war. Auch hier wird weiterhin einiges an Gewallt und Brutalität zelebriert, um eine durch und durch zynische Welt zu zelebrieren.Insofern sind heir High-Tech-Barbaren im Fokus, die ihren jeweiligen Zielpunkt gerade eben erst formulieren. Zalem zerfällt und was davon übrig bleibt ist maximal nur noch Blutdurchtränkt. Insofern wird der Schwerpunkt der ganzen Geschichte wohl wie gehabt seine Darstellung immer noch in so etwas wie „Bloodsport“ haben. (Nur das diesmal keine Kopfgeldjäger vorkommen werden.) Die Frage ist dabei zwar auch, ob es irgendwann wieder einen Rückbezug zu den Ereignissen auf der Erde geben wird, jedoch sind sehr viele Anspielungen hier schon darauf ausgerichtet, dass es eher in Richtugn Weltraum gehen wird. (Und bevor hier jemand kommt: Zu dem Zeitpunkt, an dem ich diese Rezension gerade in die Tastatur hacke ist bereits eine Nachfolgeserie zu Last Order namens „Mars Chronicles“ erschienen und drei Bände stark: Von daher wird es wohl nur weiter in Richtung Weltraum gehen.)

Insofern ist Last Order erst einmal – einzig aus der Perspektive dieses ersten Bandes heraus betrachtet – eine sehr interessante, sehr vielversprechende Fortsetzung zu Battle Angel Alita. Nur man muss halt eben Fan dieser Art von Darstellung sein, wenn man die ganze Geschichte lesen will.

Fazit


Das Battle Angel Alita zu Recht zu den Klassikern aus dem Manga-Sektor gehört brauchen wir wohl gar nicht mehr großartig zu diskutieren. Last Order verfolgt jetzt ein anderes Ziel, als es vermutlich die ursprüngliche Geschichte mal angesetzt hatte. Dafür werden im ersten Band verschiedene, Fans bereits bekannte, Elemente variiert und neu interpretiert, um auf diesem Weg eine etwas andere Form zu finden, mit der es hier weiter gehen wird. Wie diese Geschichte genau aussehen wird bleibt abzuwarten. Fest steht dabei nur eines: Es wird vermutlich mehr hinweise auf das große Rätsel von Alita geben: Wer ist Yoko?

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