Montag, 26. November 2018

Rezension: Yukito Kishiro: Battle Angel Alita Last Order (Band 03)


Cover: Yukito Kishiro
Battle Angel Alita
Last Order Band 03
Verlag: Carlsen Comics

Während der letzte Band sehr viel noch zum Thema Zalem und dessen indirekte Beziehung zur Erde ausgedrückt hatte geht es mit Band 3 in gänzlich neue, bislang vollkommen unbekannte Phären hinauf. Wie man bereits sehr genau wusste stellt Zalem nur die irdische, schwebende Komponente eines Orbital-Lifts dar, der in eine weitere menschliche Kolonie führt, der Stadt „Jeru“. Alita hat sich Desty Nova und den verbliebenen Tunes angeschlossen, um zu Melchizedek zu gelangen, um dort das Gehirn von Lou zu bergen, das anscheinend irgendeine Funktion im Computer dieser ganzen, seltsamen Welt innehat, die anscheinend eine Art Experiment mit Menschen darzustellen scheint.
Womit man in diesem Fall nicht so wirklich rechnet ist die Art von Gesellschaft, welche sich auf Jeru gebildet zu haben scheint: Kaum angekommen wird der Stoßtrupp von der Erde von einem Mann Namens Aga Mbadi willkommen geheißen (der zusätzlich den Namen „Trinidad“ trägt.) Dieser offenbart Desty Nova, dass dieser das Ergebnis eines besonderen Experimentes war, bei dem die Bewohner Jerus ungewöhnlich hochbegabte Menschen auf Zalem erschaffen wollten. Drei dieser Personen wären bereits im Laufe der Jahre nach Jeru hinausgestiegen. Desty Nova ist jetzt der Vierte, der nicht gänzlich auf der Erde verrückt wurde. Womit allerdings keiner dabei gerechnet hatte: Trinidat ist eigentlich gar nicht an Desty Nova selbst, sondern nur dessem Gehirnchip interessiert. Die Folge daraus ist, dass der ganze Trupp in seltsamen Stase-Kuben (teilweise halbiert) ins All hinausgeworfen wird. Desty Nova hingegen wird von Trinidad in Scheiben geschnitten um an den Chip dieses Backups zu gelangen. (Ich denke mal, dass die ganze Kopiererei des „verrückten Karma-Wissenschaftlers“ im weiteren Verlauf der Reihe nochmal eine wichtige Rolle spielen wird.)
Alita hat in sofern Glück, dass sie von eimem Schrottsammler noch im All geborgen wird und auf einer der unteren Ebenen Jerus aus ihrem Gefängnis befreit wird. Dummerweise ist dieser Mann „Pingu“ sowohl ein betrügerischer Ganove als auch ein Flüchtling Jerus, der die oberen Ebenen nicht mehr ertragen konnte. Dummerweise ist er aber auch der einzige Mensch in dieser Welt des Sonnensystems, der Alita weiterhelfen kann. Und so schmieden die beiden einen durchaus als zerbrechlich anzusehenden Packt voller Misstrauen auf Seiten von Alita, bei dem Pingu am Ende zwei der Hirnchips von Desty Nova für sich als Bezahlung bekommen kann.
Ziel ist dabei ganz klar: Alita will immer noch das Gehirn von Lou bergen. Pingu hingegen macht sie darauf aufmerksam, dass vermutlich nur ein bestimmtes Kampftournir, dass alle zehn Jahre stattfindet, und jetzt kurz bevor steht, die vermutlich beste Möglichkeit sein wird, um dieses Ziel zu erreichen.

