Freitag, 23. März 2018
Island of dreams: Eine Kurzgeschichte
Das ist jetzt auch schon wieder ewig und drei Tage her, seit ich durch einen kurzen Spickrundgang durch verschiedene Foren, in denen ich mich seid Jahrzehnten nicht mehr Blicken gelassen habe, zwei Kurzgeschichten wieder entdeckt habe, von denen ich damals ausging, dass sie mir durch irgendeinen Festplattencrash - und die Tatsache, dass sie auf Claris Works geschrieben wurden - endgültig verloren gegangen sind. Die Erste davon habe ich bereits im Jahr 2016 hier auf dem Blog veröffentlich gehabt. Und danach ist die Zweite irgendwie in der Vergessenheit verschwunden. (Oder ich habe einfach zu viel mit mir selbst zu zaudern gehabt und mich deswegen nicht getraut.)
Whatever. Dieses Jahr gibts halt auch wieder einen Tag, an dem man das Ganze wagen kann und die weite Bloggerwelt des Internets mit den eigenen Phantastereien traumatisieren kann. In diesem Sinne: Einen fröhlichen 23. März euch allen.
Island of dreams (von Hauke Weymann)
Tage und Nächte vergehen. Und scheinen dennoch nicht vergehen zu wollen. Hinter dir befinden sich die verbrannten Reste des Waldes der deinen Kameraden das Leben gekostet hat. Vor dir das endlose blau-weiß des Ozeans. Und du? - Du sitzt auf dem Ring aus Sand, der das kleine Atoll umgibt. Ein psychisches Wrack, das eine alte Armeepistole in der Hand hält und nicht weiß, ob du es sie einsetzen soll, oder nicht. Wenn du es tätest, würde es keine Rolle mehr spielen, denn auf dieser Insel herrscht eh schon der Tod und die Bestie, dieses aus einem Alptraum entsprungene Wesen könnte deine Flammen überlebt haben. Wie konnte es nur dazu kommen?
Am Anfang wolltet ihr doch lediglich ein wenig um die Welt segeln - dem Berufsalltag entkommen. Doch dann kam der Sturm und ihr seid hier gelandet- euer Schiff nur noch Schrott. So kam es dann, das ihr ohne die geringste Ahnung wo ihr euch befandet die Insel betreten habt, nur mit spärlichem Wissen über das überleben in freier Wildbahn. Euer Gepäck war von Anfang an nur knapp bemessen, ein paar mehr oder minder nützliche Dinge eben - und die alte Armeepistole, welche sich jetzt in deiner Hand befindet.
Doch ihr hättet die Insel niemals betreten dürfen, das weißt du jetzt, denn zwei Nächte später begannt ihr zu sterben. Die Insel, auf den ersten Blick ein Paradies, verbarg unter der Oberfläche das absolute Böse. Für dich begann die Angst mit einem Schrei, dem Schrei, den ein Mensch ausstößt, welcher sich in absoluter Todesangst befindet. Und die Stimme die ihn ausstieß war die von einem von euch. Ihr konntet in der Dunkelheit der Nacht nichts tun und als sich sie Sonne am nächsten Tag erhob war nur noch getrocknetes Blut und eine gerissene Leiche vorhanden. Ein Toter drei Lebende - und Angst, gepaart mit Unverständnis wie dies passieren konnte, dachtet ihr doch, dass ihr auf solch einer Insel keine Gefahr antreffen könntet. Doch die Angst überwiegte, verbunden mit dem Entschluß sich gegen alles zu verteidigen,was bedrohlich für euch wäre.
Ein Fehlentschluß, wie du jetzt denkst, aber damals erschien es für euch das einzig Vernünftige zu sein. Doch die Nacht zeigte, wie wenig ihr doch auf über die Gefahr wußtet, aber bis dahin schien es euch, als hättet ihr euch ausreichend vorbereitet zu haben. Du trugst die Pistole, die anderen hatten sich behelfsmäßige Speere angefertigt. Das Feuer war größer als das der letzten Nacht und dennoch geschah es erneut.
Du warst kurzzeitig eingenickt, als der Schrei ertönte. Sofort aufgeschreckt saßt du zum ersten mal das grauen. Die Leiche des Opfers in den Klauen, Blutgier in den Augen. Dein Reflex, eine schnell abgefeuerte, ungezielte Kugel bewirkte lediglich, dass die Bestie von ihrer Beute abließ, und in den grollend in den Schatten des Waldes verschwand. Dieser kurze sieg aber brachte euch nur den bitteren Nachgeschmack, das ihr die verstümmelten Überreste eures zweiten Kameraden am nächsten Tag beerdigen konntet. Doch an dessem Grab wurde euch beiden bewußt, das selbst wenn ihr solange es ginge ohne Schlaf auskämet, die Bestie euch früher oder später auch hohlen würde. Noch immer das Schreckensbild der letzten Nacht vor Augen fasstet ihr den Entschluß, das nur eine der beiden Parteien auf dieser Insel überleben durfte und diese wolltet ihr sein. Deswegen begannt ihr damit trockenes Holz zu suchen und zu großen Haufen aufeinander zu schichten. Würde die Bestie wiederkommen würde sie brennen.
Doch trotz dieses Plans würde erneut der Tod einen kurzen Sieg davontragen. Als die Nacht kam begann das Unheil erneut. Die Bestie erschien wie ein Schatten in dem Kreis aus Scheiterhaufen, welchen ihr gebaut hattet. Erneut ein Schrei, und du warst der letzte, der noch von euch lebte. Der letzte, der euren Plan noch vollenden konnte. Und während du zusaßt, wie das Monster sich über sein neues Opfer hermachte, begannst du damit, den ersten Scheiterhaufen zu entzünden. Das Holz war wirklich äußerst trocken, denn der Funke sprang über, von einem Haufen zum nächsten, aber auch ein Baum nach dem Anderen begann zu brennen. Und während du merkst, was ihr nicht erwartet hattet, richtet sich die Bestie auf, aus Angst wie dir scheint und du siehst zum ersten mal ihr ganzes Äußeres. Lange, spitz zusammenlaufende, blutige Zähne. Monströse Klauen und ein Fell, auf welchem der Feuerschein sein tanzendes Spiel der Schatten wirft. Und als dieses Feuer die ersten Haare des Felles erreichen beginnt das Wesen schmerzerfüllt zu Schreien, so, als währe es nie vorher in einer solchen Bedrohung gewesen. Und als du dieses Grollen vernimmst, fällt die Lähmung von dir, welche dich beim Anblick der Bestie ergriffen hatte und du fängst an zu laufen, soweit und soschnell weg von dem Feuer wie du nur kannst. Bis du den Strand erreichst und dort vor Erschöpfung und Grauen zusammenbrichst. Erst als der Schein der Morgenröte sich am Firmament erhebt, hört das Feuer auf zu brennen, doch nur, weil der Wald nicht mehr existiert. In der Zwischenzeit hattest du keinen Schlaf finden können, so sehr nahmen dich die Todesschreie des Waldes mit, doch das Grollen der Bestie hast du kein zweites Mal vernommen.
Und nun sitzt du hier, an der selben Stelle an der du auch zusammengebrochen bist. Den Griff der Pistole in der Hand erhebst du diese und führst den Lauf in deinen Mund. Dein Finger krümmt sich und empfängst mit Dank die ewige Schwärze, welche dir das sich plötzlich erhitzende Metall des Laufes schenkt.
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