Wir schreiben das
Jahr 2029. Die Erde ist fast von Mutanten entfölkert. Seid Jahren
wurden keine neuen Mutanten mehr geboren. Und die alten, die es bis
dahin gegeben hat, wurden ein Opfer der Angst der Menschen.
(Abstruserweise allerdings sind ausgerechnet jene paramilitärisch
organisierten X-Men von einst in dieser Welt Superhelden aus den
Comic-Heften geworden.)
Nur noch wenige
Mutanten haben jenen Haß der vergangenen Jahrzehnte überlebt. Unter
ihnen befindet sich Logan, der sich als Limosinen-Fahrer verdingt und
das Geld in Alkohol und Drogen infestiert. Die Flucht in den Alkohol
ist seine Art, um mit den Schmerzen und vergiftungserscheinungen
fertig zu werden, welche das in ihn implantierte Adamantium
hinterläßt, welches immer weniger vom nachlassendem
Heilungs-Faktor, der Wolverine einst ausgezeichnet hat,
zurückgehalten wird. Die Drogen haben allerdings einen anderen
Verwendungszweck: Sie helfen Logan dabei den unter Demenz leidendem
Charles Xavier unter Kontrolle zu Halten der keine Kontrolle über
seine Kräfte hat und mittlerweile zu einer Bedrohung für sein
Umfeld geworden ist. (Wobei Logan zeitgleich auch noch mit
Selbstmordgedanken spielt, da er die ganze Zeit als möglichen Ausweg
eine Kugel aus Adamantium mit sich trägt.)
Dieser Alltag wird
urplötzlich utnerbrochen, als sich bei einer Beerdingung eine
Mexikanerin an Logan wendet und ihn um Hilfe bittet. Sie will
zusammen mit ihrer Tochter Laura durch die vereinigten Staaten ein
sicheres Geleit erfahren, um nach Kanada zu fliehen. Allerding sind
ihr zeitgleich Häscher auf den Fersen, den Laura ist, wie es Xavier
in einem seiner klaren Momente formulierte Logan unglaublich ähnlich:
Eine gescheitertes Experiment, um aus Mutanten Waffen zu machen. Und
ihre Verfolger sind dem nicht ganz unähnlich: Technologisch
aufgemotzte Supersoldaten mit dem Ziel das X23-Programm
auszuradieren.
Was dann folgt ist
in gewisser Weise ein Roadtrip durch die vereingiten Staaten. Eine
seltsame Familie, bestehend aus Logan, Professor X und Laura wächst
in gewisser Weise zusammen und versucht so etwas wie das Vertrauen
zueinander zu erlangen. Ständig auf der Flucht vor den verfolgern
und nur sehr langsam dabei, die Details über den Hitnergrund von
Laura, und welche Bedeutung sie sowohl für Logan, als auch für die
Mutanten-Population an sich hat, aufzudecken.
Fangen wir mal mit
der wichtigsten Frage überhaupt an: Was ist Logan? Da ich über das
letzte Jahrzehnt die X-Men-Filmreihe nicht verfolgt habe (und nur am
Rande mitbekommen hatte, dass sie den kompletten Cast im Grunde
einmal Gründlich verjüngt und in die Vergangenheit gesetzt hatten),
war ich im letzten Jahr unglaublich überrascht, als mit einem Mal
ein Trailer zu meinem persöhnlichem Lieblings X-Men Wolverine noch
einmal auftauchte, in dem dann auch noch (unter musikalischer
Untermalung von Jonny Cashs Song „Hurt“) ausgerechnet Patrik
Steward, der damals den Professor X im allerersten Film spielte,
ebenfalls beteiligt war. Und das alles in Kulissen, die einen
unglaublichen Eindruck von Verfall mit sich brachten, gelegentlich
aber auch Bilder der Hoffnung urplötzlich wiederspiegelten. Und dann
dieser Titel „Logan“, der geradezu nach der Miniserie „Old Man
Logan“ schrie. Und darum geht es letzten Endes wohl auch: Das Ende
der Geschichte der X-Men. Und zwar mit dem Fokus auf die beiden
größten Charaktere der Reihe: Dem Gründer des Instituts für
außergewöhnliche Fähigkeiten und demjenigen, der die ganze Zeit
über nach seiner Vergangenheit suchte und immer nur Schnipsel in
Händen hielt.
Außerdem ist
Wolverine auch die Paraderolle von Hugh Jackman gewesen, der mit
diesem Film die Krallen endgültig an den Nagel hängt.
Und vermutlich sind
es auch diese beiden Faktoren, die „Logan“ am Ende zu so einem
überraschendem Film gemacht haben. Soweit ich das
Marvel-Cinematic-Universe verfolgt habe, ist zwar Gewallt immer ein
Thema gewesen, aber nie auf einem äußerst gnadenlosem,
kompromisslosem Level, was die Darstellung anbelangt. Das allerdings
sind Eigenschaften, die gerade für Wolverines Krallen so sehr
stehen. Und genau diese kommen in diesem Film absolut kompromisslos
zum Einsatz, wobei Logan selbst die meiste Zeit über immer wieder
mit seinen Alterserscheinungen zu kämpfen hat. Das alles wird
derartig weitergeführt, bis in der letzten Szene, als eine
verzweifelte Geste, aus einem Kreuz ein X gemacht wird.
Fazit
„Logan. The
Wolverine“ ist für die „übliche“ Marvel-Formel ein absolut
sehenswerter Ausreißer. Wir haben es hier nicht mit dem üblichen
strahlendem Helden-Plot zu tun, sondern viel mehr mit gebrochenen
Menschen, die noch einmal einen Moment an Würde zu erfahren
versuchen, was ihre Fähigkeiten anbelangt. Und wir erleben noch
einmal die alte Garde der X-Men, wie sie im gemeinsamen Zusammenspiel
noch einmal ihre alten Rollen, die sehr vieles der heutigen Popkultur
überhaupt ermöglicht haben, mit neuem Leben erfüllen. Hugh Jackman
spielt dabei in mehreren Rollen alles, was man in gewisser Weise
Wolverine vorwerfen kann, und was diesen speziellen Charakter auf der
anderen Seite für mich in meiner aktiven X-Men-Comiczeit so spannend
gemacht hat. Hier wird nämlich sowohl der stumpfe Haudrauf in allen
seinen Variantionen tematisiert, als auch der unglaublich Treue
Begleiter, der in all seiner Zerbrechlichkeit auch shcon immer ein
Teil der Figur Logans/Wolverines war. Das alles begleitet in einem
auf Basis des Roadmovies erzählten Szene, die beide Aspekte
widerspiegeln: Der zerbrechliche Traum eines Charles Xaviers über
ein mögliches zusammenleben zwischen Mensch und Mutant, aber auch
die großen Moment aus Angst und Haß, die nur all zu schnell geboren
werden, wenn man mit den Fähigkeiten der Mutanten im X-Men-Universum
konfrotiert wird. Dazu wird mit Dafne Keen eine sehr spannende
Darstellerin für die Rolle von X-23 gezeigt. (Zumindest fand ich ihr
Spiel unglaublich spannend.)
Ich habe sehr viel
schlechtes über die vorrangegangen Wolverine-Teile gehört. Ich weiß
nicht, was an diesen dran sein mag (und verspüre im Moment auch
nicht unbedingt das Bedürfnis, dem nachzugehen) aber zumindest
„Logan“ würde ich an dieser Stelle als absolut sehenswerten
Einzelfilm bezeichnen, der auch ohne großes Wissen über die
Vorangegangenen Geschichte für sich allein funktioniert.
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