In einem Seitenstrang der Erzählung wird dabei dieses neue Setting in Form einer heimlich verfolgten Konferenz an der sämtliche Vertreter des Sonnensystems teilnehmen beleuchtet: Die mehrheit der Befölkerung dieser Welt ist einem Zustand der „Methusalemisierung“ abträglich geworden. Das heißt, dass es sogar verboten ist Nachwuchs zu erzeugen, um zu verhindern, dass entsprechende Individuen die nicht Teil dieses uralten Systems sind umstürzende Ideen ins Spiel bringen. Die Menschheit dieses Sonnensystems hat hingegen weitestgehend über die Jahrtausende andere Formen angenommen. Scheinbar sind sämtliche Planeten des Sonnensystems kolonisiert, wobei Jupiter und Venus eine führende Rolle innerhalb dieser Gesellschaft auf politischer Ebene einnehmen. (Und Jupiter ist bevölkert von Cyborgs in nichtmenschlichen, robotischen Körpern, während die Venus von „Kopffüßlern“ mit kannibalischer Ernährung bevölkert wird. Die Bevölkerung des Erdorbits (wozu wohl auch der Mond gehört) nimmt dabei eine vermittelnde Rolle zwischen den Stühlen ein, die eher unklar definiert ist. (Wobei gerade Trinidat sich hier als der ränkeschmiedende Strippenzieher im beleuchteten Hintergrund präsentiert.)
Eine dritte Fraktion ist dabei der Mars, der als anscheinend älteste Kolonie sich dem alten Kreislauf aus Geburt und Leben als zentrale Philosophie weiterhin higegeben hat und derzeit von einer anscheinend immer noch jugendlichen Prinzessin mit alterndem Beraterstab und einer Leibwächterin, die zumindest dem Anschein nach ähnliche Techniken wie Alita beherrscht, beherrscht wird. Dummerweise ist der Mars aktuell aber auch ein Kriegsgebiet, in dem mehrer Parteien gegeneinander in einem gewalltigen Bürgerkrieg kämpfen, der von unterschiedlichen Fraktionen aus dem restlichen Sonnensystem mit angestachelt wird.

Grundlegend betrachtet bleibt dieser Manga ebenfalls der alten Alita-Formel treu, in der andauernd neue, noch mächtigere Gegner mit ungewöhnlichen Fähigkeiten eingeführt werden, die in ihrer jeweiligen Form so fürs erste nicht direkt zu erfassen sind. Dadurch aber, dass diese neue Welt eben nicht mehr die in irgendeiner Weise von der Erde definierten Gebiete darstellt benutzt Kishiro in seiner Erzählung auf diese Weise einen sehr interessanten Trick, indem er das gesammte Szenario in Form einer politischen Konferenz sich selbst entfalten lässt. Was hier erst einmal aufgebaut wird ist ein verhältnismäßig schneller Überblick in dem man eine recht gute Übersicht über „die Bösen“ bekommt. (Und irgendwas, dass anscheinend sowas ähnliches wie „die Unschuldigen“ sein könnte. Ob dieser erste Eindruck sich aber wirklich bewahrheiten wird bleibt erstmal abzuwarten.) Fakt ist nur: Zeit spielt für diese seltsame Gesellschaft in der für uns verständlichen Form erstmal keine wirkliche Rolle. Sie ist „überwunden“, wenn man das so aufdrücken will. (Daraus ergibt sich dann zwar zwangläufig auch ein Prinzip von Langeweile, dass in den meisten Gedankenexperimenten die derartige Popkulturelle Geschichten erzählen, zwangsweise in Grausamkeit ausartet, aber wie das dann tatsächlich im Falle dieser Serie sich ausprägt bleibt erstmal abzuwarten.)

Jedenfalls bleibt man am Ende dieses speziellen Bandes irgendwie mit einem flauen Gefühl in der Magengegend zurück, das einen um die ganzen Liebgewordenen Charaktere des Battle Angel Alita Universums irgendwie noch mehr bangen lässt, als wir es in der ursprünglichen Erzählung bereits getan haben, als wir Alitas ständige Rückschläge erlebten. Fakt ist aber auch hier: Die Erinnerungen an Yoko werden weiterhin immer wieder an stellen eröffnet, wo es für Alita unglaublich wichtig ist, sich an etwas aus ihrer Vergangenheit zu erinnern, dass ihren bisherigen Fähigkeitslevel erneut erhöt. (Es ist irgendwie fast shcon als sarkastisch zu betrachten, dass ausgerechnet in der Notwendigkeit noch mehr Blut zu vergießen kleinere Schnipsel einer Person hervorgespühlt werden, bei der unklar ist, ob wir sie wirklich in dieser Form noch einmal erleben wollen.)

Fazit

Der dritte Band versöhnt mich mit einigen Schwächen des zweiten Bandes. Zwar wäre es indirekt durchaus interessant gewesen zu beobachten, ob noch etwas mit Zalem selbst geschieht. (Immerhin wurde im zweiten Band angedeutet, dass langfristig Schrottstadt Richtung Zalem wächst. Und von da an wäre es eigentlich nur ein verhältnismäßig kleiner Schritt um auch nach Jeru vorzudringen. Wobei man dann abwarten müsste, wie Jeru auf die vermeitlichen jungen Wilden reagieren würde.)
Jedoch sind auch weiterhin alle Komponenten innerhalb dieses Bandes vertreten, die gerade die Geschichte rund um Alita so dermaßen stark auszeichnet. Es wird nur noch stranger als bisher, da sich ein gänzlich neuer Kosmos gerade auftut, in dem sich der „Battle Angel“ behaupten muss.

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